Beiträge von Bartlebooth

    Zitat

    Original von John Dowland
    Worum geht es in den ersten 19 Kapiteln? Aus meiner Sicht sind zwei Hauptthemen zu unterscheiden. Zum einen hat Musil viel über Österreich in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg geschrieben; zum anderen ist es natürlich ein Text über den "Mann ohne Eigenschaften".


    Über Kakanien gibt es zwar das eigene Kapitel, aber ich habe den Eindruck, dass wir in die Beschreibung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und ihrer Vertreter erst im nächsten Abschnitt eintreten, wenn es um die Parallelaktion geht.


    Zitat

    Original von John Dowland
    Was mich beunruhigt: während der ersten Kapitel habe ich Ulrich als sympathischen Sonderling erlebt, einen unangepassten Außenseiter, der den Mut hat, seine Meinung zu äußern und zu den Folgen zu stehen (so als Schüler und so als Soldat - bemerkenswert finde ich beispielsweise auch den schonungslos offenen Umgangston, den Ulrich mit seinen Freunden Walter und Clarisse pflegt). Wenn Ulrich entdeckt, dass er sich auf einem Irrweg befindet, nimmt er ohne zu Zögern Kurskorrekturen vor und unterscheidet sich damit insgesamt wohltuend von den einfachen Mitläufern aller Gesellschaftsschichten. Nach dem Plädoyer Walters und der Lektüre des „Moosbrugger-Kapitels“ bin ich mir in meinem (positiven) Urteil allerdings nicht mehr so sicher. Denn in Walters Augen ist Ulrich kein Sonderling, sondern im Gegenteil Repräsentant der breiten Masse („Das gibt es heute in Millionen.“ [...] „Das ist der Menschenschlag, den die Gegenwart hervorgebracht hat.“ – Seite 64). Seiner Ansicht nach stellen Menschen wie Ulrich eine ernstzunehmende Gefahr dar. Und Moosbrugger – das ist ein Ungeheuer in der Maske des erdverbundenen „von Gott gesegneten“ Handwerkers. Ulrich ist gerade von seiner „Verteidigungsstrategie“ angetan, die den Mord als „Unglücksfall“, als Folge gar des „verdächtigen Benehmens“ der Frau darstellen möchte. Was von außen als Mord erscheint, trägt im Innern mit einem Mal die Züge einer (begründbaren) Notwehrhandlung... Ein wenig habe ich mich gefragt, ob Walter mit seiner Einschätzung richtig liegt und man sich vor Ulrich, dem Moosbruggers Argumentationsmuster nicht fremd sind, in Acht nehmen sollte.


    Das ist interessant, mir ist Ulrich als Figur von Anfang an weniger sympathisch gelesen (das hat sich auch diesmal nicht geändert). Er ist zwar auf der Suche und sicherlich bereit zu Kurskorrekturen, doch die geschehen doch eher aus einem unspezifischen enttäuschten Ehrgeiz heraus. Ulrich ist kein Mann der Sache, sondern einer, der Erfolg um des Erfolgs willen haben will.
    Die Engführung mit Moosbrugger ist auch sehr auffällig. Zum einen ist Ulrich von seiner Argumentation beeindruckt, zum anderen wird er sich aber im nächsten Abschnitt vor Graf Stallburg für Moosbrugger verwenden und sagen, dass er ihn für wahnsinnig hält. Auch hier scheint die herausstechendste Eigenschaft Ulrichs wieder zu sein, dass er sich nicht entscheidet, dass er unspezifisch fasziniert ist, erst Dinge tut und denkt, und dann andere Dinge tut und denkt, die zu den ersten gar nicht zu passen scheinen.
    Wichtig ist der Hinweis auf den Unfall. Der Text beginnt mit einem Unfall und dieses Hineinschliddern in Tatsachen bleibt ein wichtiges Thema des Textes: Bei Ulrich und Bonadea z.B. oder eben bei Mossbrugger oder später, als Ulrich irgendwie in die Parallelaktion hineingerät, ohne es zu wollen oder nicht zu wollen. Das Zufällige, Unfallhafte ist eben etwas, das Eigenschaften nicht erfordert. Man wird tatsächlich beobachten müssen, inwieweit Ulrich hier von Musil als Vertreter seiner Zeit beschrieben wird.

    Ich kann empfehlen:


    John Green, Looking for Alaska
    Frank Cottrell Boyce, Millionen
    Wolf Erlbruch, Ente, Tod und Tulpe (schon genannt)
    Joan Didion, The Year Of Magical Thinking


    (sind alle im Forum besprochen).


    Außerdem Assia Djebars "Le Blanc de l'Algérie" (dt. Weißes Algerien), in dem es um politisch motivierte Morde in Algerien geht. Dieses Buch hat genau an diesen Stellen seine allerstärksten Momente, in denen die Erzählerin die Fassung angesichts dieser nicht abreißen wollenden Morde verliert.

    So, die ersten 50 Seiten sind inzwischen gelesen, und ich bin mal wieder ganz begeistert von Musil.


    Die erste Frage: Worein führt die Einleitung, die wir hier präsentiert bekommen überhaupt ein. Zum einen in die gesellschaftlichen Verhältnisse der Jahrhundertwende. Stichworte sind vielleicht für die ersten 50 Seiten am geeignetsten: Kommensurabilität und Technisierung. Der Mann ohne Eigenschaften lebt in einer Welt (und in Wien auch an einem Ort) der grundsätzlichen Zählbarkeit und der grundsätzlichen Erfassbarkeit. Der Mensch und seine Möglichkeiten sind in der Moderne tatsächlich zum Maß aller Dinge geworden (wie Foucault einmal gesagt hat).


    Doch das führt auch zu einem unvermeidlichen Relativismus und zu unendlichen Kombinationsmöglichkeiten (es wird zu sehen sein, inwiefern das dasselbe ist). So kommen wir auch zur zweiten großen Frage und zum zweiten großen thema, in das eingeführt wird: In die grundsätzliche Figurenkonstellation und die Frage der Eigenschaftslosigkeit. Ulrich, soviel wird deutlich, ist eigenschaftslos, zu einen weil er "Möglichkeitssinn" besitzt, sich also nicht wie sein Vater zu seinem Besten in die gesellschaftlichen Verhältnisse einfügt, sondern über sie hinauswachsen möchte (interessant in diesem Zusammenhang sind auch die permanenten Nietzschezitate, die ich aber alle nicht zuordnen kann).
    Doch eine Welt, in der Rennpferde genial sind, d.h. in der der menschliche Maßstab allem übergestülpt wird und zum Maß aller Dinge wird, ist die Exzellenz, nach der Ulrich strebt, praktisch unerreichbar. Tasächlich beitzt er Eigenschaften, "aber die Möglichkeit ihrer Anwendung war ihm abhandengekommen." (S. 47) In einer Welt, in der alles und jedes zum Herausragenden taugt, kommt es nur noch darauf an, wie man seine Begabungen einsetzt, nicht, welche man hat. In diesem Staium befindet sich Ulrich: Er hat Anlagen, Möglichkeiten, aber keine Ahnung, wie er sie am besten einsetzt. Seine Versuche im Militär, als Ingenieur oder als Mathematiker zu reüssieren laufen alle irgendwann in eine Sackgasse.


    Ulrich wird zunächst vor allem als ein Mann ohne Prinzipien vorgestellt. Er hat mehrere Freundinnen auf einmal, die ihn aber alle nicht sonderlich kümmern; er hat auch keine starken moralischen Prinzipien, man hat den Eindruck, dass eigentlich alles für ihn in Frage kommt, es keine Hemmnisse inhaltlicher Art gibt. Einziges Ziel des Mannes ohne Eigenschaften ist zunächst die Entfaltung einer Eigenheit, egal in welcher Richtung.

    Hallo Q-Fleck,


    ich habe folgende Einteilung an Wolke geschickt:


    1. Erstes Buch, Erster Teil - Eine Art Einleitung. S. 9-79


    2. Erstes Buch, Zweiter Teil - Seinesgleichen geschieht. S. 83-182 (bis einschließlich Kapitel 44 - "Fortgang und Schluß der großen Sitzung")


    3. Erstes Buch, Zweiter Teil - Seinesgleichen geschieht. S. 182-257 (bis einschließlich Kapitel 62 - "Auch die Erde, namentlich aber Ulrich, huldigt der Utopie des Essayismus")


    4. Erstes Buch, Zweiter Teil - Seinesgleichen geschieht. S. 258-346 (bis einschließlich Kapitel 80 - "Man lernt General Stumm kennen, der überraschend auf dem Konzil erscheint")


    5. Erstes Buch, Zweiter Teil - Seinesgleichen geschieht. S. 347-434 (bis einschließlich Kapitel 96 - "Der Großschriftsteller, Vorderansicht")


    6. Erstes Buch, Zweiter Teil - Seinesgleichen geschieht. S. 435-530 (bis einschließlich Kapitel 109 - "Bonadea, Kakanien; Systeme des Glücks und Gleichgewichts")


    7. Erstes Buch, Zweiter Teil - Seinesgleichen geschieht. S. 530-665 (bis einschließlich Kapitel 123 - "Die Umkehrung")


    8. Zweites Buch, Dritter Teil - Ins Tausendjährige Reich. S. 671-771 (bis einschließlich Kapitel 12 - "Heilige Gespräche. Wechselvoller Fortgang")


    9. Zweites Buch, Dritter Teil - Ins Tausendjährige Reich. S. 771-878 (bis einschließlich Kapitel 22 - "Von der Koniatowski'schen Kritik des Danielli'schen Satzes zum Sündenfall")


    10. Zweites Buch, Dritter Teil - Ins Tausendjährige Reich. S. 878-993 (bis einschließlich Kapitel 33 - "Die Irren begrüßen Clarisse")


    11. Zweites Buch, Dritter Teil - Ins Tausendjährige Reich. S. 994-1041 (bis einschließlich Kapitel 38 - "Ein großes Ereignis ist im Entstehen. Aber man hat es nicht gemerkt")

    Zitat

    Original von Vebatim
    MagnaMater
    Hier gehts um die grauenhafte Übersetzung eines Verlages nicht was im Film gesagt wurde.


    Ho, Brauner. "Flittchen" ist ein Ausdruck des 19. Jahrhunderts, also durchaus passend für die Übersetzung eines Austen-Romans.

    Wenn ich es mir recht überlege, war das erste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe, auch das Beste. Es waren danach noch ein paar Highlights dabei, aber so gut durchkomponiert war keines mehr:


    Colm Tóibín, The Master.


    *

    Es war mal Zeit für meinen zweiten Jane-Austen-Roman. Den ersten - "Northanger Abbey" - hatte ich seinerzeit einfach zufällig aus dem Regal gezogen. Er hat mich vor ein paar Jahren ziemlich amüsiert, wenn es mir auch nicht immer ganz leicht fiel, über diesen naiven Backfisch Catherine Morland aus vollem Herzen zu lachen. Die Frauenfiguren des 19. Jahrhunderts lassen mich das oft als ungerecht empfinden.


    Beim zweiten Buch nun fragte ich eine Freundin, Austen-Kennerin und literarisch höchst bewandert, einfach nach dem besten Buch von Austen. Die spontane Antwort war: "Emma".


    Und so quälte ich mich wie Waldfee anfänglich immer mal wieder zum baldigen Einschlafen durch die Soireen auf Randalls und auf Hartfield, machte Bekanntschaft mit dem nächsten bestürzend naiven Backfisch - Harriett Smith - und bewunderte Jane Austens Mut, seitenlange Dialoge über Zugluft oder die allgemeinen Wetterverhältnisse zu schreiben. Ich kann mit so was ja tatsächlich viel anfangen, mit dieser unglaublich steifen Reguliertheit des Lebens im 19. Jahrhundert, die sich so schön mit einer Phrase aus den "Buddenbrooks" beschreiben lässt: "Die Dehors wahren".


    Aber es war anfangs zäh. Ganz soviel Wetter, Zugluft und Kuppelversuche konnte ich nicht ertragen. Da hatte ich plötzlich über Weihnachten Zeit zum lesen und siehe da: Es flutschte. Ok, mit dem Auftauchen Frank Churchills und Mrs Eltons wurden auch die Gefühlsregungen der Charaktere etwas heftiger, aber ich bemerkte vor allem: Auf dieses Spiel mit den Ornamenten der Konvention muss man sich in Echtzeit einlassen. Ich habe die Pausen und die erstaunten Gesichtsausdrücke, die durchkomponierte Mimik und Gestik einer aufs Äußerste verfeinerten Etikette langsam mitgelesen und konnte das Buch so plötzlich doppelt so sehr genießen.


    Das Ende war dann leider gar nicht nach meinem Geschmack, zu sehr bleibt jede/r auf seinem/ihrem angestammten Platz, alles in allem viel zu happy und comme il faut.
    Im Nachhinein waren es die Dialoge um Mr Woodhouse, die in ihrer unverblümten Langeweile und Lebensuntüchtigkeit den größten Gewinn darstellten, den ich aus diesem Buch gezogen habe. Und der ist schon einmal beträchtlich.

    Zitat

    Original von churchill
    Die Statistik hat mir schon letztes Jahr viel Spaß gemacht. Ziel für das nächste Jahr bleibt, die Zahl derer zu steigern, die die Geschichten lesen und bewerten.


    Was meint ihr: Hat sich das wertungssystem bewährt? Ich denke, dass es gerechter ist als das alte. Warum aber geht die Teilnahme zurück?


    Für mich kann ich sagen, dass ich leider immer weniger Zeit zum Lesen der Beiträge und damit zum Werten und Kommentieren finde. Früher war es tatsächlich manchmal so, dass ich, wenn ich zum Lesen gekommen war und fand, dass ein Beitrag ungerechterweise hinten lag oder ganz wenige Punkte bekommen hat, dann schon noch gewertet habe. Das neue Wertungssystem ist sicher gerechter, aber diese Motivation zum Werten hat es wegfallen lassen.


    Herzlich, Bartlebooth.

    Zitat

    Original von magali
    ich entschlüssle keine 'Autorwillen', wenn ich sage, daß er anKapitelanfögen das vorgibt, was er meint, daß Leserinnen über die Personen des Buchs denken sollen.
    Und das tut er. Sind Dir die Stellen nicht aufgefallen? Sie sind fett gedruckt.


    Die fettgedruckten Stellen sind einfache Erzählerkommentare. Dein Vorwurf läuft darauf hinaus, jede Charakterisierung als Gängelung zu begreifen. Wie soll man da noch einen in deinen Augen nicht gängelnden Text schreiben?



    Aha? Und in all diesen Liebesgeschichten haben wir es mit demselben "eingeengten" Liebesbegriff zu tun?


    Zitat

    Original von magali
    In dem Seelenmotiv sehe ich den kleinsten gemeinsamen Nenner eben der westlich geprägten mystischen Vorstellung eines anderen Daseins nach dem Tod. Christlich-jüdischer Mischmasch, mit dem sich selbst Menschen, die im weitesten Sinne gläubig sind, arrangieren können.


    Und eben dieser kleinste gemeinsame Nenner macht den Reiz dieses Texts aus und ist ein Grund dafür, daß er ein Bestseller wurde.


    Ich nehme an du meinst nicht diesen kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern dass der Text deiner Meinung nach aus lauter kleinsten gemeinsamen Nennern aufgebaut ist? Ein Modellalltag in Nazideutschland? So siehst du es, und das ist es, was dich stört?


    Zitat

    Original von magali
    Du möchtest das Ganze als ein Stück Literatur sehen, ich sehe es als ein Stück gewaltsam überhöhter Unterhaltungsliteratur.


    Von wem überhöht?


    Zitat

    Original von magali
    Ich fürchte, damit müssen wir uns abfinden.


    Darauf wird es wohl hinauslaufen, wenn auch eine ganze Reihe meiner Fragen unbeantwortet geblieben sind.


    Herzlich, Bartlebooth.

    Zitat

    Original von magali
    die Leserinnen kommen auf den Gedanken, daß es sich bei der Beziehung zwischen Max und Liesel um eine konventionelle Liebesgeschichte handelt, weil sie darauf kommen sollen. ich spreche in meiner Rezension den Umstand an, daß der Autor die Erwartungen vorgibt. Man wird in hohem Maß gegängelt. Ich habe selten ein so brutales Buch in der Hand gehabt.


    Ja, magali, aber nur weil du es in deiner Rezension ansprichst, heißt das doch nicht, dass es so ist. Wie soll ich denn rausfinden, worauf ich kommen soll? Und wenn ich nicht draufkomme, habe ich dann "falsch" gelesen? Sind wir wieder beim Entschlüsseln des Autorwillens?


    Zitat

    Original von magali
    Mich hat diese klare Entwicklung der Beziehung zwischen Max und Liesel gestört, ich hätte dem Roman weniger Kitschgeneigtheit vorgeworfen, wenn Zusak den Begriff 'Liebe' weiter gefaßt hätte.


    Was meinst du denn mit "weit gefasst"? Zunächst ist die Liebesgeschichte, die im Buch im zentrum steht doch die zwischen Liesel und Rudi. Und sie liebt auch noch viele andere Menschen und auch Dinge auf je eigene Weise. Natürlich hast du das als "alte Häsin" alles schon mal gesehen, aber "eng gefasst"? Das ist der Begriff in meinen Augen bei Rosamunde Pilcher, aber nicht bei Zusak.


    Zitat

    Original von magali
    Wieso sind Taten nur dann heroisch, wenn sie macht - und wirkunsgvoll sind? Und was heißt 'wirkunsgvoll'? Einem Verhungernden in einem solchen Moment ein Stück Brot zuzustecken ist wirkungsvoll und zwar für den, der am Verhungern ist.


    "Wirkungsvoll" in dem Sinn, dass sie ein Ziel erreichen. Liesels Geste sehe ich als eine der Hilflosigkeit und der Verzweiflung, nicht als mutige, heroische Tat. Sie stellt sich ja nicht mit aller Macht und bis zur letzten Konsequenz in den Weg. Das macht die Geste nicht weniger schön.


    Zitat

    Original von magali
    Und es ist mutig in einer solchen Situation.
    ich weiß nun nicht, inwieweit Du in diesem Moment die SSler, die da mitmarschieren, reduzierst, weil Du den nationalsozialismus nicht als Fokus annimmst. Aber sie sind da, werden genannt, einer schwingt die Peitsche und tritt dann nach Liesel.
    Und in dieser kurzen Handlung soll sie also nicht mutig, geradezu heroisch sein?


    Wir können auch alle Bedeutungsnuancen einebenen. Mutig ist die Tat schon, bzw. sie ist sicherlich alles andere als feige; eine heroische Tat ist in meinen Augen schon noch etwas anderes.


    Zitat

    Original von magali
    Wenn es nicht um Andeutungen über ein Leben nach dem Tod geht, warum sammelt der Tod dann Seelen? Ein Hobby? Ein Gag des Autors?
    Kommt mir merkwürdig vor.


    Jetzt sind es schon nur noch Andeutungen ;-). Der Erzählertod muss ja irgendeine Motivation haben, um als Personifikation anwesend zu sein, wie du richtig schreibst. Eine Jenseitsvorstellung ist das, wie gesagt, noch nicht.


    Zitat

    Original von magali
    Zudem weiß ich nicht, wieso man die Lektüre aus dem westlichen, christlich geprägten kulturellen Kontext lösen sollte.


    Das ist aber nicht das Problem des Textes. Ich sehe hier jedenfalls keine religiöse oder sonstige metaphysische Vorstellung, die ich eins zu eins aus einer bestimmten Philososphie oder Religion übertragen könnte. Du?


    Zitat

    Original von magali
    Das Einsammeln der Seelen kommt häufig vor, nicht bloß einmal. Es begründet, warum wir den Tod auf zwei Beinen in diser Geschichte haben.


    Wie sollen Leserinnen das verstehen? Als Fantasy? Als Ornament?
    Müßte man dann nicht eine Warnung in das Buch schreiben, die etwa lautet: wenn in diesem Text von Seelen die Rede ist, hat das nichts mit einer Vorstellung von Nachleben zu tun, also vergeßt alles, was ihr darüber wißt und glaubt? Lest das Buch, ja, wie?


    Für den ersten Teil, s.o. "Vergesst alles, was ihr wisst und glaubt" - natürlich nicht. Aber das ist ein Vorwurf, der nicht an den Text gerichtet werden kann. Verstehensprozesse laufen individuell eben vor einem bestimmten Wissens- oder Glaubensschatz ab, wie soll das anders sein?


    Zitat

    Original von magali
    Du sagst, es ist ein Buch über die grausame Ironie des Lebens.


    Mit Verlaub, das sage ich nicht. Die "grausame Ironie des Lebens" war eine, zugegeben nicht sehr originelle, Formulierung meinerseits, die nun aber nicht gerade "das Buch" ausmacht.

    Zitat

    Original von magali
    Bartlebooth


    warum ist die 'Parade', in der Liesel an Max' Hals hängt, keine dramaturgische Leistung?
    Sie ist ein Höhepunkt, sie schließt die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Max und Liesel ab. Hier wird der Knoten endgültig geschürzt, sie ist der Ausgangspunkt für die Frage, die soviele Leserinnen am Ende stellen: kamen die beiden zusammen?


    Du argumentierst mit dem, gegen das du in deinen Antworten auf Rosenstolz und Eskalina argumentiert hast. Ich war verwundert darüber, wie man darauf kommen kann, dass es sich bei der Geschichte von Max und Liesel um eine konventionelle Liebesgeschichte handeln könnte.
    Die Szene ist in meinen Augen eine transitorische Szene: Die Bemühungen Max zu beschützen, sind vergeblich gewesen, er muss ins KZ und wird nun wahrscheinlich sterben. Vorher wäre das für Liesel einfacher gewesen, nun, nachdem sie Max in ihre Welt integriert hat, erscheint es als eine einzige Sinnlosigkeit. Dass die Geschichte hier eben gerade noch nicht abgeschlossen ist, weiß man zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


    Zitat

    Original von magali
    Überdies zeigt sie noch einmal die Vorbildwirkung von Hans Hubermann, Liesel erweist sich hier als seine echte Tochter, auch wenn sie 'nur' ein Pflegekind ist. Sie handelt menschlich, genau wie er. Das, was er seinem Sohn nicht vermitteln konnte, lebt in Liesel und kommt hier zum Blühen.
    Hubermann hat ja eine vergleichbare Szene, die zum Auslöser für Max' Weg wird. Die beiden Szenen sind komplementär zu sehen. Liesel ziegt, was sie gelernt hat.


    Nun, zum Teil sicherlich, aber was ist daran schlimm? Außerdem erschöpft sich die Funktion der Szene darin nicht. Hans Hubermanns Standhaftigkeit hat zum Weggang Max' geführt. Dass dieser im nachhinein betrachtet vollkommen sinnlos wird, weil Hans Hubermann die Zeichen falsch deutet, ist die Ironie seiner Szene. Liesel wiederholt die Tat von Hans im Ansatz und muss wieder befürchten, alles schlimmer zu machen. Die Ironie ist hier, dass der vermeintliche Marsch in den Tod absurderweise einer ins Leben ist: Max ist der einzige aus Liesels Welt, der am Ende verschont bleibt.


    Zitat

    Original von magali
    Die Szenen sind im Roman wesentlich für die abschließende Charakterisierung der drei Figuren.
    Sie sind wichtig für die Leserinnen, weil man da, jede für sich, den ureigenen Kampf gegen Nazis kämpfen kann. Liesel hat hier Vorbildfunktion. So würden wir alle gern handeln. So gut.


    Was tut sie denn so Außergewöhnliches? Sie reicht ein Stück Brot an einen der Vorbeigetriebenen und redet mit Max. Ihre Geste ist zwar gut, aber vollkommen macht- und wirkungslos, keine heroische Tat, eher eine Verzweiflung an dem - vermeintlich - tragischen Ausgang der Geschichte.


    Zitat

    Original von magali
    Folge ich Deiner Meinung, bleibt aber sowieso nicht viel von dem Buch übrig.
    Es handelt nicht vom Nationalsozialismus und die Seelen haben auch nichts mit Vorstellungen von einem Leben nach dem Ableben zu tun.
    Warum hat der Autor dann beides in diesem Roman aufgenommen und zwar ziemlich breit?
    Soll ich das beim Lesen alles überlesen?


    Was die reine Erwähnung von "Seelen" (inwieweit ist das eine "breite Aufnahme"?) mit dem Leben nach dem Tod zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Eine konkrete Jenseitsvorstellung wird doch überhaupt nicht gegeben.
    Dass das Buch nicht primär vom NS handelt, heißt ja nicht, dass du das alles überlesen sollst oder auch nur könntest. Das Buch handelt in der Zeit des NS, aber der Fokus liegt auf einer Darstellung des Alltags, nicht auf einer des Terrors. Man kann sagen, von dem Buch bleibt dann nicht viel übrig, das ist richtig. Jedenfalls keine großen Gesten, kein Heldentum, keine heroischen Erzählungen. Es bleiben kleine Gesten, die nicht dahin führen, wohin sie vielleicht hätten führen sollen. Es bleibt ein großes Maß an Sinnlosigkeit und grausamer Ironie des Lebens. Und es bleibt die Darstellung einer fast vollständigen Auslöschung einer Welt im Kleinen.


    Wenn du nach dem Gewaltigen suchst, wirst du es in dem Buch tatsächlich nicht finden. Wenn das für dich "nichts" ist, dann ist das wohl so.


    Herzlich, Bartlebooth.

    Hallo Voltaire,


    Zitat

    Original von Voltaire
    Leider wird Robert Musil sehr oft nur auf sein Hauptwerk „Der Mann ohne Eigenschaften“ reduziert. Eine solche Reduzierung wird diesem Schriftsteller nicht gerecht. Robert Musil war weitaus mehr, ein vielseitiger Schriftsteller der weitaus mehr geschrieben hat als eben "nur" diesen „Mann ohne Eigenschaften“.


    Wahrscheinlich braucht Herr Kraft irgendeine Hinguckerthese, diese hier wirkt aber ein bisschen lächerlich, und zwar gleich aus mehreren Gründen.
    Es genügt ein Blick auf Musils Werkausgabe, um zu sehen, dass über die Hälfte davon aus dem "Mann ohne Eigenschaften" besteht. Der Roman ist sein Hauptwerk und nimmt in jeder Hinsicht breiten Raum ein.
    Das allein wäre natürlich noch kein hinreichender Grund, Musil auf den MoE zu "reduzieren", doch ich frage mich, wer das tut und in welcher Hinsicht? Das vergleichsweise Wenige, was Musil sonst noch geschrieben hat, ist zu einem Teil einer breiten Bevölkerung wohl viel vertrauter als der MoE. Ich spreche natürlich von den "Verwirrungen des Zöglings Törleß" einer kanonisierten Schullektüre.
    Einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit ist Musil seit langem wegen seiner unglaublich scharfsinnigen Kurzprosa bekannt, das schließt sowohl seine feuilletonistischen Betrachtungen, Kritiken und Zeitgeistanalysen als auch seine Erzählungen ein ("Drei Frauen" gehört zum Besten, was ich von Musil gelesen habe).
    Das Einzige, was an Musils Schaffen manchmal vergessen wird, sind seine Dramen (zwei an der Zahl). Da ich sie beide noch nicht kenne, kann ich zu denen aber auch nichts sagen.


    Zitat

    Original von Voltaire
    Das rätselhafte Leben dieses Schriftsteller erscheint nach der Lektüre dieses Buches ein kleines bisschen weniger rätselhaft.


    Mir war bisher gar nicht bekannt, dass Musils Leben besonders rätselhaft war. Vergessen im Exil zu sterben aufgrund ausgiebiger Nazihetze, das ist tragisch, ja. Aber rätselhaft? Wie begründet Herr Kraft denn diese Einschätzung?


    Herzlich, Bartlebooth.


    EDIT Tippfehler

    Das hat mich wütend gemacht:


    Roland Koch bleibt auf absehbare Zeit Ministerpräsident und wahrt seine Chance auf die Kanzlerkandidatur - obwohl er schon abgewählt war. Zu verdanken haben wir es dem politischen "Gegner"


    Hans-Werner Sinn spricht von einer "Pogromstimmung" gegen Manager. Charlotte Knobloch macht eindringlich und sachlich klar, dass sie solche Vergleiche nicht wieder zu hören hofft. Drei Tage später wiederholt Christian Wulff öffentlich diesen Vergleich und beharrt ohne Not auf ihm. Die Öffentlichkeit interessiert es nicht. Wulff hat sich damit in meinen Augen vom farblosen Beamten zum unwählbaren Demagogen Kochscher Prägung gewandelt.


    Die Finanzkrise zeigt die Grenzen der Markthörigkeit auf. Die FDP ruft wie alle anderen nach dem Staat und tut so, als wäre die gegenteilige Position in den letzten 20 Jahren nicht ihre hauptsächliche programmatische Aussage gewesen.


    Das hat mich gefreut:


    Guantanamo Bay soll geschlossen werden.


    Die Autoindustrie bekommt die Quittung für ihr Beharren auf einer völlig anachronistischen Geschäftsstrategie.


    Beste Filme:


    Last Radio Show
    Mamma Mia
    Bienvenu chez les Ch'tis
    Waltz with Bashir


    Schlimmste Filme:


    Burn After Reading
    Sex and the City


    Beste Neuerscheinung:


    Felicitas Hoppe, Iwein Löwenritter


    Schlimmste Neuerscheinung:


    Hans Pleschinski, Ludwigshöhe


    Über diese Platten habe ich mich gefreut:


    Bloc Party, Intimacy
    Zazie, Totem

    Zitat

    Original von magali
    zwei Beispiele anzuführen, heißt nicht, ein Buch auf zwei Szenen zu reduzieren.


    Sicherlich nicht, aber diese beiden "historischen Inexaktheiten" sind die einzigen greifbaren Punkte, die ich aus deinen doch sehr diffusen Klischeevorwürfen isolieren konnte (mag an mir liegen). Inzwischen sind sie ja auch dazu geworden: Zu Beispielen für Klischees. Ursprünglich waren es Beispiele für historische Ungenauigkeit, und das sind sie einfach nicht, denn (s.o.) 1. gab es auch im Krieg noch Märsche ins synekdochische Dachau und 2. gab es auch noch Bücherverbrennungen nach 1933. Dass du jene beiden Vorwürfe immer wieder voneinander trennst und sie anschließend wieder vermischst, macht sie nicht überzeugender.


    Zitat

    Original von magali
    Ich habe auch nicht gesagt, daß Zusak es sich einfach macht. Ich sage nur, daß er sich nicht von bereits bestehenden und gültigen Bildern und Vorstellungen gelöst hat.
    Und es geht nicht nur um die Bilder und Vostellungen von Nazis, sondern auch die von Vätern, Müttern, Freundschaften, Büchern und, nicht zu vergessen, dem Leben nach dem Tod.


    Was für eine Reihung! Bei den Nazis stimme ich dir - wie erwähnt - nicht zu. Beim Leben nach dem Tod sehe ich gar nicht, dass es thematisiert wird (etwa nur weil von "Seelen" gesprochen wird?). Familie und Freundschaften sind in diesem Buch nicht Gegenstand origineller Umwertung, sondern Gegenbild zur Angst. Ich wüsste gar nicht, wo in einem solchen Buch Originalität in Bezug auf diese Kategorien Platz hätte. Es geht ja primär um die Darstellung eines Alltags, der trotz der Furcht noch intakt bleibt.


    Zitat

    Original von magali
    Wie Du selbst sagst, ist das kein Roman über den Nationalsozialismus, im Sinne eines historischen Romans.
    Deswegen sind Fehler im Detail, die es trotz der lobenswerten Bemühungen des deutschen Verlags immer noch gibt, auch nicht besonders wichtig.


    s.o., die ständige Wiederholung macht diese Vorwürfe nicht richtiger.


    Zitat

    Original von magali
    In meinen Augen sind die 'Paraden' nach Dachau, die Du nennst, durchaus dramaturgische Glanzstücke im Rahmen dieses Romans.
    Das sollen sie auch sein.


    So? Woher nimmst du diese Überzeugung?


    Zitat

    Original von magali
    Es geht darum, bestimmte Emotionen zu evozieren.
    Das kann der Autor sehr gut.


    Einverstanden. Ist aber keine Begründung für den voraufgegangenen Satz.


    Zitat

    Original von magali
    Ich habe nie behauptet, daß er nicht schreiben kann, auch wenn er eine ziemlich überladenen Stil favorisiert und der Künstlichkeit zuungunsten der Kunst huldigt.


    Naja, der letzte Satz heißt doch aber nicht wirklich, dass er deiner Meinung nach gut schreibt ;-). Ich kann auch diesen Vorwurf so aus dem Blauen heraus nicht nachvollziehen. "Überladen" ist nun wahrlich kein Epitheton, was mir im Zusammenhang mit diesem Buch besonders einleuchtet.


    Zitat

    Original von magali
    Was geht hier 'kaputt', wenn ich meine Kritik an diesem Buch äußere?
    Das Buch oder die guten Meinungen darüber?


    Wenn du mich fragst: Keins von beiden. Ich finde deine Kritik interessant und abstrakt ein Stück weit nachvollziehbar. Sie ist nur in einem Gestus vorgetragen, der es mir schwer macht, den Text als Ziel zu erkennen. Das Ziel, das ich erkenne, ist ein recht erfolgreiches Buch, das zum Zeitgeistphänomen eingenordet werden soll (Eskalinas Bemerkung kann ich diesbezüglich gut nachvollziehen).


    Herzlich, Bartlebooth.


    EDIT Tippfehler

    Zitat

    Original von magali
    Meine Argument ist das, daß bekannte und längst glattgehobelte Versatzstücke, die Nazi-Zeit signalisieren und so im kollektiven Gedächtnis über die Zeit verankert sind, eingesetzt werden.
    Es geht um Gleichungen wie eben die über Dachau:
    Kleine fiktive Stadt in der Nähe Dachau = Konzentrationslager = Juden.
    Nazis = Bücherverbrennung


    Das ist einschichtig und eindeutig. Das ist Kitsch.


    Das wäre so, wenn das die einzigen Motive wären, die vorkommen. Ich halte die Marsch-nach-Dachau-Szene auch nicht für das Glanzstück des Romans.
    Der NS ist in dem Buch aber viel vielfältiger Thema, er ist vor allem als Alltag dargestellt und das ist nun wahrlich nicht furchtbar gewöhnlich. Denn normalerweise sind die Kerne der Bücher über die Zeit Schreckensszenarien: Flucht, Deportation, Indoktrination, Verstecken. Du reduzierst ein Buch von fast 600 Seiten auf zwei Szenen, die das Buch nach meinem Dafürhalten überhaupt nicht ausmachen.
    ZUsak macht es sich doch überhaupt nicht so einfach wie "Nazis = Bücherverbrennungen", ganz im Gegenteil. Im Buch kommen viele Nazis oder Sympathisanten vor, sie alle sind aber gerade keine geifernden Abziehbilder, sie sind auch nicht einfach das Gegenteil, also getriebene und gegen ihren Willen gezwungene eigentlich gute Menschen.
    Zusak benutzt keine Typen, sondern versucht die Darstellung differenzierter Personen mit Stärken, Schwächen, Gutem und Bösem. Wir können das gern am Beispiel durchdeklinieren.


    Herzlich, Bartlebooth.

    Liebe magali,


    Zitat

    Original von magali
    Noch mal zu Dachau zurück, damit wir das komplett haben: 1944 wurden Juden aus den Lagern im Osten in beträchtlicher Zahl zurücktransportiert, um sie in der Rüstungsindustrie einzusetzen. Sie kamen auch nach 'Dachau', aber nicht in das Lager dieses Namens, sondern in sog. Außenlager.
    Insofern ist es grundsätzlich richtig, von Juden in Dachaus zu sprechen, nur der Zeitpunkt für Liesel ist der falsche.


    Entschuldige, wenn ich oberlehrerhaft klinge, aber in dem Buch marschieren Juden durch eine fiktive Kleinstadt nach Dachau. Beobachtet werden sie von einer Menge relativ einfacher Landbewohner. Glaubst du wirklich, die hätten historisch korrekt gesagt "man verfrachtet Häftlinge ins Außenlager Allach"? Wohl kaum. "Dachau" ist eine Synekdoche (verzeih die Fachsimpelei) für den Lagerkomplex insgesamt und wird auch heute noch so gebraucht. Du kannst an einen fiktionalen Text nicht die Maßstäbe eines Fachbuchs anlegen.


    Zitat

    Original von magali
    Deinen Einwand, daß das Buch nicht vom Nationalsozialismus handelt, habe ich in Deiner ersten Stellungnahme schon gelesen und ich habe ihn auch ernsthaft durchüberlegt.
    Im heutigen Kontext, wie die Nazi-Herrschaft und der zweite Weltkrieg gedeutet und erinnert werden soll, führt die Überlegung in meinen Augen nirgendwohin. Ich habe die Befürchtung, daß man rationalisiert, wenn man das von diesem Buch erwartet.


    Der Abschnitt bleibt für mich auch nach mehrmaligem Lesen dunkel. Sagst du, dass man rationalisiert, wenn man sagt, das Buch handle nicht primär vom NS? Und was genau ist das Problem einer Rationalisierung von Lektüre?


    Zitat

    Original von magali
    'Nationalsozialismus' ist an sich und in sich so wirkunsgmächtig, daß er nicht als Symbol für eine Diktatur, welcher Art auch immer stehen kann. Er kann nicht Stalinismus, Pinochet, Pol Pot, Bokassa oder Papa Doc symbolisieren.
    Er ist Hitler und Deutschland.


    Es geht meines Erachtens nicht darum, dass der NS für andere Gewaltregime steht, sondern dass ein Kinderleben im NS dargestellt wird und es um dieses individuelle Leben geht. Es wird ein Alltag in einer extrem gewalt- und angstdurchsetzten Zeit beschrieben. Warum kann das nicht die NS-Zeit sein?


    Zitat

    Original von magali
    Die Lanze für das Buch brauchst Du nicht mehr zu brechen, es wird tausendfach gelesen und geliebt.
    Ich betätige mich nur einmal mehr in meiner geliebten Rolle als Abweichlerin vom Zeitgeist
    :grin


    Das sei dir gestattet :-), ich will einfach nur sagen: Ich halte das Buch nicht für ein Zeitgeistbuch und finde es auch nicht wirklich kitschig.


    Herzlich, Bartlebooth