Flosse, Tatze, Zottelfell. Tiere und ihre Merkmale kennenlernen - Andrea Köhrsen (ab 5 J.)

  • Andrea Köhrsen: Flosse, Tatze, Zottelfell. Tiere und ihre Merkmale kennenlernen (ab 5 J.), Stuttgart 2020, Franckh-Kosmos Verlag, ISBN 9-783-440-16896-7, Hardcover, 48 sehr stabile Seiten, mit ca. 350 Farbfotos, Format: 27,2 x 1,3 x 27,3 cm, EUR 15,–.


    „(...) Die Natur hat sich bei jedem ihrer verrückten Einfälle etwas gedacht. Es gibt Saugnapfarme und Schneeschuhfüße, riesige Ohren und scheinbar Ohrenlose, fliegende Fische und flugunfähige Vögel. Manche Tiere tragen Waffen und einige tun so, als wären sie ein Blatt.“ (Seite 4)


    Rund 250 Tierarten werden hier vorgestellt, wobei für diese junge Zielgruppe natürlich nicht sehr in die Tiefe gegangen wird. Es geht um verschiedene äußere Merkmale und was die für einen Sinn haben.


    Zu den Themen Fortbewegung, „Kleidung“, Verteidigungsstrategien, Essgewohnheiten und Sinnesleistungen gibt’s verschiedene Bildergalerien mit kurzen Erläuterungen.


    Abb.: © Franckh-Kosmos Verlag / Foto: E. Nebel


    Selbst als erwachsene*r Leser*in erfährt man hier so manches, was man bislang noch nicht gewusst hat. Dass der Strauß der einzige Vogel ist, der nur zwei Zehen hat, hatte ich nicht auf dem Schirm. Dass das Kamel auch nur zwei hat, ebenso wenig. Dass der Mauersegler fast sein ganzes Leben im Flug verbringt, wusste ich. Dass er aber nur ganz kurze Stummelbeinchen hat, weil gar nicht mehr braucht, war mir neu. Und einen Jungpinguin in der Mauser habe ich auch noch nie gesehen.


    Die Texte sind mitunter lustig: Das Hermelin wechselt im Winter die Farbe. Nur blöd, wenn es gar nicht schneit.“ (Seite 16) – Der Ziegenbart ist auch bei Menschen angesagt. Das wäre vielleicht anders, wenn sie wüssten, wofür er beim Ziegenbock gut ist: Er benutzt ihn als Duftträger und beschmiert ihn mit seinem Urin.“ (Seite 23) – Ich fürchte, das vergisst man nie wieder! ;-) Von den vielen kleinen Informationshäppchen bleibt aber auch Ernsthaftes hängen.


    In diesem Buch entdecken wir die verschiedensten Pfoten, Flügel, Fell-, Feder- und Schuppenkleider, Schnäbel, Zähne, Augen, Nasen und Ohren sowie Panzer, Waffen und Tarnvorrichtungen.


    Abb.: © Franckh-Kosmos Verlag / Foto: E. Nebel


    Es ist schon bemerkenswert, was die Evolution alles hervorgebracht hat!


    Um die Vielfalt der Natur kennenzulernen und zu bewundern, ist dieses Buch super. Als Kind hätte ich diese originelle Entdeckungsreise durch das Tierreich geliebt!


    Bei einer Aussage bin ich jedoch im Zweifel: Spechte können mit ihrem kräftigen Schnabel trommeln, hämmern und meißeln. Darum haben sie einen Schalldämpfer im Kopf.“ (Seite 35) - Ein Stoßdämpfer wäre meines Erachtens sinnvoller, damit er bei der Arbeit keine Gehirnerschütterung bekommt. Schallgedämmt ist sein Gehämmere meiner Erfahrung nach nicht. Das kann ordentlich laut sein. Nun gut, das merken die im Verlag vielleicht noch und korrigieren es in der nächsten Auflage. Man will den Kindern ja keine „fake news“ beibringen ...


    Was dem jungen Publikum wahrscheinlich egal sein wird, aber mir als erwachsener Leserin mit Hang zu Wortspielen gefällt, sind die Überschriften über den einzelnen Bildergalerien. Die Overline – die Zeile oberhalb der eigentlichen Überschrift – ist immer dreiteilig und hat Rhythmus im Blut:

    • SCHERE, SCHAUFEL, SCHARFE KRALLE
    • STREIFEN, FLECKEN, ZOTTELFELL
    • STACHEL, DORNEN, WIDERHAKEN
    • SPIEGEL, SCHLEIER, FEDERKRONE
    • SCHNAUZER, SPITZBART, LÖWENMÄHNE
    • ...

    Da hat sich die Autorin sehr viel Mühe gegeben. Ich mag Bücher, die mit Liebe zum Detail gemacht wurden. Angefordert hatte ich es, weil ein Highland-Rind auf dem Cover war, und jetzt bin ich überzeugt und begeistert von diesem Konzept.


    Die Autorin

    Andrea Köhrsen ist Grafikerin und setzt ihren kreativen und ungewöhnlichen Blick auf Tiere und Pflanzen um.


    ASIN/ISBN: 3440168964

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Das Buch klingt sehr interessant. Danke für die Buchvorstellung.


    Das mit dem Ziegenbart und dem Urin, werde ich erst mal nicht wieder vergessen.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)