Beiträge von **Line**

    Kurzbeschreibung:
    Selim Özdogan bringt das Leben auf den Punkt: Nur schmal ist der Grat zwischen Sonnen- und Schattenseite, zwischen denen, die alles erreichen wollen, und denen, die nichts mehr zu verlieren haben. Özdogan begleitet sie auf ihren Wegen: den Vater, der statt seiner Liebe auf den ersten Blick die Frau seines Lebens heiratet. Den Lehrer, der freitagmittags doch eigentlich nur nach Hause will. Und die Jungen unter der Laterne, die den ersten Schluck jeder Flasche immer auf den Boden gießen, obwohl eigentlich keiner weiß warum. Was dabei entsteht, sind Geschichten, deren Rhythmus und Klang den Leser tragen wie eine Melodie. Es sind Geschichten von Menschen, die nach festem Grund unter ihren Füßen suchen, von Liebenden, die der Wahrheit hinter der Poesie nachspüren, von der Angst vor dem Tod und der Sehnsucht nach ihm, vom Leben im Takt der Musik und von Tagen im Paradies.


    Zum Autor:
    Selim Özdogan, geboren 1971, lebt in Köln. Verfasst Romane und Kurzgeschichten. Mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis (1999). Veröffentlichte u.a. die Romane Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist (1995) und Im Juli (2000), zuletzt Heimstraße 52 (2011).


    Rezension:
    Mit Der Klang der Blicke legt Autor Selim Özdogan ein Buch mit 26 Kurzgeschichten vor, die in allen Lebensbereichen spielen. Sei es der türkische Junge, der mit Rap-Musik berühmt werden möchte, ein Mann, der vor seinem krankheitsbedingten Tod noch einmal mit seiner Jugendliebe zusammen sein will, oder eine Gruppe von Jungs, die sich immer unter einer Laterne treffen und reden, aber erst durch einen älteren Mann erfahren, warum dies seit Jahren so Brauch ist.


    Viele verschiedene Personen lernt der Leser in diesen Kurzgeschichten kennen, manche sind tragisch, andere komisch und auch skurril und überzeichnet. Doch jede von ihnen ist eine Art Getriebener, der ein bestimmtes Ziel vor Augen oder auch aus den Augen verloren hat, der Halt sucht, eine Aufgabe, die ihn erfüllt oder einfach nur aus seinem Leben plaudert.


    Selim Özdogan versteht es gekonnt, in verschiedene Schreib- und Sprachstile einzutauchen. Keine einzige der Geschichten liest sich gleich, man könnte fast meinen, es hätten sich hier eine Menge verschiedener Autoren zu einer Anthologie zusammengefunden, was aber nicht der Fall ist.


    Die Geschichten sind sehr unterschiedlich und konträr, so dass für jeden Leser etwas nach seinem Geschmack dabei sein dürfte. Viele haben mich sprachlos zurückgelassen, davon einige, an die ich noch länger denken musste, und mit manchen kam ich zugegebenermaßen auch gar nicht zurecht, sprich: Ich habe das Ende einfach nicht verstanden.


    Doch im Großen und Ganzen kann ich diese Geschichtensammlung generell empfehlen. Selim Özdogan weiß, wie man Zeitgenössisches schreibt und viele seiner Geschichten haben mich zum Nachdenken angeregt. Wer sich für dieses Genre interessiert, wird mit Der Klang der Blicke sicherlich nichts falsch machen.


    Fazit: Vielfältig, unterhaltsam, zum Nachdenken anregend - Selim Özdogans Kurzgeschichtensammlung Der Klang der Blicke vereint viele verschiedene Charaktere aus unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft, die ihr großes Glück suchen oder es verloren haben. Empfehlenswert!

    Kurzbeschreibung:
    Winter liegt über dem Nebelwald. Ronar hat seinen Platz im Volk der Elthen gefunden. Doch es gibt jemanden, dem der Verlauf der Ereignisse nicht gefallen hat und der mächtig genug ist, die Zeit zu verändern. Der Zauber führt die Geschichte zurück zum Anfang: Ronar lebt wieder in seinem Dorf. Er ist wieder der Ziehsohn des Schmieds...Aber ist wirklich alles, wie es war? Was geschieht, wenn man versucht, die Zeit zurückzudrehen? Wird sie sich einen fremden Willen aufzwingen lassen - oder wird sie sich in etwas Furchtbares, Unberechenbares verwandeln?


    Zur Autorin:
    Anke Höhl-Kayser, Jahrgang 1962, lebt mit ihrer Familie und ihrem Berner Sennenhund in Wuppertal. Die Literaturwissenschaftlerin schreibt Jugendbücher und Lyrik.


    Rezension:
    Ronar ist nun 15 Jahre alt und mit seinem neuen Leben bei den Elthen mehr als zufrieden. Doch ein unbekannter Gegner sieht das nicht so und durch einen Zauber wird die Zeit verändert: Ronar lebt nun wieder in der Familie des Schmieds, ist wieder der unbeholfene Ziehsohn, der sich die Gemeinheiten seiner Ziehbrüder gefallen lassen muss und als Außenseiter abgestempelt wird.


    Doch durch die Berührung einer scheinbar verzauberten Ähre erhält Ronar Einblicke in eine ganz andere Zeit, die ihm ungewöhnlich vertraut vorkommt. Langsam aber sicher kehren Erinnerungen zurück, die ihn zweifeln lassen, sich in der wirklichen, realen Zeit zu befinden. Und somit macht er sich auf sein letztes Abenteuer auf, die Zeit wieder in ihre richtigen Bahnen zu lenken...


    Mit Ronar. Drei Ähren beendet Anke Höhl-Kayser nun ihre Trilogie um den heranwachsenden Ronar. Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin am Anfang der Geschichte einen kurzen Rückblick auf die Ereignisse aus Band 1 und 2 gibt, so dass der Leser sein Wissen nochmals auffrischen kann.


    Die Zeit spielt wiederum eine große Rolle, doch diesmal wird auf Science Fiction-Elemente wie in Band 2, die eine Reise zum Mond beinhaltete, verzichtet, was ich sehr begrüßt habe. Denn die Welt, die Anke Höhl-Kayser mit Ronars Abenteuern erdacht hat, ist so farbenfroh und detailliert, dass dieser Schauplatz vollkommen ausreicht.


    Die liebgewonnenen Charaktere haben alle erneut ihren Auftritt und Ronars letztes Abenteuer lässt den Leser wiederum sehr mitfiebern. Der Abschluss der Trilogie beantwortet alle noch eventuellen offenen Fragen und wartet mit einem zufriedenstellenden Ende auf, das nachvollziehbar und authentisch wirkt. Ebenso wächst Ronar zusehends mit der Reihe, seine Aufgaben werden schwieriger und die Botschaft, die dahintersteckt, soll genau dies zeigen: Man wächst an seinen Aufgaben, die man im Leben bewältigen muss, ob gut oder schlecht, man darf sich nur nie selbst aufgeben.


    Ronar ist im Abschluss eine wirklich beeindruckende und auch tiefgehende Fantasy-Trilogie, die in jedem ihrer Teile eine Botschaft an den Leser enthält und ihn ermutigt, nie den Kopf in den Sand zu stecken, aus eigenen Fehlern zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.


    Fazit: Ronar. Drei Ähren ist ein mehr als würdiger Abschluss der Trilogie von Anke Höhl-Kayser, die sich wiederum durch Spannung und auch eine Botschaft an den Leser auszeichnet. Die farbenfrohe und interessante Welt tun ihr Übriges und ich hoffe, man wird noch einiges von der Autorin lesen!

    Kurzbeschreibung:
    Ein fettes Schwein, drei Morde, vier Tote und sechzehn Autoren! Und das ist längst nicht alles, was Sie im ersten Kettenkrimi der Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus dem Kreise derer, die sich Dostojewskis Erben nennen erwartet. Bereitwillig stellten sie ihre Fantasien und ihre ganzen Erfahrungen als gewiefte Krimiautoren zur Verfügung. Herausgekommen ist dabei eine Geschichte voller Affären, Intrigen, zwielichtiger Gestalten, korrupten Machthabern und einem schlauen Hund, die Wiesbaden in einen Hort des Verbrechens wandelt, der weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinausreicht.


    Zu den Herausgebern:
    Eva Lirot wohnt und arbeitet derzeit in Limburg und genießt gern mal einen guten Wein. Veröffentlichungen: die Krimi/Thriller-Serie aus Frankfurt mit Großstadtsheriff Jim Devcon (zuletzt: Seelenbruch, Eiskalte Ekstase), Kurzkrimis.
    Richard Lifka, Mitbegründer von Dostojewskis Erben ist Autor, Journalist und Herausgeber. Zuletzt erschienen sind die beiden Kriminalromane mit Privatdetektiv Ninus Hagen: Sonnenkönig und Doppelkopf.


    Rezension:
    Im Casino in Wiesbaden kommt es zu einem Mord, aber anders als erwartet: Der eigentliche Mörder ist das tatsächliche Opfer, denn bei seinem Anschlagsversuch kommt er selbst ums Leben.


    Kriminalhauptkommissar Lars Rieken hat mit diesem Fall alle Hände voll zu tun, Unterstützung findet er in der resoluten Kevser, die für das Casino arbeitet, und ihrem Dobermann Mo, der ebenfalls zu Wort kommt. Rieken muss dann noch erfahren, dass seine ehemalige Freundin Anina wohl ebenfalls ihre Hände im Spiel hat...


    Mit Agenten-Roulette legen Dostojewskis Erben, ein Zusammenschluss von 16 Kriminalautoren, den ersten Kettenkrimi vor. Anfangs war ich etwas skeptisch aber gleichzeitig auch sehr neugierig, wie die verschiedenen Schriftsteller es schaffen werden, einen zusammenhängenden Krimi zu verfassen. Und dies geschah überraschend gut!


    Man erkennt zwar, dass jeder Autor seine eigene Note und Erzählstil hat, womit ich aber keine Probleme hatte, sondern es eher als angenehm empfand, denn so konnte man direkt unterscheiden, von wem einzelne Abschnitte stammten. Bei Eva Lirot z.B. konnte ich den Schreibstil sogar wiedererkennen, da ich bereits einige ihrer Bücher lesen durfte, die mich immer begeistern konnten.


    Die Handlung selbst ist raffiniert angelegt für einen Krimi, der mit gerade mal 120 Seiten aufwartet. Anfangs lose anmutende Aneinanderreihungen von Geschehnissen fügen sich am Ende zu einem schlüssigen Handlungsstrang zusammen, wobei ich ruhig noch 200 Seiten mehr hätte lesen können.


    Als besten Charakter möchte ich den Dobermann Mo herausheben, der in einigen Szenen selbst zu Wort kommt und mit lustigen und auch bissigen Kommentaren aufwartet. Ihn hätte ich mir auch als Hauptcharakter gut vorstellen können. Vielleicht entscheiden sich die Autoren ja, ihn in einem zukünftigen Projekt nochmals in einer größeren Rolle auftreten zu lassen.


    Fazit: Mit Agenten-Roulette legen Dostojewskis Erben ein interessantes Projekt vor, dass sich vor anderen Krimis nicht verstecken muss, aber ruhig ein wenig länger hätte sein können. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Romane des Zusammenschlusses der 16 Autoren!

    Kurzbeschreibung:
    Riley Blackthorne, Dämonenfängerin in Ausbildung, steht ihr Job sonst wo. Nach dem Überfall der Dämonen auf ein Zunfttreffen sind viele ihrer Kollegen tot oder verletzt – ihr Freund Simon liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Ihr Vater ist von einem mächtigen Totenbeschwörer wiederbelebt und entführt worden. Als ob das nicht reichte, machen ihr noch zwei Männer das Leben schwer: Ori, ein heißer selbständiger Dämonenfänger, und Denver Beck, ein Freund der Familie, der sie ständig bevormundet. Riley ist fast so weit, Atlanta freiwillig zu verlassen. Aber als mehr und mehr Dämonen in der Stadt auftauchen, schickt der Vatikan schließlich eine eigene Truppe von Jägern, und plötzlich ist der Teufel los. Nur Riley weiß, dass sie der Grund dafür sein könnte. Ein besonders starker Dämon verfolgt sie, und sie wird ihm nicht ewig entkommen...


    Zur Autorin:
    Jana Oliver, geboren und aufgewachsen in Iowa, ist eine preisgekrönte Autorin. Sie ist am glücklichsten, wenn sie haarsträubende Legenden recherchiert, auf alten Friedhöfen umherwandert und neue Geschichten erträumt. Sie glaubt wirklich, dass sie den besten Job der Welt hat. Im Fischer Taschenbuch lieferbar: Aller Anfang ist Hölle, der erste Band ihrer Serie Riley Blackthorne - Die Dämonenfängerin. Jana Oliver lebt wie ihre Heldin in Atlanta, Georgia.


    Rezension:
    Seit dem Angriff der Dämonen auf die Dämonenfänger ist in Rileys Leben nichts mehr so wie zuvor: Sie sucht verzweifelt ihren Vater, der nach seinem Tod reanimiert wurde, wer mit gefälschtem Weihwasser, das der Grund für das Eindringen der Dämonen im Tabernakel war, handelt und dann ist da noch Simon, ihr Freund, der sich zusehends von ihr abwendet.


    Wäre das alles nicht schon genug, hat Riley auch noch alle Hände voll mit Ori zu tun, einem Engel, der sie beschützen und noch mehr von ihr will. Wird Riley ihm widerstehen können? Und wird sie letztendlich den Schuldigen finden, der ihren Vater reanimiert hat?


    Seelenraub ist der zweite Band in der Reihe rund um die 17-jährige Riley Blackthorne, ihres Zeichens Dämonenfängerin in Ausbildung. Leider konnte mich Riley dieses Mal nicht ganz so begeistern wie in ihrem ersten Abenteuer.


    Zwar bleibt sie weiterhin ein starker Charakter, der sich so gut wie alleine durchs Leben schlägt, bereits herbe Verluste in ihrem jungen Leben einstecken musste, doch lässt sie sich in diesem Teil auch zu einer ungeahnten Naivität herab, was den Charakter des Ori angeht.


    Mehr möchte ich dazu jetzt nicht verraten, sonst wäre zuviel vornweg genommen. Die Handlung setzt direkt am Ende des ersten Teils an. Positiv fand ich den kurzen Rückblick zu Beginn, so dass man sein Gedächtnis über die Vorfälle im ersten Band nochmals auffrischen konnte. Liebgewonnene und auch neue Charaktere halten Einzug und auch die Spannung und ein wenig Romantik kommen wiederum nicht zu kurz.


    Ich erhoffe mir jedoch, dass sich Riley im 3. Band der Reihe, der mit dem Titel Höllenflüstern für März 2013 angekündigt wird und von dem man bereits am Ende des Buches die ersten beiden Kapitel lesen kann, wieder eines besseren besinnt und nicht mehr ganz so blauäugig durchs Leben geht wie in Seelenraub, denn als Protagonistin kann sie bedeutend mehr.


    Seelenraub ist somit ein recht annehmbarer zweiter Teil, der wiederum durch jede Menge Action und auch Wortwitz punkten kann, Riley selbst hat hoffentlich am Ende einiges dazugelernt und wird aus ihren Fehlern klug.


    Fazit: Seelenraub ist ein durchaus spannender zweiter Teil der Reihe um Riley Blackthorne, der einige Fragen beantwortet, aber auch neue aufwirft. Riley selbst war mir in mancher Situation aber etwas zu naiv und gutgläubig, was sich hoffentlich im nächsten Band wieder ändern wird.

    Zitat

    Original von träumerei
    Danke für die Rezi :-) ich geister schon lange um das Buch herum. Jetzt hab ichs gleich zu meiner amazonbestellung hinzugefügt.
    Freue mich schon aufs lesen.
    :wave


    Ich hoffe, du wirst berichten, ob es dir auch gefallen hat :)

    Kurzbeschreibung:
    Als die beiden sich begegnen, haben sie schon so manches erlebt: Immer musste das Berliner Servierfräulein Lisa Gerber, die in den Harzer Bergen aufwuchs, für andere da sein. Bertie Lenz, der seine Kindheit und Jugend im Waisenhaus verbringen musste, lebt als Maurer zur Untermiete. Als er sich mit SA-Leuten anlegt, verhilft Lisa ihm zur Flucht. Dann steht er plötzlich vor ihrer Tür – und will nicht mehr fort. Doch bleibt ihnen für ihre Liebe nicht viel Zeit, denn 1939 beginnt der Krieg und ein Jahr später wird Bertie eingezogen und kommt nach Russland. Für Lisa beginnt die Zeit des Wartens. Ihre einzige Erinnerung an Bertie ist ein Kind, Manni, und ein kleines buntes Blechkarussell zum Aufziehen...


    Zum Autor:
    Klaus Kordon, geboren 1943 in Berlin, wo er heute als freischaffender Schriftsteller lebt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und zahlreich ausgezeichnet, darunter mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für seinen Roman Krokodil im Nacken und die Biografie über Erich Kästner Die Zeit ist kaputt. Zuletzt veröffentlichte er den historischen Roman Im Spinnennetz. Für sein Gesamtwerk erhielt er den Alex-Wedding-Preis der Akademie der Künste zu Berlin und Brandenburg und den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.


    Rezension:
    In Das Karussell wird die Lebensgeschichte von zwei Personen erzählt: Herbert "Bertie" Lenz, der bereits als Kleinkind von seiner Mutter in die Obhut eines Waisenhauses gegeben wird, in dem strenge Sitten herrschen und er kaum Zuneigung erfährt und Lisa Gerber, deren Vater im 1. Weltkrieg fällt und die zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern lebt. Die Mutter führt eine gutgehende Kneipe, bis es sie nach Berlin zieht.


    Die Geschichte spannt sich von den frühen 1910er Jahren bis in die Nachkriegszeit und Klaus Kordon erzählt anhand des Romans vom Leben seiner Eltern. Kraftvoll und schonungslos berichtet er über die harten Kinderjahre von Bertie im Heim und auch von seinen Erlebnissen im 2. Weltkrieg an der Front. Nichts bleibt ungeschönt und Klaus Kordon verlangt dem Leser gerade in diesen Schilderungen sehr viel ab, was das Buch aber authentischer denn je wirken lässt.


    Die Lebensgeschichte von Bertie und Lisa konnte mich sehr für sich vereinnahmen, da die beiden sehr sympathische Charaktere sind, die man sofort liebgewinnt und mit denen man in vielen Situationen mitleidet. Vor allem Bertie hatte es mir angetan, da er bis zum Kennenlernen mit Lisa nicht viel Schönes im Leben hatte. Aufgewachsen im Heim, Pflichtbesuche der Mutter, die neu geheiratet hat, ein weiteres Kind bekommt, aber den Sohn nicht bei sich haben will und das gefängnisähnliche Leben in der Einrichtung inklusive Züchtigung und Karzer (eine Art Arrestzelle bei ungebührlichem Benehmen) prägen ihn sehr.


    Lisa hingegen ist ein resolutes Mädchen, das sich schon früh durchzusetzen versteht. In ihrer ersten Ehe mit Georg John, die von ihrer Seite mehr aufgrund freundschaftlicher Zuneigung denn Liebe zustandekommt, nicht komplett glücklich, erlebt sie erst nach dem Tod ihres Mannes mit Bertie ihr wirkliches Glück. Der 2. Weltkrieg allerdings befiehlt Bertie an die russische Front und somit beginnen für Lisa Jahre der Entbehrung, ein Leben zwischen Hoffen und Bangen um ihren geliebten Mann.


    Mehr möchte ich von der Handlung nicht verraten, denn Das Karussell muss man einfach selbst gelesen haben. Selten konnte mich eine Lebensgeschichte so sehr begeistern, denn Klaus Kordon hat einen wunderbaren bildhaften Schreibstil, der auch sehr viel Wert auf Authentizität legt, indem er z.B. den Berliner Dialekt miteinfließen lässt, Straßen und Plätze namentlich erwähnt, als wäre der Leser selbst mit Bertie und Lisa unterwegs.


    Mir hatte bereits sein Vorgängerroman Im Spinnennetz ungemein gut gefallen und genauso ging es mir wieder mit Das Karussell. Wer gerne über deutsche Zeitgeschichte, eingebettet in eine fesselnde Lebens- und Liebesgeschichte, liest, dem kann ich den vorliegenden Roman nur wärmstens empfehlen, der nicht nur für Jugendliche geeignet ist, sondern auch Erwachsenen durchaus gefallen dürfte.


    Fazit: Das Karussell vereint eine rührende aber auch tragische Lebensgeschichte zusammen mit historischen Gegebenheiten aus den frühen 1910er Jahren bis hin zur Nachkriegszeit. Klaus Kordon konnte mich wiederum mit seinem wunderbaren Schreibstil begeistern, der bildhaft, ausführlich und authentisch ist. Ein wunderbares Buch!

    Kurzbeschreibung:
    Eine Mordserie erschüttert die Linzer Hautevolee. Eine Industriellengattin und ihr Liebhaber, ein Versicherungsmanager und ein Prominentenzahnarzt sind die Opfer. Zwischen den Opfern besteht keinerlei Verbindung, und jeder Mord passiert auf andere Weise. An dem Fall hat der knurrige Chefinspektor Neuhorn ordentlich zu knabbern, zumal im Hintergrund der Landeshauptmann mächtig Druck macht. Dieser erfolglose, schlamperte Schriftsteller macht sich allerdings zunehmend verdächtig. Aber wer weiß, vielleicht sind Neuhorn und seine Kollegen auch nur die Schachfiguren höherer Mächte?


    Zur Autorin:
    Eva Reichl, 1970 in Kirchdorf an der Krems geboren, ist als Controllerin in einem mittelständischen Unternehmen tätig. Mit ihren Thrillern Rattenmörder und Hitlers Sohn hat sie sich weit über Oberösterreich hinaus einen Namen gemacht. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Ried in der Riedmark.


    Rezension:
    Mehrere Morde halten die Linzer Kriminalpolizei in Atem. Erst wird die begüterte Frau Reichenauer mitsamt ihrem jungen Liebhaber während des Geschlechtsakts umgebracht, danach folgen Schnabinsky, Chef einer Versicherung und der Promi-Zahnarzt Rochfellner. Doch nicht nur mit diesen Taten muss sich Chefinspektor Neuhorn herumschlagen, auch der Schrifsteller Johnny Krüger macht ihm das Leben schwer.


    Dieser hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, den Thriller seines Lebens zu schreiben und diesen so real wie möglich erscheinen zu lassen. Daher heftet er sich an Neuhorns Fersen und stört die Ermittlungen. Doch wer ist der Täter, der es scheinbar auf reiche und bekannte Linzer Einwohner abgesehen hat?


    Mit Kasparows Züge legt Eva Reichl einen sehr unterhaltsamen, aber auch spannenden Regionalkrimi vor, der mich durchaus begeistern konnte. Als Untertitel wird dem Leser "ein himmlischer Linz-Krimi" versprochen und das im wahrsten Sinn des Wortes.


    Denn man begleitet nicht nur Chefinspektor Neuhorn bei seinen Ermittlungen, den bisher erfolglosen Autoren Johnny Krüger bei seinen Recherchen, sondern es werden auch einzelne Kapitel aus der Sicht von Gott und Petrus aus dem Himmel eingestreut, was ich als außergewöhnlich empfand und was auch für einige Lacher neben der Krimihandlung sorgt, denn die beiden sind nicht gerade auf den Mund gefallen und somit ergeben sich auch recht witzige Episoden neben dem ernsten Thema rund um die Mordermittlung.


    Chefinspektor Neuhorn hat mir als Hauptcharakter gut gefallen. Kommt er zu anfangs noch recht ruppig und eigenbrötlerisch daher, erklärt sich dies aber später im Buch aus dem Grund, dass er vor sieben Jahren einen sehr drastischen privaten Schicksalsschlag hinnehmen musste, zu dem ich aber nichts näheres verraten möchte. Unterstützt wird er von seinem Kollegen Sollstein, der gerade von seiner Frau verlassen wurde und der sich nun aufopferungsvoll um seinen neuen Begleiter, einen Hund aus dem Tierheim, kümmert und das nicht nur nach Dienstschluss.


    Die Mordfälle an sich sind spannend geschildert und man tappt bis zum Ende hin im Dunkeln, wer denn nun der Täter ist. Dies wurde schlüssig und plausibel von Eva Reichl gelöst und die Spannung kann ebenso bis zum Schluss gehalten werden. Ich kann nur hoffen, dass man von Eva Reichl zukünftig noch mehr solcher Krimis lesen darf, denn Kasparows Züge konnte mich überzeugen und sehr gut unterhalten.


    Fazit: Mit Kasparows Züge ist Eva Reichl ein im wahrsten Sinn des Wortes himmlischer Krimi gelungen, der durch Spannung, aber auch eingestreuten Humor besticht. Vor allem die Idee, Gott und Petrus zu Wort kommen zu lassen, empfand ich als sehr kreativ.

    Kurzbeschreibung:
    Die sechzehnjährige Vee hat Narkolepsie. Und wenn es nicht schon genug wäre, plötzlich in der Schule, im Kino oder bei Freunden einfach einzuschlafen, wandert Vees wache Seele während des Schlafens in den Körper eines anderen. Vee sieht, was diese Person gerade sieht – ohne deren Taten beeinflussen zu können. Doch noch nie war es so grausam wie in dieser Nacht: Sie sieht durch die Augen eines Mörders. Und sie kennt das Opfer: Es ist Sophie, die beste Freundin ihrer Schwester Mattie. Für die Polizei sieht es aus wie Selbstmord, nur Vee kennt die schreckliche Wahrheit, und sie begreift schnell, dass auch Mattie in Gefahr schwebt. Nur – wie soll sie herausfinden, in wessen Körper sie war?


    Zur Autorin:
    Jill Hathaway hat einen Master in Englischer Literatur. Sie ist Highschool-Lehrerin und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Des Moines, Iowa, USA.


    Rezension:
    Die 16-jährige Sylvia "Vee" Bell hat eine besondere Fähigkeit: Sobald sie einen Gegenstand einer anderen Person berührt, schläft sie ein und findet sich im Körper desjenigen wieder. Keiner weiß davon, ihr Vater denkt, sie leide an Narkolepsie, was ihr bei einer Untersuchung attestiert wurde.


    Für Vee ist ihre Fähigkeit nichts Besonderes mehr, eher stört sie, dass sie damit in die Privatsphäre von anderen Menschen eindringt. Doch bald ist nichts mehr wie vorher: Die beste Freundin ihrer Schwester Mattie, Sophie, wurde ermordet und Vee findet sich ausgerechnet im Körper des Mörders wieder. Aber wer ist der Täter? Den konnte Vee nämlich nicht erkennen...


    Slide. Durch die Augen eines Mörders konnte mich dank seines interessanten Klappentextes sehr neugierig machen. Doch leider konnte das Buch für mich nicht das halten, was es versprach.


    Am Anfang lernt der Leser Sylvia kennen, die recht zurückhaltend, ängstlich und auch ein wenig blauäugig daherkommt. Erst sehr spät beginnt sie, aus sich herauszugehen, auf eigene Faust Fragen zu stellen und herauszufinden, wer hinter dieser Tat stecken könnte. Ihren besten Freund Rollins fand ich da schon interessanter, er hat einige Geheimnisse zu verbergen und wirkt nicht ganz so durchschaubar.


    Mit Zane, dem neuen Mitschüler, in den sich Sylvia alsbald verliebt, konnte ich nicht wirklich viel anfangen. Er ist der Prototyp des sympathischen Sunnyboys und Schönlings, bei dem man sofort eine Art bitteren Beigeschmack empfindet.


    Was zu anfangs noch nach einer vielversprechenden und spannenden Handlung aussah, konnte sich leider nicht bis zum Ende hin halten. Das Grundthema ist wirklich ungemein interessant, auch werden die Wanderungen Vees in andere Körper sehr gut von Jill Hathaway geschildert und auch der Mord an Sophie kann erschüttern. Doch danach passierte einfach zu wenig.


    Die weitere Handlung plätscherte vor sich hin, in der sich Vee Gedanken macht, was passiert sein könnte und sich lieber mit Zane trifft, als auf eigene Faust zu ermitteln. Bei ihrer Fähigkeit, die sie hat, hätte sie prädestiniert dazu sein können, früher daraufzukommen, dass diese ihr sehr nützlich für die Lösung des Mordfalls sein kann. Aber leider dauerte das knapp bis zum Ende hin!


    Das Motiv und die Lösung des Mordes dürfte bei Thriller-Fans eher ein müdes Lächeln hervorlocken, für einen Jugendthriller ab 14 Jahren ist beides allerdings in Ordnung.


    Fazit: Slide konnte leider nicht das halten, was es für mich anhand des Klappentextes versprach. Das vielversprechende Grundthema wurde nicht wirklich ausgeschöpft und Jill Hathaway webt auch noch eine Liebesgeschichte mit ein, die aus meiner Sicht überflüssig war und durch die die Protagonistin sich in Nebensächlichkeiten verliert, die mir zu langatmig waren.

    Kurzbeschreibung:
    Joran Nordwind hat Pech: Gleich an seinem ersten Rendezvous-Tag wird der junge Bläulingsfalter entführt und in das Steinerne Reich hinter dem großen Wasserfall verschleppt. Hier, in einer düsteren Höhlenwelt, sind Käfer die Herren und Falter ihre Diener. Joran, klein und himmelblau, wird zur Brosche der Käferkönigin bestimmt und hat als solche dumm und stumm zu sein. Nie gab es eine größere Fehlbesetzung - und so steckt der abenteuerlustige Joran schon bald über beide Fühler in den Querelen des Steinernen Reiches. Eine Gruppe von Widerstandskämpfern will der tyrannischen Herrschaft des Käferkönigs entfliehen. Als aber ihr Anführer, Prinz Leonil, verhaftet und zum Tode verurteilt wird, scheint alles verloren. Bis Joran auf eine List kommt, wie sie nur ein flinker, übermütiger Schmetterling ersinnen kann. Doch der Weg zur Freiheit ist weit und führt Joran durch viele Gefahren - von den schrecklichen Offa-Minen bis zum Labyrinth am Schlund des Wasserfalls.


    Zur Autorin:
    Lilli Thal arbeitete nach dem Abitur als Krankenpflegerin, studierte anschließend mittelalterliche Geschichte, gründete eine Familie, studierte zum zweiten Mal Information und Multimedia, programmierte Computer und schreibt seit dem Jahr 2000 Geschichten. Für ihr Debüt "Kommissar Pillermeier" wurde sie mit dem "Martin" für den besten Kinderkrimi des Jahres 2002 ausgezeichnet. Ihr historischer Abenteuerroman "Mimus" wurde 2004 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und sowohl mit dem "Harzburger Eselsohr" als auch mit dem Preis der jungen Jury Wien ausgezeichnet. 2007 erschien der Märchenroman "Vialla und Romero".


    Alle sechs stierten mich glubschäugig an. "Lass gefälligst deine Unverschämtheiten, Verdächtiger!", blaffte Leutnant Zanobi. "Entweder gestehst du hier und jetzt, dann lassen wir dich hinterher eventuell wieder laufen. Andernfalls aber begleitest du uns in das Büro von Oberst Pfeifenstein." So wie der Leutnant das Wort Büro aussprach, klang es nach wahlweise pieksenden oder bohrenden, auf jeden Fall sehr schmerzhaften Gegenständen. (Seite 196)


    Rezension:
    Joran Nordwind, der sich gerade von einer Raupe zu einem hübschen, himmelblauen Schmetterling verwandelt hat, wird am Rendezvous-Tag, an dem er ein nettes Faltermädchen kennenlernen möchte, von Dolchwespen in das "Steinerne Reich" hinter dem Gläsernen Vorhang, einem Wasserfall, entführt.


    Dort wird ihm die zweifelhafte Aufgabe zuteil, die neue Brosche der Käferkönigin Leonore zu werden. Im Steinernen Reich haben die Käfer das Sagen, Falter wie Joran werden dort als Sklaven gehalten, und auch das Volk hat unter der Herrschaft des Königs Leobard nichts zu lachen. Unterstützt in seiner Macht wird der König von der Geheimpolizei und Spitzeln, die Oberst Pfeifenstein unterstehen.


    Niemand darf dieses Reich verlassen, das Volk wird mit dem Rauschmittel Offa bei Laune gehalten und Libellen und Spinnen vereiteln jeden Fluchtversuch. Doch einige Käfer haben sich der Bewegung "Exodus" angeschlossen, die vom ehemaligen Lieblingssohn des Königs, Leonil, angeführt wird. Doch seit Leonil und der Widerstand aufgeflogen sind, wird er als Gefangener im Labyrinth, dem Gefängnis des Steinernen Reichs, festgehalten.


    Doch Königin Leonore, selbst ein Mitglied der "Exodus"-Bewegung, gibt die Hoffnung nicht auf, ihren Sohn befreien und den Käfern ein freies Leben ermöglichen zu können und Joran bekommt nicht nur als Brosche seinen großen Auftritt. Wird es ihnen gelingen, Leonil und das Käfervolk aus der tyrannischen Herrschaft Königs Leobard und seinen Helfern zu befreien?


    Da es momentan ja einiges an sogenannter "Tierliteratur" auf dem Markt gibt, bin ich eher etwas skeptisch an die Lektüre des "Joran Nordwind" gegangen. Zumal es sich hier nicht um Katzen, Eulen oder sonstige Tiere handelt, sondern um die Insektenwelt, was mich an den Animationsfilm "Das große Krabbeln" erinnerte, den ich allerdings recht gelungen fand.


    Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Joran erzählt, was ich als klaren Pluspunkt empfinde, denn man ist sofort in der Handlung gefangen, denn Joran wird schon gleich zu Beginn in das Steinerne Reich entführt. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, die Sprache zielgruppengerecht verpackt und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende hin bestehen.


    Joran selbst ist nicht der typische Held: Niemand traut ihm irgendetwas zu, außer natürlich, als Schmuckstück der Königin zu dienen. Doch ist er in Wahrheit ein tapferer kleiner Falter, der allerdings auch ein recht loses Mundwerk besitzt. Die Szenen, in denen er als Brosche herhalten musste, sind sehr witzig beschrieben und die Dialoge brachten mich öfter mal zum Schmunzeln.


    Alles in Allem ist "Joran Nordwind" ein spannendes Buch mit originellen Details und etwas anderen Protagonisten, das Kindern/Jugendlichen ab 11 Jahren empfohlen wird, und in dem man neben der Geschichte auch noch etwas über Machtmissbrauch und dessen Folgen lernen kann.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist in einem dunklen Grün gehalten. In dunklem Gelb abgesetzt befindet sich in der Mitte eine ovale Abbildung aus dem Steinernen Reich und ein Schmetterling. Eingerahmt wird die Abbildung links und rechts von zwei Pflanzenornamenten. Diese und der Buchtitel sind in Spotlackoptik hervorgehoben.


    Fazit: "Joran Nordwind" möchte ich ein "Empfehlenswert" für Kinder/Jugendliche ab 11 Jahren geben. Das Buch besticht durch seine originellen und recht lustigen Charaktere, die aus der momentanen "Tierliteratur" erfrischend hervorstechen.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    Der hochbegabte Johannes, genannt Joker, und seine Clique planen ein kühnes Vorhaben. Im Grid, einem Verbund von Hochleistungsrechnern der Universität, wollen sie heimlich eine künstliche Intelligenz programmieren. Der Anfang klappt wunderbar, doch dann entwickelt sich GRID, das von Joker geschaffene Wesen, in eine Richtung, die niemand vorhersehen konnte. Gut, dass Joker seine Möchtegern-Freundin Ljusja zur Seite hat. Sie schafft es, ihm zu beweisen, dass man hochintelligent, aber zugleich dumm wie ein Stück Seife sein kann.


    Zum Autor:
    Reinhold Ziegler schreibt seit über 25 Jahren Bücher für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ursprünglich war er Maschinenbau-Ingenieur und arbeitete auch einige Jahre in diesem Beruf, danach folgte eine Ausbildung zum Journalisten. Er wurde 1955 in Erlangen geboren, verlebte dort seine Kindheit und wohnte dann an verschiedenen Orten, u. a. in Karlsruhe, Berlin und in seinem Auto. Seit 1987 lebt er mit seiner Familie im Raum Aschaffenburg. Viele seiner Romane und Erzählungen wurden mit Preisen wie dem Hans-im-Glück-Preis und dem Peter-Härtling-Preis ausgezeichnet.


    Schwankend vor Müdigkeit schloss er seine Hütte auf. Er hatte das Gefühl, dass sein Kopf glühte und seine Augen von innen aus ihren Höhlen gedrückt wurden. Irgendetwas drehte sich. Ja, es war seine Hütte, die Tür, das Schloss. Und sein Rechner war wieder angeschaltet! "Hi Joker! Schläfst du schon?", stand auf dem Bildschirm. Es war das GRID-Programm. (Seite 124)


    Rezension:
    Die Hauptpersonen, um die sich "GRID alive" dreht sind der 16jährige Johannes Seitz, genannt Joker, ein Computer-Ass mit hohem IQ und seine Clique, bestehend aus Ljusja Heinrich, die heimlich in Joker verliebt ist, ihrer besten Freundin Anabell und Jokers bestem Freund Nils, der wiederum auf Anabell ein Auge geworfen hat. Der Beginn des Buches ist noch recht harmlos, es dreht sich sehr viel um Ljusjas Gefühle für Joker: Sie möchte gern mehr von ihm, doch er lebt nur für seinen Computer. Und auch Anabell hat einige Probleme mit ihrem Freund Robert, einem 21jährigen Studenten, der sehr überheblich und vereinnahmend ist.


    Joker wiederum arbeitet an einem Projekt, das er "GRID" nennt. Eine KI, eine Künstliche Intelligenz, will er erschaffen und das scheint ihm auch recht gut zu gelingen. Er spannt seine Freunde in die Arbeit mit ein, sie sollen "GRID" Worte und deren Bedeutung beibringen. Doch schon bald scheint "GRID" ein unheimliches Eigenleben zu entwickeln, das den Freunden mehr und mehr Angst macht. Werden die Freunde es schaffen, "GRID" in die richtigen Bahnen zu lenken und seine eigenmächtigen, gefährlichen Aktionen zu stoppen?


    Reinhold Ziegler ist mit "GRID alive" ein spannender Jugendthriller gelungen, der sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzt und wie diese leicht außer Kontrolle geraten kann. Die Sprache ist der Zielgruppe angepasst und lässt sich flüssig und leicht lesen. Joker und seine Freunde sind recht unterschiedliche Charaktere, die jeder für sich eine interessante Hintergrundgeschichte haben und ihre Probleme und Sorgen des Heranwachsens sind sehr anschaulich geschildert.


    Auch die Spannungsmomente, die sich, je weiter Joker sich mit "GRID" beschäftigt und ihm neue Sachen beibringt, häufen, sind sehr bildhaft geschildert. Die Aussage des Buches ist klar: Die heutige Technologie kann Segen und Fluch zugleich sein, wenn sie in falsche Hände gerät. Die Romantik kommt deswegen aber nicht zu kurz: Die Beziehung zwischen Ljusja und Joker ist für Jugendliche recht realistisch erzählt, ohne zu sehr auf Herzschmerz abzuzielen. "GRID alive" ist ein spannender Jugendthriller, nicht nur für Jungs.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist sehr dunkel gehalten. Man sieht einen Jungen mit einem Kapuzenshirt (Joker) vor seinem Computer mit mehreren Bildschirmen arbeiten, im Hintergrund angedeutet ist ein ungemachtes Bett. Der Autorenname und der Buchtitel wurden in Spotlackoptik hervorgehoben.


    Fazit: Ein durchaus spannender Jugendthriller mit unterhaltsamen Charakteren, dem ich ein "Empfehlenswert" geben möchte.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    Ein neunjähriges Mädchen wird vermisst. Wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens? Medien und Öffentlichkeit sind sich schnell darüber einig, dass der eigenartige, alleinstehende Mann aus dem Nachbarhaus etwas mit dem Verschwinden zu tun haben muss. Nur der 13-jährige Hec, der das Mädchen als Letzter lebend gesehen hat, glaubt felsenfest an die Unschuld des Mannes und setzt die Suche zum Teil auf eigene Faust fort. Doch dann verschwindet auch er plötzlich spurlos...


    Zum Autor:
    Roger H. Schoemans, geboren 1942 in Kortenbos, Belgien, war von 1962 bis 2006 als Journalist für verschiedene Wochenzeitschriften und Tageszeitungen tätig. Bereits Anfang der 1980er Jahre begann er für junge Leser zu schreiben. Viele seiner Jugendbücher sind ins Russische, Spanische, Dänische und Deutsche übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet worden.


    "Die Polizei befürchtet das Schlimmste", seufzte seine Mutter. "Wenn so ein kleines Kind nach drei Tagen noch nicht wieder zu Hause ist..." Sie rieb sich müde mit dem Handrücken über die Stirn. Hecs Magen krampfte sich zusammen. (Seite 88)


    Rezension:
    Hec ist 13 Jahre alt und hat mit den Problemen eines Heranwachsenden zu kämpfen: Die Schule macht ihm keinen Spaß, er ist faul und frech. Als er mal wieder Ärger mit seiner Mutter hat und sie ihn zu Stubenarrest verdonnert, schleicht er sich heimlich zum nahegelegenen Spielplatz. Dort trifft er das Mädchen Sofie, die mit ihren Eltern noch nicht lange im Viertel lebt. Versehentlich schleudert er ihr eine Schaukel gegen den Kopf und sie rennt davon. Seit diesem Zwischenfall ist Sofie wie vom Erdboden verschwunden.


    Schnell wird ein Verdächtiger gefunden: Herr Fransen, der allein im Nachbarhaus lebt. Das kann laut Ansicht der Nachbarn doch nur ein Pädophiler sein! Einzig Hec glaubt nicht an diese schamlosen Gerüchte und möchte Herrn Fransens Unschuld beweisen, denn der Nachbar ist der einzige, bei dem Hec sein Herz ausschütten kann, der ihn ernst nimmt und ihm zuhört. Doch schon bald erhärtet sich der Verdacht, dass Herr Fransen mit dem Verschwinden der kleinen Sofie etwas zu tun hat, umso mehr...


    Der Roman "Behind your back" wird aus der Sicht des neutralen Beobachters erzählt. Der Schreibstil ist zielgruppengerecht für Jugendliche leicht und flüssig zu lesen. Anhand der Nachbarin Simone, die Alles und Jeden von ihrem Fenster aus beobachtet, stellt Roger H. Schoemans anschaulich dar, wie schnell aus einem Gerücht, das jemand verbreitet, eine handfeste Rufmordkampagne gegen Unschuldige entstehen kann.


    Leider wird nicht näher auf die Familie des Mädchens Sofie, das verschwunden ist, eingegangen. Hauptaugenmerk liegt auf dem 13-jährigen Hec, seiner Familie und wie diese sich durch das Verschwinden des Mädchens wieder neu zusammenrauft und den Sinn des Zusammenhalts im Familienverbund neu entdeckt.


    Etwas irreführend fand ich im Nachhinein den Klappentext, auf dem berichtet wird, dass Hec auch spurlos verschwindet. Dies habe ich im Buch selbst nicht ganz nachvollziehen können, denn ich ging anhand dieser Beschreibung davon aus, dass auch er entführt wird, doch das ist keineswegs der Fall.


    "Behind your back" behandelt mehrere brisante Themen, die auch gut als Schullektüre geeignet sind: Das Verschwinden eines Kindes, das heute leider immer wieder passiert und die Auswirkungen darauf, wenn man anhand von vermeintlichen verdächtigen Beobachtungen falsche Personen für solch eine Tat verantwortlich macht.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover besteht aus einer Collage verschiedener Bilder: in den Farben Weiß, Rot, Grau und Schwarz: Ein Gesicht, in dem die Augen sehr hervorgehoben sind, eine Silhouette eines Mannes und schemenhafte Figuren. Der Buchtitel ist in weißer Spotlackoptik hervorgehoben.


    Fazit: Ich vergebe ein "Empfehlenswert". "Behind your back" eignet sich meiner Meinung nach sehr gut als Schullektüre, das Thema ist fesselnd und (leider) auch aktuell.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    "Engel gibt es wirklich...mein Vater war einer von ihnen."
    Caterina, genannt Cat, ist die Tochter eines Engels. Trotzdem kann sie weder fliegen noch hat sie einen besonderen Draht zu Gott. Sie ist eine ganz normale 16-Jährige, die sich nur etwas besser mit Engeln und Dämonen auskennt als andere Sterbliche. Doch eines Tages wird sie tiefer in die überirdische Welt hineingezogen, als ihr lieb ist.
    Ihr Vater, ein niedrigrangiger Engel, wird ermordet. Cat setzt alles daran, den Mörder zu finden, und kommt einer Verschwörung auf die Spur, die ihre ganze Welt durcheinanderbringt. Denn offensichtlich hängt auch sie mit drin, in diesem Projekt, das die gesamte Menschheit bedroht...


    Zur Autorin:
    Laura Gallego García wurde 1977 bei Valencia in Spanien geboren. Die Historikerin und Hispanistin hat sich auf die Literatur des Mittelalters spezialisiert. Für ihren ersten Roman "Finis Mundi" bekam sie den renommierten Preis El Barco de Vapor. Mit der Idhún-Trilogie hat sie den Durchbruch zur internationalen Bestsellerautorin geschafft. Laura Gallego García lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Valencia.


    Und eine Tausendstelsekunde bevor der Zug gegen meinen Körper prallt, ihn verstümmelt und das, was mich ans Leben bindet, durchtrennt, begreife ich, dass ich nicht in der Lage war, den Dämon zu erkennen, bis ich neben ihm am Rand des Abgrunds stand ... bis es zu spät war. (Seite 134)


    Rezension:
    Caterina, genannt Cat, ist die 16-jährige Tochter des niedrigrangigen Engels Iah-Hel, der bei ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Polen ermordet wird. Sie schwört Rache und macht sich auf die Suche nach dem Mörder ihres Vaters. Sie ist sich sicher, dass der Tod ihres Vaters auf das Konto der Dämonen, der Feinde der Engel, geht.


    Unvermutete Hilfe findet sie bei dem jungen Dämon Angelo, der ihr seine Hilfe anbietet, natürlich nicht ganz ohne Eigennutz. Doch schon bald müssen die beiden Verbündeten erkennen, dass sie es mit sehr mächtigen Gegnern zu tun haben, die ihre eigenen Pläne verfolgen: Die eine Seite will die ganze Menschheit ausrotten, die andere will das verhindern.


    Cat lernt im Laufe der Geschichte ihre leibliche Mutter kennen, von der sie immer dachte, sie wäre tot. Doch die scheint nicht das zu sein, was man unter einer fürsorglichen Mutter versteht. Angelo und Cat werden durch ein einschneidendes Erlebnis aneinander gebunden, Cat entwickelt tiefe Gefühle für ihn, doch werden die beiden es meistern, den schon so lange währenden Krieg zwischen Engeln und Dämonen, aus dem jeder Beteiligte seinen eigenen Nutzen ziehen will, beenden zu können?


    Laura Gallego García gelingt mit ihrem Buch "Zwei Kerzen für den Teufel" ein spannender Roman im Bereich Urban Fantasy. Die Engel scheinen momentan vom Thema her auf dem Vormarsch zu sein. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Cat. Der Leser erfährt sehr viel über die Geschichte und Hierarchie der Engel, was aber keinesfalls trocken daherkommt, sondern von der Autorin sehr bildhaft und interessant geschildert wird.


    Leider bleibt die Beziehung zwischen Cat und dem Dämon Angelo ziemlich unausgegoren, ich hätte diesbezüglich eigentlich mit mehr gerechnet, doch das scheint den beiden versagt zu bleiben. Laura Gallego Garcías Roman hebt sich in jedem Fall von gängigen und momentan im Trend liegenden Büchern positiv ab. Man muss sich auf die Geschichte einlassen können und auch etwas Geduld aufbringen, da das Thema Engel und Dämonen doch recht komplex behandelt wird und nicht einfach auf Wesen verweist, die fedrige Flügel besitzen.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover der Klappbroschur ist in verschiedenen Brauntönen gehalten. Man sieht die Rückansicht einer Frau (Cat) mit weißen, durchscheinenden Flügeln und einem Schwert, das sie auf dem Rücken trägt, Blumenornamente verzieren die Optik. Das Schwert und die Ornamente sind in Spotlackoptik hervorgehoben, der Name der Autorin und der Titel des Buches sind geprägt.


    Fazit: "Zwei Kerzen für den Teufel" entführt den Leser in die Welt der Engel und Dämonen, und das auf eine sehr eigene, komplexe Art und Weise. Wer sich hierauf einlässt, wird mit einer spannenden, aber auch lehrreichen Geschichte belohnt, für die ich ein "Empfehlenswert" vergeben möchte.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Wie wäre es hiermit, wenn es auch etwas "härter" sein darf? Das Buch besteht aus rosa Papier und wenn man der Titelfigur über den Bauch reibt, riecht es nach Erdbeerbonbons...


    Kurzbeschreibung:
    Als er noch ein Junge war, sah Franklin Pierce die Candyfrau mit dem rosa Zuckerhaar zum ersten Mal. Sie machte die Kinder mit ihrem betörenden Erdbeerduft willenlos und fraß sie auf. Aber niemand glaubte seine Geschichte. Seither ist Franklin Pierce besessen davon, zu beweisen, dass die Kannibalen von Candyland wirklich existieren. Doch dazu muss er erst einen fangen … tot oder lebendig. Jahrzehnte später findet er den Zugang ins unterirdische Candyland – und wird der Sexsklave der zuckersüßen Frau mit Biss …

    Kurzbeschreibung:
    London, 1858. Das Leben hält so manche Überraschung für die 17-jährige Mary bereit. Vor fünf Jahren ist sie als verurteilte Diebin nur knapp dem Tod durch den Strang entkommen - und jetzt soll ausgerechnet sie ihrem Vaterland als Spionin dienen. Aber die Fähigkeiten, die sie als Waisenkind zum Überleben gebraucht hat, stehen auch einer Spionin nicht schlecht zu Gesicht. Und so kommt sie, als Gesellschafterin für die gleichaltrige Angelica getarnt, in den Haushalt der reichen Familie Thorold.
    Denn Mr. Thorold steht im Verdacht, Kunstschätze aus Fernost nach England zu schmuggeln. Ihre Nachforschungen führen Mary in einen Schrank - und dort in die Arme des jungen und geheimnisvollen James Easton -, in das London chinesischer Matrosen, in ihre eigene Vergangenheit und nicht zuletzt in ein großes Gefühlswirrwarr.


    Zur Autorin:
    Y.S. Lee wurde in Singapur geboren und ist in Kanada aufgewachsen. Bei ihren Recherchen für ihr Studium über das viktorianische England fand sie einen Artikel über ausländische Seeleute, die englische Frauen heirateten. Dieser Artikel erinnerte sie an ihre eigene Herkunft und inspirierte sie gleichzeitig zu den Romanen über die "Meisterspionin Mary Quinn". Y.S. Lee lebt heute gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in Kingston, Ontario.


    Sein Taschentuch war bereits ganz schmutzig, aber es genügte auch so. James presste die Lippen aufeinander, als er auf den Jungen vor sich hinuntersah. Das Gesicht war verzerrt und verschmiert, die Lippen bläulich. Aber er war es eindeutig. Weder ein Streuner noch ein Bettler. Und nicht irgendein Kind. (Seite 301)


    Rezension:
    Im Prolog des Buches lernt der Leser die 12-jährige Mary Quinn kennen, der gerade vor dem Strafgerichtshof Old Bailey in London der Prozess wegen Taschendiebstahl gemacht wird: Sie soll hängen! Doch glücklicherweise wird sie von Anne Treleaven gerettet, die sie in Miss Scrimshaws Mädcheninstitut bringt und dort ausbilden lässt. Fünf Jahre später ist Mary Hilfslehrerin, doch Miss Treleaven und ihre Kollegin Felicity Frame haben für sie eine neue Tätigkeit: Sie soll Spionin werden.


    Mary nimmt diesen Auftrag begeistert an, hat sie doch etliche Kenntnisse aus ihrer Zeit als Taschendiebin, die ihr sehr von Nutzen sein können. Und somit wird sie in den Haushalt der Thorolds als Gesellschafterin der Tochter Angelica eingeschleust und soll dort die dunklen Machenschaften des Hausherren aufdecken. Was Mary dort alles passiert und mit welchen Ereignissen sie konfrontiert wird, darauf möchte ich nicht näher eingehen, denn zuviel sollte nicht verraten werden.


    "Ein verhängnisvoller Auftrag" ist der erste Band der auf eine Trilogie ausgelegten "Meisterspionin Mary Quinn"-Reihe. Im englischen Original ist bereits Band 2 erschienen, "The Agency - The Body at the Tower". Die Geschichte spielt im viktorianischen London 1858. Y.S. Lee veranschaulicht deutlich die verschiedenen Gesellschaftsstände dieser Zeit und mit der Hauptperson, der 17-jährigen Mary Quinn, ist ihr ein für diese Epoche sehr außergewöhnlicher Charakter gelungen. Denn Mary, die als Frau eigentlich sehr zurückhaltend agieren müsste, ist selbstbewusst und lässt sich nichts vorschreiben, schon gar nicht von Männern.


    Die Geschichte wird aus der Sicht des neutralen Erzählers beschrieben, was sehr passend gewählt wurde. So kann man zusammen mit Mary und James, den sie zufällig kennenlernt, als sie sich während ihrer Ermittlungen in einem Schrank verstecken muss, auf die spannende Jagd nach dem Schmuggler gehen. Aber es gibt auch einige Nebenereignisse, die Mary Kopfzerbrechen bereiten und die eigentliche Handlung auflockern. Der Leser erfährt auch einiges aus Marys Vergangenheit und ihrer Herkunft, was aber meiner Meinung nach etwas dürftig ausgefallen ist.


    Der Fall und die Geschichte an sich sind abgeschlossen, es entsteht kein unnötiger Cliffhanger. Da es sich bei "Ein verhängnisvoller Auftrag" um den Auftakt zu einer Trilogie um Mary Quinn handelt, bin ich jetzt bereits sehr gespannt auf die Fortsetzung, denn es hat sehr viel Spaß gemacht, zusammen mit Mary und James zu ermitteln.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist passend zur Zeit und Geschichte gehalten. In der oberen linken Ecke sieht man ein junges Frauengesicht (Mary), rechts daneben ein Blumenornament. Darunter ein versiegelter Briefumschlag mit dem Logo "MQ" und dem Schriftzug "Meisterspionin Mary Quinn", beides in Spotlackoptik hervorgehoben, und ein altes Türschloss mit Schlüssel. Ein cremefarbenes Lesebändchen ist eingearbeitet.


    Fazit: "Ein verhängnisvoller Auftrag" ist der gelungene Auftaktband zu einer neuen Trilogie, die im viktorianischen England spielt. Wer darüber gerne liest und obendrein ein Faible für Detektivgeschichten hat, dem kann ich ein "Empfehlenswert" aussprechen.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    Während der Hundstage des Sommers 1890 wird der 16-jährige David mitten hineingerissen in die sozialen Konflikte des Deutschen Kaiserreichs. Eines Morgens stehen preußische Polizeibeamte vor der Tür und wollen ihn verhaften. In der Nacht wurden in Berlin staatsfeindliche Plakate geklebt und man hat am Tatort Davids Gymnasiastenmütze gefunden. Für die Vertreter der Staatsmacht ist der Fall klar: Sitzt sein Großvater, Frieder Jacobi, nicht im Gefängnis Plötzensee, weil er sich für mehr Demokratie eingesetzt hat? Ist sein Onkel August nicht als Armenarzt bekannt und Onkel Köbbe als gesellschaftskritischer Journalist?
    David will nicht in Plötzensee landen. Denn wer weiß, ob Anna, die freche Berliner Göre, mit dem Herz auf dem rechten Fleck, auf ihn warten würde. Anna, die in einem dunklen Elendsquartier, dem "Schwalbennest", lebt und mit der Arbeit in einem Knopfladen ihre Geschwister durchbringen muss - sie ist das Mädchen seines Lebens...


    Zum Autor:
    Klaus Kordon, geboren 1943 in Berlin, wo er heute als freischaffender Schriftsteller lebt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und zahlreich ausgezeichnet, darunter mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für seine Biographie über Erich Kästner, "Die Zeit ist kaputt", und den Roman "Das Krokodil im Nacken". Für sein Gesamtwerk erhielt er den Alex-Wedding-Preis der Akademie der Künste zu Berlin und Brandenburg und den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.


    Doch wohin jetzt? Auf die Straße zurück kann er nicht, dann sehen sie ihn. Hier stehen bleiben kann er aber auch nicht, in jeden Torbogen, jede Haustürnische werden sie spähen...Ach, wäre er doch nur weitergelaufen! Jetzt sitzt er in der Falle, denn die Haustür hinter ihm, die ist doch sicher abgeschlossen, jetzt, mitten in der Nacht. (Seite 300)


    Rezension:
    1890 in Berlin: Der 16-jährige David Rackebrandt lebt zusammen mit seiner Familie und geht aufs Gymnasium. Sein Großvater sitzt in Plötzensee ein, da er überzeugter Sozialdemokrat ist und auch auf die anderen Mitglieder der Familie hat die Staatsmacht ein Auge, da sie politisch sehr engagiert sind. David lernt die 15-jährige Anna Liebetanz kennen, ein Mädchen, das es bisher nicht leicht im Leben hatte.


    Anna ernährt ihre ganze Familie vom kargen Lohn, den sie in einem Knopfladen verdient. Ihr Vater trinkt und ihre Mutter kümmert sich mehr schlecht als recht um ihre zahlreichen Geschwister. David und Anna verlieben sich trotz ihrer Standesunterschiede. Doch dann wird David beim Plakatekleben erwischt, die staatskritische Texte enthalten, die sein Onkel Jacob, genannt "Köbbe", geschrieben hat, und David wird des Gymnasiums verwiesen.


    Doch das kommt ihm eigentlich gerade recht, denn er will wie sein verstorbener Vater und inhaftierter Großvater Zimmermann werden und mit Anna eine gemeinsame Zukunft aufbauen.
    "Im Spinnennetz: Die Geschichte von David und Anna" ist der Abschluss einer Trilogie des Autors Klaus Kordon, bei dem man die Vorgängerromane aber nicht zwingend gelesen haben muss. Bildreiche und detailhafte Beschreibungen verdeutlichen dem Leser die Zeit um 1890 in Berlin und macht sie regelrecht lebendig. Der Roman selbst ist aus der Sicht des neutralen Beobachters geschrieben.


    David, die Hauptfigur, macht während des gesamten Buches eine sehr rasante Entwicklung durch. Vom Gymnasiasten, den so gar nichts in die Schule drängt, weil er sich dort nicht anerkannt fühlt und von manchen Lehrern vorgeführt, die ihm seine politisch engagierte Verwandtschaft vorwerfen, zum jungen Mann, der selbstbewusst ist und in seinem Zimmermanns-Beruf aufgeht.


    Eindrucksvoll geschildert und sehr gut gefallen hat mir die Problematik der Standesunterschiede dieser Zeit: Auf der einen Seite die Neureichen, die mit ihrem Geld und Reichtum protzen und auf der anderen Seite die soziale Unterschicht, die von der Hand in den Mund leben muss. Anschaulich und zur Geschichte passend war auch die vielfache Anwendung des Berliner Dialekts in der wörtlichen Rede.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist in verschiedenen Orangetönen gehalten, eine Schwarz-Weiß-Abbildung eines jungen Mannes (David) im Vordergrund sticht davon ab. Im Hintergrund ist ein Straßenzug mit alten Häusern und Gaslaternen zu sehen.


    Fazit: "Im Spinnennetz: Die Geschichte von David und Anna" lässt deutsche Geschichte lebendig werden. Ein Lese-Muss für alle Leser, die sich für die Zeit des Deutschen Kaiserreichs und eine spannende Familiengeschichte interessieren.


    Wertung: 5 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    Seit Violet ein kleines Mädchen ist, nimmt sie die Aura der Toten wahr. Wie magisch wird sie von ihnen angezogen, spürt ihre pulsierenden Echos unter der Haut vibrieren. Für sie ist diese Gabe jedoch alles andere als ein Geschenk - und nur widerwillig findet sie sich damit ab, dass sie die Einzige ist, die den Serienmörder aufhalten kann, der die kleine Stadt heimsucht, in der sie mit ihrer Familie lebt.
    Mithilfe ihres besten Freundes Jay macht sie sich auf die Suche. Aber dann passiert etwas, womit Violet nie gerechnet hätte: Sie verliebt sich in Jay. Und merkt dabei gar nicht, wie nahe sie dem Mörder bereits gekommen ist. Bis sie selbst zu seiner Beute wird.


    Zur Autorin:
    "Bodyfinder: Das Echo der Toten" ist Kimberly Dertings Debütroman. Die Autorin wurde in der Nähe von Seattle geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Nordwesten der USA, in einem Ort direkt am Pazifik, der für sie Quelle vieler dunkler und geheimnisvoller Geschichten ist. Der Nachfolgeband zu Bodyfinder: Das Echo der Toten" erscheint im Herbst 2011.


    Diesmal würde er nicht warten können. Die Unruhe packte ihn nach jedem Mädchen schneller, und der Drang, wieder auf die Jagd zu gehen, wurde unwiderstehlich. Er war unersättlich. Maßlos. Bald, beruhigte er sich. Bald. (Seite 161)


    Rezension:
    Die 16jährige Violet Ambrose hat seit ihrer Geburt eine besondere Gabe, die sie von ihrer Großmutter geerbt hat: Sie kann Echos von Toten wahrnehmen, egal ob Mensch oder Tier. Als 8jähriges Mädchen entdeckt sie die Leiche eines Mädchens, das gewaltsam zu Tode kam. Nun, acht Jahre später, findet sie bei einer Party am See die zweite Leiche eines Mädchens, die im See treibt. Auch dieses Mädchen kam nicht auf natürliche Weise um, das kann Violet an ihrem Echo feststellen.


    Doch diese Vorfälle treten erst einmal in den Hintergrund, als Violet bemerkt, dass sie sich hoffnungslos in Jay verliebt hat, mit dem sie seit Kindesbeinen an befreundet ist. Sie möchte sich ihre Gefühle erst nicht richtig eingestehen und grübelt, ob diese Gefühle nicht ihre Freundschaft zu Jay beenden könnten. Aber auch Eifersucht macht sich bemerkbar, denn Jay wird auch von anderen Mädchen umschwärmt, und das passt Violet ganz und gar nicht.


    Aber auch der Mädchenmörder sitzt nicht tatenlos herum: Schon bald geschieht wieder ein Mord und Violet muss sich entscheiden, ob sie der hiesigen Polizei, bei der ihr Onkel seinen Dienst versieht, bei den Ermittlungen helfen will oder nicht und merkt zu spät, dass sie selbst schon ins Fadenkreuz des Verbrechers gerückt ist.


    "Bodyfinder: Das Echo der Toten" liest sich im Großteil wie ein spannender Krimi und die Spannung wird bis zum Ende gehalten. Aber auch die aufkeimende Romanze zwischen Violet und Jay wird ausführlich zur Sprache gebracht und bietet eine gekonnte Ergänzung für die Leser, die auf einen Schuss Romantik nicht verzichten möchten. Erzählt wird das Buch aus der Sicht eines neutralen Beobachters, besonders gelungen fand ich die eingestreuten Abschnitte, in denen über die Vorgehensweise des Täters berichtet wird.


    Die Idee, dass Violet die Gabe hat, die Echos von Toten wahrzunehmen, hat mir ausnehmend gut gefallen, denn das ist einmal etwas Neues und somit hat die Geschichte an sich auch Potenzial für weitere Bände. Der Nachfolgeband "Desires of the Dead" wird im Original im März 2011 erscheinen, in Deutschland ist er für den Herbst 2011 angekündigt und der Leser darf gespannt sein, wie es mit Violet, ihrer Gabe und Jay weitergehen wird. Ich freue mich definitiv auf die Fortsetzung.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist vorwiegend in Schwarz gehalten. Als Highlight ist mittig eine orangefarbene Blüte abgebildet. In ihrer Mitte findet sich der Schriftzug "Bodyfinder" eingeprägt und in Spotlackoptik hervorgehoben.


    Fazit: "Bodyfinder: Das Echo der Toten" ist ein absolutes Lese-Muss, denn dieses Buch beinhaltet alles, von Spannung und Fantasy bis hin zur Romanze und hat mich von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten.


    Wertung: 5 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    Sieben verdammt lange Tage wird Judd Foxman mit seiner Familie verbringen müssen - und das ist noch sehr viel schlimmer als es sich anhört. Denn die Foxman-Kinder sind größtenteils untereinander zerstritten - und das Verhältnis zu den Eltern ist alles andere als entspannt.
    Doch diesmal ist alles anders: Die Kinder kommen nach Hause, weil ihr Vater gestorben ist und einen letzten Wunsch hatte - die Familie soll für ihn Schiwa sitzen, die siebentägige jüdische Totenwache. Jetzt müssen sie sich zusammenraufen: Wendy, die nicht weiß, ob ihre Ehe ein warmes Nest ist oder ein Gefängnis; Philipp, der endlich einmal alles richtig machen will, aber mit schlafwandlerischer Sicherheit die falschen Entscheidungen trifft; Paul, der verwantwortungsbewusst das Familienunternehmen führt, obwohl er ganz andere Wünsche hat. Und schließlich Judd, der seine Frau vor ein paar Wochen zum Geburtstag überraschen wollte, sie aber mit seinem Boss im Bett erwischt - und nun gerade erfahren hat, dass sie schwanger ist. Sieben verdammt lange Tage voller Auseinandersetzungen, Fluchtversuche, jeder Menge Familienchaos und ebenso unerwartet wie wunderbaren Überraschungen...


    Zum Autor:
    Jonathan Tropper wurde 1970 in New York City geboren. Er studierte Literatur und Literarisches Schreiben und lebt heute mit seiner Familie in New Rochelle (New York). Er gibt Schreibseminare an der Universität und ist als Schriftsteller erfolgreich, zuletzt erschien sein internationaler Bestseller "Mein fast perfektes Leben".


    Ich finde, wir sollten uns alle einfach der Realität stellen und unsere Mahlzeiten nicht mehr gemeinsam einnehmen. (Seite 177)


    Rezension:
    Jonathan Troppers neuer Roman besticht durch eine tolle Mischung aus Witz und Komik, aber auch durch Ernsthaftigkeit und Tragik. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Judd Foxman, dessen Vater gerade verstorben ist und der nun zusammen mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern Wendy, Paul und Phillip sieben Tage lang die Schiwa, die jüdische Totenwache, durchführen soll.


    In diesen sieben Tagen kommen alle angestauten und schwelenden Konflikte der einzelnen Personen zur Sprache, manchmal in lustiger Form, oftmals aber verbergen sich dahinter Verletztheit, Trauer um Vergangenes und jede Menge Schuldgefühle. Und diese sehr konträren Gefühle versteht Jonathan Tropper in ein stimmiges Ganzes zu verflechten, das unterhaltsam ist, an manchen Stellen aber auch zum Nachdenken anregt.


    Die Figuren sind allesamt sehr liebevoll gezeichnet, man kann sich gut mit ihnen und ihren Gefühlen identifizieren. Der Roman selbst wird aus der Ich-Perspektive von Judd erzählt, der Schreibstil ist flüssig, gut zu lesen und zu verstehen. Sehr gut gefallen haben mir die Erläuterungen zu jüdischem Brauchtum, wie die Schiwa und die einzelnen Gebete und was sie bedeuten.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist im Hintergrund in weißer Farbe gehalten. Der Titel des Buches leuchtet in einem dunklen Magenta und der Name des Autors in einem dunklen Türkis. Abgebildet als Zeichnungen wurden das Haus der Foxmans, ein Schiwa-Stuhl und ein wegfahrendes Auto, das alles sehr gut zur Geschichte passt.


    Fazit: "Sieben verdammt lange Tage" hält Komik und auch Ernsthaftigkeit für den Leser bereit. Ich vergebe ein "Empfehlenswert" für eine Familie, die nicht ganz so vollkommen ist, wie sie nach außen hin scheinen möchte.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    Teenager-Werwölfin Kalix MacRinnalch hat immer noch so einige Probleme: die meisten ihrer Verwandten wollen sie tot sehen, die Gilde der Werwolfjäger sowieso. Das verstärkt Kalix" gewaltige Depression ziemlich. Diese mit Drogen zu bekämpfen, vereinfacht die Sache allerdings auch nicht gerade. Zum Glück hat Kalix ihre menschlichen Freunde Daniel und Moonglow, die ihr in London Unterschlupf bieten und sie dazu bringen, zur Schule zu gehen.
    Doch die beiden Studenten sind keine wirkliche Unterstützung, wenn es um fiese, modesüchtige Feuergeister und bösartige Gangster-Wölfe geht. Nur der hellseherisch begabte Werwolf Decembrius hilft Kalix, doch dass er sie dabei ständig angräbt, findet Kalix ziemlich nervig. Außerdem können die MacRinnalchs in ihren Beziehungen angeblich nie glücklich werden - zumindest gibt es da die Legende eines "Fluchs der Werwölfe"...


    Zum Autor:
    Martin Millar wurde in Glasgow geboren und lebt seit vielen Jahren in London. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, u.a. "Die Elfen von New York", und wurde mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien zuletzt "Kalix. Werwölfin von London".


    Einen kurzen, ungläubigen Moment lang suchten die Werwölfe nach dem Ursprung des Schusses. Sie fanden ihn nicht und sprangen auseinander, als ein weiterer Schuss erklang. Früher hatten Jäger nie bei Tageslicht geschossen, weil sie fürchteten, einen Menschen statt eines Werwolfs zu töten. Scheinbar hatte sich das geändert. (Seite 470)


    Rezension:
    Der zweite Band der "Kalix"-Reihe besteht, wie sein Vorgängerband auch, aus vielen kurzen Kapiteln, genau genommen sind es diesmal 203, die sich auf 744 Seiten entfalten. Die Geschichte wird erneut in der 3. Person erzählt und knüpft direkt an die Handlung an. Diesmal geht Kalix sogar auf eine Art College, um besser lesen, schreiben und rechnen zu können und ihrem depressiven Alltag einen Sinn zu geben. Agrivex, die "elende Nichte" der Feuerkönigin Malveria, begleitet sie dorthin, was für einige recht lustige und skurrile Szenen sorgt.


    Hauptaugenmerk liegt diesmal auch auf der Avenaris-Gilde, einer Vereinigung aus Werwolfjägern, die hinter Kalix und ihrer Familie her sind. Neue Charaktere, z.B. Hauptmann Easterly, der auf Kalix' Schwester Thrix angesetzt wird, und sein Cousin Albermarle, der noch eine offene Rechnung mit Dominil hat, beleben die Handlung, da die Personen sonst gleichgeblieben sind.


    Noch zu erwähnen ist die schon im ersten Band unterschwellig schwelende und nun zum Höhepunkt gebrachte Fehde zwischen der Feuerkönigin Malveria und ihrer Rivalin Prinzessin Kabachetka, die Malveria stürzen und ihr Reich übernehmen will. Bei diesen beiden spielt natürlich auch wieder der ewige Kampf um die bessere Kleidung und die Mode allgemein eine große und amüsante Rolle. Aber auch die Kämpfe unter den Werwölfen selbst bleiben nicht außer Acht.


    Martin Millar bleibt seinem einfachen und klaren Schreibstil treu. Der Humor spielt wiederum eine große Rolle, wenn auch einige Ideen bereits im ersten Band vorkamen. Die Personen selbst sind dank einiger Rückblenden wieder schnell im Gedächtnis, Kalix entwickelt sich langsam aber stetig weiter und ich bin gespannt, ob es noch einen dritten Band dieser Reihe geben wird. Ich wäre auf jeden Fall wieder mit dabei, denn diese Werwölfe und Feuergeister sind wirklich einzigartig!


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover hat einen dunklen Hintergrund, auf dem die Tower Bridge zu sehen ist. Im Vordergrund ist ein grob gezeichnetes Bild von einer jungen Frau zu sehen, größtenteils in einem Hellblau gehalten. Minuspunkt: Die Größe des Buches und die Covergestaltung passen leider überhaupt nicht zum ersten Band, und ich hatte aufgrund der Dicke dieser Klappenbroschur schnell drei dicke Leseknicke im Buchrücken.


    Fazit: Ich vergebe ein "Empfehlenswert", denn Martin Millar hat mit "Kalix. Fluch der Werwölfe" erneut bewiesen, wie phantasiereich, witzig und auch spannend eine Geschichte über Werwölfe, Feuergeister und andere Wesen sein kann.


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    London: Werwölfin Kalix MacRinnalch streift allein durch die Stadt. Sie hat ihren Vater, den Anführer des Werwolfclans, attackiert - eine unverzeihliche Tat. Nun wird sie nicht nur von mörderischen Werwolfjägern verfolgt, sondern auch von ihren rachsüchtigen Verwandten. Kalix findet jedoch Unterschlupf bei Daniel und Moonglow. Diese werden dadurch in einen Konflikt hineingezogen, der vom schottischen Hochland bis nach London reicht - und noch ein paar Dimensionen weiter.
    Denn die Werwölfe rüsten sich zum Krieg um die Führung es Clans, und Kalix steht im Zentrum des Geschehens...


    Zum Autor:
    Martin Millar wurde in Glasgow geboren und lebt seit vielen Jahren in London. Auf Deutsch erschien u.a. "Die Elfen von New York". Martin Millar wurde mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Er schreibt gerade an der Fortsetzung zu "Kalix".


    "Ich habe einen neuen Tiefpunkt aus Kummer, Demütigung und Nutzlosigkeit erreicht", dachte Kalix. "So tief kann nicht mal Angst vordringen." (Seite 510)


    Rezension:
    "Kalix" besteht aus 236 mitunter sehr kurzen Kapiteln, die sich auf 752 Seiten erstrecken. Die Handlung beginnt sehr zügig, es werden binnen kurzer Zeit viele Personen vorgestellt, die ich erst einmal langsam ein- und zuordnen musste. Die Geschichte selbst wird in der 3. Person erzählt und es gibt viele einzelne Handlungsstränge und Perspektiven.


    Da wäre zum einen die Hauptperson Kalix, eine junge Werwölfin, die aus ihrem Clan verstoßen wurde, weil sie ihren Vater, den Fürst der Werwölfe, angegriffen hat. Weitere Charaktere sind die Menschen Daniel und Moonglow, zwei Studenten, die Kalix bei sich aufnehmen. Dann wäre da noch Kalix' Cousine Dominil, die sich um die beiden Verwandten Beauty und Delicious, die eine Rockband gründen möchten, kümmert. Und zu guter Letzt Kalix' Schwester Thrix, eine angesagte Modeschöpferin und Zauberin, die stets neue tolle Outfits für die Feuerkönigin Malveria entwerfen muss.


    Martin Millar schreibt einfach, klar und mit viel Humor. Besonders die Feuerkönigin Malveria und ihre "elende Nichte" Agrivex hatten es mir angetan. Die Spannung bleibt zwar etwas im Hintergrund, das ändert sich aber zum Ende des Buches hin. Als einen weiteren Pluspunkt empfand ich die Darstellung der Werwölfe, insbesondere Kalix: oftmals depressiv, alkohol- und/oder drogenabhängig, aber auf der anderen Seite sehr interessiert an der neuesten Technik und Mode. Das macht "Kalix" zu einer wirklich originellen Lektüre, die allerdings Geschmackssache sein dürfte.


    Ein Manko, das ich erwähnen möchte, ist, dass mir das Buch mit seinen 752 Seiten etwas zu lang war. Es treten einige Wiederholungen auf, die man getrost hätte weg lassen können. Zwar fand ich die Feuerkönigin Malveria sehr erfrischend, aber ihr manchmal doch etwas nerviges Genörgel, was neue Kleidung angeht, war an einigen Stellen zuviel des Guten.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das dunkel gehaltene Cover zeigt das Gesicht einer jungen Frau, die als Kalix interpretiert werden könnte und die Rückseite ziert die Silhouette Londons in einer Art Scherenschnittoptik. Kleiner Störfaktor: Da "Kalix" ein recht dickes Taschenbuch ist, konnte ein Leseknick im Buchrücken nicht vermieden werden.


    Fazit: Wer über Werwölfe der etwas anderen Art lesen möchte und sich nicht daran stört, dass nicht nur Spannung sondern vor allem auch viel Humor in diesem Buch zu finden ist, ist mit "Kalix" gut bedient. Ich vergebe ein "Empfehlenswert".


    Wertung: 4 von 5 Punkten

    Kurzbeschreibung:
    "Wer bist du?", flüstert sie.
    "Ich habe keinen Namen", antworte ich.
    "Aber können wir die Förmlichkeiten überspringen und das hier beschleunigen?"
    "Was beschleunigen?"
    "Das mit den Wünschen. Ich bin hier, um dir drei zu erfüllen."


    Als Viola von ihrem Freund verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Gerade noch war sie verliebt und beliebt, nun ist sie nur noch die Ex vom coolsten Typ der Schule. Viola wünscht sich nichts mehr, als wieder glücklich zu werden - und beschwört so versehentlich einen Dschinn herbei. Er ist jung, er sieht gut aus...und er ist furchtbar schlecht gelaunt, denn er hält Menschen für ungemein nervtötend. Aber bevor er in seine Heimat zurückkehren kann, muss er Viola drei Wünsche erfüllen. Und das ist nicht so einfach, wie es sich anhört...


    Zur Autorin:
    Jackson Pearce wurde 1984 in North Carolina geboren. Sie liebt süßen Eistee, Popmusik und die Vormittagsvorstellungen im Kino, wenn sie den Saal fast ganz für sich allein hat. Jackson Pearce lebt mit einer schielenden Katze und einem leicht außerirdisch aussehenden Hund in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia.


    Er wollte, dass ich irgendwas wünsche, damit er zurückkann. Das Wissen dreht sich in mich wie ein Messer, denn er hat gesagt, es gefiele ihm, hier zu sein. Ich hatte gedacht, es gefiele ihm, in meiner Gesellschaft zu sein. Ich hatte gedacht, er wollte nicht mehr gehen. Ich zwinge mich zum Schlucken. (Seite 173)


    Rezension:
    Die 16jährige Viola wurde von ihrem Freund Lawrence verlassen, nachdem der sich geoutet und ihr seine Homosexualität gestanden hat. Nun fühlt sich Viola sehr einsam und sie wünscht sich nichts mehr, als wieder beliebt zu sein, sich dazugehörig zu fühlen und nicht unsichtbar, wie es seit der Trennung von Lawrence der Fall ist.


    Dieser Wunsch ruft einen Dschinn auf den Plan, der Viola drei Wünsche gewährt. Doch was soll sie sich nun wünschen? Das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Und der Dschinn scheint recht ungeduldig zu sein. Er möchte so schnell wie möglich in seine Heimat Caliban zurückkehren, da er auf der Erde schnell altert und die Menschen ihm nicht unbedingt sympathisch sind. Wären da nicht Probleme genug, beginnen Viola und der Dschinn mit jedem Tag mehr zu begreifen, dass sie sich nicht einerlei sind und scheinbar mehr füreinander empfinden, als ihnen guttut...


    Die 31 recht kurz gehaltenen Kapitel werden abwechselnd aus der Ich-Perspektive in Gegenwartsform von Viola und dem Dschinn erzählt, wodurch man sich als Leser sehr gut in beider Gefühls- und Gedankenwelten hineinversetzen kann.


    Das Hauptaugenmerk liegt auf den drei Charakteren Viola, Lawrence und Dschinn, sodass die Nebenfiguren wie z.B. Aaron und Ollie etwas blass zurückbleiben und mehr Staffage abgeben. Richtige Spannung sucht man hier vergebens, die Handlung zieht sich in einem Strang fort ohne abzuschweifen. Erst relativ zum Ende hin legt die Geschichte rasant zu, als Viola mittels eines sogenannten "Drückers" gezwungen werden soll, endlich ihre Wünsche auszusprechen.


    "Drei Wünsche hast du frei" ist eine zauberhafte, süße Geschichte, die sich vor allem für weibliche Teenager hervorragend eignet. Sehr positiv hervorzuheben ist, dass sich Jackson Pearce nicht den momentan gängigen Charakteren wie Vampiren und Elfen bedient, sondern der Figur des Dschinn, eines Wünschegewährers, wobei ich mir noch ein bisschen mehr Hintergrundinformationen über Caliban und die Welt der Dschinns gewünscht hätte.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das romantisch gestaltete Cover ist wunderbar gelungen. Es zeigt Viola umgeben von Wolken, die Farben sind stimmig in Weiß-, Blau- und Lilatönen gehalten. Außerdem ziehen sich Rankenornamente über die Vorder- und Rückseite des Covers, die in Spotlackoptik hervorgehoben werden.


    Fazit: "Drei Wünsche hast du frei" ist ein zauberhaftes, modernes Märchen mit sympathischen Charakteren, für das ich definitiv ein "Empfehlenswert" für weibliche Teenager und junggebliebene Leserinnen aussprechen möchte.


    Wertung: 4 von 5 Punkten