Titel: Im Wahn. Die amerikanische Tragödie
Autoren: Klaus Brinkbäumer und Stephan Lampy
Verlag: C.H. Beck
Erschienen: September 2020
Seitenzahl: 391
ISBN-10: 3406756395
Preis: 22.95 EUR
Kurz vor der Präsidentschaftswahl 2020 erschien dieses Buch aus der Feder von Klaus Brinkbäumer und Stephan Lampy. Ein lesenswertes und interessantes Buch.
Allerdings hätte ich mir eine etwas objektivere Darstellung gewünscht. Republikaner sind gleich böse, die Demokraten sind gleich gut. Da ist einiges dann doch tendenziös ausgefallen, aber so geht Journalismus heute wohl offensichtlich.
Nichtsdestotrotz vermittelt dieses Buch aber eine gute Sicht auf die heutige USA, auf all ihre Probleme und auf den amtierenden Präsidenten. So sind die Parallelen die die Autoren zwischen Trump und Nixon ziehen schon sehr aufschlussreich, aber auch bedrohlich.
In diesem Buch wird deutlich, dass die USA sich immer mehr von echter Demokratie entfernen. Die Gewaltenteilung funktioniert nicht mehr so, wie sie eigentlich funktionieren müsste. Wie gut sie funktionieren kann, hat man in der Ära Nixon gesehen. Die Justiz war wirklich unabhängig und unbestechlich bei der Ermittlung gegen den Präsidenten.
Und heute?
Da sieht das leider anders aus. Dem Sonderermittler in Bezug auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wurden die Zähne gezogen und so agierte dieser Mensch ziemlich zahnlos – und man hat ja auch gesehen, wo das Ganze letztendlich geendet hat.
Auch der Blick auf die Medien in den USA ist interessant und aufschlussreich. Man staunt welchen Einfluss beispielsweise FOX NEWS auf die öffentliche Meinung in den USA hat. Dieser Sender „berichtet“ nicht seriös, von sauberer journalistischer Arbeit ist dort nichts zu sehen. Fake News haben dort Hochkonjunktur.
Dieses Buch macht aber auch deutlich, dass der Journalismus – nicht nur in den USA – sich grundlegend geändert hat. Es geht nicht mehr um Seriosität und objektive Berichterstattung, es geht um Quote und Auflage und um politischen Einfluss und es geht um den finanziellen Gewinn. Und Trump geht es nur um eine Sache – und die heißt Donald Trump. Andere Menschen scheinen ihm ziemlich egal zu sein.
Ein Buch auch über die aktuelle politische Situation in den USA. Es trägt sicher auch zur Meinungsbildung über die USA bei.
Nur sollte man sich hüten, allzu vehement mit dem Finger auf die USA zu zeigen, denn vier Finger zeigen dann auf einen selbst zurück. Vieles was in diesem Buch an Kritik geäußert wird, trifft auch auf unser Land zu.
Auch hier geht es dem Journalismus nicht mehr unbedingt um Fakten, es geht auch hier fast nur noch um Meinung. Und es ist eben bequemer eine Meinung zu äußern als sich lange mit irgendwelcher Recherche aufzuhalten.
Lesenswert – aber man sollte dabei kritisch bleiben.
Die Autoren:
Klaus Brinkbäumer ging 2007 als Korrespondent des SPIEGEL nach New York. Von 2015 bis 2018 war er Chefredakteur des SPIEGEL. Er gewann u.a. den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen-Preis und wurde 2016 Chefredakteur des Jahres. Seit 2018 schreibt er für DIE ZEIT und den Tagesspiegel. Zu seinen Büchern zählen "Der Traum vom Leben - Eine afrikanische Odyssee","Nachruf auf Amerika" und "Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben" (zusammen mit Samiha Shafy). Er lebt in New York.
Stephan Lamby ist Fernsehautor und Produzent und war als freier Journalist in New York tätig. Er hat mit zahlreichen ARD-Dokumentationen das politische Deutschland abgebildet, darunter "Nervöse Republik", "Im Labyrinth der Macht", "Die Notregierung". Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, der Goldmedaille der New York Festivals, der Goldenen Kamera und als Journalist des Jahres 2018. Ein Teil seiner Familie lebt in Amerika.
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ASIN/ISBN: 3406756395 |