Kein Sturm, nur Wetter – Judith Kuckart

  • Dumont, 2019

    Taschenbuch 2021


    Kurzbeschreibung:

    Wir sind, was wir vergessen haben

    Sonntagabend, Flughafen Tegel: Im Café in der Abflughalle kommt sie mit einem Mann ins Gespräch. Robert Sturm ist sechsunddreißig, achtzehn Jahre jünger als sie. Er ist auf dem Weg nach Sibirien. Am Ende ihrer und seiner Arbeitswoche wird er zurückkommen. Am Samstag. Darauf wartet sie …

    Als sie 1981 mit achtzehn nach Westberlin kam und Medizin studierte, lernte sie Viktor kennen, der doppelt so alt war wie sie. Er war die andere, die politische Generation und eröffnete ihr die Welt. Er selbst jedoch blieb ihr verschlossen. Das Leben mit Viktor war ein Abenteuer, aber eines, dessen Gefahren sie nicht teilten. Mit sechsunddreißig – inzwischen in Neurobiologie promoviert – trifft sie zur Jahrtausend-wende Johann. Er ist so alt wie sie. Gemeinsam hangeln sie sich durch ihre Liebe; prekär sind nicht nur ihre Arbeitsbiografien.

    Samstagvormittag, wieder Flughafen Tegel: Sechs Tage lang haben ihr Alltag und ihre Erinnerungen sich verwoben und einander zu erklären versucht. Warum sind die Männer in ihrem Leben immer sechsunddreißig? Ist sie noch die, an die sie sich erinnert? Oder ist sie, die sich in Sachen Gehirn auskennt, eigentlich das, was sie vergessen hat?


    Über die Autorin:

    Judith Kuckart, geboren 1959, lebt als Autorin und Regisseurin in Berlin. Sie veröffentlichte bei DuMont den Roman ›Lenas Liebe‹ (2002), die Neuausgabe ihres Romans ›Der Bibliothekar‹ (2004) sowie die Romane ›Kaiserstraße‹ (2006), ›Die Verdächtige‹ (2008), ›Wünsche‹ (2013), ›Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück‹ (2015), ›Kein Sturm, nur Wetter‹ (2019) und ›Café der Unsichtbaren‹ (2021). Judith Kuckart wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:

    Judith Kuckart zeigt drei Lebensabschnitte ihrer namenlosen Protagonistin, immer im Zusammenhang mit den Männer, mit denen diese gerade zusammen ist.

    Als 18jährige kommt sie 1981 aus der DDR in den Westen und verliebt sich in einen 36jährigen Mann.

    Als sie selbst 36 ist, kommt sie mit einem gleichaltrigen zusammen.

    Und jetzt als 54jährige trifft sie am Flughafen eine Mann, der 18 Jahre jünger als sie ist. Eine Woche lang wartet sie auf seine Rückkehr.


    Den Ansatz finde ich interessant, anfangs aber auch leicht verwirrend.

    Doch schließlich ist man drin im Text und begleitet die Protagonistin durch ihr Leben und ihre Beziehungen.

    Aber eine gewisse Distanz bleibt. Vermutlich ist das von der Autorin sogar so geplant.

    Eine gewisse Rolle spielt außerdem, dass die Hauptfigur eine Wissenschaftlerin ist.


    Der Roman ist nichtlinear erzählt, mit vielen Rückblenden. Hinzu kommen Tagebucheintragungen der Erzählerin.

    Diese Form ist überzeugend, da so das Erinnern transparent wird.

    Sprachlich ist das so gut gemacht, dass ich vorhabe, noch mehr von Judith Kuckart zu lesen und im August erscheint ein neues Buch von ihr.


    ASIN/ISBN: 3832165851