Dan Jones - Winterwölfe

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Klappentext

    Ende August 1346: Die große Schlacht bei Crécy ist geschlagen. Die erschöpften Essex Dogs wollen nach Hause, doch der englische König hat anders entschieden: Noch weiter im Norden liegt die reiche Hafenstadt Calais. Während der winterlichen Belagerung werden die Söldner zu einsamen Wölfen... Im zweiten Teil seiner Essex-Dogs-Trilogie lässt Dan Jones seine Leser ganz tief eintauchen in ein dunkles Mittelalter, in dem die zarten Flammen an Menschlichkeit, Sehnsucht und Liebe nur umso heller leuchten.
    Mit französischem Terrain sind die englischen Söldner mittlerweile vertraut. Aber eine monatelange Belagerung einer Stadt und ihrer Bewohner – das ist auch für Männer, die schon alles gesehen haben, eine brutale Erfahrung. Wofür und gegen wen kämpfen sie hier?


    Über den Autor

    Dan Jones, Historiker, Journalist und Schriftsteller, wurde in Großbritannien und den USA durch historische Bestseller und Podcasts zur Geschichte der Frühen Neuzeit und des Mittelalters bekannt. Mit der Essex-Dogs-Trilogie gibt er sein Debüt als Autor historischer Romane. Der erste Band "Essex Dogs" erschien im Frühjahr 2024.


    Mein persönliches Fazit

    Vom ersten Band um die Essex-Dogs war ich unheimlich begeistert und habe mich sehr gefreut, dass es relativ schnell Nachschub geben wird. Und mir hat auch dieses Buch wirklich gut gefallen. Der Schwerpunkt ist ein anderer, als im ersten Band. Es gibt weniger rasante Action und Schlachten, ist aber nicht weniger spannend und durchaus auch brutal. Aber auf eine andere Art und Weise.

    Der Fokus liegt auf der Belagerung von Calais. Dementsprechend geht es nicht immer rasant zu. Der Aufbau einer Belagerungsstadt nimmt viel Raum ein, ebenso zu Situation im Lager und viele Geplänkel unter den Befehlshabenden. Das ist im ersten Moment schon etwas zäh, weil man das Gefühl hat, es geht mit der Handlung so gar nicht voran. Erst im späteren Verlauf wird klar, dass noch andere Interessen im Spiel sind. Das lässt diesen erst so langweilig anmutenden Teil in anderem Licht erscheinen.

    Trotz all des Taktierens ist es aber immer noch die Belagerung und das Aushungern einer Stadt. Einige beschriebenen Szenen beim Umgang mit den Einwohnern Calais' sind nicht unbedingt geeignet für zart besaitete Leser. Sie Szenen waren (zum Glück!) kurz, aber dennoch zeigen sie, was Menschen bereit sind anderen Menschen anzutun.


    Das heißt jetzt aber nicht, dass es bei den Essex Dogs jetzt geruhsam zugeht. Im Gegenteil. Die Truppe muss sich weiterhin den Schicksalsschlägen des Krieges stellen und kommen auch persönlich immer mehr an ihre Grenzen. Mir sind diese raubeinigen Männer schon auch ein wenig ans Herz gewachsen und ihre Sorgen und Ängste haben mich sehr berührt.

    Ich bin jetzt sehr gespannt auf den letzten Band und ob es die verbleibenden Dogs aus dem Krieg nach Hause schaffen.


    ASIN/ISBN: 3406822053

  • Meinen Fan Status zu Dan Jones kennt ihr ja inzwischen schon, kurz vorm Jahreswechsel habe ich aber noch ein Highlight aus dem Hause C.H. Beck. Mit „Winterwölfe“, dem zweiten Band der Essex-Dogs-Trilogie, geht es nach der Schlacht von Crécy direkt weiter. Die Engländer haben gesiegt, der Boden ist noch klatschnass vom Blut und trotzdem ist das Schlimmste noch lange nicht vorbei. Die erschöpften Söldner werden nicht nach Hause geschickt, sondern weiter nach Norden. Ziel: die reiche Hafenstadt Calais. Was folgt, ist kein schneller Feldzug, sondern monatelanges Ausharren im Dreck, im Hunger und in der Kälte.


    „Winterwölfe“, erzählt den Hundertjährigen Krieg erneut konsequent aus der Sicht der einfachen Soldaten. Es gibt dabei keine Helden: Die Essex Dogs sind kaputt, körperlich wie seelisch. Süchtig, abgestumpft, teilweise einfach nur widerlich. Krieg macht hier niemanden edel, sondern frisst jeden Menschen auf. Jones verzichtet komplett auf Romantisierung und zeigt Männer, die durch ihre ganz persönliche Hölle gehen.


    Im Vergleich zum ersten Band ist „Winterwölfe“ weniger actionreich, dafür deutlich intensiver. Der Fokus liegt stärker auf den Figuren und dem, was der Krieg aus ihnen macht. Die Belagerung von Calais ist dabei das bedrückende Zentrum des Romans: Hunger, Krankheit, Kanonenfeuer, sinnlose Befehle und das Leid der Zivilbevölkerung. Das Elend kennt keine Seiten und keine Grenzen.


    Historisch ist das Ganze hervorragend erzählt. Die Kluft zwischen Adel und einfachem Soldaten, die völlige Austauschbarkeit menschlichen Lebens und das Ausgeliefertsein gegenüber absolut sinnlosen Befehlen ziehen sich durch das gesamte Buch.


    Düster, brutal und stellenweise schwer auszuhalten, aber genau deshalb so beeindruckend. „Winterwölfe“ ist für mich eine konsequente Weiterentwicklung zum ersten Band und macht sehr neugierig auf das Finale der Reihe, „Löwenherz“ der im Frühjahr 2026 beim Verlag erscheinen wird.