Spellslinger - Karten des Schicksals von Sebastien de Castell [ab 12 Jahren]

  • Inhalt:

    Kellen wird bald 16 und steht kurz vor seiner Magierprüfung. Das Problem ist, dass seine Kräfte Stück für Stück schwinden. Und das noch viel größere Problem ist, dass er vom Sohn des mächtigsten Clan-Lords zum Diener absteigen würde, wenn er durchfällt! Doch so schnell gibt er nicht auf. Während andere mit Elementen zaubern, spielt Kellen geschickt mit Worten. Bisher hat er sich so durchs Leben getrickst – und gewinnt sogar sein erstes Duell, auch wenn er dabei fast draufgeht. Glücklicherweise erscheint genau in diesem Moment eine Fremde, die ihn ganz ohne Magie wiederbelebt. Zusammen stoßen die beiden auf Intrigen, die alles infrage stellen, woran Kellen je geglaubt hat.


    Rezension:

    Kellen ist der Sohn des mächtigen Ke'heops, doch im Gegensatz zu seiner Familie, besitzt Kellen nur wenig Magie. Nun stehen seine Magierprüfungen bevor, die darüber entscheiden, ob er zum begabten Jan'Tep aufsteigen wird, oder ein Sha'Tep werden und somit den Rest seines Lebens den Jan'Tep dienen wird.

    Kellen muss sich vielen Herausforderungen stellen und entdeckt Geheimnisse, die alles umwerfen, woran er sein Leben lang geglaubt hat.


    "Spellslinger - Karten des Schicksals" ist der erste Band einer sechsteiligen Reihe von Sebastien de Castell, der aus der Ich-Perspektive des fünfzehn Jahre alten Kellen erzählt wird.


    Kellen ist der Sohn von Ke'heops, einem Obermagier der Jan'Tep und Bene'maat, einer sehr begabten Heilerin. Auch seine jüngere Schwester Shalla ist magisch sehr begabt, nur Kellens Magie wurde über die Jahre immer schwächer, was natürlich nicht leicht für ihn ist, da er begleiten musste, wie seine Freunde und auch seine jüngere Schwester Magie mit Leichtigkeit meistern und immer stärker geworden sind und er sich mit den einfachsten Zaubern abmüht.

    Doch Kellen ist sehr klug, hat eine besondere Kombinationsgabe und ist einfallsreich, was ihm im Verlauf der Handlung öfters das Leben gerettet hat. Als Protagonist hat er mir echt gut gefallen!


    Die ersten fünfzig Seiten des Buches haben mir richtig gut gefallen und ich war echt begeistert, wie gut sich das Buch lesen ließ! Doch danach konnte mich die Geschichte irgendwie immer weniger fesseln.

    An manchen Stellen konnte mich Sebastien de Castell überraschen, doch insgesamt fand ich die Handlung etwas vorhersehbar, sodass sie mich leider nicht wirklich mitreißen konnte.

    Dabei fand ich die Welt der Magie eigentlich ganz interessant! Einem Jan'Tep werden bereits als Kind sechs magische Bänder auf die Arme tätowiert, damit er oder sie sich später mit den Grundelementen der Magie verbinden kann, je nachdem, wie begabt das Kind ist. Es gibt Eisen, Glut, Atem, Blut, Sand und Seide, nur mit dem gefährlichen Schatten sollte man sich nicht verbinden.

    Auch die Welt fand ich sehr vielversprechend, aber ich habe im Nachhinein das Gefühl, dass bei vielen Dingen nur an der Oberfläche gekratzt wurde. Wir erfahren ein wenig über die Jan'Tep, den mächtigen Magiern und den magielosen Sha'Tep, die den Jan'Tep dienen müssen, obwohl sie einer Familie entstammen. Es gibt dann noch Daroman, Argosi und die Mahdek, doch über sie erfährt man nur wenig, was ich echt schade fand.

    Ich habe den Eindruck, dass hier viel Potenzial auf der Strecke geblieben ist, wobei man auch bedenken muss, dass noch fünf Bände folgen werden, in denen Sebastien de Castell hoffentlich noch in die Tiefe gehen wird. Einerseits bin ich auch neugierig, wie es mit Kellen und seinen ungewöhnlichen Verbündeten, der mysteriösen Ferius Parfax und der Baumkatze Reichis, weitergehen wird, aber da ich mir echt ein wenig mehr von diesem Auftakt erhofft hatte, weiß ich noch nicht, ob ich zu den Folgebänden greifen werde.


    Fazit:

    "Spellslinger - Karten des Schicksals" von Sebastien de Castell hat mir leider nicht so gut gefallen, wie ich es mir erhofft hatte. Der Beginn war wirklich vielversprechend, doch obwohl mir Kellen echt gut gefallen hat, konnte mich seine Geschichte immer weniger fesseln. Ich hatte den Eindruck, dass viel Potenzial auf der Strecke geblieben ist und man bei vielen Dingen noch mehr hätte in die Tiefe gehen können.

    Ich vergebe drei Kleeblätter.

    ASIN/ISBN: 3423762764

  • Sebastien de Castell: Spellslinger – Karten des Schicksals. Band 1 (ab 12 J.), OT: Spellslinger, aus dem Englischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß, München 2020, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-76276-2, Hardcover, 411 Seiten, mit s/w-Illustrationen von Sam Hadley, Format: 15,2 x 3,8 x 21,3 cm, Buch: EUR 16,95 (D), EUR 17,50 (A), Kindle: EUR 14,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Gegen welchen Widersacher kann Magie nichts ausrichten?“, fragte ich.
    Mer’esan schaute mich an. Ihr Gesicht war so kummervoll, dass sie zum ersten Mal so alt aussah, wie sie wirklich war. „Gegen die Wahrheit“, antwortete sie.
    (Seite 175)


    Der Autor hat das Buch seinem Bruder gewidmet, „der schon immer eine Schwäche für unausstehliche Viecher hatte“. Die hat’s hier reichlich, und sie bringen Witz in die Bude und Tempo in die Geschichte. Allerdings tauchen sie erst nach rund 150 Seiten auf. Vorher hat dieser Roman dasselbe Handicap wie alle Fantasyreihen, die in komplexen Welten spielen, die nach ganz anderen Gesetzen funktionieren als unsere eigene: Man muss erst einmal verflixt viel erklären.


    Ein Zauberlehrling verliert seine Kräfte

    Held der Geschichte ist der fünfzehnjährige Kellen aus dem Volk der Jan’Tep, Sohn des Großmagus Ke’heops und der mächtigen Heilerin Bene’maat. Noch ist er Schüler bei Meister Osia’phest, aber er steht kurz vor seinen Abschlussprüfungen zum Magier. Für deren Ausgang sieht Kellen allerdings schwarz. Zwar konnte er sich bislang immer irgendwie durchmogeln, doch seine magischen Kräfte werden schwächer statt stärker. Da nutzt alle elterliche Hilfe nichts. Seine dreizehnjährige Schwester Shalla ist wesentlich stärker und begabter als er.


    Eigentlich hat Kellen ja gar keinen Bock auf diesen arroganten, machtgierigen und missgünstigen Magier-Haufen. Aber wenn er bei der Prüfung durchfällt, wird er aus der Familie ausgestoßen und zu einem Sha’Tep heruntergestuft – einem Sklaven ohne magische Begabung. Dann kann er nur noch Diener oder Minenarbeiter werden und sich Ehe und Familie abschminken. Seinem Onkel Abydos ist das passiert, und es ist wirklich kein erstrebenswertes Schicksal. Dann lieber bei den Prüfungen betrügen und hoffen, dass es nicht rauskommt!


    Schummeln ist auch keine Lösung

    Zunächst scheint alles prima zu klappen, doch dann verpfeift ihn ausgerechnet seine kleine Schwester. Die Reaktion seines Umfelds überlebt Kellen nur mit knapper Not – und auch nur weil ihm eine geheimnisvolle rothaarige Fremde zu Hilfe kommt. Sie stellt sich als Ferius Parfax vor und erinnert vom Aussehen und Auftreten her an einen Spieler oder Glücksritter aus einem Western. Magische Kräfte hat die Lady keine, aber als Angehörige des reisenden Argosi-Volks beherrscht sie jede Menge Tricks – mit Spielkarten und ohne.



    Ein grantiger Baumkater als Schutztier?

    Kellens Schwester Shalla sieht noch eine letzte Möglichkeit, ihrem Bruder wieder zu magischen Kräften zu verhelfen: Er muss sich mit einem Schutztier verbinden. Die Zeremonie geht gründlich schief. Bei dem Versuch, einen Falken zu beschwören, verschwindet Shalla spurlos – und statt einer Partnerschaft mit einem stolzen Greifvogel tritt sich Kellen den Baumkater Reichis als „Geschäftspartner“ ein. Reichis muss man sich wie eine grantig-aggressive Mischung aus Luchs und Flughörnchen vorstellen, impulsiv, bissig, schandmäulig und hinterlistig. Mitgefühl ist ihm fremd. Für alles, was er tut, will er sofort eine Gegenleistung. Damit erinnert er ein bisschen an die Ferenghi aus dem STAR-TREK-Universum.



    Auch Ferius Parfax ist jetzt irgendwie zwischen die Fronten der Jan’Tep-Machtkämpfe geraten und braucht Hilfe. Einer Trickserin und Spielernatur wie ihr hilft Reichis gar nicht so ungern. Und nun wird getäuscht und gezaubert, gelogen und betrogen, geflüchtet und verfolgt, gelästert, geprügelt, gebrandschatzt und Material in die Luft gejagt, dass es eine wahre Pracht ist.


    Zwischen den Fronten eines Thronfolgerkriegs

    Auf einmal mischt neben den konkurrierenden Häusern Ke und Ra noch eine dritte Partei mit, die niemand auf dem Zettel hatte. Wer ist jetzt eigentlich für das Verschwinden für Shalla und Ferius verantwortlich? Und warum? Wird es Kellen und Reichis samt dessen Rudel gelingen, das Mädchen und die Frau zu retten, auch wenn die feindliche Übermacht viel stärker erscheint?


    Selbst wenn - was bedeutet das alles für Kellen? In sein altes Leben kann er im Grunde gar nicht mehr zurück. Dafür weiß er jetzt zu viel: Nichts und niemand ist so, wie man es ihnen von klein auf weisgemacht hat. In mehr als einer Hinsicht ist die Wahrheit ungeheuerlich. Das gilt, wenn man genau hinschaut, sogar für Kellen selbst – und auch für seine Mentorin, die Argosi-Frau Ferius Parfax …


    Filmreifer Krawall und Polit-Intrigen

    Der Krawall, den die gegnerischen Parteien vom Zaun brechen, ist nicht von schlechten Eltern. Wie’s hier kracht, blitzt, raucht und scheppert, kann man sich wunderbar als Film vorstellen. Auch Kellens Entwicklung – ein Teenager kapiert, was hinter den Kulissen wirklich abgeht – ist nachvollziehbar. Bei all den gesellschaftlichen und politischen Intrigen muss man aber gut aufpassen, damit man immer weiß, wer was aus welchem Grund tut. Obwohl … wirklich sicher kann man sich nie sein, weil jeder der Akteure noch ein bis fünf Asse im Ärmel zu haben scheint.


    Nach leichten Anlaufschwierigkeiten hat mich dann doch interessiert, wohin die Reise für Kellen geht. Irgendwas muss der Autor ja mit seinem jungen Helden vorhaben. Ich könnte mir schon vorstellen, welche Aufgabe auf den kritischen jungen Mann wartet, aber wer weiß, ob der Autor das auch so sieht? Auf Englisch sind schon sechs Bände erschienen, womit die Reihe dann wohl abgeschlossen ist. Und so, wie ich das sehe, kennen wir Leser*innen des ersten Bandes bislang nur einen Bruchteil dieser phantastischen Welt. Da dürfte uns noch die eine oder andere überraschende Wendung ins Haus stehen.


    Ich bin schon mal gespannt darauf, was der Verlag mit den einzelnen Buchtiteln macht. Bleiben die alle im englischen Original stehen? Ein Spellslinger ist ja nichts anderes als ein Zauberer. https://decastell.com/product/karten-des-schicksals/


    Der Autor

    Der Kanadier Sebastien de Castell hatte gerade sein Archäologiestudium beendet, als er mit der ersten Ausgrabung begann. Vier Stunden später begriff er, wie sehr er Archäologie hasste und ließ sie kurzerhand hinter sich, um Musiker, Projektmanager, Kampf-Choreograf und Schauspieler zu werden. Auf die eine oder andere Weise spiegeln sich all seine beruflichen Tätigkeiten in seinem Schreiben wider. Sebastien de Castell wurde in Kanada geboren und lebt heute in den Niederlanden.


    Die Übersetzer

    Katharina Orgaß und Gerald Jung arbeiten seit Jahren als Übersetzerteam und haben u.a. Werke von Jonathan Stroud, Alan Bradley und Mary E. Pearson übersetzt.


    ASIN/ISBN: 3423762764

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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