Rauklands Schwert, Band 3 der Raukland-Trilogie - Jordis Lank (ab 12 J.)

  • Jordis Lank: Rauklands Schwert, Band 3 der Raukland-Trilogie, Luxemburg 2020, Independently published/Amazon Europe, ISBN 978-1695647879, Softcover, 409 Seiten, Format: 12,7 x 2,62 x 20,32 cm, Taschenbuch: EUR 12,75, Kindle: EUR 3,99.


    „Ihr wart ein Geschenk für uns, Kiara und du. Doch seit dem Moment, in dem wir beschlossen, euch beide als Azels Kinder auszugeben, da wussten wir auch, dass du ein Geschenk an Raukland sein würdest. Du warst der erste Königssohn, den nichts mit dem Blut der bisherigen Könige verband. Du bist der Einzige, der diesem Land Frieden bringen kann. Weil du anders bist. Weil in deinem Blut nicht der Jähzorn und die Machtgier der raukländischen Könige fließen.“ (Seite 253)


    Auch wenn sich inzwischen herausgestellt hat, dass der zwanzigjährige Ronan, Prinz von Raukland, gar nicht der Sohn des verstorbenen Königs Azel ist, sondern ein Kuckuckskind vom Fechtmeister, hat er immer noch dasselbe Problem wie in den beiden vorangegangenen Bänden: Zieht er sich mit seiner Freundin, Prinzessin Eila, auf die winzige Nordmeer-Insel Lannoch zurück, wo er der legitime Nachfolger von König Merin wäre? Oder macht er seinem Halbbruder Broghan den Thron von Raukland streitig?


    Kampf oder Rückzug?

    Nicht, dass Ronan sich darum reißen würde, König von Raukland zu werden. Das ist ihm eher lästig. Und er hat auch gar keinen Anspruch darauf, denn dieser kommt allein von der väterlichen Seite. Dass Ronan der Sohn von Königin Shea ist, die ihren Mann Azel vor fast 20 Jahren auf Nimmerwiedersehen verlassen hat, zählt nicht.


    Der Bevölkerung von Raukland ist das alles egal. Sie ächzt unter dem Joch des brutalen neuen Königs Broghan und hätten lieber den moderaten und friedliebenden Ronan auf dem Thron.


    Im Augenblick tendiert Ronan allerdings eher zum Rückzug. Durch glückliche Umstände und viel Hilfe hat er es nach den dramatischen Ereignissen im letzten Band auf die Insel Lannoch geschafft. Aber das ist anscheinend auch nicht das Wahre. Er hängt dort nur deprimiert herum und/oder muss sich mit Möchtegern-Besatzern herumschlagen. Erst das Gerücht, Broghan halte seine Zwillingsschwester Kiara gefangen, weil sie in Raukland einen Bauernaufstand angezettelt habe, bringt ihn auf Trab. Verifizieren kann er die Behauptung aus der Ferne nicht. Er muss schon nach Raukland reisen, um nach dem Rechten zu sehen.


    Bauer ohne Power

    Es war ein Trick! Seine Schwester ist gar nicht in der Gewalt des Königs, und der impulsive Ronan entkommt nur mit knapper Not einer Falle, die Broghan ihm stellt. Kiaras Bauernaufstand ist allerdings eine vergleichsweise mickrige Angelegenheit: 50 Amateur*innen mit Stangen und Mistgabeln gegen ein 4.000 Mann starkes königliches Heer! Auch wenn sich den aufständischen „Bussarden“ immer mehr Leute anschließen: Es sind Landwirte, Handwerker und Kaufleute, keine Soldaten. So wird das nie was!



    Schlimmer geht immer:


    • Mit dem Bauernaufstand haben sich die Zwillinge komplett übernommen. Daran können weder Fechtmeister Zhodan noch die beiden Jahrmarktsfechter Darrin und Doran etwas ändern. Es war zu erwarten.


    „Ronan verschränkte die Arme im Nacken und sah in den Himmel hinauf. Er hätte niemals herkommen dürfen. Niemals.“ (Seite 93)


    Als alles den Bach runtergeht und Ronan schon mit seinem Leben abgeschlossen hat, scheint sich das Blatt nochmal für ihn zu wenden. Aber das könnte auch ein Trugschluss sein ...


    Überraschende Wendungen

    Im dritten und letzten Band geht’s ordentlich zur Sache. Hier wird gehasst, geliebt, gerächt, intrigiert und gekämpft, dass einem Hören und Sehen vergeht. Und immer wenn man denkt, jetzt kommt aber das Finale – der Showdown zwischen den beiden Halbbrüdern –, gibt’s eine weitere überraschende Wendung.


    Manches geschieht verblüffend schnell – oder man hat im Kampfgetümmel ein paar Details überlesen.


    Hilfe von schlauen Frauen

    Amüsiert habe ich mich, als Ronan seinen leiblichen Vater fragt, welche Eigenschaften er denn von ihm geerbt habe und als Antwort nur kommt: „Sturheit“. Stimmt. Ronan ist impulsiv, stur und beratungsresistent – und das sind die Gründe, aus denen er von einem Schlamassel in den nächsten gerät. Irgendwas geschieht und er reagiert spontan darauf. Beobachtung, Analyse und vorausschauende Planung sind seine Sache nicht. Für die Zukunft ist er sicher gut beraten, wenn er gelegentlich auf seinen Vater hört – und nicht nur, wenn es um Schwertkampf und Pferde geht. Vor allem sollte er den Rat seiner Frau ernst nehmen! Die weiß besser als er, wo’s langgeht und wird ihn sicher behutsam in die richtige Richtung schubsen, ohne dass er es merkt. :-D


    Mir hat die fiktive Welt von Ronan und seinen Leuten gut gefallen. Historisch ist hier natürlich nichts, auch wenn’s vage mittelalterlich anmutet. Aber das lag ja auch nicht in der Absicht der Autorin. Und dass die Frauen hier nicht nur schmückendes Beiwerk oder hilflose Weibchen sind, sondern oft die treibende Kraft, ist auch eine feine Sache. Ohne die Prinzessinnen Kiara, Eila und Hannah hätte Ronan einpacken können!


    Outtakes im Anhang

    Wie in den ersten beiden Bänden gibt es auch hier im Anhang eine Sammlung von überaus amüsanten „Outtakes“. Das sind lustige Tippfehler und verunglückte Formulierungen, die es zum Glück nicht in den eigentlichen Roman geschafft haben. Das wussten die Autorin sowie das Lektorat/Korrektorat erfolgreich zu verhindern! Hier waren eben Profis am Werk.


    Die Autorin

    Jordis Lank kam Anfang der siebziger Jahre im äußersten Zipfel des Bergischen Landes zur Welt. Zusammen mit vierzehn Hühnern, einem Hahn, 623.484 Bienen und geschätzten fünf Kaninchen wuchs sie in einem riesigen, halbwilden Garten auf.Wenn sie nicht gerade schreibt, wirft sie Bälle und Keulen in die Luft, sucht verborgene Schätze per GPS oder spielt sich mit Freunden durch Brettspielestapel - das Erzählen von Geschichten ist und bleibt jedoch ihre größte Leidenschaft. www.jordis-lank.de


    ASIN/ISBN: 1695647874

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner