Drang nach Osten - Artur Becker

  • Verlag: weissbooks.w, 2019

    394 Seiten

    ISBN 978-3-86337-119-7


    Kurzbeschreibung:

    Arthur, Ende 40, stammt aus Masuren und lebt als Historiker und Schriftsteller in Bremen. Für Recherchen besucht er seinen Onkel Stanislaw in Kalifornien und erfährt von dem ehemaligen Stalinisten, dass er 1945 freiheitshungrige Menschen gefoltert hat, darunter auch Arthurs polnischen Großvater. Schockiert beschließt Arthur sein nächstes Buch ganz den Schicksalen seiner Großeltern zu widmen, die damals in Masuren ein neues Leben begonnen haben. Und so gerät er rasch in die Zeit unmittelbar nach Kriegsende, zu entsetzlichen Entschlüssen und Taten, die über Leben und Tod entscheiden. Arthur bedrängen die immer gleichen Fragen: Wie konnten all die Verbrechen geschehen? Woher nur kommt das Böse? Was ist Freiheit – und was ihr Preis? Besessen vom Denken des Undenkbaren begegnet er Malwina, einer alten Freundin aus Warschau. Mit ihr verbindet ihn eine unglückliche Liebe, die ihm jedoch plötzlich überwindbar erscheint. Wird es Arthur gelingen, mit Malwina ein gemeinsames Leben in Masuren anzufangen und die Schatten des Vergangenen in einer neuen Gegenwart zu vergessen?


    Über den Autor:

    Artur Becker, geboren 1968 in Bartoszyce (Masuren), lebt seit 1985 in Deutschland, heute in Verden an der Aller. Becker ist vor allem Erzähler, aber auch Essayist und Lyriker. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:

    Der deutsch-polnische Schriftsteller Artur Becker veröffentlicht seine Bücher seit langer Zeit bei weissbooks.w, Der Verlag wird sich übrigen in Kürze dem Unionsverlag anschließen.

    Artur Becker nutzt zwei Erzählebenen, um seinen ambitionierten Roman zu gestalten.


    Protagonist ist der Historiker Arthur Bekier in der Gegenwart in Bremen, der ein paar Lebensdetails des Autors teilt. Ein parodistisches Spiel mit sich selbst.

    Er schreibt ein Buch über seine polnischen Großeltern. Das bildet dann die zweite Ebene: Polen 1946.

    Die Stimmungen sind auch entsprechend unterschiedlich. Während im Artur-Teil humorvolle, teils auch überdrehte Szenen enthalten sind, ist die Welt 1946 noch sehr bedrohlich. Leidenschaft und Emotionen gibt es in beiden Teilen.

    Kurioserweise tritt in beiden Teilen ein alter Mann mit Baskenmütze auf, der ewige Mahner, der die Menschen an ihre Schuld erinnert.


    Es ist eine gelungene Mischung aus literarischer Spielerei mit vielen kulturellen Anspielungen und Ernsthaftigkeit, die erforderlich ist, um die polnische Nachkriegsgeschichte angemessen zu diskutieren.


    Artur Becker schafft es, eine große Stimmigkeit herzustellen und lässt Figuren mit verschiedenen Blickwinkel zu Worte kommen.

    Man spürt als Leser die Qualität, die nur ein souveräner Erzähler bietet.




    ASIN/ISBN: 3863371194