Beiträge von Eskalina

    Trost

    Madeleine Hofmann

    Kein&Aber

    ISBN: 3036950664

    224 Seiten, 24 Euro


    Dieses ist eines der wenigen Bücher, bei denen ich den Klappentext nicht gelesen habe. Ich hatte eine Art Sachbuch über das Titelgebende Thema erwartet, doch es ist mehr als ein Sachbuch; die Autorin hat den Verlauf ihrer Krebserkrankung mit verschiedenen Gedanken, Recherchen und Begebenheiten zum Thema „Trost“ verknüpft.


    Sie berichtet von unterschiedlichsten Begegnungen mit Menschen, die von ihrer Diagnose erfahren, den richtigen aber auch den falschen Worten und Verhaltensweisen ihr und der Krankheit gegenüber. Die Erkrankung ist der Grund für sie, mit der Recherche zu dem Thema zu beginnen.


    Sie informiert zu historischen Begebenheiten, nennt verschiedene Promis, die Trost mit ihrer Musik und ihren Texten spenden um z.B. eigene Verluste zu kompensieren. Durch die Erwähnung von Büchern und Autoren, Komponisten und Künstlern, die das Thema aufgegriffen und verarbeitet haben, ergeben sich interessante Tipps, sich weiter mit der Fragestellung zu befassen.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Nicht zuletzt, weil auch ich mich mit der Erkrankung auseinandersetzen musste, konnte ich vieles nachvollziehen. Es liest sich sehr gut, die Autorin verfällt nicht in Selbstmitleid, sondern informiert sachlich und aufschlussreich und macht das Buch damit zu einem lesenswerten Instrument der Selbsthilfe.


    Daumen hoch, für diese ausführliche und informative Auseinandersetzung mit der zwischenmenschlichen Form von Zuwendung, die wir alle in unseren Leben einmal benötigen werden…


    ASIN/ISBN: 3036950664

    Lyneham

    Nils Westerboer

    Klett Cotta

    ISBN: 3608987231

    496 Seiten, 18 Euro


    Henry Meadows und seine Geschwister gehören zu den Menschen, die das Glück hatten, die sterbende Erde mit einem Raumschiff zu verlassen, um auf dem urzeitlichen Mond „Perm“ ein neues Leben zu beginnen. Mildred, die Mutter von Henry und seinen Geschwistern, war Wissenschaftlerin auf der Erde und entschied sich, noch auf ein schnelleres Raumschiff zu warten, um die langsamer reisenden Schiffe zu überholen und die Lebensumstände auf Perm schon für die neuen Bewohner optimal zu gestalten.


    Als die Familie eintrifft, sind sie fasziniert von Perm, jedoch können sie nur in Biosphären überleben, da die äußeren Bedingungen überlebensfeindlich sind. Die Atmosphäre hat noch nicht genug Sauerstoff, es gibt gefährliche Tiere, die unsichtbar sind und eine Anomalie arbeitet sich über das Land und zerstört alles, was sie wahrnehmen kann.


    Der Leiter des Unternehmens für das Mildred arbeitet, hat für die Menschen bestimmte Pläne und erwartet, dass alle seinen Forderungen entsprechen, doch Mildred kann das nicht akzeptieren und geht ihren eigenen Weg. Dieser Weg wird das Schicksal ihrer Familie beeinflussen und ernste Folgen für die Besiedelung Perms nach sich ziehen…


    Vorab der Hinweis; wer Chemie und Physik liebt, der wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die Schilderungen von Perm und die Art, wie Mildred wissenschaftlich an ihre Projekte herangeht, setzen voraus, dass man Naturwissenschaften zumindest ein wenig mag. An manchen Stellen hätte ich mir ein paar Erklärungen durch den Autor gewünscht. So habe ich bis zum Schluss kein Bild von der immer wieder genannten „Windleite“ gehabt, aber das tat meinem Lesevergnügen keinen Abbruch.


    Ich war fasziniert von der fremden Welt und den beschriebenen Lebensumständen auf Perm. Wissenschaft, Intrigen, neue Welten, viel Technik und mitten darin Henry und seine Familie, mit deren Augen wir das Ganze sehen dürfen, haben dies Buch so faszinierend für mich gemacht.


    Und ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass man sich auf einen außergewöhnlichen Showdown und ein überraschendes Ende freuen kann.

    Mein Fazit: Ein sehr guter und kluger Science-Fiction-Roman, dessen Bilder ich noch lange in Erinnerung behalten werde…


    ASIN/ISBN: 3608987231

    Der Sternenstaubdieb

    Autorin: Chelsea Abdullah

    Übersetzer: Urban Hofstetter

    Klett Cotta

    ISBN: 3608966137

    576 Seiten, 26 Euro


    Dieses Buch entführt uns in die Welt aus 1001-Nacht. In der Haupthandlung begleiten uns einige Geschichten, die so oder so ähnlich aus dem berühmten Klassiker stammen könnten. Es geht um Loulie al-Nazari, die als Mitternachtshändlerin mit magischen Relikten handelt, die sie den Dschinn abgenommen hat. Die Dschinn haben in ihrem Land keinen guten Stand mehr, seitdem sie die Frau des Sultans getötet haben. Und auch Loulie hat ihr Schicksal den Dschinn zu verdanken. Ihr Begleiter und enger Freund Quadir ist selbst ein Dschinn und muss es gut verbergen.

    Eines Tages lässt der Sultan Loulie verhaften und beauftragt, besser gesagt, erpresst sie, eine geheimnisvolle Lampe für ihn zu suchen. Zusammen mit ihrem Freund und dem Sohn des Sultans muss sie sich auf eine abenteuerliche Suche begeben, die extreme Gefahren birgt…


    Diese Zutaten weisen auf eine spannende Geschichte hin und der Anfang des Buches lässt einen beim Lesen eintauchen in eine bunte orientalische Welt, die allerdings modern interpretiert ist. So haben Frauen eigene Wohnungen und leben selbst bestimmt, führen Kneipen und die beste der 40 Räuber (Alibaba lässt grüßen) ist eine Frau. Loulie als Protagonistin ist sympathisch, ihr Begleiter männlich und geheimnisvoll und eigentlich habe ich die beiden gerne auf ihrem Abenteuer begleitet, doch die Sache hat einen Haken; laut Übersetzer ist im amerikanischen Original ein Dschinn als „nicht binär“ gekennzeichnet und somit wird dafür dann mit den entsprechenden Artikeln, Pronomina und Adjektiv-Endungen gearbeitet.


    Dass diese Art der Übersetzung bei mir grandios den Lesefluss gestört hat, ist meine große Kritik an diesem Buch.


    Damit man sich ein Bild davon machen kann, ein Zitat: „Als dier Dschinn aus dem Sand auftauchte…Sies Gesicht veränderte sich mit jedem Schritt… Sier war von so furchtbarer Majestät…forderte Amir dien Dschinn immer wieder heraus…Siese Beine wurden schwer…Da sier ein stolzes Geschöpf war…“

    Sorry, das hat mir die Lust am Lesen und die Freude auf eine Fortsetzung dann gründlich verdorben. Das hat nichts mit mangelnder Akzeptanz nicht binärer Personen zu tun, wir leben Vielfalt in unserem Land, doch die muss nicht immer in die Sprache übernommen werden…


    Fazit: Spannende Zutaten, orientalisches Flair, sprachlich grenzwertig…


    ASIN/ISBN: 3608966137

    Verschmitzt, ironisch und unglaublich wortgewandt gibt uns Dimitrij Kapitelman einen kleinen Einblick in sein aktuelles Leben und schildert uns seine Erinnerungen an die Vergangenheit in einem kleinen Laden im wiedervereinigten Deutschland, den seine Eltern nach der Einreise eröffneten.


    Seine Wurzeln liegen in Kiew, doch seine neue Heimat befindet sich nun schon länger im Osten Deutschlands. Inzwischen muss er sich damit auseinandersetzen, zwischen zwei Fronten zu leben, denn seine Mutter ist auch nach dem Angriff auf die Ukraine nicht gegen den russischen Aggressor eingestellt und hat den Krieg in das Miteinander der kleinen Familie gebracht.


    Die Mutter schaut den lieben langen Tag russisches Fernsehen und ist der Propaganda erlegen. Sie ist so überzeugt von der Meinung Putins, dass sie sogar mit ihren Freunden bricht, die in der Ukraine geblieben sind. Der Sohn hingegen, kann seine ukrainische Herkunft nicht vergessen und will es auch nicht.

    Er hat eine ganz andere politische Meinung und versucht, der Mutter die Realität zu erklären, doch die ist völlig verbohrt und so wächst ganz langsam ein Riss zwischen beiden.


    Dimitrij sucht nach Erklärungen und sein Blick geht zurück zu den Anfängen ihres kleinen Ladens, den sie „Magazin“ tauften und den Kunden, die dort „russische Spezialitäten“ kauften, er geht aber auch in die Gegenwart und reist in die Ukraine, um die verloren gegangenen Freunde zu besuchen…


    Was hoch politisch ist, wird sehr charmant, humorvoll und interessant verpackt. Statt eines depressiven Rückblicks findet sich eine fast liebevolle Erinnerung an alte Zeiten in einem nicht immer ausländerfreundlichen Ostdeutschland. Und auch der Besuch in der Ukraine lässt den Autor nicht in Traurigkeit versinken, obwohl es viele Gründe dazu gäbe.


    Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen. Der Wortwitz, die Sprachgewandtheit und der leise Humor verwandeln dieses ernste Thema in einen sehr lesenswerten Stoff.

    Ein Glück, dass ich den Tod nicht fürchte

    Leutnant Julija Mykytenkos Kampf für die Ukraine

    Lara Marlowe

    Tropen

    ISBN: 3608502823

    384 Seiten, 18,00 Euro


    Über die Autorin: Lara Marlowe, geb. in Kalifornien, studierte Französisch an der UCLA und der Sorbonne sowie Internationale Beziehungen in Oxford. Sie begann ihre Karriere im Journalismus als Associate Producer bei der CBS-Sendung „60 Minutes“ und berichtete aus Beirut für die Financial Times und das TIME Magazin über die arabische Welt. 1996 wechselte sie als Paris-Korrespondentin zur Irish Times und kehrte 2013 nach Paris zurück. Für ihren Beitrag zu den französisch-irischen Beziehungen wurde Marlowe 2006 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.


    Amazon-Kurzbeschreibung: Die bewegende Geschichte der 29-jährigen Ukrainerin Julija Mykytenko, Kommandeurin einer Drohneneinheit an der Front. Seit Beginn des Krieges kämpft sie im Donbas und befehligt die »Hellish Hornets«. Aus einer Reihe von langen Gesprächen mit der Autorin und Journalistin Lara Marlowe entstand das eindringliche Selbstporträt dieser einzigartigen jungen Frau.


    Julija Mykytenko, 1995 in Kiew geboren, ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Während der Maidan Revolution war sie Mitglied des Frauenkommandos und setzte sich für gewaltfreien Widerstand ein. 2016 trat sie der ukrainischen Armee bei. Durch ein russischen Bombardement verlor sie ihren Ehemann. Als im Februar 2022 die russische Invasion begann, meldete sie sich freiwillig. Seitdem kämpft sie für die Freiheit ihres Landes.




    Zu gerne schiebt man das Thema Krieg von sich weg. Je näher er in den letzten Jahren geographisch und medial gerückt ist, umso gesünder fühlt es sich an, das Thema nicht so nah an sich herankommen zu lassen. Doch in dem wir die Augen verschließen, stecken wir den Kopf in den Sand. Die dunklen Wolken über Europa kann man und sollte man nicht ignorieren. Die Menschen in meinem Umfeld, die den letzten Weltkrieg noch erlebt/überlebt haben, werden immer weniger und sie sprechen zum großen Teil nur sehr ungern über ihre Erinnerungen.

    In einer Zeit in der Kriege nur vom gemütlichen Sofa in der Tagesschau wahrgenommen werden, wollte ich wissen, was Krieg für die Menschen bedeutet, die ihn ganz aktuell erleben müssen. Wie fühlt es sich an, täglich sogar direkt an der Front zu sein? Aus diesem Grund habe ich das Buch über Julija Mykytenko gelesen.


    Julija ist Soldatin durch und durch. Nach ihrer Zeit im Frauenkommando während der Maidan-Revolution versuchte sie im normalen Leben wieder Fuß zu fassen. Sie merkte schnell, dass ihr das nicht gelang. Als 2022 die russische Invasion begann, meldete sie sich umgehend freiwillig in den Kriegsdienst zurück.


    Sie berichtet von den politischen Entwicklungen im Land, von der Kriegserklärung durch Putin und widerlegt seine Darstellung, dass er der Friedensbringer sei.

    Von ihr erfahren wir den Alltag an der Front, wie man welche Waffen und welche Drohnen einsetzt, was es bedeutet, Kameraden zu verlieren, Verpflegung zu organisieren, mit krassen hygienischen Verhältnissen klarzukommen und durch zerstörte Dörfer und Städte zu gehen, in denen früher Freunde und Familie ein ganz normales Leben geführt haben.


    Der Ton ist sachlich und die Schilderung der Zustände an der Front ist militärisch geprägt. Julija scheint die Emotionen denen zu überlassen, die ihre Geschichte lesen. Das Buch ist sehr informativ und lässt sich sehr gut lesen, auch wenn viele erschütternde und verstörende Erlebnisse berichtet werden, so zeigt es doch auch sehr viel über die Menschlichkeit in Zeiten des Krieges auf.


    Ich kann nicht sagen, dass ich das Buch „gern“ gelesen habe, da es die Schrecken dieses Konfliktes deutlich aufzeigt, doch ich finde, es ist ein wichtiges Buch, das viele Dinge erklärt, die man nicht in den Medien erfährt. Dem Vergleich mit dem Buch „Im Westen nichts Neues“ kann ich nur zustimmen.


    Mein Fazit: Sehr lesenswert…



    ASIN/ISBN: 3608502823

    Im August 1975 verschwindet Barbara Van Laar aus dem Sommercamp in den Adirondack Mountains. Besonders brisant; Barbara ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land gehört. Vor vierzehn Jahren verschwand ihr kleiner Bruder Bear ebenfalls und so ist das Entsetzen der Familie und der Camp-Mitarbeiter entsprechend groß. Es gibt Gerüchte über Jacob Sluiter, den „Schlitzer“, einen Straftäter, der bereits damals verdächtigt wurde, etwas mit dem Verschwinden von Bear zu tun zu haben. Ausgerechnet jetzt ist er aus dem Gefängnis ausgebrochen und könnte in der Nähe sein…


    Ich bin etwas unsicher, wie ich dieses als „Thriller“ bezeichnete Buch einordnen soll; unter „Thriller“ verstehe ich permanente Spannung und das ist in diesem Buch nicht der Fall. Es gibt keine Spannungssteigerung, nur einen bzw. zwei Fälle, die aufgeklärt werden müssen und eher einem klassischen Whodunnit entsprechen.


    Die einzelnen Kapitel beziehen sich auf die Personen, die damals zur Zeit von Bear im Umfeld des Kindes waren und auf diejenigen, die nun mit Barbara zu tun hatten. Die Kapitelbezeichnungen heißen dann zum Beispiel: "Alice, Alice, Carl, Carl, Judtya, Judyta, Louise, Alice, Louise, Tracy, Victor, Barbara und dazu dann jeweils die Jahresbezeichnungen mit der gerade aktuellen Jahreszahl fett gedruckt. 1950er, 1961, Winter 1973, Juni 1975, Juli 1975, August 1975 Tag 1…"

    Es wird also von Person zu Person gesprungen und dann nochmal vor und zurück in der Zeit. Wer das Buch ohne große Unterbrechungen liest, wird besser durchkommen, als jemand, der nur ab und zu ein bisschen weiterliest, denn die Sprünge und die große Anzahl der Personen sind verwirrend. Die Autorin hat öfter versucht, am Ende eines Kapitels einen Cliffhanger einzubauen, doch das verpufft, wenn danach erst drei oder vier andere Erlebnisse und Erinnerungen geschildert werden.


    Trotzdem kann man sich dann irgendwann ein Bild der Handlung machen und erlebt die Ermittlungen nach den verschwundenen Kindern damals und aktuell (1975) mit. Die Familie Van Laar und ihre Geschichte, die herrschende Kälte unter den Ehepartnern, der arrogante Umgang mit den Angestellten und die moralische Verwahrlosung der Superreichen spielen hier eine große Rolle.


    Fazit: Wenn man den Faden nicht verliert, ist „Der Gott des Waldes“ eine durchaus interessante Story, mit gut konstruierten Figuren und einem gut durchdachten Fall. Für mich blieb der Thrill beim Lesen durch die vielen Personen und die Zeitsprünge ein wenig auf der Strecke…

    Thirteen Witches-Die Erinnerungsdiebin

    Jodi Lynn Anderson

    Beltz&Gelberg

    ISBN: 340775972X

    274 Seiten, 16 Euro

    Kinder ab 11 Jahren




    Rosie ist ein ganz normales Kind; glaubt sie. Sie lebt mit ihrer Mutter in einem alten Haus und es könnte eigentlich alles ganz harmonisch sein, doch ihre Mutter ignoriert sie die meiste Zeit. Rosie schreibt sich selbst Nachrichten und kleine Zettel mit aufmunternden Sprüchen, damit sie das Gefühl hat, ihre Mutter denkt an sie. Tatsächlich aber muss sie sich um ihre Mutter kümmern, die den ganzen Tag am PC sitzt und weder Essen kocht, noch ans Schlafengehen denkt. Ihre beste Freundin mit dem ungewöhnlichen Namen „Keim“ ist ihr eine große Hilfe und wenn sie sie nicht hätte, wäre sie ganz verloren auf dieser Welt.



    Eines Tages aber entdeckt sie, dass ihre Mutter eine Hexenjägerin war, der eine Hexe die Erinnerung gestohlen hat; ausgerechnet am Tag von Rosies Geburt. Mit dieser Entdeckung kann sie plötzlich auch die Hausgeister sehen, die sie über ihre wahre Vergangenheit aufklären. Schnell steht fest, dass nur Rosie ihre Mutter retten kann und dass sie unbedingt die Erinnerungsdiebin bekämpfen muss, bevor diese zurück kommt und alles vernichtet, was Rosie und ihrer Mutter noch geblieben ist. Zusammen mit dem Hausgeist Ebb und ihrer besten Freundin macht sie sich auf einen abenteuerlichen Weg…



    Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie und für die Zielgruppe Kinder ab elf Jahren empfohlen. Hexen, Magie und Abenteuer zusammen mit zwei kindlichen Heldinnen an der Schwelle zur Pubertät ergeben einen spannenden Mix. Die Welt von Rosie ist allerdings traurig, die Story teilweise gruselig bis düster und als Erwachsene habe ich mich gefragt, ob Kinder ab elf Jahren nicht noch zu jung für diese Abenteuergeschichte sind. Mir persönlich fehlen die positiven Momente. Möglicherweise kommen die ja in einem der folgenden Bände.


    Mein Fazit: Ein Kinderbuch, das von Hexen handelt, die ganz und gar nicht nett sind und das überwiegend recht düster daherkommt. Wenn man das eigene Kind reif für solch eine Story hält, dann würde es wahrscheinlich trotzdem gut tun, das Lesen des Buches zu begleiten...


    ASIN/ISBN: 340775972X

    Wackelkontakt

    Wolf Haas

    Carl Hanser Verlag

    ISBN: 3446282726

    240 Seiten, 25 Euro


    Amazon-Kurzbeschreibung: Franz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.


    Auch nach dem Lesen versuche ich die Handlung irgendwie zu verstehen, denn wie in der Kurzbeschreibung schon erwähnt, geht es um zwei Männer, die beide ein Buch lesen, dass vom jeweils anderen handelt, der in dem Buch vorkommt.


    Escher ist ein ziemlich verschrobener Einzelgänger, der gerne historische Puzzles zusammensetzt und sein Geld als Trauerredner verdient. In seinem Leben läuft alles geordnet ab und so ist er ein wenig genervt, dass er einen Elektriker in seine Küche lassen muss, um eine defekte Steckdose zu reparieren. Bis der Elektriker kommt, liest er das besagte Buch, dessen Titel wir nie erfahren werden.


    Escher ist aber auch der Name des Künstlers, der für seine Darstellung unmöglicher Figuren bekannt wurde; Treppen, die sowohl nach oben als auch nach unten führen, Puzzleteile in Vogelform, deren Schatten in verschiedenen Richtungen fliegen und immer wieder Täuschungen, die zum Nachdenken anregen. Ich bin sicher, der Name ist also absichtlich gewählt, denn das, was beide erleben, wird vom jeweils anderen gelesen. So weiß man irgendwann nicht mehr, ob die Handlung real ist oder ob sie in dem Kapitel steht, das gerade gelesen wird.So langsam driften dann die Personen aufeinander zu und doch gibt es immer wieder unerwartete Wendungen, und man fragt sich, wie kann das enden?


    Passend zu dieser irritierenden Story ist das Cover-Design. Ich kann es nicht ansehen, ohne meinem Gehirn beruhigend zureden zu müssen, dass mit ihm und den Augen noch alles in Ordnung ist…

    Ich habe dieses Buch unheimlich gern gelesen. Die Idee von Buch im Buch ist völlig abgedreht und bietet tolle Unterhaltung; großartig erdacht und geschrieben, super Humor und endlich mal komplett abseits des Mainstreams.


    ASIN/ISBN: 3446282726

    Gyeongha, die Hauptfigur des Romans leidet unter Depressionen sowie Migräne und hat sich lange Zeit von der Außenwelt isoliert. Sie ist gerade dabei, sich wieder ein wenig auf das Leben einzulassen, als sie ein Anruf ihrer Freundin Inseon erreicht, die im Krankenhaus liegt und sie bittet, zu ihrem Haus zu reisen, um ihren Vogel zu versorgen. Also macht sie sich auf und reist zu dem Haus, das auf der Insel Jeju liegt. Die Reise führt sie durch einen Schneesturm und an ihre Grenzen. Als sie endlich das Haus gefunden hast, beginnen die Erinnerungen. Erinnerungen an die Erzählungen von Inseon über ihre Mutter und über deren Vergangenheit.


    Inseons Mutter hatte als Kind das Massaker auf der Insel Jeju miterlebt, bei dem mehr als 27000 Menschen getötet wurden. Erst mit der Demenz war sie in der Lage, ihrer Tochter davon zu berichten. Inseon die Dokumentarfilmerin, versucht, dieses Massaker zu verarbeiten. Im Laufe der Anwesenheit von Gyeongha verschwimmen die Erinnerungen an Inseon und die der Mutter mit Sequenzen aus den Filmen. Mir fiel es oft schwer zu unterscheiden, ob es sich um eine Erinnerung, eine Filmszene, eine Geistererscheinung oder einen Traum der Hauptfigur handelt.


    Das Ganze wirkt bedrückend und sehr intensiv. Beinahe alles, was die Autorin schildert, ist von einer beeindruckenden Intensität. Ich weiß nicht, ob ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen kann, denn es geht um traumatische Ereignisse, um das Massaker, das tatsächlich so stattgefunden hat und das einen nach dem Lesen nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht. Bilder, die man vielleicht besser nicht mit sich herumtragen möchte.


    In einer Zeit, in der die schlechten Nachrichten überhand nehmen, muss jeder selbst entscheiden, ob er sich mit den Themen Depression, Mord und Gewalt beschäftigen möchte. Sonnenschein und positive Momente finden sich jedenfalls keine in diesem Buch und so werde ich es zwar als großartig geschriebenes Meisterwerk in Erinnerung behalten, mir aber gleichzeitig wünschen, ich hätte es nicht gelesen…

    Wintertöchter Trilogie – Mignon Kleinbeck

    Gesamtausgabe

    Pinguletta Verlag

    ISBN: 3948063214

    1234 Seiten, 43 Euro


    Ich weiß gar nicht, wie ich diese drei Bücher beschreiben soll. Als ich jemandem versucht habe, die Handlung auch nur ansatzweise zu schildern, sagte er: „Ups, du liest einen Heimatroman“? Auf die Grundzutaten heruntergebrochen könnte man das tatsächlich so sagen, doch diese Trilogie in die Ecke der Trivialliteratur zu schieben, wäre ein Vergehen. Ich habe mich so gut unterhalten gefühlt und die Handlung ist wirklich alles andere als trivial…


    Es geht um Anna, deren Geburtsumstände schon dramatisch sind, denn als der Vater die Hebamme aus dem Dorf zum einsamen Hof holen will, auf dem seine schwangere Frau Maria kurz vor der Entbindung steht, verunglückt er tödlich. Maria muss Anna alleine zur Welt bringen und merkt sofort, als sie ihr Baby in den Armen hält, dass es die Gabe der Frauen der Familie trägt. Dies macht Anna zu einer besonderen Frau, die sich mit dieser Fähigkeit tief in die Vergangenheit und in die Gegenwart eines Menschen spüren kann. Doch nichts im Leben ist umsonst und so spielt sie jedes Mal mit ihrem Leben, wenn sie solche „Reisen“ unternimmt. Allein ihre Tante Barbara, die Heilkundige des Dorfes, hilft ihr, mit der Gabe umzugehen.


    Das klingt ziemlich mystisch, doch als Gegensatz steht die Schilderung des ärmlichen und entbehrungsreichen Lebens der Bewohner der Forstau, dem österreichischem Bergdorf, in dem die Geschichte spielt. Es finden sich authentische Landschaftsbeschreibungen und immer wieder hochspannende Erlebnisse.

    Als Maria sich endlich nach langer Zeit der Trauer wieder einem Mann zuwendet, beginnt ihr Unglück und das von Anna, denn Roman Wojtek ist das personifizierte Böse. Nicht nur die beiden Frauen leiden unter dem gewalttätigen Mann. Es trifft auch Barbara und viele andere Menschen im Dorf und so liest man sich gebannt durch dieses Buch und kann es gar nicht fassen, wie heftig es im Leben kommen kann…


    Ich habe diese Trilogie förmlich verschlungen. Jeden Abend habe ich mich auf die Lesezeit mit den Frauen der Forstau gefreut und konnte es nicht erwarten, zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht. Erst lauscht man den Erzählungen der alt gewordenen Anna und dann begleitet man ihre Töchter auf dem langen Weg zu sich selbst und ihrer Familie.

    Die mystischen Elemente, die Kräuterkunde, die Ortskenntnis der Autorin und ihre „Gabe“, uns mit in das Geschehen zu zaubern, haben für mich die Magie dieser Trilogie ausgemacht. Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das mich so fasziniert hat. Von mir Daumen hoch und eine absolut begeisterte Leseempfehlung!

    ASIN/ISBN: 3948063214

    Alexandria – Edmund Richardson

    Midas Management

    ISBN: 978-3038765608

    352 Seiten, 24 Euro


    Kurzbeschreibung: Die Entdeckung der verlorenen Stadt Alexanders des Großen ist eine der außergewöhnlichsten Erzählungen der Geschichte - eine Geschichte von Königen und Heiligen, von Spionage und imperialer Macht, von extremer Gewalt und grenzenloser Hoffnung. Jahrhundertelang trafen sich Orient und Okzident in der Stadt Alexandria unter den Bergen. Dann verschwand sie. Im Jahr 1833 entdeckte sie in Afghanistan der unwahrscheinlichste Mensch, den man sich vorstellen kann: Charles Masson, ein einfacher Arbeiterjunge aus London, der vom Deserteur zum Pilger, dann zum Arzt und Archäologen und schließlich zum angesehenen Wissenschaftler wurde…


    Ein Sachbuch, das sich wie ein Roman liest, ist selten, doch dieses Buch ist solch eine Rarität. Es gehörte sehr viel Geduld bei der Recherche dazu, den Weg dieses außergewöhnlichen Mannes in Archiven, Zeitungsartikeln und Bibliotheken nachzuverfolgen. Charles Masson war zeitweise nicht wirklich greifbar und erst eine Entdeckung in einer Bibliothek in London brachte den Durchbruch für den Autor, der jahrelang der Geschichte um den Entdecker und Abenteurer auf der Spur war.


    Das Leben, bzw. die unzähligen Abenteuer des Charles Masson sind unglaublich und doch wahr. Der Autor nimmt uns mit auf eine Reise durch Afghanistan und Indien, die im 19. Jahrhundert für einzelne Reisende extrem gefährlich waren. Masson, der ursprünglich James Lewis hieß und ein Soldat der britischen Ostindien-Kompanie war, desertierte und musste aus Angst vor Verfolgung seinen Namen ändern. Im Laufe seiner Reisen entdeckte er, dass er auch seine Herkunft und seinen Rang ändern musste, um gut durchs Leben zu kommen. Seine Besessenheit, Alexandria, die verlorene Stadt Alexanders des Großen zu entdecken, nimmt einen Großteil seines Denken und Handelns ein. Ihn auf seinen Reisen zu begleiten, ist spannend, abenteuerlich und geschieht mit dem ungläubigen Staunen, dass er mehr erlebt hat, als in ein gewöhnliches Leben passt.


    Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und war fasziniert von den Abenteuern und dem unglaublichen Durchhaltewillen des Protagonisten und habe den Autor für seine authentische und zugleich humorvolle Erzählung bewundert. Dies ist ein Sachbuch, das sich wie ein spannender Roman liest und somit auch Lesestoff für diejenigen bietet, die an Geschichte interessiert sind, aber trockene Sachbücher gerne vermeiden. Daumen hoch und eine begeisterte Leseempfehlung von mir.


    ASIN/ISBN: 3038765600

    „Shades of Magic“ – die komplette Trilogie in einem Band gibt es aktuell als wunderschönes Hardcover mit Farbschnitt. Das Buch sieht toll aus, aber die über 1000 Seiten zu lesen, würde bei der Schwere des Buches und der Empfindlichkeit des schönen Schnittes Spuren hinterlassen. Als E-Book fällt es viel leichter, das Buch in der Hand zu halten, doch das HC dürfte sich gut im Regal machen.


    Wer „High-Fantasy“ erwartet, dürfte hier falsch sein, wer sich jedoch gut unterhalten will, dem wird hier jede Menge geboten. Die Haupt-Figuren sind sympathisch, es gibt die richtig Bösen und die richtig Guten, man erlebt mit ihnen viele Abenteuer, es gibt mehr oder weniger Magie, es handelt von Macht und Intrigen, dazu gibt es dann noch Diebe, Piraten und eine spannende Welt, die aus mehreren Städten namens London besteht, die von einem mächtigen magischen Wesen bedroht werden und natürlich läuft es auf einen Kampf hinaus, doch mehr mag ich nicht verraten…


    Die Story macht Spaß, lässt sich gut lesen und hat mir sehr gefallen. Besonders in den ersten beiden Bänden geht es rasant voran, während der dritte Band ein wenig langatmiger wird. Trotzdem geht ihm nicht die Puste aus und das beigefügte Bonusmaterial passt zur Handlung, wobei ich das nicht unbedingt gebraucht hätte.


    Ich könnte jetzt, passend zu der Seitenzahl, eine riesig lange Rezension schreiben, doch meine Empfehlung lautet: Lest selbst! Ein toller Fantasy-Schmöker, der sich einfach gut liest und super zu unterhalten weiß. Daumen hoch und eine begeisterte Leseempfehlung.

    Ich habe das Merkel-Hörbuch bei Audible gekauft. Es gab ein tolle Black-Friday-Angebot von Audible und ich bin mal wieder für ein paar Monate dabei...


    Der Adventskalender von NetGalley hat mir bis jetzt noch kein schönes Türchen angeboten. Alle Bücher, die bis heute drin waren, fallen leider nicht in mein Beuteschema. Das ging mir im letzten Jahr auch schon so.