Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Eine Hebamme, die für das Recht der Frauen kämpft
Marias beste Freundin Evi erwartet heimlich ein Kind von ihrem Verlobten. Dann stirbt er jedoch bei einem Unfall in den Alpen, und Evi, eine unverheiratete Schwangere, gilt als Mädchen der Schande. Verzweifelt bittet sie Maria um Hilfe, und stürzt ihre Freundin in einen Gewissenskonflikt. Plötzlich steht Maria unter dem Verdacht, unrechtmäßig Abtreibungen vorgenommen zu haben, und niemand glaubt ihr, als sie ihre Unschuld beteuert. Bis auf den charmanten neuen Landarzt Georg, der gerade nach Brannenburg gezogen ist.
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Hinter LINDA WINTERBERG verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus.
Allgemeines
Zweiter Band der Reihe „Die Berghebamme“
Erschienen am 14.05.2025 im Aufbau Verlag als TB mit 374 Seiten
Gliederung: Roman in 34 Kapiteln, jeweils mit Datum überschrieben – Nachwort
Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Berghebamme Maria Roßacker
Handlungsort und -zeit: Brannenburg, Sommer 1896 bis 1897
Inhalt
Maria, die einst als „Bankert“ aus dem Heim für Findelkinder in Brannenburg einen schwierigen Start hatte, hat sich inzwischen als zuverlässige Hebamme einen Namen gemacht und geht fleißig und zuverlässig ihrem anstrengenden Beruf nach. Doch schon bald droht ihr neues Ungemach. Ihre beste Freundin Evi ist schwanger, kurz vor der Hochzeit verunglückt deren Verlobter tödlich. Eine uneheliche Schwangerschaft gilt in dem konservativ-katholischen Bergdorf als Schande. Evis Bitte nach einem Schwangerschaftsabbruch will Maria nicht erfüllen, deshalb sucht die verzweifelte Schwangere an anderer Stelle Hilfe. In den nächsten Monaten kommt es zu mehreren Todesfällen von jungen Frauen, die an Sepsis infolge einer verpfuschten Abtreibung sterben. Maria gerät unter Verdacht, diese Abtreibungen vorgenommen zu haben und wird von einem ebenso dummen wie vorurteilsbehafteten Kommissar aus Rosenheim über Monate drangsaliert. Beistand erhält sie vom neuen Dorfarzt Georg Saller, der sie vehement unterstützt. Dass die beiden sich ineinander verliebt haben, muss vorerst verborgen werden, da sonst seine Aussagen gegenüber dem Kommissar nichts mehr wert wären…
Beurteilung
Es ist sinnvoll, zunächst den ersten Band der Trilogie, „Hoffnung der Frauen“, zu lesen, da wiederholt auf Marias Vorgeschichte Bezug genommen wird. Kämpfte sie seinerzeit gegen veraltete und gefährliche Praktiken bei der Geburtshilfe, die nicht selten zum Kindbettfieber bei den jungen Müttern führten, so nimmt sie es jetzt mit der intoleranten Gesellschaft auf, die unverheiratete Schwangere verurteilt und aus der Gemeinschaft ausschließt. Selbst junge Frauen, die vergewaltigt wurden, werden als Sünderinnen verdammt, während die Erzeuger ungeschoren davonkommen.
Wie im ersten Band wird die gesellschaftliche Doppelmoral deutlich herausgearbeitet, der von der Weltsicht stark eingeschränkte geistige Horizont der oft ungebildeten Dorfbewohner tritt klar zutage.
Für diese scheint es nichts Schöneres zu geben, als nach einem harten Arbeitstag auf den vielzitierten Hausbänken zu tratschen und sich über jeden, der nicht vollständig in die vorgezeichnete Rolle passt, das Maul zu zerreißen.
Schonungslos wird auch das wenig erfreuliche Leben der Bäuerinnen geschildert, die neben der nicht enden wollenden Arbeit fast jedes Jahr ein Kind bekommen und es nicht selten auf mehr als zehn Kinder bringen. Hier überrascht es ein wenig, dass das Thema Empfängnisverhütung überhaupt nicht angesprochen wird – das kann nur auf einen Kadavergehorsam gegenüber der immer noch allmächtigen Kirche zurückgehen.
Die Charakterisierung der Romanfiguren ist weitgehend gelungen, wenn es auch bei Maria einen gewissen Widerspruch zwischen ihrer kämpferischen Natur einerseits und einer manchmal zu großen Akzeptanz von gesellschaftlichen Missständen gibt.
Die Schilderung der Liebesgeschichte von Maria und Georg gerät gelegentlich in ein überemotionales, leicht kitschiges Fahrwasser, indem sie eher an einen seichten Liebesroman erinnert und in einem Roman mit berechtigter Gesellschaftskritik gern etwas sachlicher hätte sein können.
Fazit
Ein unterhaltsamer Roman, der das harte Leben der Bergbauern im ausgehenden 19. Jahrhundert und die schwierige Arbeit einer Hebamme in diesem Umfeld eindrucksvoll darstellt!
8 Punkte
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ASIN/ISBN: B0D3GC4M98 |