Zu oft umsonst gelächelt – Botho Strauß

  • Carl Hanser Verlag, 2019

    160 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Zum 75. Geburtstag - das neue Buch von Botho Strauß


    Ein alter Romancier wird von seinem jungen Verehrer zu Bett gebracht. Er beginnt zu erzählen. Von Paaren und Vereinzelten, von Gesichtern und Gebärden, von Passionen und Enttäuschungen - und wie er so unaufhörlich erzählt, folgt er mehr und mehr „den Spuren ausgestorbener Liebesarten“. Dabei geht es zwischen den Menschen oft beklemmend zu, in manchen Episoden herrscht jenes Fremdheitsgefühl bei „unüberwindlicher Nähe“, wie es zwischen Liebenden plötzlich entsteht. Mit wenigen Strichen entwirft Botho Strauß eine Prosa der vielschichtigen Unbestimmtheit zwischen Mann und Frau. Er ist ein Meister der präzisen Beobachtung und ein melancholischer Erinnerer. Die Nacht ist die Zeit des Erzählers.


    Über den Autor:

    Botho Strauß, 1944 in Naumburg/Saale geboren, lebt in der Uckermark.


    Mein Eindruck:

    In der Klammer der Gedanken eines alten Schriftstellers entstehen Skizzen, die von oft von Paaren erzählen. Oft sind es auch Dreier-Konstellationen. Verschiedene Variationen der Liebe werden gezeigt, eine breite Palette an Emotionen.


    Von Episode zu Episode treibt der Text. Ich bin es schon von Botho Strauß gewöhnt, das mich manche Passagen mehr, andere weniger erreichen.

    Herausstellen möchte die Geschichte um die Sängerinnen und ihrem Dirigenten sowie ihrem verflossenen Maestro. Aber auch die um den Maler, der den Studenten als Reaktionär gilt. Die Geschichte um die 11 Filmkritiker. Dann noch die sehr kurze um die verliebte Dozentin. Und die Geschichte von der Journalistin Anita und dem IT-Techniker Pawel.


    Irritierend, aber reizvoll, das man dann zwischendurch auch einmal bei alttestamentarischen „Judith von Betulia und Holofernes“, bei Antonius und Cleopatra , bei Wolfram von Eschenbachs Parzival oder bei Odysseus landet.

    Vielleicht ist das ein Vorgeschmack auf Botho Strauß nächstes Buch, in dem er die Geschichte von König Saul nacherzählen wird.


    Es ist wirklich bemerkenswert, in wie wenig Raum Botho Strauß umfassendes erzählen kann und was für Bilder aus seiner Sprache entstehen.


    Botho Strauß verzichte aber auch nicht auf seine Eigenheiten, z.B. der Einsatz von Wörtern, die veraltet oder wenig gebräuchlich sind z.B. Hablich für Wohlhabende, Mesquinerie für Armseligkeit oder Latwerg und werg, Usurpieren, Borgward (die alte Automarke) etc.

    Auch scheint es mir, dass Strauß einer der letzten Autoren ist, der heute noch Referenzen zu Filmemachern wie Michelangelo Antonioni, Yasujiro Ozu oder Robert Bresson setzt.


    Es heißt, dieses neue Botho Strauß-Buch wäre leichtzunehmender und entspannter als seine letzten. Dem kann ich mich vorsichtig anschließen.


    ASIN/ISBN: 3446263810