Tage im August – Dacia Maraini

  • Folio, 2024

    OT: La vacanza



    Kurzbeschreibung:

    Die Sonne brennt unbarmherzig, heiß sind die Tage am Meer. Auf Anna wartet die lang ersehnte Freiheit. Es ist Sommer 1943. Endlich holt der Vater die Vierzehnjährige und ihren jüngeren Bruder aus dem Nonneninternat ab, um die Ferien in einem Badeort in der Nähe von Rom zu verbringen. Anna ist hungrig nach Welt, sie will wissen, wie Liebe wirklich geht. Während das Dröhnen der Jagdbomber am Himmel die schläfrige Stille der Tage durchbricht, lernt sie in der Badeanstalt Savoia die gierigen Blicke junger wie alter Männer kennen und macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Anna will das Unbekannte erfahren … Die Kunst der großen Autorin, über das zu schreiben, worüber andere schweigen. Lakonisch, verstörend, das Romandebüt der größten lebenden Schriftstellerin Italiens.


    Über die Autorin:

    Dacia Maraini, eine der wichtigsten Stimmen Italiens sowie feministische Pionierin. Geboren 1936 in Fiesole, aufgewachsen in Japan und Sizilien. Aufgrund der antifaschistischen Haltung des Vaters in einem japanischen Gefangenenlager interniert, frühe Erfahrung von Hunger. Sie war eine der Ersten, die über Gewalt an Frauen schrieb, begründete experimentelle Theater und reiste mit P. P. Pasolini für Filmprojekte nach Afrika, schrieb Drehbücher u. a. für Margarethe von Trotta. Bei Folio erschienen zuletzt: „Die stumme Herzogin“ (2020), „Trio“ (2021).



    Über die Übersetzerin:

    Ingrid Ickler wohnt und arbeitet in der Nähe von Frankfurt. Sie übersetzt aus dem Italienischen, Französischen und Englischen, ist Autorin und Moderatorin.


    Mein Eindruck:

    Ein Roman von 1961, der Dacia Marinis Debüt war und der jetzt hier in einer frischen Neuübersetzung vorliegt. Eine gute Sache. Dafür kann man dem Folio-Verlag nur danken.


    Das Buch zeigt Anna, ein junges Mädchen von 14 und ihren kleinen Bruder Giovanni, die für die Sommerferien aus einem Internat zu ihren Vater und der Stiefmutter ziehen.

    Es ist Krieg. Doch für die Kinder ist das Alltag. Dennoch sind es natürlich keine normalen Sommerferien, die die Kinder erleben.


    Die Erzählerin ist eine eher passive Beobachterin. Sie bemerkt erstmals die Wirkung, die sie auf Jungen und sogar ältere Männer hat. Immer wieder gibt es Ansätze von Übergriffen. Anna schwankt zwischen Abwehr und Erwartung.


    Ich weiß nicht, ob man den Begriff Sittenbild wählen sollte, aber er scheint mir zutreffend.


    Sehr atmosphärisch empfand ich die vielen Passagen am Meer, das nie zahm gezeigt wird sondern mit viel Wind und Wellen.


    ASIN/ISBN: ‎3852568943