Beiträge von wampy

    Bis auf die Verpackung eine einzige Enttäuschung


    Buchmeinung zu Flores & Santana – »Dunkle Verwicklungen auf La Palma«


    »Dunkle Verwicklungen auf La Palma« ist ein Kriminalroman von Flores & Santana, der 2024 bei Ullstein erschienen ist.


    Zum Autor:

    Hinter Flores & Santana verbergen sich Rotraut Schöberl und Erwin Riedesser, die 1994 gemeinsam die Leporello-Buchhandlung in Wien gegründet haben. Im Österreichischen Frühstücksfernsehen gibt Rotraut Schöberl außerdem Buchtipps im Café Puls. Erwin Riedesser war viele Jahre Juryvorsitzender des renommierten Leo-Perutz-Krimipreises. Beide lieben die Kanaren und verbringen jedes Jahr mehrere Wochen auf den Inseln.


    Zum Inhalt:

    Der Kripochef Pedro Fernandez bittet den befreundeten Journalisten Ben Rodriguez um Unterstützung bei den Ermittlungen in einem Mordfall an einem umstrittenen Bauunternehmer. Gemeinsam mit Bibliothekarin Naira Calderon sammelt der Journalist Informationen und entwickelt andere Täterideen als der Kommissar.


    Meine Meinung:

    Das Buch ist mir durch seinen besonderen Blattschnitt in der Buchhandlung aufgefallen und hat in mir hohe Erwartungen geweckt. Leider hat der Inhalt in keiner Weise mit der Verpackung mithalten können. Die Figuren der Ermittler sind durchaus sympathisch gezeichnet, haben aber keinerlei Kanten oder Ecken. Auch werden einige Sehenswürdigkeiten und kulinarische Besonderheiten angesprochen, aber trotzdem kommt kaum Atmosphäre auf. Die vielleicht interessanteste Figur ist der Ermordete, der einen Spagat zwischen wirtschaftlichen und kulturellen Ideen versucht hat. Die Verdächtigen sind durchweg flach und einseitig gestaltet. Der Schreibstil liest sich angenehm, ist aber nicht fesselnd. Der Spannungsbogen ist lange Zeit nicht vorhanden, weil viele Punkte thematisiert werden, aber kaum über den Fall erzählt wird. Dies bessert sich gegen Ende etwas, aber selbst hier schweifen die Autoren ab. Am Ende ist der Fall nachvollziehbar aufgelöst, aber das hat mich kaum noch interessiert. Mich hat der Titel schwer enttäuscht und wenig unterhalten. Den angekündigten Folgeband werde ich wohl nicht lesen.


    Fazit:

    Ein äußerlich schönes Buch, dessen Inhalt mich enttäuscht hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) und kann keine Leseempfehlung geben.


    ASIN/ISBN: 354806891X

    Krabbenfischer in Not


    Buchmeinung zu Cornelia Kuhnert & Christiane Franke – »Krabbenbrot und Seemannstod«


    »Krabbenbrot und Seemannstod« ist ein Kriminalroman von Cornelia Kuhnert & Christiane Franke, der 2014 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der Auftaktband um den Postboten Henner, den Dorfpolizisten Rudi und die Lehrerin Rosa, die in Ostfriesland ermitteln.


    Zum Autor:

    Christiane Franke wurde an der Nordseeküste geboren und lebt immer noch gerne dort. Neben ihren gemeinsamen Projekten mit Cornelia Kuhnert schreibt sie eine weitere Krimiserie, die im Emons Verlag erscheint.

    Cornelia Kuhnert lebt in Hannover und hat dort als Lehrerin gearbeitet. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht und Anthologien herausgegeben.


    Zum Inhalt:

    Lehrerin Rosa ist frisch nach Ostfriesland gezogen und findet eine Leiche im Hafen von Neuharlingersiel. Die Kripo aus Wittmund hat bald einen Täter ausgemacht, aber Henner, Rudi und Rosa sind anderer Meinung und suchen selbst nach dem Täter.


    Meine Meinung:

    Lehrerin Rosa, Postbote Henner und Dorfpolizist Rudi sind kernige Figuren, die mir von Anfang an sympathisch waren. Sie haben ihre Macken und ihr Leben ist nicht problemfrei, aber sie sind damit zufrieden. Rosa stört die über Jahrzehnte gewachsene Harmonie der beiden stillen und heimatverbundenen Ostfriesen. Sie redet mehr als es den beiden lieb ist und drängt in ihr Leben, aber irgendwie ist das auch in Ordnung, weil sie sich einen Platz in ihrer neuen Heimat sucht.

    Es werden reichlich Klischees bedient, seien es die Teeprozeduren oder trinkfreudige Zusammentreffen. Dabei wird aber auch die notleidende Krabbenfischerei mit ihren Problemen für die Region thematisiert. Beides unterstützt die atmosphärische Ausstrahlung.

    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, meist aus Sicht einer der drei Hauptfiguren. Manches wirkt etwas übertrieben, aber die Liebe der Autoren zur Region ist jederzeit spürbar. Der Schreibstil ist angenehm emotional und mit kurzen Dialektpassagen und Humoreinlagen durchsetzt. Die Figuren sind eher skizziert als tief gezeichnet. Die Kripobeamten haben keine Glanzform, aber auch Rosa, Rudi und Henner folgen manch falscher Idee, aber dies mit Einsatzwillen. Eher zufällig kommt die Wahrheit mit einem passenden Showdown ans Licht. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, auch weil die Handlung durchaus Überraschungen zu bieten hatte. Eine Fortsetzung werde ich sicherlich lesen.


    Fazit:

    Ein unterhaltsamer Krimi mit Atmosphäre, einem sympathischen Ermittlerteam und einer durchaus spannenden Handlung. Mir hat es sehr gut gefallen und deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B00IEYQHYW

    Umfangreich geschilderte Nebenhandlungen


    Buchmeinung zu Claudia Bardelang – »Falscher Erbe«


    »Falscher Erbe« ist ein Kriminalroman von Claudia Bardelang, der 2024 im Gmeiner Verlag erschienen ist. Dies ist der erste Band um den Florentiner Commissario Lorenzo Riani.


    Zum Autor:

    Claudia Bardelang wurde 1964 in der Schweiz geboren und wuchs in Emmendingen im Breisgau auf. Die Lithographin und Malerin stellte viele Jahre in Deutschland und Italien aus, bevor sie das Schreiben für sich entdeckte. Nach einem späten Studium arbeitet Claudia Bardelang heute als Lehrerin. Sie hat eine erwachsene Tochter und lebt mit ihrem Partner in Basel.


    Zum Inhalt:

    Eine ältere Dame, die eine umfangreiche Kunstsammlung besitzt, kommt bei einem Paketbombenanschlag unweit der Florentiner Polizeibehörde ums Leben. Kurze Zeit später verläuft ein analoger Anschlag auf ihren Mieter glimpflicher ab. Commissario Riani und Ispettore Torrini befürchten einen Serienmörder.


    Meine Meinung:

    Florenz ist eine wunderschöne Stadt und die Autorin nutzt die Anwesenheit eines britischen Reporters, der den Commissario begleiten soll, um vielen Sehenswürdigkeitenin und um Florenz einen Platz im Roman zu sichern. Eine weitere Nebenhandlung erschüttert Lorenzo Riani noch mehr. Seine Frau ist achtzehn Jahre nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter erneut schwanger und Riani befürchtet, einem Kleinkind nicht mehr gewachsen zu sein. Auf jeden Fall muss er dies ausgiebig verdauen. Riani und Torrini sind ein gutes Team und diskutieren den Fall immer wieder. Überhaupt geht es in Rianis Team recht familiär zu und gutes Essen gehört dazu. Meist wird die Geschichte aus der Sicht einer der beiden Polizisten erzählt. Hin und wieder kommt ein kurzer Abschnitt aus der Perspektive des Attentäters hinzu. Die meisten Figuren im Umfeld der Ermittler wirken sympathisch, sind aber recht flach angelegt. Die Zeugen und Verdächtigen wirken durch die Bank eher unsympathisch. Die Ermittlungen werden recht ausführlich beschrieben und scheinen bald zum Erfolg zu führen. Aber erst eine zufällige Betrachtung eines Fotos aus der Wohnung des Opfers gibt den Ermittlungen neuen Schwung. Das Tempo ist ebenso wie die Spannung lange Zeit gering und der menschlich wirkende Commissario ist auf der falschen Spur. Dann nimmt der Fall Fahrt auf, die Spannung steigt rasant und es wird gefährlich. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Die Florentiner Schönheiten und andere Nebenhandlungen nahmen mir aber zu viel Raum ein. Auch wenn es atmosphärisch schön geschrieben war, fehlte der Fokus auf den Kriminalfall. Die Liebe der Autorin zur Stadt Florenz ist jederzeit spürbar.


    Fazit:

    Der Titel punktet mit sympathischen Ermittlern und Florentiner Atmosphäre, verliert sich aber zu sehr in Nebenhandlungen. Deshalb bewerte ich das Buch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Wer atmosphärische Krimis mag, könnte Gefallen an dem Buch finden. Der Autor hat aber noch Potential nach oben.


    ASIN/ISBN: B0D1VQBGN3

    Die Opfer im Umfeld der Toten


    Buchmeinung zu Andrea Nagele – »Grado in Angst«


    »Grado in Angst« ist ein Kriminalroman von Andrea Nagele, der 2024 bei emons erschienen ist.


    Zum Autor:

    Andrea Nagele leitete über ein Jahrzehnt ein psychotherapeutisches Ambulatorium. Heute arbeitet sie als Autorin und betreibt in Klagenfurt eine psychotherapeutische Praxis. Sie pendelt zwischen Klagenfurt am Wörthersee, Grado und Berlin.


    Zum Inhalt:

    Maddalena Degrassi muss den unerwarteten Tod einer guten Freundin verdauen. Auch eine weitere junge Frau ist dem Krebs erlegen. Bei beiden war Unterleibskrebs im Endstadium die Todesursache und beide wurden durch den Frauenarzt Gianluca Pirandelli betreut. Maddalena Degtassi und ihr Team beginnen zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch beschreibt ausführlich das Leid der betroffenen Angehörigen, insbesondere der Partner und der Kinder. Maddalena hat zudem den Tod ihres Freundes noch nicht verdaut. Ein zweiter Erzählstrang widmet sich der Ehefrau des Frauenarztes, die der Arzt mit einer Angestellten betrogen hat. Meist ist die Stimmung ziemlich dunkel und einige Beteiligte geraten massiv aus dem Gleichgewicht. Das Team um Maddalena erweist sich als kompetent und eingespielt. Jeder bringt seine Stärken ein und unterstützt die Chefin so weit es geht. Ein wenig skurril ist das gemeinsame Besäufnis des gesamten Teams um Maddalena über den Tod ihrer guten Freundin hinweg zu helfen. Gemeinsam versuchen die Polizisten und ihre Partner der Tochter der toten Freundin zu helfen, da der Vater nicht mehr handlungsfähig ist. Die Ermittlungen verlaufen zäh bis die gehörnte Ehefrau unschöne Entdeckungen macht und damit zur Polizei geht. Bald gibt es einen weiteren Toten und nun läuft die Ermittlungsmaschinerie auf vollen Touren. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Spannung eher gering und die Folgen der Todesfälle standen im Mittelpunkt. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und dies ermöglicht den Einblick in das oft gestörte Gefühlsleben der Agierenden. Fassungslosigkeit, Hilfslosigkeit und Bestürzung, aber auch Hilfsbereitschaft werden so mehr als deutlich. Der Frauenarzt wird extrem negativ gezeichnet und buhlt um den Titel Unsympath des Jahres. Der Schreibstil ist sehr emotional und dringt tief in den Leser. Mich hat die Geschichte mit den Figuren leiden lassen und dennoch habe ich mich gut unterhalten. Mir hat insbesondere die Darstellung der Auswirkungen eines unerwarteten Todesfalls beeindruckt.


    Fazit:

    In weiten Teilen dieses Krimis werden die Auswirkungen unerwarteter Todesfälle eindringlich beschrieben, bevor die Tätersuche in den Mittelpunkt rückt. Da es mir gut gefallen hat, bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3740820381

    Diese Krimödie hat mich gefesselt


    Buchmeinung zu Jana DeLeon – »Weg vom Schuss«


    »Weg vom Schuss« ist ein Kriminalroman von Jana DeLeon, der 2022 beim Second Chances Verlag in der Übersetzung von Jeannette Bauroth erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet »Louisiana Longshot« und ist 2013 erschienen. Dies ist eine Neuübersetzung. Die deutschen Erstausgabe erschien 2014 bei Amazon Crossing.


    Zum Autor:

    Jana DeLeon wuchs inmitten der Bayous und Alligatoren im südwestlichen Louisiana auf. Obwohl sie im Gegensatz zu ihren Heldinnen noch nie über einen ungelösten Fall gestolpert ist, hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. An ihrem jetzigen Wohnort Dallas in Texas lebt sie mit einer ganzen Menge Tiere zusammen, allerdings ohne Alligatoren.


    Zum Inhalt:

    Auf CIA-Agentin Fortune Redding hat ein Waffenhändler ein Kopfgeld ausgesetzt. Ihr Chef bringt sie als Bibliothekarin und ehemalige Schönheitskönigin getarnt in Sinful in Louisiana am Rand eines Sumpfgebiets unter. Kaum angekommen findet sie einen menschlichen Knochen.


    Meine Meinung:

    Diese Kriminalkomödie hat mich von Anfang an gefangen genommen. Die Hauptfigur führt als Ich-Erzählerin durch die Geschichte und schon nach den ersten Sätzen ist klar, dass Fortune mental nichts mit einer Schönheitskönigin zu tun hat. Sie begegnet gleich dem Deputy Sheriff der Stadt, auf den sie im folgenden immer wieder in für Fortune unangenehmen Situationen trifft. Zudem ist er ziemlich attraktiv, aber er könnte ihre Tarnung gefährden. Dann begegnet sie noch zwei älteren Damen, die es faustdick hinter den Ohren haben. Die Figuren sind offensichtlich überspitzt gezeichnet, wirken aber durch die Bank sympathisch. Die Beschreibung der Landschaft ist atmosphärisch und sehr bildhaft. Der Schreibstil ist humorvoll und liest sich locker weg. Die Handlung ist weitgehend dem Ziel Unterhaltung untergeordnet und bietet auch Platz für Slapstickeinlagen. Trotzdem bleibt der Fokus auf dem Kriminalfall, der komplexer ist als zu Anfang gedacht. So bleibt es durchgehend spannend und es gibt einen angemessenen Showdown. Der Fall wird vollständig und nachvollziehbar gelöst und am Ende teilen die Frauen mehr als nur ein Geheimnis.


    Fazit:

    Mir hat die Krimödie ausgezeichnet gefallen und Lust auf mehr gemacht. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde temporeicher Krimödien aus.


    ASIN/ISBN: 394845714X

    Der Kriminalfall wirkt wie ein notwendiges Übel


    Buchmeinung zu Andreas K. Buchholz – »Der tote Gärtner im Marmorsaal«


    »Der tote Gärtner im Marmorsaal« ist ein Kriminalroman von Andreas K. Buchholz, der 2024 bei beTHRILLED erschienen ist.


    Zum Autor:

    Andreas K. Buchholz ist das Pseudonym von Andreas Kuenne. Er wohnt seit 20 Jahren in Berlin, seit Kurzem auch mit Zwergdackel. Der große Potsdam-Fan hat seine berufliche Laufbahn als Autor beim Axel Springer Verlag sowie als TV-Redakteur begonnen. Danach war er viele Jahre Pressesprecher verschiedener Theater in Berlin, Stuttgart und Hamburg.


    Zum Inhalt:

    Der Journalist Frederick Loebell wird von seiner Jugendliebe zu einer nächtlichen Besichtigung im Neuen Palais in Potsdam in weitgehender Dunkelheit überredet. Sie finden eine blutüberströmte Leiche im Marmorsaal und sind schon mitten im neuen Fall.


    Meine Meinung:

    Die Figuren in diesem Buch sind weitgehend liebevoll und sympathisch gezeichnez, haben aber auch ihre mehr oder weniger großen Macken. Etwas Zeit brauchte ich, um die Verwandtschaftsbeziehungen der Beteiligten zu durchschauen. Der Fall ist weniger simpel als gedacht, steht aber auch einige Zeit nicht wirklich im Mittelpunkt. Der Erzählton ist launig und die Geschichte wird mit Humor bis ins slapstickhafte vorgetragen. Der Chefredakteur hat eigene Interessen, die seine Journalisten mit ihren Artikeln unterstützen sollen. Ein sich einschleimender Kollege macht Loebell das Leben schwer und zusätzlichen Druck erfährt er durch die Kommissarin, die gute Kontakte zu seiner Mutter hat. So recht wollte mir die Figur Loebell nicht gefallen, weil er Konflikten gern aus dem Weg geht und sonst recht eigenwillig dargestellt wird. Erst im letzten Drittel kommt Spannung auf, als Loebell und sein Ermittlungsteam sich als intelligent und aufmerksam erweisen. Die Lösung ist vollständig und nachvollziehbar. Man spürt die Liebe des Autors zu Potsdam in vielen Details, aber der eigentliche Kriminalfall war mir zu sehr ins Abseits geraten. Der Schreibstil ist ansprechend, während die Figuren etwas überzeichnet waren.


    Fazit:

    Ein Regionalkrimi mit angenehmen Schreibstil, der sich zu oft in Nebenhandlungen verlor. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0CWCTBJW4

    Ein Geheimbund und mehrere Todesfälle


    Buchmeinung zu Constantin Schreiber – »Kleopatras Grab«


    »Kleopatras Grab« ist ein Kriminalroman von Constantin Schreiber, der 2024 bei HOFFMANN UND CAMPE erschienen ist.


    Zum Autor:

    Constantin Schreiber, Jahrgang 1979, moderiert seit Januar 2021 die 20-Uhr-Nachrichten der "Tagesschau". 2016 wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Mit seiner 2019 gegründeten Deutschen Toleranzstiftung setzt er sich für interkulturellen Austausch im In- und Ausland ein. Er ist Autor mehrerer Bücher, die zu Spiegel-Bestellern wurden. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg.


    Zum Inhalt:

    Der Priester der Sankt-Nicholas-Kirche in Alexandria wird tot aufgefunden. Die junge Kommissarin Theodora Constanta wird mit den Ermittlungen betraut und gerät zwischen die Fronten.


    Meine Meinung:

    Im Mittelpunkt dieses Buches steht eine junge Kommissarin, die als Christin und unverheiratete Frau gegen diverse Vorbehalte zu kämpfen hat. Sie bekommt es mit einem Geheimbund zu tun, der ein Geheimnis um Kleopatra unter allen Umständen wahren will. Aber auch schlagende Ehemänner und ein ambitionierter Amateurarchäologe mischen in diesem komplexen Konstrukt mit. Theodora „Theo“ Constanta wirkt von Beginn an sympathisch und kompetent. Ihre geringe Erfahrung gleicht sie mit ihrer Einsatzbereitschaft. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, meist folgt der Leser aber der Protagonistin, deren Gedanken und geschichtliches Wissen wichtige Informationen einbringen. Der französische Amateurarchäologe ist eine interessante Figur, deren Zeichnung mit etlichen Grautönen mir sehr gefallen hat. Die kirchlichen Vertreter sind dagegen mit ihrer Rückwärtsgewandtheit recht einseitig gezeichnet. Über einen Geschichtsprofessor werden historische Daten eingestreut, die mir sehr beim Verständnis der Geschichte geholfen haben. Der Schreibstil ist angenehm mit Humor durchsetzt und lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Das Erzähltempo und die Spannung sind lange Zeit moderat, ziehen aber zum Ende hin deutlich an. Am Ende sind nahezu alle Fragen beantwortet und auch das Geheimnis um Kleopatra ist offenbart. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, auch wenn ich mit Verschwörungstheorien meist erhebliche Schwierigkeiten habe.


    Fazit:

    Ein Krimidebut, das mit einer sympathischen Hauptfigur und einer gelungenen Handlung punktet. Noch ist Luft nach oben vorhanden, aber ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3455017630

    Wunderbare Mischung aus Krimi und atmosphärischen Nebenhandlungen


    Buchmeinung zu Remy Eyssen – »Verräterisches Lavandou«


    »Verräterisches Lavandou« ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2024 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der zehnte Fall für den Gerichtsmediziner Leon Ritter.


    Zum Autor:

    Remy Eyssen, geboren 1955 in Frankfurt am Main, arbeitete als Redakteur u.a. bei der Münchner Abendzeitung. Anfang der Neunzigerjahre entstanden seine ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller. Mit seiner Krimireihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter begeistert er seine Leserinnen und Leser immer wieder aufs Neue und landet regelmäßig auf der Bestsellerliste.


    Zum Inhalt:

    Leon und Isabelle genießen im Ferienörtchen Lavandou den Spätsommer bis eine auf bestialische Weise ermordete Leiche einer jungen Frau auftaucht. Bei der nächsten Leiche ist Leon Ritter sich sicher, es mit einem psychopathischen Serientäter zu tun zu haben.


    Meine Meinung:

    Wie gewohnt steht in dieser Serie die Schönheit und Atmosphäre des Ferienortes im krassen Gegensatz zur harten Beschreibung der Verbrechen. Erneut werden Szenen aus der Sicht eines Opfers beschrieben und diese sind nur schwer auszuhalten. Dann folgen wieder atmosphärische Beschreibungen der Idylle in Lavandou, oft mit den bekannten Figuren im Cafe oder vom Boule. Auch Stieftochter Lilou ist während der Semesterferien vor Ort und verdient etwas Geld in der örtlichen Bäckerei. Die wechselnden Perspektiven lassen die Figuren lebendig wirken und deren Emotionen fühlbar erscheinen. Als neue Nebenfiguren gibt es einen verlorenen Sohn, einen Staatspräsidenten auf Abwegen und einen unsympathischen Leiter einer Anstalt für Menschen mit schweren psychologischen Problemen. Die meisten Figuren sind sympathisch trotz der ein oder anderen Macke und liebevoll gezeichnet. Der Autor spielt mit Szenen, bei denen man die Gefahr für die Beteiligten nicht abschätzen kann. Ist es harmlos oder gerät jemand gerade an einen Psychopathen? Lange Zeit kommen die Ermittlungen trotz hohem Aufwand kaum voran, aber es ist trotzdem spannend. Gegen Ende zieht das Tempo noch einmal an und in einem dramatischen Finale geht es um Leben und Tod. Wieder habe ich mit den Protagonisten mitgefiebert, das Urlaubsfeeling vieler Szenen genossen und manchen humorvollen Einschub genossen. Auch dieser Roman hat mich wieder begeistert und bestens unterhalten.


    Fazit:

    Eine nahezu perfekte Fortsetzung der Serie um den Gerichtsmediziner Leon Ritter, die meine Erwartungen voll erfüllt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde spannender Krimikost mit Urlaubsflair aus.


    ASIN/ISBN: 3864932386

    Steve und Ruby im Sturm der Ereignisse


    Buchmeinung zu Volker Dützer – »Im Sturm«


    »Im Sturm« ist ein Kriminalroman von Volker Dützer, der 2024 im dp Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band um den ehemaligen verdeckten Ermittler Steve Cole.


    Zum Autor:

    Volker C. Dützer, geb. 1964, lebt und arbeitet im Westerwald. Die Bandbreite seiner Romane reicht vom Science-Thriller bis zum lupenreinen Kriminalroman.


    Zum Inhalt:

    Der vom Dienst suspendierte Polizist Louie Harris verschwindet spurlos und Steve Cole wird von den Schatten der Vergangenheit eingeholt.


    Meine Meinung:

    Die beiden Hauptprotagonisten Steve Cole und Ruby Nolan haben mir sehr gut gefallen. Steve alias Tom McCallum hat auch Alderney auf der Flucht vor einem Gangsterboss ein neues Leben begonnen. Ruby ist auf Alderney aufgewachsen und kümmert sich um ihre kranke Mutter und ihren Bruder Robbie, mit dem sie eine Autowerkstatt betreibt. Oft gerät der leichtgläubige und schnell aufbrausende Bruder in Schwierigkeiten, die Ruby aus der Welt schaffen muss, nun sogar die Leiche eines Geldeintreibers, den ihr Bruder im Streit niedergeschlagen hat. Trotzdem wirkt Ruby sympathisch, weil sie die Herausforderungen annimmt und alles versucht, was in ihrer Macht liegt. Auch Steve versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Dann erhält er eine Information, mit der er den Kontakt zum Gangsterboss sucht. Aber ein Killer ist bereits auf der Insel und sorgt für weitere Tote.

    Steve und Ruby sind tief gezeichnete Figuren mit reichlich Grautönen, während die weiteren Figuren eher eindimensional gezeichnet sind. Die Handlung ist komplex mit mehreren Handlungssträngen, die erst spät zu einem Gesamtbild vereint werden. Bis dahin wirkt es manchmal etwas unkoordiniert und actionlastig. Trotzdem ist es jederzeit spannend und ich habe mit Steve und Ruby gelitten. Die Beschreibung der Schönheiten und Sehenswürdigkeiten der Insel steht oft im Gegensatz zur Härte der Handlung. Das Ende stimmt versönlich und beantwortet nahezu alle offenen Fragen.


    Fazit:

    Ein spannender und harter Kriminalroman, der viel von den Protagonisten verlangt. Mir hat es sehr gut gefallen und deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0D4R8ZFMV

    Kira Lund auf der Spur einer Familientragödie


    Buchmeinung zu H. Dieter Neumann – »Stumme Gräber«


    »Stumme Gräber« ist ein Kriminalroman von H. Dieter Neumann, der 2024 im Piper Verlag erschienen ist. Dies ist der dritte Band um die Journalistin Kira Lund.


    Zum Autor:

    H. Dieter Neumann war zunächst Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr. Nach seinem Ausscheiden als Oberstleutnant d. R. arbeitete der Diplom-Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich - nach vielen Schreibseminaren und begleitet von einem Studium der Neueren Deutschen Literatur - ganz aufs Schreiben verlegte.

    Der Autor ist Mitglied im SYNDIKAT e.V. und im Montségur Autorenforum. Als passionierter Segler verbringt er gern seine Freizeit auf dem Wasser. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt bei Flensburg auf dem Land.


    Zum Inhalt:

    Während eines Sommercamps an der Flensburger Förde wird ein junger Surfer erstochen. In Verdacht gerät sein einziger Zeltgenosse, der nicht bemerkt haben will. TV-Reporterin Kira Lund nimmt die Recherchen auf.


    Meine Meinung:

    Im Prolog wird ein Kindermord vor rund einhundert Jahren beschrieben, der den Hass zwischen zwei Familien widerspiegelt. Dann wird ein junger Surfer im Schlaf erstochen und auch hier wird der Hass des Täters deutlich. Kira Lund und ihr Kollege Tim Scholler kommen auf die Spur einer alten Familienfehde im deutsch-dänischen Grenzland. Beim Versuch weitere Informationen zu erhalten laufen sie gegen eine Mauer des Schweigens. Doch dann wird ein Anschlag auf sie verübt und die Ermittlungen nehmen neue Fahrt auf.

    Das Thema Konflikte im deutsch-dänischen Grenzland war mir unbekannt und auch durch die Sonderstellungen der Minderheiten im jeweils anderen Land hätte ich sie nie erwartet. Tim Scholler und Kira Lund sind engagierte und einfallsreiche Journalisten, die sympathisch wirken und mit denen man gerne mitfiebert. Kira ist zudem sehr ehrgeizig und für ein ihr wichtiges Interview geht sie große Risiken ein. Als Mitglied der dänischen Minderheit in Deutschland ist sie besonders involviert. Sie hält regen Kontakt zur Kommissarin Helene Christ und ihr gegenseitiger Respekt ist spürbar und führt zu beidseitigen Tipps. Das Thema und einzelne Darstellungen empfand ich als belastend und der Autor lockert die Handlung mehrmals durch Szenen auf, in denen sich Kira mit ihrem Hund entspannt. Die Spannung ist lange Zeit eher moderat und nimmt zum Ende hin drastisch zu. Man Ende steht ein vollständig aufgelöster Fall und die Sorge um die risikofreudige Reporterin.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman mit einer engagierten Protagonistin, die glaubhaft ein vergessenes Thema aufnimmt. Mir hat es meist sehr gut gefallen und deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3492504973

    Überzeugt mit Atmosphäre und sympathischen Ermittlern


    Buchmeinung zu Sophie Bonnet – »Provenzalische Flut«


    »Provenzalische Flut« ist ein Kriminalroman von Sophie Bonnet, der 2024 bei Blanvalet erschienen ist. Dies ist der zehnte Fall für Pierre Durand.


    Zum Autor:

    Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.


    Zum Inhalt:

    Pierre Durant und seine Frau Charlotte verbringen ihre Flitterwochen an der Cote Varoise, als Pierre beim Joggen am Strand eine Taucher findet, der in seinen Armen stirbt und glaubt, ermordet worden zu sein.


    Meine Meinung:

    Pierre Durant und seine Frau Charlotte sind zwei überaus sympathisch gezeichnete Charaktere. Da die örtliche Polizei beim toten Taucher schnell von einem Unglücksfall überzeugt ist, will Pierre zunächst ohne Wissen seiner Frau etwas näher hinschauen. Bald ist Charlotte aber mit im Boot und unterstützt Pierre bei seinen Ermittlungen. Es gibt einige Personen, die etwas zu verbergen suchen und die in den Fokus des Ehepaares geraten. Motive gibt es reichlich. Das Erzähltempo ist moderat und die atmosphärische Beschreibung der Küstenregion, der dort lebenden Menschen und der kulinarischen Spezialitäten der Küstenregion macht Lust darauf, dort einen Urlaub zu verbringen. Auf einer vorgelagerten Insel herrscht Wassermangel und eine geplante Wasserleitung gefährdet den Bestand der überaus wichtigen Seegraswiesen, die auch durch die Anker der zahlreichen Yachten gefährdet sind. Die Handlung ist komplex gestaltet und bietet einige überraschende Wendungen. Zum Ende hin zieht das Tempo und die Spannung deutlich an. Die für mich überraschende Auflösung ist nachvollziehbar und vollständig. Das Buch wird durch drei kleine Rezepte zu im Buch erwähnten Speisen abgerundet. Gerne werde ich weitere Bände aus der Serie lesen.


    Fazit:

    Ein atmosphärischer Krimi aus der Provence, der mit viel Liebe zur Region und sympathischen Ermittlern erzählt wird. Mich hat der Titel sehr gut unterhalten und deshalb bewerte ich ihn mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde atmosphärischer Krimis aus.


    ASIN/ISBN: 3764508493

    Ideenreiche und fantasievolle Variante eines Krimis der anderen Art


    Buchmeinung zu Roland Zingerle – »Auf der anderen Seite«


    »Auf der anderen Seite« ist ein Kriminalroman von Roland Zingerle, der 2024 im Empire-Verlag erschienen ist. Dies ist eine Neuauflage des Titels »Gott war Zeuge«.


    Zum Autor:

    Roland Zingerle, geboren 1973, lebt und arbeitet in Klagenfurt am Wörthersee. Er studierte Germanistik und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Journalist und Kulturmanager, ehe er sich als Schriftsteller selbstständig machte. Zingerle verfasst Romane und Sachbücher und unterrichtet deutsche Literatur und kreatives Schreiben.


    Zum Inhalt:

    Ein Wolkenkratzer in New York wird nach einer nicht erfolgten Erpressungszahlung zerstört. Joseph »Joe« Andrews, Special Agent beim FBI, ist im Ermittlerteam. Er stirbt an Lungenkrebs, soll die Ermittlungen aber im Jenseits fortsetzen, denn mittels eines Mediums kann er Kontakt zum Diesseits halten.


    Meine Meinung:

    Inhalt dieses Buches ist eine total abgefahrene Geschichte, die fantasievoll mit viel, oft schwarzem, Humor erzählt wird. Der Ideenreichtum ist beeindruckend und hat mich mitgenommen. Natürlich spielt auch die Mafia eine Rolle, die Kommunikation zwischen den beiden Welten hat so ihre Tücken und das Leben im Jenseits hat auch so seine Überraschungen. Mir hat die meist temporeiche Erzählung gut gefallen und ich habe mit Joe mitgefiebert, der sich völlig neuen Herausforderungen stellen muss. Die Ereignisse im Diesseits bedienen etliche Klischees, passen aber zur Geschichte und zum Handlungsfaden. Gegen Ende baut die Geschichte ab und die Auflösung konnte mich nicht wirklich überzeugen, obwohl sie ihren Reiz hat und irgendwie zur Geschichte passt.


    Fazit:

    Mich hat diese fantasievolle und etwas verrückte Geschichte gut unterhalten und deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D1YPMXT7

    Mit der Hauptfigur kam ich nicht zu recht


    Buchmeinung zu Hanna von Feilitzsch – »Der letzte Ouzo«


    »Der letzte Ouzo« ist ein Kriminalroman von Hanna von Feilitzsch, der 2023 im Feilitzsch-Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Hanna von Feilitzsch ist in Deutschland geboren. Die Mutter deutsch, der Vater griechisch. Von klein auf war sie mit beiden Kulturen konfrontiert. Die Liebe zu Griechenland ist nie erloschen, auch wenn Hanna von Feilitzsch mit Ehemann und drei Kindern in Deutschland lebte. Mehrfach im Jahr zieht es die Autorin nach Griechenland. Meist auf die wunderschöne Kykladeninsel Paros.


    Zum Inhalt:

    Christina Stratou nimmt nach mehrjähriger Pause wieder ihren Dienst bei der griechischen Polizei auf der Kykladeninsel Paros auf. Dort findet sie bei einer Wanderung die Leiche einer jungen Frau. Die Polizei Paros beginnt zu ermitteln. Christina bleibt aber außen vor, aber sie ermittelt auf eigene Faust.


    Meine Meinung:

    Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Der Einstieg hat mir gut gefallen, denn die Beschreibung von Land und Leuten ist sehr atmosphärisch und macht Lust auf einen Urlaubsbesuch. Doch schnell wird die gute Stimmung getrübt, weil ein Maulwurf Details an die Presse gibt und das Ermittlerteam zerstritten wirkt. Der verantwortliche Ermittler schließt Christina von den Mordermittlungen aus, was diese aber nicht einsieht. Ab dieser Stelle begannen meine Probleme mit der Geschichte. Der Chefermittler agiert befangen, machohaft und hat schon schnell den Ehemann der Toten als Täter ausgemacht. Christina hat Erfahrung als Mordermittler, sieht Fehler und Versäumnisse und schweigt trotzdem. So sympathisch sie anfangs wirkte, so verbissen agiert sie später. Sie unterlässt die Weitergabe von ermittlungsrelevanten Informationen und hat auch bald einen Täter im Visier. Eine wichtige Rolle kommt einer tablettenabhängigen jungen Frau zu, die Christina mehrfach verfolgt, ohne von Christina entdeckt zu werden. Je länger die Geschichte dauert, desto mehr gerät Christina auf Abwege.

    Der Schreibstil ist angenehm und atmosphärisch, zuweilen auch sehr gefühlsbetont. Gegen Ende wird es spannend und die Autorin zündet ein Feuerwerk. Trotzdem hat mir die Geschichte lange Zeit nicht gefallen, weil die Charaktere wenig tief wirkten und die Hauptfigur überhaupt nicht wie eine Polizistin agierte.


    Fazit:

    Ein atmosphärischer Krimi mit einer Protagonistin, mit der ich einfach nicht zu recht kam. Ihr Verhalten konnte ich oft nicht nachvollziehen. Trotz einer deutlichen Steigerung im letzten Drittel bewerte ich den Titel mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0CLGL2LXS

    Nun bin auch ich durch. Kira scheint es an Selbsterhaltung zu fehlen. Die Risiken, die sie für ein zugegeben wichtiges Interview eingeht, sind extrem. Eigentlich dürfte Helene Kira kaum noch etwas erzählen, alleine schon um Kira vor sich selbst zu schützen. Die Anmerkungen zur Zusammenarbeit von Polizisten und Journalisten fand ich überaus interessant.

    Auch ich fand den Einstieg heftig, finde ihn im Nachhinein aber angemessen. Er beschreibt den unglaublichen Hass sehr anschaulich. Und wenn man sucht, wird man Ungerechtigkeiten oder Schlimmeres finden. Es gibt so viele Regionen und Krisengebiete, in denen der Hass auf andersartige Menschengruppen entfacht und am Leben erhalten wird.

    Wer bringt die Mauer des Schweigens zum Einsturz


    Buchmeinung zu Eva Almstädt – »Das schweigende Dorf«


    »Das schweigende Dorf« ist ein Kriminalroman von Eva Almstädt, der 2024 bei Lübbe erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um die Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John.


    Zum Autor:

    Eva Almstädt absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten der Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Sie ist Autorin der erfolgreichen Ostseekrimireihe um die Lübecker Kommissarin Pia Korittki und lebt in Hamburg.


    Zum Inhalt:

    Anwältin Fentje Jacobsen ermittelt in einem Fall ohne offizielles Mandat. Im beschaulichen Nachbardorf werden zwei Tote gefunden und Fentje glaubt, dass einer der beiden Toten sie beauftragen wollte. Auch der Journalist Niklas John ist involviert.


    Meine Meinung:

    Diesmal fand ich den Einstieg in den Fall nicht so gelungen, weil Fentjes fehlendes Mandat auch weniger Informationen für die Anwältin bedeutet. Auch Niklas John ist in ungewöhnlicher Mission unterwegs. Bald kommen aber die Stärken der Serie zum Tragen. Atmosphärische Erzählungen mit ordentlich Küstenflair, liebenswert beschriebene Figuren, mehr als ein Hauch Romantik und interessante Nebenhandlungen machen das Buch für mich lesenswert. Fentjes Nichte wird gemobbt und braucht Hilfe, der neue Tierarzt macht einen gediegenen Eindruck und hat auch Interesse an Fentje. Niklas hat Ideen, eine wundervolle Katze namens Blofeld und erfährt die Probleme eines begehrten Junggesellen. Das Dorf selber schweigt eisern und der Leser erfährt von unglücklichen Bewohnern und tragischen Ereignissen. Fentje und Niklas arbeiten zusammen und sind ideenreich bei der Informationsbeschaffung. Der Schreibstil hat mich von Anfang mitgenommen, während die Spannung sich erst langsam aufbaut. Gegen Ende wird es sogar dramatisch. Am Ende steht ein vollständig gelöster Fall und Beziehungen, die noch nicht vollständig geklärt sind. Ich bin schon auf den nächsten Fall gespannt.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman, der mit Figurenzeichnung, Schreibstil und Atmosphäre punktet und mich trotz einiger Ungereimtheiten sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger Krimis aus.


    ASIN/ISBN: B0CLY55VJN

    Ein Anschlag mit einem Dungstreuer hat etwas und passt zur Geschichte. Vieles bleibt relativ unkonkret, insbesondere wenn es um die Fortsetzung der Gewalttaten zwischen den Familien geht. Aber der Hass geht weiter und die nächsten Täter stehen bereit.

    Überzeugend finde ich das Fehlen der Messerscheide, das auch Helene frischen Wind gegeben hat.

    Auch hat es seine Vorteile, wenn man die Kollegen jenseits der Grenze persönlich kennt. Sorgen macht mir Kiras journalistischer Trieb, die Polizei außen vor zu lassen. Sie ist ja schon ziemlich ehrgeizig.

    Auch ich mag es, wenn man beim Lesen noch etwas lernen kann oder zum Nachforschen angeregt wird. So wird bei einer historischen Abenteuerserie zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer eine technische Erfindung oder Weiterentwicklung betrachtet oder bei einem Kriminalroman, der in Südfrankreich spielt, steht Umweltschutz (Erhalt von Seegraswiesen) gegen Wasserversorgung per Unterwasserleitung statt Tankschiff. Für mich ist das ein deutlicher Mehrwert. Ältere Beispiele sind die Rabbi Small Romane von Kemelmann oder die Romane von Hillerman aus einen Indianerreservat in Nevada.

    Schon unglaublich, was man bei Suchen im Internet finden kann. Die Fehde der beiden Sippen Krog und Harmsen geht nun schon über mehr als hundert Jahre und die Familien schweigen und sinnen auf Rache. Auch der Rest des Dorfes wird irgendwie involviert sein und seinen Beitrag zur Fortsetzung leisten. Nun grüble ich über den bei der Schlägerei eingreifenden Krog und seine Motive nach. Wusste er vom kommenden Attentat oder war er es gar selber?

    Das Verhalten der Polizei kann ich nachvollziehen und sehe den schwarzen Peter eher bei der Staatsanwaltschaft, die die Ermittler nun angewiesen hat, weitere Ermittlungen zu stoppen. Helene Christ hat nur ein Bauchgefühl und keine belastbaren Beweise für Eikes Unschuld. Eike hat vielleicht kein Motiv, aber den Sippenhass wäre mir als Motiv auch nicht überzeugend.

    Die beiden Taten sind schon extrem brutal und grausam. Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen arten leider oft aus und werden von interessierten Kreisen immer wieder in Erinnerung gebracht. Dabei hatte ich die deutsch-dänische Grenzregion gar nicht im Blick. Nordirland, Baskenland und Restjugoslawien hätte ich in diese Richtung gesehen. Oft steckt ja politische Macht und damit Geld dahinter. Im Kurdenkonflikt und in Palästina geht es auch ums lebensnotwendige Wasser.

    Zurück zum Fall. Eigentlich sollte der Prolog nach 100 Jahren keinen Einfluss haben, aber der Nachname lässt anderes vermuten. Der Täter muss aber auch wegen der Markierung einen Unterstützer gehabt haben.

    Die Staatsanwaltschaft macht Druck auf die Ermittler, aber das halte ich für normal. Schutz persönlicher Daten ist in sozialen Medien oft nur ein Wunschgedanke und diese spielen in Mobbingfällen oft eine unrühmliche Rolle. Oft ist der Wahrheitsgehalt von Beiträgen kaum überprüfbar. Manchmal werden Beiträge ungeprüft geteilt, wenn auch in guter Absicht.

    Journalisten "alter Art" haben es zunehmend schwerer, denn Schnelligkeit ist Trumpf. Trotzdem ist die unterschiedliche Darstellung der Journalisten im Buch schon heftig.