Katergericht - Heike Wolpert

  • Heike Wolpert: Katergericht. Kriminalroman, Meßkirch 2019, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-2539-4, Softcover, 279 Seiten, Format: 11,8 x 2,5 x 20 cm, Buch: EUR 12,00 (D), EUR 12,40 (A), Kindle: EUR 9,99.


    Hannover: Eigentlich gelten dreifarbige Katzen ja als Glückskatzen. Mimi, die Hauskatze des Malermeisters Max Petkow scheint eher eine Unglückskatze zu sein. Schon im vorigen Band, KATERTRUNK, ist sie nichtsahnend in einen Kriminalfall geraten und war tagelang verschwunden. Jetzt ist es schon wieder passiert: Mimi ist weg! Ihr Mensch ist beunruhigt und sucht sie fieberhaft im ganzen Viertel.


    Gut, dass Mimi die Freundin von Kater Socke ist. Der hat nicht nur treue vierbeinige Freunde, die ihm beim Suchen helfen, er hat auch kriminalistischen Spürsinn und kennt sich ein bisschen in der Polizeiarbeit aus. Schließlich wohnt er bei Kriminalkommissar Peter Flott. Der redet daheim natürlich über seine Arbeit, und da schnappt man als cleverer Kater so einiges auf.


    Zwei Tote und ein Vermisstenfall

    Kommissar Flott ist – wieder mal! – nicht so gut drauf. Seine Kolleg*innen und er haben zwei mysteriöse Todesfälle am Hals: Ein verurteilter Mörder ist kurz nach seiner Haftentlassung tot in der Wohnung aufgefunden worden. Suizid? Mord? Das steht noch nicht ganz fest. Kurz darauf kommt auch sein damaliger Strafverteidiger auf gewaltsame Weise ums Leben. Das kann kein Zufall sein!



    Ermittlungen unter Zeitdruck

    Natürlich sollte jeder Fall zügig aufgeklärt werden, aber Peter Flott steht dieses Mal unter besonderem Zeitdruck, denn er will mit seiner Lebensgefährtin, der Tierärztin Christa Eisele, verreisen. Es ist verflixt schwer, bei ihren unberechenbaren Berufen einen gemeinsamen Termin zu finden. Wenn dieser Urlaub wieder platzt, droht eine ernsthafte Beziehungskrise. Und von Flotts Kolleginnen ist eine krank und die andere durch eigene Probleme abgelenkt. Der Laden läuft also nur mit halber Kraft. Wie sollen sie da rechtzeitig zu Potte kommen?


    In dieser Situation hat Kommissar Flott nun wirklich keine Lust, mit seinem Kater Socke „Der Hase und der Igel“ zu spielen: Jedes Mal, wenn Flott an einen Tatort kommt, ist Socke schon da. Das amüsiert sogar die Presse.


    Klar: Socke sucht seine Freundin Mimi. Und irgendwie muss ihr Verschwinden mit den beiden Todesfällen zusammenhängen, in denen sein „Dosenöffner“ ermittelt.

    Wer von den Menschen wen umgebracht hat, interessiert uns dabei eher wie ein kniffliges Rätsel. Und wir wollen den Fall schnell geklärt haben, damit der Kommissar und seine Lebensgefährtin endlich in ihren wohlverdienten gemeinsamen Urlaub aufbrechen können. Emotional engagierter sind wir zweifellos bei der Suche nach Mimi. Die Ärmste ist wirklich völlig unverschuldet in eine gefährliche Notlage geraten.

    Kommunikationsprobleme

    Was ist es doch für ein Jammer, dass die Menschen nicht immer kapieren, was ihnen die Katzen sagen wollen! Umgekehrt ist es auch nicht immer leicht. Haben die Zweibeiner nicht genügend Phantasie, sich für jeden Gegenstand ein eigenes Wort auszudenken? Wieso ist ein Geschirr etwas, von dem man isst und bezeichnet gleichzeitig eine Konstruktion aus Bändern, an der man eine Leine befestigt? Und wie kann ein Gericht einerseits eine Mahlzeit sein und andererseits etwas mit Urteil, Recht und Strafe zu tun haben? Kein Wunder, dass die Menschen nichts geregelt kriegen, wenn sie so unsortiert sind!


    Für die komischen Momente zwischen den dramatischen Handlungssträngen sorgen, wie schon in den Bänden 1 bis 3, die herrlichen Dialoge der tierischen Freunde. Vor allem die verfressene Tigerkatze Clooney, die alles dafür tun würde, einmal so richtig berühmt zu werden und die wehleidige Perserkatze Suleika, die von ihrem Mäuerchen herunter herablassende Kommentare zu allem und jedem gibt, müssen sich in diesem Band vieles gefallen lassen. :-D Suleika hat’s diesmal besonders übel erwischt: Ihr Catsitter lässt sie nicht nach Lust und Laune zu ihren Kumpels raus, sondern führt sie zusammen mit seinem Dackel an der Leine spazieren. Das ist natürlich Gift für ein Katzen-Ego! Vor allem für so ein großes.

    Suleikas Catsitter-Handicap

    Normalerweise ist Suleika ja eine Katze mit Überblick, die in Sockes Fällen öfter schon den entscheidenden Hinweis gegeben hat. Das fällt dieses Mal weg, weil sie ja vom Geschehen nicht viel mitkriegt. Vielleicht wären Socke und seine Kumpels mit ihrer Hilfe schon viel früher auf die richtige Lösung gekommen. Aber das sagen wir Suleika besser nicht, sonst bildet sie sich noch mehr ein als ohnehin schon.


    Immerhin scheint der Kommissar nun privat auf dem richtigen Weg zu sein. Das ist gut. Ich möchte ihn auch mal zufrieden und ausgeglichen sehen und nicht immer nur frustriert, gestresst und grantig.


    Nachdem es für einen Moment so aussieht, als könnte dies der letzte Band der Reihe sein, gibt uns der Epilog doch noch Hoffnung auf weitere Fortsetzungen. Das freut mich. Denn diese Krimireihe mit Spannung, Humor, schrägen Katzen-Persönlichkeiten und ganz normalen Menschen als Helden hat viele Fans, die ihre jährliche „Socke“-Dosis brauchen.


    Als besonderen Service hat der Roman vorne ein Personenverzeichnis. Wer neu zu dieser Reihe dazustößt ist oder die handelnden Personen aus den vorigen Bänden nicht mehr ganz so parat hat, wird dort zu Beginn sicher ein paarmal nachschauen, wer nun wer ist. Aber das hat man recht schnell im Griff und braucht das Verzeichnis dann nicht mehr. Dennoch ist es prima, dass es eines gibt.


    Die Autorin

    Heike Wolpert, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet in Hannover. Abwechslung von ihrem Alltag als Businessanalystin bei einer großen Landesbank findet sie im Schreiben von Krimis und Kurzgeschichten. Der vorliegende Band ist bereits der vierte in ihrer Reihe rund um den tierischen Schnüffler Kater Socke, die sich sowohl bei Katzen- als auch Krimifreunden gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut. Dass ihr die Ideen nicht ausgehen, dafür sorgt der echte Socke - der schwarz-weiße Kater lebt nun seit fast zehn Jahren bei der Autorin.




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    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner