Mike Hollow – Die Toten von West Ham

  • Die Nebenhandlungen stören den Erzählfluss


    Buchmeinung zu Mike Hollow – »Die Toten von West Ham«


    »Die Toten von West Ham« ist ein Kriminalroman von Mike Hollow, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Helga Köller erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Direct Hit« und ist 2015 erschienen. Dies ist der Auftaktband der Reihe »Der Blitzkrieg Detective«.


    Zum Autor:

    Mike Hollow, geboren in West Ham, begann mit dem Schreiben seiner Blitzkrieg Detective-Romane, nachdem er sich die Olympischen Spiele 2012 in Stratford, East London, angesehen hatte und das alte Rathaus sah, in dem sein Vater 1940 als Teenager die Nächte damit verbrachte, auf dem Dach nach Brandbomben Ausschau zu halten. Mike und seine Frau Margaret leben in Hampshire und besuchen ihre Kinder und Enkelkinder in London regelmäßig unter den fadenscheinigsten Vorwänden.


    Zum Inhalt:

    September 1940: In einer Seitenstraße wird in einem Lieferwagen die Leiche des örtlichen Friedensrichters Charles Villiers aufgefunden. Der herbeigerufene Detective Inspector John Jago und sein Assistent DC Peter Cradock nehmen den Tatort in Augenschein, müssen ihre Untersuchung wegen eines Fliegerangriffs unterbrechen. Als sie zurückkehren finden sie nur noch einen Bombenkrater vor.


    Meine Meinung:

    Mir hat der atmosphärische Einstieg gut gefallen und die beiden Ermittler wirken sympathisch. Die Ermittlungen gehen auch ohne Pathologie fast problemlos weiter. Zeitgleich soll DI Jago einer amerikanischen Journalistin das Leben der Londoner während des Krieges näher bringen. Diese Nebenhandlung brachte einen Hauch Romantik in die Handlung, diente aber vor allem dazu, die Unterschiede der Kriegsauswirkungen auf reich und arm zu beleuchten. Ein Essen im Fünf-Sterne-Hotel wurde während eines Bombenangriffs im Untergeschoss des Hotels fast unbeeinträchtigt in angenehmer Atmosphäre fortgesetzt. In West Ham selber waren die Schutzräume proppenvoll und unangenehm. Wer keinen Platz fand, musste sehen, wo er Unterschlupf fand. Dies führte zu Unmut in der Bevölkerung. Die Diskussionen meist philosophischer Art (z. B. Was ist Wahrheit?) hatten ihren Reiz, lieferten aber keinen Input für den Kriminalfall und senkten Tempo und Spannung merklich.

    Der Kriminalfall war komplexer als gedacht und die Ermittler brauchten ihre Zeit, bis sie auf die richtige Spur stießen. Dies war spannend geschildert und folgerichtig wurde der Täter überführt. Dieser Teilbereich hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt gab es aber zu viele Nebenhandlungen, die die Ermittlungen unterbrachen. Die Geschichte wurde meist aus der Perspektive des Inspektors erzählt. So konnte der Leser die Gedanken und Gefühle des Inspektors einsaugen. Die Sprache, den Erzählstil und die Krimihandlung fand ich gelungen. Sie konnten aber die vielen Unterbrechungen nicht ausgleichen. Für mich hat der Autor aber Potential und ich werde dem Autor wohl eine weitere Chance geben, mich zu überzeugen.


    Fazit:

    Ein atmosphärischer Krimi aus dem bombardiertem London, dessen Erzählfluss leider zu oft durch Nebenhandlungen unterbrochen wurde. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0F1YXNXZ2

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