Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel - Ella Marcs

  • Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel

    Roman


    Autorin: Ella Marcs
    ISBN 978-3982193403
    Taschenbuch
    356 Seiten
    erschienen am 27. Mai 2020




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    Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel., so heißt der sommerlich frische Roman von Ella Marcs.


    In dieser romantischen Liebeskomödie lerne ich Kira Spatz kennen.
    Kira ist mit Ingo verlobt und befände sich eigentlich mit ihm und ihrer besten Freundin Sabin auf einer traumhaften Urlaubsreise durch Neuseeland. Eigentlich. - Denn ihr Helfersyndrom und die Fähigkeit, nicht Nein sagen zu können, haben dafür gesorgt, dass Ingo und Sabin in den Urlaub fuhren und Kira bei ihrer hochschwangeren Schwester Jasmin bleibt um deren Traumhochzeit zu planen.






    Dafür hat Kira gerade einmal 21 Tage Zeit und Hilfe erfährt sie weder von dem zukünftigen Mann ihrer Schwester noch von den übrigen Familienmitgliedern.


    Dafür platzt Robert mitten in den Hochzeitsvorbereitungen mit der Nachricht raus, dass seine Firma vor der Pleite steht und ihn nur ein einziger Auftrag retten könnte. Ein sehr lukrativer Auftrag. Der einzige Haken: er kann den Termin nicht wahrnehmen und Kira muss einspringen. Eigentlich dürfte Kira diesen Dienst auch nicht für ihren zukünftigen Schwager übernehmen, wenn sie ihren eigenen Job nicht riskieren will. Doch eigentlich bleibt ihr auch nichts anderes übrig, wenn sie dem Glück ihrer Schwester nicht im Wege stehen will.
    Doch niemand hatte etwas zuvor davon gesagt, dass ausgerechnet Marc Albrecht, Kiras Ex-Freund und Erzfeind der Familie, der Auftraggeber sein wird.
    Und auch nicht, dass Kira an der Umsetzung des Auftrages beteiligt werden sollte, dessen Fertigstellung noch vor dem geplanten Hochzeitstermin liegt.



    Die Geschichte ist im erfrischenden Plauderton erzählt und schon nach ein paar wenigen Zeilen mag ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    Die Kapitel sind kurzweilig und die Charaktere bringen mich zum Schmunzeln und Lachen. Allen voran Kira Spatz, die sich mit ihrer eigenwilligen und liebenswerten Art ganz klammheimlich in mein Herz geschlichen hat. Mit ihrer Cleverness ist sie Kumpel und bezaubernde junge Dame in einem und schafft es immer wieder auch für Verwirrung zu sorgen, in dem sie mit großem Engagement die Ziele vorantreibt, die eigentlich nicht ihre eigenen sind. So geht sie völlig darin auf, die Menschen in ihrer Welt zu retten ohne Rücksicht darauf, was in ihrem eigenen Leben geschehen könnte. Dabei ist sie so entzückend selbstlos, dass ihr Umfeld scheinbar gar nicht merkt, dass sie das alles nicht für sich, sondern für ihre Lieben tut.


    Kira Spatz erzählt in der Ich-Perspektive, so bin ich die ganze Zeit nah an der Protagonistin und kenne ihre Gedanken. Aber sie ist auch nicht geizig an Worten. Zwischen viel wörtlicher Rede bleibe ich auch mit SMS-Nachrichten zwischen Kira und Sabin auf dem Laufenden. Die Kapitel werden mit vorangestellten Notizen zum Countdown der verbleibenden Tage bis zur Hochzeit und dem Auftrag sowie der notwendigen ToDo-Liste eingeleitet. Die Aufregung um das Gelingen dieser beiden Vorhaben lässt mich das Buch kaum aus der Hand legen.


    Zitat
    "Ach, lass dich von diesem Großmaul nicht ins Bockshorn jagen. Der musste schon früher immer die erste Geige spielen." - Seite 86


    Fazit


    Wer gern romantische Liebesromane mit viel Witz, Charme und Humor liest, ist mit Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel ausgezeichnet beraten. Ich hoffe, es gibt ganz bald einen neuen Roman von Ella Marcs, der mich so phantastisch unterhält und mich zum Lachen bringt.





    ASIN/ISBN: 9783982193403

  • Ella Marcs: Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel. Roman, Finnentrop 2020, Blue Mountains Publishing, ISBN 978-3-9821934-0-3, Softcover, 351 Seiten, Format: 12,7 x 2,26 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,83, Kindle: EUR 2,99.


    „’Tja’ ist der Sauerländer Begriff für Apokalypse, Götterdämmerung, Atomkrieg, Angriff von Außerirdischen und kein Brot mehr im Haus.“ (Seite 136)


    Dass die eigene Herkunftsfamilie ein bisschen sonderbar ist, wird einem oft erst im Erwachsenenalter bewusst. Vorher ist das, was zuhause abläuft, normal, weil man ja nichts anderes kennt. In dieser Phase der Erkenntnisgewinnung befindet sich gerade die Heldin der Geschichte, die Marketing-Expertin Kira Spatz, 27.


    Eine anspruchsvolle Familie

    Bis auf ihre ältere Schwester Luisa, die sich durch häufige berufliche Abwesenheit und zynische Bemerkungen den Familienzirkus bestmöglich vom Leib hält, stellen alle Anverwandten hohe Ansprüche – und Kiras Aufgabe ist es offenbar, diese zu erfüllen. Das hat schon was von Aschenputtel und den bösen Schwestern. Kira hat das bisher nie hinterfragt.


    Als ihre hochschwangere jüngste Schwester Jasmin kurzfristig beschließt, jetzt-gleich-sofort eine Traumhochzeit feiern zu wollen, ist es selbstverständlich, dass Kira ihre lange geplante Neuseeland-Reise absagt, dem verwöhnten Prinzesschen jeden noch so absurden Wunsch erfüllt und innerhalb von drei Wochen ein sündhaft teures Mega-Event aus dem Boden stampft. Da kann ihr ihre Freundin Sabin noch so eindringlich ins Gewissen reden: Die Familie pfeift und Kira springt.


    Robert, Kiras künftiger Schwager, ist ein ziemlicher Waschlappen. Statt seiner Holden reinen Wein einzuschenken und ihr zu offenbaren, dass er mit seiner Werbeagentur kurz vor der Insolvenz steht, lässt er sie weiterhin das Geld, das er nicht hat, mit vollen Händen ausgeben. Dem armen Mädchen kann man doch die harte Realität nicht zumuten! Jasmin selbst ist eine mittellose Dauerstudentin und kann finanziell nichts zu den Feierlichkeiten beisteuern. Die Eltern auch nicht.


    Hochzeit planen und Firma retten

    Wer soll’s jetzt wieder richten und Roberts Firma retten? Genau: Kira! Ein lokales Unternehmen braucht auf die Schnelle ein spektakuläres Konzept für eine Messe. Kira hat den Vorteil, sich mit dem Produkt und in der Branche sehr gut auszukennen, weil sie für einen direkten Mitbewerber arbeitet. Sie soll sich als Kontakterin aus Roberts Agentur ausgeben und beim Kunden das Konzept präsentieren. Wenn aber herauskommt, dass Kira dem Konkurrenten ihres Arbeitgebers ein Messekonzept verkauft, ist sie ihren Job in Düsseldorf los. Doch der Schwager setzt seinen Dackelblick auf und ehe Prinzesschens Traumhochzeit platzt, macht sie’s eben.


    Der Ex ist auch wieder da


    Jetzt hat Kira also zwei neue Probleme: Ihr spukt der Ex im Kopf herum – und sie hat neben der Planung dieser vermaledeiten Traumhochzeit, bei der rein gar nichts klappen will, auch noch die Ausarbeitung des Messekonzepts an der Backe, weil Robert und sein Graphiker das alleine nicht geregelt kriegen.


    Zwei Projekte dieser Größenordnung parallel innerhalb kürzester Zeit auf die Beine zu stellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Kira geht auf dem Zahnfleisch – und die undankbare Familie meckert und nölt in einer Tour.


    Was wird erst los sein, wenn die Familie erfährt, dass sich zwischen Kira und Marc Albrecht wieder etwas anspinnt? Die Familien Spatz und Albrecht sind sich seit Jahrzehnten spinnefeind, aber niemand rückt mit der Sprache raus, was genau der Grund dafür ist.


    Bis der Geduldsfaden reißt

    Es ist der Wahnsinn – und über weite Strecken unfassbar komisch – welche Schwierigkeiten die Autorin ihrer tapfer kämpfenden Heldin in den Weg legt! Die Verhandlungen um die Wiese für den Polterabend! Der störrische Pfarrer nebst Kaplan! Der Junggesellinnenabschied! Das Theater mit der Messebaufirma und der Hochzeits-Location! Der DJ! :-D


    Doch selbst so ein gutmütiges Arbeitstier wie Kira ist nicht unbegrenzt belastbar. Bei denkbar unpassender Gelegenheit platzt ihr der Kragen. Die quengelige Familie ist starr vor Schreck. Und jetzt? Tja ...


    Wer je mit Werbung und/oder der Organisation von Veranstaltungen zu tun hatte, sieht manche Katastrophe kommen. Man grinst schon, bevor das Chaos wirklich lostobt. Und das tut es! Wenn man nur zugucken darf und nichts davon selber ausbügeln muss, ist das ein Heidenspaß. Vor allem die Chatnachrichten zwischen Kira und ihrer Freundin Sabin, die ständig auf den neuesten Stand gebracht werden will, sind der Brüller. Sabin ist einfach klasse!


    Nicht mein Zirkus ...

    Wen ich dagegen stundenlang hätte ohrfeigen können, ist das verwöhnte Nesthäkchen Jasmin. Ich hasse solche Weiber! „Wäää, ich will dies und ich will das! Und ihr müsst jetzt sofort alles fallen lassen und dafür sorgen, dass ich es umgehend bekomme, weil ich sonst nämlich einen Nervenzusammenbruch, einen Heulkrampf oder einen hysterischen Kreischanfall kriege. Oder alles zusammen.“ Genau so ist diese „Bridezilla“ wohl auch gedacht. Glaubwürdige Personen, die man als Leser*in voller Inbrunst verabscheuen darf, muss man als Autor*in erst mal hinkriegen!


    Der Leser, der nicht in diesem Familiengefüge drinsteckt, fragt sich, warum Kira nicht schon nach den ersten Meckereien sagt: „Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen. Da habt ihr die To-do-Liste und jetzt macht euren Mist alleine! Ich fliege für zwei Wochen nach Gran Canaria. Und ruft mich bloß nicht an!“ Lange eingeübte Verhaltensweisen ändert man eben nicht von heute auf morgen. Das weiß jeder, der sich mal etwas an- oder abgewöhnen wollte.


    Nein sagen und Ja sagen

    Ich habe das Buch in einem Rutsch ausgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was noch alles passieren muss, damit der braven Kira endlich der Geduldsfaden reißt. Ihr Problem, nicht Nein sagen zu können, wenn einem jemand Arbeit aufbürdet, kenne ich nämlich nur zu gut. Dass es in dem Buch überdies ein Familiengeheimnis und eine prickelnde Liebesgeschichte gibt, war mir da gar nicht so wichtig.


    Auf jeden Fall hatte ich meinen Spaß und werde mir den Namen Ella Marcs merken.


    Die Autorin

    Mit Worten verdiente Ella Marcs als Journalistin und PR-Fachfrau jahrelang ihren Lebensunterhalt, bis sie sich dann in der Babypause ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Romanschreiben, widmete. Sie lebt mit Mann, zwei Kindern und zwei Katzen in einem kleinen Dorf im Sauerland. www.ellamarcs.com


    ASIN/ISBN: 3982193400

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner