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ASIN/ISBN: 3757701178 |
Vor vielen Jahren hat Evie Hals über Kopf ihre Heimat auf den Orkney-Inseln verlassen und alle Kontakte abgebrochen bis auf den zu Freya. Doch als ihr Vater sehr schwer erkrankt, kehrt sie zurück. Sie kommt zu spät, ihr Vater ist verstorben. Ihr ist bewusst, dass sie sich mit der Rückkehr auch ihrer Vergangenheit stellen muss. Ihre Schwester Liv ist gar nicht erfreut, denn sie erpresst Evie seit Jahren mit dem, was sie weiß. Doch dann kommen Wahrheiten ans Licht, die erschütternd sind.
Die Autorin Lorraine Kelly hat einen angenehm flüssigen Schreibstil. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und auf mehreren Zeitebenen. Die Jahreszahlen am Kapitelanfang erleichtern die Orientierung. Das abgeschiedene Leben auf den Inseln ist nicht immer leicht, aber es gibt auch einen tollen Zusammenhalt der Bewohner.
Evie ist eine Person, die von Schuldgefühlen zerfressen wird. Fluchtartig hat sie die Insel verlassen, und sie ist der Meinung, dass ihr ein zufriedenstellendes, glückliches Leben nicht zusteht. Ein Selbstbewusstsein ist bei ihr praktisch nicht vorhanden und so rutscht sie in eine Beziehung, die ihr nicht guttut. Aber schon als Kind war es nicht leicht für sie. Die Ehe der Eltern Cara und Duncan hatte einiges auszuhalten und das führte zu Konflikten. Als sich herausstellte, dass Evie unter Asthma litt, war Duncan übervorsichtig, weil er Angst um sie hatte. Ihre ältere Schwester Liv fühlte sich von den Eltern nicht gesehen und versuchte durch Eskapaden Aufmerksamkeit zu erlangen. Das aber entschuldigt nicht, wie sie sich verhalten hat. Aber auch ihre Mutter war von Kind an schwierig.
In viele der Charaktere konnte ich mich nicht so recht einfühlen, auch in die Protagonistin Evie nicht. Gut gefallen aber hat mir Freya, die eine ganze besondere Geschichte hat und die das Leben dennoch positiv betrachtet. Sie ist eine große Unterstützung für Evie und für alle anderen auf der Insel.
Die Spannung ist von Anfang an da, weil man wissen möchte, was Evie so Schreckliches getan hat, dass sie floh und nun unter Schuld- und Schamgefühlen leidet. Die Geschichte hat mir gefallen und doch gibt es auch Kritikpunkte meinerseits. Es gibt eine ganze Reihe von schwierigen Themen und Nebenschauplätzen. Anfangs wird alles ziemlich ausführlich beschrieben, aber zum Ende hin ging es mir dann ein wenig zu schnell. Die Schwimmerinnen „Selkies“ auf der Insel tragen wenig dazu bei, dass Evie sich weiterentwickelt.
Eine spannende und bedrückende Familiengeschichte, die aber auch ihre Schwächen hat.
6/10