Christian Hardinghaus - der Tunnel der Mutigen

    • Herausgeber ‏ : ‎ Piper Taschenbuch; 1. Edition (28. März 2024)
    • Broschiert ‏ : ‎ 400 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3492063942
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3492063944


    Kurzbeschreibung:

    Als die Mauer gebaut wird, muss Lotte mit ansehen, wie ihr Mann auf dem Arbeitsweg von West- nach Ostdeutschland von einem Grenzsoldaten erschossen wird. Der Täter kann unbehelligt in der DDR untertauchen. Lotte schließt sich einer Gruppe von Fluchthelfern an – auch weil unter ihnen russische Spitzel sind, die ihr bei der Suche nach dem Mörder ihres Mannes helfen können. Sie schaffen es, einen Tunnel zwischen BRD und DDR zu graben: Er endet im Keller der widerständigen Oma Schmidtchen, die ihr Haus für Fluchtmissionen zur Verfügung stellt. Mit jeder Aktion gerät das Leben aller Beteiligten in höchste Gefahr …

    Ein aufwühlender historischer Roman, der Familien- und Zeitgeschichte miteinander verknüpft.


    Über den Autor:

    Dr. phil. Christian Hardinghaus, geb. 1978 in Osnabrück, promovierte nach seinem Magisterstudium der Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaft (Film und TV) an der Universität Osnabrück im Bereich Propaganda- und Antisemitismusforschung und schloss danach ein Studium des gymnasialen Lehramtes mit dem Master of Education in der Fachkombination Geschichte/Deutsch ab. Seine historischen Schwerpunkte liegen in der Erforschung des NS-Systems und des Zweiten Weltkriegs. Er ist außerdem schulisch ausgebildeter Fachjournalist und arbeitet als Schriftsteller, Journalist und beratender Historiker. Hardinghaus veröffentlicht sowohl Sachbücher als auch Romane.


    Meine Meinung:

    Ich habe aus der Serie "Schicksalsmomente der Geschichte" bereits zwei Bücher gelesen und fand sie richtig klasse. Also griff ich auch gerne zu dem dritten Titel der Reihe, in dem es um die Flucht aus der DDR gehen sollte. Von dem Autor Christian Hardinghaus hatte ich bisher nichts gelesen.


    Grundsätzlich fand ich die Story spannend, ich bin noch zu Zeiten der Mauer aufgewachsen und habe einiges über die Mauertoten und Fluchtgeschichten mitbekommen.


    Hier wird eine wahre Begegebenheit über einen Tunnelbau zu Zeiten der DDR erzählt, doch das Buch fing zunächst in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs an, was mich ein wenig irritierte. Doch schon damals findet eine Begegnung statt, die den Lebensweg der Hauptfigur, der damals noch jugendlichen Lotte, erheblich beeinflussen sollte. Wir begleiten Lotte beim Erwachsen werden, als sie ihre große Liebe Peter kennenlernt und schließlich 1961 beim Mauerbau verliert, als er erschossen wird beim Versuch von West nach Ost zu gelangen. Ab da reifen in Lotte Rachegedanken, die sich aber erst wesentlich später umsetzen lassen beim Tunnelbau, um nicht nur Ossis in den Westen zu schmuggeln, sondern auch Rache an dem Todesschützen zu nehmen.


    Mich hat der Erzählstil so manches Mal gestört, denn der Autor mischt sich als Erzähler und Kommentator ein, was für mich die Spannung störte. Zudem wurde ich mit Lotte so gar nicht warm. Ich konnte nicht so recht mit ihr mitfühlen.


    Die Geschichte des Tunnels ist beeindruckend, denn was es für eine Gefahr und einen Aufwand bedeutete, um Flüchtlinge in den Westen zu bringen, hat mir wirklich imponiert. Das wurde wirklich gut geschildert.


    Zum Abschluss gibt es noch ein Nachwort, das Zusammenhänge aufdeckt und die wahre Begegebenheit schildert. Doch leider sprang der Funke nicht so richtig über.


    Daher nur 6 Punkte


    ASIN/ISBN: ‎ 3492063942

  • Oh, ich war so gespannt auf das Buch und ganz heiß darauf.

    Wenn es Dich jetzt dann doch so leicht enttäuscht hat, ist das ja schade und ich denke, es wird dann auch wohl meine Erwartungen senken.


    Gerade den Autoren mag ich ja eigentlich so, da ich seine Biographie über Sauerbruch so gut fand.


    Nach Deiner Rezi werd ich aber doch dann warten, bis ich das Buch in der Bücherhalle bekomme, bevor ich Geld dafür ausgebe und mich darüber dann ärgere.

  • Stimmt die Richtung? Diese Fluchtrichtung gab es natürlich auch, aber dass auf diese Leute auch geschossen wurde, ist mir neu.

    du hast recht. Er lebte im Westen, hatte im Osten seine Firma und wollte dann wieder zurück in den Westen. Dabei ist er erschossen worden. Die Leiche wurde im Osten beigesetzt und nicht rausgegeben.

  • Mich hat der Erzählstil so manches Mal gestört, denn der Autor mischt sich als Erzähler und Kommentator ein, was für mich die Spannung störte. Zudem wurde ich mit Lotte so gar nicht warm. Ich konnte nicht so recht mit ihr mitfühlen.


    Zum Abschluss gibt es noch ein Nachwort, das Zusammenhänge aufdeckt und die wahre Begegebenheit schildert. Doch leider sprang der Funke nicht so richtig über.


    So, nun habe ich es auch durchgelesen und leider geht es mir dann doch ähnlich wie Dir.


    Eigentlich mag ich die Bücher des Autoren, zumindest wenn es um die Sauerbruch-Biographie geht.


    Aber hier war es so, daß es mir vorkam, weniger eine spezielle Geschichte über den Tunnelbau zur Flucht aus der DDR zu lesen, sondern doch eher die Lebensgeschichte einer Protagonistin.


    Die Begleitung der Geschichte um Lotte ist zwar so gesehen interessant, aber eben nicht genau das, was ich mir konkret unter dem Titel vorgestellt habe.


    So kam für mich auch weniger Spannung auf, als gehofft, da die "Sache" des Tunnelbaus erst ziemlich spät im Buch kam und sich auch nur auf den Einen bezog, den um die einmalige Rettungsaktion im Umkreis von Lotte, die zudem noch andere Gründe hatte, am Bau mitzuwirken, als die reine Flucht der DDR Bürger.


    Wenn man die ganze Zeit auf das "Hauptereignis" warten muß, läßt es sich wohl nicht vermeiden, etwas enttäuscht zu sein.

    Da hätte der Titel - "Lotte und ihr Tunnel in den Westen" oder so ähnlich wohl besser gepaßt und die Erwartungen verändert.


    Interessant wurde es kurioserweise erst ganz am Schluß, sozusagen nach dem Mauerfall, als noch diverse Dinge aufgedeckt, entschlüsselt wurden.


    Auch ging es mir mit Lotte ähnlich - sie war für mich keine Person, um mir ihr vollends warm zu werden.



    Fazit

    Ein interessanter Roman - wohl nach einer wahren Geschichte - der aber die Erwartungen, die mit dem Titel geweckt werden, nicht ganz erfüllt.

    Weniger eine Geschichte über die Flucht-Tunnelbauer, als eine Lebensgeschichte, die vom Ende des 2. Weltkrieges bis zum Mauerfall reicht.


    Sollte eher als Art Biographische Beschreibung, denn als Tunnelbauroman gelesen werden.