Beiträge von wampy

    Die Nebenhandlungen stören den Erzählfluss


    Buchmeinung zu Mike Hollow – »Die Toten von West Ham«


    »Die Toten von West Ham« ist ein Kriminalroman von Mike Hollow, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Helga Köller erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Direct Hit« und ist 2015 erschienen. Dies ist der Auftaktband der Reihe »Der Blitzkrieg Detective«.


    Zum Autor:

    Mike Hollow, geboren in West Ham, begann mit dem Schreiben seiner Blitzkrieg Detective-Romane, nachdem er sich die Olympischen Spiele 2012 in Stratford, East London, angesehen hatte und das alte Rathaus sah, in dem sein Vater 1940 als Teenager die Nächte damit verbrachte, auf dem Dach nach Brandbomben Ausschau zu halten. Mike und seine Frau Margaret leben in Hampshire und besuchen ihre Kinder und Enkelkinder in London regelmäßig unter den fadenscheinigsten Vorwänden.


    Zum Inhalt:

    September 1940: In einer Seitenstraße wird in einem Lieferwagen die Leiche des örtlichen Friedensrichters Charles Villiers aufgefunden. Der herbeigerufene Detective Inspector John Jago und sein Assistent DC Peter Cradock nehmen den Tatort in Augenschein, müssen ihre Untersuchung wegen eines Fliegerangriffs unterbrechen. Als sie zurückkehren finden sie nur noch einen Bombenkrater vor.


    Meine Meinung:

    Mir hat der atmosphärische Einstieg gut gefallen und die beiden Ermittler wirken sympathisch. Die Ermittlungen gehen auch ohne Pathologie fast problemlos weiter. Zeitgleich soll DI Jago einer amerikanischen Journalistin das Leben der Londoner während des Krieges näher bringen. Diese Nebenhandlung brachte einen Hauch Romantik in die Handlung, diente aber vor allem dazu, die Unterschiede der Kriegsauswirkungen auf reich und arm zu beleuchten. Ein Essen im Fünf-Sterne-Hotel wurde während eines Bombenangriffs im Untergeschoss des Hotels fast unbeeinträchtigt in angenehmer Atmosphäre fortgesetzt. In West Ham selber waren die Schutzräume proppenvoll und unangenehm. Wer keinen Platz fand, musste sehen, wo er Unterschlupf fand. Dies führte zu Unmut in der Bevölkerung. Die Diskussionen meist philosophischer Art (z. B. Was ist Wahrheit?) hatten ihren Reiz, lieferten aber keinen Input für den Kriminalfall und senkten Tempo und Spannung merklich.

    Der Kriminalfall war komplexer als gedacht und die Ermittler brauchten ihre Zeit, bis sie auf die richtige Spur stießen. Dies war spannend geschildert und folgerichtig wurde der Täter überführt. Dieser Teilbereich hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt gab es aber zu viele Nebenhandlungen, die die Ermittlungen unterbrachen. Die Geschichte wurde meist aus der Perspektive des Inspektors erzählt. So konnte der Leser die Gedanken und Gefühle des Inspektors einsaugen. Die Sprache, den Erzählstil und die Krimihandlung fand ich gelungen. Sie konnten aber die vielen Unterbrechungen nicht ausgleichen. Für mich hat der Autor aber Potential und ich werde dem Autor wohl eine weitere Chance geben, mich zu überzeugen.


    Fazit:

    Ein atmosphärischer Krimi aus dem bombardiertem London, dessen Erzählfluss leider zu oft durch Nebenhandlungen unterbrochen wurde. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0F1YXNXZ2

    Spannende Ermittlungen im Archäologenumfeld


    Buchmeinung zu Karen Kliewe – Die Brandung - Leichenfischer


    »Die Brandung - Leichenfischer« ist ein Kriminalroman von Karen Kliewe, der 2025 bei dtv erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch ist 2025 bei Audible Studios erschienen und wird von Nora Jokhosha vorgetragen. Dies ist der zweite Band um den deutschen Kommissat Ohlsen Ohlsen und die dänische Archäologin Fria Svensson.


    Zum Autor:

    Karen Kliewe, Jahrgang 1970, hat als Fotografin, Illustratorin und Grafik-Designerin gearbeitet, bevor sie das Krimischreiben entdeckte. Sie lebt mit ihrer Familie im Westfälischen.


    Sprecher:

    Nora Jokhosha hat mich mit ihrem Vortrag überzeugt. Die einzelnen Figuren sind leicht erkennbar und der Text ist klar und deutlich verständlich.


    Zum Inhalt:

    Im deutsch-dänischen Grenzgebiet wird bei Ausgrabungsarbeiten die halb verweste Leiche einer jungen Frau gefunden. Deutsche und dänische Behörden beginnen zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Den ersten Band kenne ich nicht, aber das ist für das Verständnis auch nicht notwendig. Zuerst ermitteln Fria, als Berater der dänischen Polizei, und Ohlsen getrennt. Als eine zweite Leiche gefunden wird zieht auch Ohlsen einen externen Berater hinzu und die Teams tauschen sich miteinander aus. Spannung ist bon Angang an gegeben, aber im Laufe der Ermittlungen nimmt diese weiter zu. Ohlsen und Fria wirken sympathisch, möchten aber keinen zu engen Kontakt zulassen. Fria ist deutlich dynamischer und emotionaler angelegt, während Ohlsen mit mehr Überlegung und einem Hauch nordischer Kühle an den Fall herangeht. Meist wird die Geschichte aus der Sicht Frias oder Ohlsens erzählt. Eingeschoben sind Passagen aus Opfer- und aus Tätersicht, die für mehr Tempo sorgen. Die Figuren sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten Spielraum für eigene Gedanken. Die Handlung ist komplex mit einigen Nebenhandlungen und mehrere überraschende Wendungen erhöhen die Spannung. Lange Zeit waren die Ermittler und auch ich auf einem Irrweg bei der Tätersuche. Dann bringt eine Spur den Durchbruch und mit einem soliden Showdown geht es dem Ende entgegen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Der Titel hat mich sehr gut unterhalten.


    Fazit:

    Mich hat dieser Krimi mit seinem Setting, der Handlung, der Atmosphäre und der Figurenzeichnung überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Auch das Hörbuch ist empfehlenswert.


    ASIN/ISBN: B0DT9JVNP9

    Sensationell anders!


    Buchmeinung zu Dirk Schmidt – »Die Kurve«


    »Die Kurve« ist ein Kriminalroman von Dirk Schmidt, der 2025 bei Suhrkamp erschienen ist.


    Zum Autor:

    Dirk Schmidt, geboren 1964, studierte nach dem Abitur Geschichte, Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Einer frühen Phase als Drehbuchautor folgten Jahrzehnte als Texter und Kreativdirektor in verschiedenen Werbeagenturen. Erste Arbeiten für den Rundfunk bereits während des Studiums, erstes Kriminalhörspiel 1993, Debütroman Letzte Nacht in Queens 2003. Seit 2011 verantwortlich für den WDR Radio-Tatort rund um die »Task Force Hamm«, der Kult geworden ist.


    Zum Inhalt:

    In seinem früheren Leben hat Carl das Jugendzentrum »Die Kurve« im Ruhrgebiet geleitet. Dort hat er die meisten seiner heutigen Mitarbeiter kennengelernt. Heute betreibt er eine Agentur für kriminelle Dienstleistungen jeder Art und seine Aufträge erhält er aus der ganzen Welt. Carl und seine Leute stehen unter Druck und kleine Fehler können tödlich sein.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch ist Vieles, aber ganz sicher nicht ein klassischer Kriminalroman. Es erfordert aufmerksame Leser, weil es teilweise rasante Handlungs-, Zeit- und Gedankensprünge gibt, die oft auch unvermittelt geschehen. Gewalt und Skrupellosigkeit sind allgegenwärtig, obwohl kaum eine Gewalthandlung direkt beschrieben wird. Die Hauptfiguren Carl, Betty und Ridley sind vielschichtig gezeichnet und wirken trotz vieler negativer Attribute durchaus sympathisch. Carl ist der Denker und Lenker mit Kundenkontakt, der seine Mitarbeiter vom Telefon aus betreut. Wie Betty und Ridley agiert er oft skrupellos und doch verbindet ihn mit seinen Mitarbeitern mehr als der reine Job. Er hat sich ein gewisses Vertrauen bei Betty und Ridley erarbeitet, das vorwiegend aus ihrer Zeit im Ruhrgebiet stammt. Carl ist meist gut informiert und mischt sich auch in deren Privatleben ein. Ridley und Betty haben besondere Talente und doch bedürfen sie Carls Fürsorge.

    Beide sind schwer gezeichnet und kämpfen mit Dämonen aus ihrer Vergangenheit. Zwei Kundenaufträge bilden den Rahmen für das Tun der Handelnden. Es gibt aber immer wieder Nebenhandlungen und Rückblenden, die das Handeln der Hauptfiguren verständlicher werden lassen. Beeindruckt hat mich die sprachliche Komponente des Romans, die etwas ganz Besonderes ist und das alte Ruhrgebiet lebendig werden lässt. Faszinierend sind die Telefongespräche von Carl mit seinen Mitarbeitern, die durch Pausen, Andeutungen und vermeintlichen Nebensächlichkeiten geprägt sind. Trotz der oft gezeigten Skrupellosigkeit zeigen Betty, Carl und Ridley auch etwas wie Moral und soziale Kompetenz. Es geht nicht um die Aufklärung von Verbrechen sondern um die Zufriedenheit der Auftraggeber. Dieser Gangsterroman mit Anleihen bei Roadmovies und Beziehungsromanen hat seine eigenen Spannungsmomente und bietet eine Vielzahl von Überraschungen. Mich hat diese Mischung nahezu aus den Schuhen gehauen und die Schlusssequenzen waren ein überzeugendes Ende.


    Fazit:

    Diese Mischung aus diversen Genre und unerwarteten Handlungsabläufen hat mich auch mit ihrer Sprache und der faszinierenden Figurenzeichnung begeistert. Deshalb bekommt der Titel von mir die Höchstwertung von fünf Sternen und 100 Punkten und eine klare Leseempfehlung. Es ist ein besonderes Buch.


    ASIN/ISBN: 3518474804

    Auftakt der Familiensaga mit der Novemberrevolution in München


    Buchmeinung zu Elisa Rimpach – »Aufbruch ins Ungewisse«


    »Aufbruch ins Ungewisse« ist ein historischer Roman von Elisa Rimpach, der 2025 bei Thalia Bücher erschienen ist.


    Zum Autor:

    Elisa Rimpach ist das Pseudonym des Autors Matthias Ernst, der 1980 in Ulm geboren wurde. Er arbeitet tagsüber als Psychologe mit Vorschulkindern und schreibt abends Krimis, Thriller und historische Romane. Matthias Ernst lebt mit seiner Familie in Oberschwaben.


    Zum Inhalt:

    Das Geschwisterpaar Hermann von Lampeck und Hilde Müller erlebt das Ende des Königreichs Bayern durch die Novemberrevolution 1918 hautnah mit. Beide suchen einen neuen Platz im Leben und kämpfen um ihr Glück. Werden sie erfolgreich sein?


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich in weiten Teilen beeindruckt mit seinem lebhaften Schreibstil und mir viele Informationen über die Novemberrevolution geliefert und die darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen. All dies ist in eine Familiengeschichte gepackt, die Liebe, Hoffnungen und Sorgen der Beteiligten widerspiegelt. Man merkt das umfangreiche Wissen des Autors, das in die Geschichte einfließt ohne belehrend zu wirken.

    Hermann und Hilde sind komplex gezeichnete Figuren mit Ecken und Kanten. Hingegen fand ich den Kommunisten Paul Ludwig, Hildes große Liebe, zu sehr als glorreichen Helden gezeichnet, während der General und seine Tochter arg negativ gefärbt sind. Die Geschichte wird meist aus der Perspektive eines der Geschwister oder ihrer Mutter erzählt. So fühlte ich mich oft mitten drin in der Handlung. Sorgen, Nöte, Glücksgefühle, tragische Momente und Enttäuschungen prägen diese Geschichte ebenso wie der feste Familienzusammenhalt. Die Geschichte hat mich insgesamt trotz einiger Längen gefesselt und sehr gut unterhalten.


    Fazit:

    Eine in weiten Teilen beeindruckende historische Familiensaga, die mich sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0F532DTK5

    Im Heim des Bösen


    Buchmeinung zu Lars Menz – »Die Schanze«


    »Die Schanze« ist ein Kriminalroman von Lars Menz, der 2025 bei Ullstein erschienen ist.


    Zum Autor:

    Lars Menz, geboren 1972 in Bremen, hat Geografie, Stadtplanung und Politik studiert und arbeitet als Journalist. Er hat einen Roman und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, für die er unter anderem beim Schreibwettbewerb des Literaturhauses Zürich ausgezeichnet wurde. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern lebt er in Hannover. Die Schanze ist sein erster Thriller.


    Zum Inhalt:

    Als Ellen Roth in ihr Heimatdorf zurückkehrt will sie alte Erinnerungen überwinden. Doch mit dem ersten Toten erhalten ihre Dämonen neue Kraft.


    Meine Meinung:

    Mich hat dieses Buch zwiegespalten hinterlassen. Einerseits hat es mich mit seiner intensiven Art gefesselt und andererseits hat es mich mit vielen widerwärtigen Details abgeschreckt. Wechselnde Perspektiven und Ellens Erinnerungen an diese Nacht, die alles veränderte, sorgen für starke Gefühle. Fast alle Figuren hüten ein Geheimnis und leiden unter den Folgen der damaligen Nacht. Die Atmosphäre ist extrem düster und keine der Figuren eignete sich zum Sympathieträger. Schreibstil und Handlung waren mir zu sehr auf Effekte ausgelegt. Das Dorf wirkt wie ein Heim des Bösen und fast jede Form von Leid ist allgegenwärtig. Es gibt einige überraschende Wendungen, aber die Richtung, in die es geht, war für mich früh erkennbar. Die Ereignisse der damaligen Nacht werden vollständig aufgelöst. Der Umgang der Menschen mit der damaligen Tat ist abstoßend und verstörend. Mein Lesevergnügen wurde mehr und mehr getrübt. Zeitweilig bedauerte ich es, das Buch nicht frühzeitig abgebrochen zu haben.


    Fazit:

    Ein tiefschwarzer Kriminalroman, der mich zugleich gefesselt und verstört hat. Meine Bewertung sind zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) und insbesondere jungen Lesern kann ich den Titel nicht empfehlen.


    ASIN/ISBN: B0DLN3JM86

    Feuerteufeln auf der Spur


    Buchmeinung zu Anna Schneider – »Ihre Spur in den Flammen«


    »Ihre Spur in den Flammen« ist ein Kriminalroman von Anna Schneider, der 2025 bei Fischer erschienen ist. Dies ist der fünfte Band der Grenzfall-Reihe um Oberkommissarin Alexa Jahn und Chefinspektor Bernhard Krammer.


    Zum Autor:

    Schon als Kind liebte Anna Schneider Geschichten und lauschte im Wirtshaus ihrer Großmutter den Erzählungen der Gäste. Für ihre Thriller lässt sie sich gern im Alltag inspirieren. So auch für die »Grenzfall«-Serie: Eine Zeitungsmeldung über einen vermissten Wanderer in Lenggries im Tölzer Land brachte sie auf die Idee.

    Anna Schneider lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.


    Zum Inhalt:

    Im Karwendel brennen Ende Juni auf den Bergen die traditionellen Sonnwendfeuer, die vor Unheil schützen sollen. Doch in diesem Jahr kommt es auch zu verdächtigen Bränden diesseits und jenseits der Grenze, die zu zwei Todesopfern führen. Jahn und Krammer ermitteln.


    Meine Meinung:

    Das Buchcover passt sehr gut zu den Vorgängern und hat mir ausgezeichnet gefallen.

    Dieses Buch knüpft an die Geschichte aus dem letzten Band an und auch Krammers Erzfeind bekommt ein paar Zeilen. Der Fokus liegt aber zunehmend auf den Brandanschlägen. Es gibt eine Reihe von Nebenhandlungen, meist mit einem Bezug zu einem der Ermittler. In einigen Einschüben wird die Motivation des Täters dargestellt, so dass der Leser mehr als die Ermittler weiß. Die Ermittler tappen lange Zeit im Dunkeln und sind auf der Suche nach einem Motiv. Trotzdem ist die Geschichte spannend und fesselnd. Jahn und Krammer sind mit Ecken und Kanten gezeichnet und ihr Leben hat bei ihnen merkliche Spuren hinterlassen. Huber und Szabo sind etwas weniger intensiv gestaltet, bleiben aber interessante Figuren. Die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Jahn und Krammer erlebt eine Annäherung und als Leser fallen mir die Ähnlichkeiten der Beiden auf. Sie entwickeln sich weiter und bringen neue Aspekte in die Handlung. Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und hat mich jederzeit mitgenommen. Die Spannung steigt zum Ende hin und entlädt sich in einem fulminanten Showdown. Der Titel ist beste Krimiunterhaltung.


    Fazit:

    Dieser Kriminalroman überzeugt durch Spannung, Emotionen, Figurenzeichnung und eine komplexe Handlung. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und empfehle diesen Band gerne weiter.


    ASIN/ISBN: B0CLKZBZPN

    Der erste Fall hat Lust auf mehr gemacht


    Buchmeinung zu Jona Thomsen – »Dunkle Asche«


    »Dunkle Asche« ist ein Kriminalroman von Jona Thomsen, der 2025 bei HarperCollins erschienen ist.


    Zum Autor:

    Jona Thomsen ist das Pseudonym von Stefan Holtlötter, der 1973 in Münster geboren wurde. Aufgewachsen auf einem Bauernhof lebt er seit vielen Jahren als freier Autor in Berlin. Unter verschiedenen Pseudonymen schreibt er Unterhaltungsromane, Romanbiografien, historische Romane und Kriminalromane.


    Zum Inhalt:

    Im Sommer 1992 wurde eine junge Frau im Badeort Kalifornien an der Ostsee ermordet. Dreißig Jahre später erhalten die Kommissarinnen Gudrun Möller und Judith Engster von der Cold Case Unit der Landeskriminalpolizei in Kiel neue Hinweise und beginnen zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Mich hat an diesem Buch zuerst das dunkle Cover mit der Landungsbrücke in unruhiger See angesprochen. Der Klappentext klang interessant und schon begann ich zu lesen. Gudrun Möller ist eine Einheimische und kannte das Opfer flüchtig. Sie war damals auch als Zeugin vernommen worden, hat aber nicht die volle Wahrheit ausgesagt. Ihre neue Kollegin Judith Engster hat sich nach Kiel beworben, hat aber noch Mann und Kinder in Rostock. Als Leser fragte ich mich, welche Geheimnisse dahinterstecken. Es gibt mehrere Erzählperspektiven, aber meist wird die Handlung aus der Sicht Gudrun Möllers erzählt. Einige Rückblenden ins Jahr 1992 und einige Passagen aus der Sicht des Täters sorgen vorerst für Verwirrung als für Aufklärung. Private Aktivitäten spielen auch eine Rolle und sorgen für eine Art Running Gag, wenn Gudrun ihr Date abbrechen muss. Die beiden Ermittlerinnen finden nur schwer zueinander, wirken aber trotzdem sympathisch und kompetent. Lange Zeit trübt eine gewisse Portion Misstrauen ob der Geheimnisse des jeweiligen Gegenübers das Vertrauensverhältnis. Stück für Stück werden alte Geheimnisse und Lügen aufgedeckt. Der Fall ist komplexer als gedacht und die Spannung steigt langsam an. Am Ende steht ein nachvollziehbar geklärter Fall und viele gelüftete Geheimnisse.

    Der Erzählstil ist atmosphärisch, empathisch und leicht verständlich. Bis auf Die Hauptfigur ist die Figurenzeichnung eher flach, aber trotzdem bleiben die Verhaltensweisen der Beteiligten nachvollziehbar. Mich hat der Titel sehr gut unterhalten und Lust auf eine Fortsetzung gemacht.


    Fazit:

    Ein über lange Zeit ruhiger Kriminalroman, der mich mitnehmen konnte und sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CW1N49FH

    Der zwanzigste Fall für Pia Korittki konnte mich erneut überzeugen


    Buchmeinung zu Eva Almstädt – »Ostseedämmerung«


    »Ostseedämmerung« ist ein Kriminalroman von Eva Almstädt, der 2025 bei Lübbe erschienen ist. Dies ist der zwanzigste Band um Kommissarin Pia Korittki.


    Zum Autor:

    Eva Almstädt, 1965 in Hamburg geboren und dort auch aufgewachsen, absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten der Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Seit 2001 ist sie freie Autorin. Die Autorin lebt in Hamburg.


    Zum Inhalt:

    Beim Spielen an einem Dorfteich finden Kinder ein Schmuckstück aus der Wikingerzeit. Das Artefakt hatte sich zuletzt in Obhut einer Archäologiestudentin befunden, die kurz darauf vermisst gemeldet wurde. Kommissarin Pia Korittki und ihre Kollegen vom Lübecker K1 rollen den Cold Case wieder auf.


    Meine Meinung:

    Kommissarin Pia Korittki von der Lübecker Mordkommission konnte mich auch diesmal überzeugen. Ihre Fälle sind meist wenig spektakulär und wirken dafür realitätsnah. Neben bodenständiger Polizeiarbeit spielt auch das Privatleben eine beachtliche Rolle. Mir gefällt der ausgewogene Mix aus Fall und Privatleben. Pia Korittki wird kompetent und sympathisch. Unterstützt wird sie meist von ihrem erfahrenen Kollegen Heinz Broders, der den in sich ruhenden Gegenpol zur manchmal etwas impulsiven Kommissarin bildet. Die Ausgangslage wird ausführlich aus der Sicht mehrerer Figuren geschildert. Die Erzählung ist atmosphärisch und erzeugt den Eindruck, mittendrin zu sein. Auch wenn die Figuren meist nicht ausgeprägt gezeichnet sind entsteht ein klares Bild im Kopf des Lesers. Die Handlung entwickelt sich langsam, nimmt aber mehr und mehr Fahrt auf. Mit dem Tempo steigt auch die Spannung und findet ihren Höhepunkt in einem angemessenen Showdown.

    Die Sprache ist einfach, aber konkret und direkt. Sie ist leicht verdaulich und passt zum Inhalt. Die Handlung ist komplexer als zu Beginn erwartet und wird durch einige überraschende Wendungen angereichert. Die Figurenzeichnung könnte ausgeprägter sein, liefert aber einen guten Eindruck des jeweiligen Protagonisten. Fast alle Figuren haben mit mehr oder weniger großen Problemen zu kämpfen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Die Atmosphäre ist von einem dunklen Grundton geprägt, der am Ende ein paar positive Anstriche bekommt. Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten.


    Fazit:

    Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten und spannend wurde es auch noch. Ich mag den ruhigen und unaufgeregten, aber auch atmosphärischen Schreibstil. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger Kriminalromane aus.


    ASIN/ISBN: 3404194462

    Hat mich mehr und mehr gefesselt


    Buchmeinung zu Eva Björg Aegisdottir – »Verlassen«


    »Verlassen« ist ein Kriminalroman von Eva Björg Aegisdottir, der 2025 bei Kiepenheuer & Witsch in der Übersetzung von Freyja Melsted erschienen ist. Der Titel der isländischen Originalausgabe lautet »Þú sérð mig ekki« und ist 2021 erschienen. Dies ist der vierte Babd der Reihe, der aber zeitlich vor den anderen Bänden spielt.


    Zum Autor:

    Eva Björg Aegisdottir ist Jahrgang 1988 und lebt mit ihrem Partner und drei Kindern in Reykjavík. Sie ist in Akranes geboren und aufgewachsen, der Stadt, in der ihre Krimis spielen. Nach ihrem Abschluss in Soziologie zog sie nach Trondheim in Norwegen, wo sie einen Master in Globalisierung machte. Für ihren ersten Krimi wurde sie mit dem renommierten isländischen Blackbird-Award ausgezeichnet.


    Zum Inhalt:

    Die schwerreiche Familie Snaeberg trifft sich in einem abgelegenen Hotel zu einer Familienfeier, das nicht alle Teilnehmer überleben werden. Wie kam es dazu?


    Meine Meinung:

    In diesem Buch wechseln sich Geschehnisse innerhalb der Familie, die von der jeweiligen Person als Ich-Erzähler geschildert werden, und den Ermittlungen der beiden Polizisten, die in der dritten Person geschrieben sind, ab. Lange Zeit weiß der Leser nicht, wer denn zu Tode gekommen ist. Bis auf die Hotelangestellte Irma und den Teenager Lea wirkte die gesamte Sippe unsympathisch. Häppchenweise erhält der Leser Informationen zu brachliegenden Konflikten in der Familie Snaeberg. Reichlich Alkohol und auch Drogen reichen nicht aus, um die Probleme der Familie zu entschärfen. Es wird ein psychologisch geprägtes Bild der Sippe mit vielen Nuancen gezeichnet. Die Handlung entwickelt sich langsam, hat mich aber zunehmend gefesselt. Die atmosphärische Schilderung konnte mich voll und ganz überzeugen. Bis kurz vor Schluss rätselte ich, wer denn als Leichnam aufgetaucht sein könnte. Mehrere überraschende Wendungen führten zu Neubewertungen und doch lag ich falsch. Am Ende der Geschichte werden die Geschehnisse nachvollziehbar aufgeklärt, auch wenn die Rolle der Polizisten bescheiden ausfällt. Eine Island-Karte und der Stammbaum des Clans runden das Buch ab.


    Fazit:

    Mir hat dieser Titel mit Fortgang der Geschichte immer mehr gefallen und die psychologischen Aspekte haben mich gefesselt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde psychologisch geprägter Kriminalromane aus.


    ASIN/ISBN: B0D1F19389

    Erst in der zweiten Hälfte überzeugend


    Buchmeinung zu Alex Finlay – »Allein gegen die Lüge«


    »Allein gegen die Lüge« ist ein Kriminalroman von Alex Finlay, der 2025 bei Goldmann in der Übersetzung von Leo Strohm erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Every Last Fear« und ist 2021 erschienen.


    Zum Autor:

    Alex Finlay hat Spannungsromane geschaffen, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Der Autor schreibt unter einem Pseudonym und ist ein prominenter Anwalt in Washington, D.C., der Klienten in über vierzig Fällen vor dem Obersten Gerichtshof der USA vertreten hat.


    Klappentext:

    Die Nachricht trifft Matt Pine wie ein Schock: Bei einem Urlaub in Mexiko kam fast seine gesamte Familie ums Leben. Die örtliche Polizei behauptet, es sei ein Unfall gewesen, doch das FBI bezweifelt das. Allerdings wollen sie Matt den Grund für ihre Skepsis nicht verraten. Das Drama rückt Matts Familie erneut ins Rampenlicht der Medien. Vor sieben Jahren war sein älterer Bruder Danny wegen Mordes an seiner Highschool-Freundin zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Danny hatte stets seine Unschuld beteuert, und eine große True-Crime-Doku nährte den Verdacht, er könnte zu Unrecht im Gefängnis sitzen. Nun scheint es eine Verbindung zwischen dem rätselhaften Tod seiner Familie und Dannys Fall zu geben, und Matt ist entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Selbst wenn er dafür sein eigenes Leben aufs Spiel setzen muss ...


    Meine Meinung:

    Dieses Buch wechselt permanent zwischen zwei Zeitebenen, der Gegenwart und der Vergangenheit. Meist ist damit die Zeit von vor sieben Jahren gemeint, als Matts Bruder Danny den Mord an seiner Highschoolliebe gestanden hat. Der Leser erfährt mehr und mehr Einzelheiten aus dieser Zeit, aber auch zur Familiengeschichte. Matts Vater Evan glaubt an einen anderen Täter. Zudem ist er in den Fokus des FBI gekommen. Agentin Keller hofft ihn als Zeugen für ein Geldwäscheverfahren gewinnen zu können. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven als jeweiliger Ich-Erzähler gestaltet. Die Handlung ist komplex und mehrere Nebenhandlungen tragen ihren Teil dazu bei. Eine Crimedoku bringt Ausschnitte aus Verhören und Informationen über Menschen, die unschuldig schwere Vergehen gestanden haben. Man merkt, welch hoher Druck auch auf den Ermittlern lastet.

    Die FBI-Agentin Keller wirkt kompetent, hartnäckig und sympathisch. Matt scheint zu Beginn eher desinteressiert an den Ermittlungen zu sein, auch weil er seinen Bruder für schuldig hält. Die Geschichte entwickelt sich eher langsam und Tempo und Spannung waren moderat. Erst im weiteren Verlauf fühlte ich mich gut unterhalten, aber halt erst nach der Hälfte. Nach einigen überraschenden Wendungen ist der Fall am Ende vollständig aufgeklärt und der Autor gönnt den verbliebenen Protagonisten noch ein Happy End.


    Fazit:

    Die zweite Hälfte hat mit gut gefallen, aber die erste Hälfte konnte mich nicht überzeugen. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0CZVV9FX4

    Ein deutscher Spitzenkrimi mit Sylt-Atmosphäre


    Buchmeinung zu Sabine Weiß – »Höllische Küste«


    »Höllische Küste« ist ein Kriminalroman von Sabine Weiß, der 2025 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der neunte Band der Serie um Kommissarin Liv Lammers.


    Zum Autor:

    Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2016 zusätzlich Krimis um Kommissarin Liv Lammers und ihr Team. Wenn Sabine Weiß nicht auf Recherchereise für ihre Bücher ist, lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn bei Hamburg.


    Zum Inhalt:

    Bei einem Tandemsprung stirbt die Hochzeitsplanerin Jaline Amundsen, weil der Fallschirm manipuliert wurde. Liv Lammers und ihre Kollegen von der Flensburger Mordkommission nehmen die Ermittlungen auf.


    Meine Meinung:

    Mich hat dieser Roman von Anfang an gefesselt mit seiner lebhaften und atmosphärischen Darstellung. Man spürt die Lebenslust vieler Figuren. Doch auch Probleme bleiben nicht unerwähnt, seien es der fehlende Wohnraum für Einheimische, Beziehungsprobleme oder wie arbeite ich mit konkurrierenden Kollegen zusammen. Viele Figuren sind mit Grautönen gezeichnet, die Raum für Motive und Überraschungen bieten. Die Sylter Polizei wird zudem durch perfide Anschläge wie mit manipulierten Bremsen von E-Bikes und mit Glassplittern verunreinigten Mehlpackungen gefordert. Livs privates Umfeld ist kaum ein Thema, auch wenn sie ein Heiratsantrag beschäftigt. Zum üblichen Personal stößt diesmal ein Kollege, der es mit Vorschriften sehr genau mit und dadurch seine Kollegen nervt. Wie gewohnt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählt und dadurch werden die Gefühle vieler Handelnden deutlich. Wie gewohnt gibt es humorvolle Einlagen, die die dunkle Thematik erfolgreich auflockern. Das Tempo ist anfänglich durch etliche Nebenhandlungen relativ ruhig, zieht dann aber kräftig an. Dir Spannung erreicht im spektakulären Showdown ihren Höhepunkt. Der Plot ist verwickelt und bieten einige überraschende Wendungen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Mich hat es gefreut, weniger von problematischen Themen zu lesen, denn der Vorgänger war für mich überladen. Diesmal habe ich mich sehr gut unterhalten und werde sicherlich auch den nächsten Band lesen.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman, der mich weitgehend überzeugen konnte. Insbesondere der atmosphärische Schreibstil, die komplexe Handlung und das sympathische Ermittlerteam machen Lust auf mehr. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten), spreche eine Leseempfehlung aus und freue mich auf den Folgeband.


    ASIN/ISBN: B0D261R5V9

    Ein wunderbarer historischer Krimi


    Buchmeinung zu Mel Starr – »Verräterische Gebeine«


    »Verräterische Gebeine« ist ein Kriminalroman von Mel Starr, der 2015 bei Brunnen in der Übersetzung von Dorothee Dziewas erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Unquiet Bones« und ist 2008 erschienen.


    Zum Autor:

    Mel Starr hat viele Jahre Geschichte unterrichtet. Er ist Experte für die Geschichte der Chirurgie und für Sprache und Kultur Englands im Mittelalter. Mel Starr lebt mit seiner Frau Susan in Michigan, USA.


    Zum Inhalt:

    Herbst 1363 in Bampton bei Oxford: Beim Reinigen der Senkgrube werden menschliche Knochen gefunden und der Chirurg Hugh de Singleton beginnt im Auftrag von Lord Gilbert zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch war von Beginn an meins.Der Protagonist Hugh de Singleton hat als Chirurg Lord Gilbert nach einem Reitunfall zu dessen voller Zufriedenheit behandelt. Als Dank wird er der Hausarzt des Burgherrn. Meist wird die Geschichte aus der Sicht des Chirurgen erzählt. So erhält man neben den Gedanken des Arztes auch einen Blick auf seine Patienten und den Stand der ärztlichen Wissenschaft. Hugh macht sich viele Gedanken und versucht sein Bestes zu geben. Er weiß viel über das Leben der Bewohner und sucht auch abseits der Krankenpdlege nach Hilfsmöglichkeiten. Als menschliche Knochen gefunden werden, ist sich Hugh sicher, dass eine Gewalttat vorliegt. Mit Ausdauer und Hartnäckigkeit nimmt er ideenreich die Ermittlungen auf. Als er den Fall gelöst hat, werden wir Zeugen der damaligen Gerichtbarkeit. Eher zufällig merkt Hugh, dass er falsch gelegen hat und legt erneut los. Die atmosphärische Erzählung haucht den Figuren Leben ein und erzeugt einen interessanten Blick auf die unterschiedlichen Lebenssituationen der verschiedenen Menschen. Viele Figuren sind sympathisch gezeichnet und erzeugen trotz der harten Bedingungen ein Wärmegefühl beim Leser. Die Geschichte entwickelt sich langsam und so bleibt Zeit für etliche Nebenhandlungen. Der Fokus bleibt aber bei der Arbeit des Chirurgen und Ermittlers. Am Ende ist er den Erwartungen gerecht geworden und hat den überraschend komplexen Fall überzeugend geklärt.


    Fazit:

    Ein überaus gelungener Einstieg in die Serie um den Chirurgen und Ermittler Hugh de Pendleton. Atmosphäre, Handlung und Figurenzeichnung konnten mich begeistern. Deshalb vergebe ich die Höchstwertung von fünf Sternen (100 Punkte). Selbstverständlich spreche ich auch eine Leseempfehlung aus. Es lohnt sich!


    ASIN/ISBN: 3765520519

    Eher eine Familientragödie


    Buchmeinung zu Florentine Anders – »Die Allee«


    »Die Allee« ist ein Roman von Florentine Anders, der 2025 bei Galliani-Berlin erschienen ist.


    Zum Autor:

    Florentine Anders, geboren 1968 in Berlin, ist Enkelin der Henselmanns. Sie studierte an der Universität Leipzig und der Université Assas in Paris. Danach absolvierte sie die Journalistenschule Centre de Formation des Journalistes (CFJ) in Paris und arbeitete als freie Journalistin in Frankreich und Deutschland. Sie schrieb für verschiedene Zeitungen und ist jetzt Redakteurin beim Studio ZX, ein Unternehmen des Zeit Verlags. Seit 2022 ist sie Vorstandsmitglied der Hermann-Henselmann-Stiftung.


    Zum Inhalt:

    Hermann Henselmann ist ein von den Ideen des Bauhauses geprägter Architekt, der neuen Ideen und Bauweisen offen gegenüber steht. Er wird zum Chefarchitekten Ost-Berlins und sein Name ist mit etlichen Großbauten verbunden. Er hat beste Kontakte zur Politprominenz der DDR und muss doch hart kämpfen, um einige seiner Ideen umsetzen zu können. Unterstützt wird er von seiner Frau Isi, selbst hochbegabt, die ihm mit ihrer Arbeit den Rücken freihält und sich um die immer größer werdende Kinderschar kümmert. Ihre Tochter Isa leidet sehr unter dem cholerischen Vater und geht früh eigene Wege.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich nach einem gelungenen Auftakt doch ziemlich enttäuscht. Henselmanns Ideen als Architekt werden nur angedeutet, während das ausschweifende Leben des Casanovas in den Mittelpunkt zu rücken scheint. Er vernachlässigt Frau und Kinder, insbesondere wenn er neue Projekte angeht. Er ist eine intensiver Arbeiter, der seine Energie auch aus Affären zu gewinnen scheint. Seine Frau Isi versucht Ordnung in das Leben ihres Mannes zu bringen, zieht sich von ihm zurück und kehrt doch immer wieder. Sie sucht sich zunehmend eigene Aufgaben und führt mehr und mehr ihr eigenes Leben. Ihre Tochter Isa geht früh eigene Wege aus Angst vor dem Vater und weil sie sich von ihrer Mutter allein gelassen fühlt. Ihr Leben ist von unglücklichen Beziehungen und wiederholten Neuanfängen geprägt. Diese Wiederholungen prägen meinen Eindruck von diesem Titel und am Ende waren es mir zu viele davon.


    Fazit:

    Eine bewegte Familiengeschichte, die meine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Wesentliche Architekturerkenntnisse erkannte ich nicht, bekam aber leicht modifizierte Wiederholungen des unschönen Privatlebens geboten. Deshalb bewerte ich denn Titel mit wohlwollenden drei von fünf Sternen (55 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung mag ich nicht geben.


    ASIN/ISBN: 3869713208

    Ein durchaus spannendes Zeitdokument


    Buchmeinung zu Margery Louise Allingham – »Campion. Tödliches Erbe«


    »Campion. Tödliches Erbe« ist ein Kriminalroman von Margery Louise Allingham, der 2025 bei Klett-Cotta in der Übersetzung von Edith Walter erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Look To The Lady« und ist 1931 erschienen.


    Zum Autor:

    Margery Louise Allingham (1904-1966) war eine englische Schriftstellerin. Sie wird neben Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und Ngaio Marsh zu den »Queens of Crime«, den wichtigsten vier Autorinnen von Detektivromanen des goldenen Zeitalters, gezählt.


    Zum Inhalt:

    Eine Verbrecherbande möchte den mystischen Kelch aus dem Besitz der Familie Gyrth rauben. Der Detektiv Albert Campion will dies verhindern und die Familie Gyrth schützen.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch war meine erste Begegnung mit dem sympathischen Detektiv, der eher unauffällig auftritt. Er ist meist sehr gut informiert, verfügt über eine Reihe von Unterstützern mit ungewöhnlichen Fähigkeiten und versucht möglichst ohne Gewalt zu agieren. Er ist ein Denker, der aber auch physisch weit mehr zu bieten hat als auf den ersten Blick erkennbar. Die Figuren sind relativ einfach gezeichnet und weisen kaum Grautöne auf. Seine Gegner werden als sehr mächtig und skrupellos beschrieben. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, aber meist folgen wird dem Detektiv oder seinen Klienten. Der Schreibstil ist atmosphärisch und durchaus emotional. Der Kelch bringt eine mystische Komponente ins Spiel. Da es kaum Nebenhandlungen gibt, bleibt der Fokus auf dem Kriminalfall. Nach einem furiosen Auftakt geht es einige Zeit eher ruhig zu, bis die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt. Mehrfach scheint Campion geschlagen zu sein, aber dann zaubert er wieder ein As aus dem Ärmel. Am Ende hat Albert Campion den Fall nachvollziehbar gelöst und Familie und Kelch geschützt. Man sollte sich halt nicht mit Albert Campion anlegen.


    Fazit:

    Ein atmosphärischer Krimi mit einem unauffälligen, aber bärenstarken Detektiv, der ein Meister im harmlos Wirken ist. Figurenzeichnung und Tempo passen zur Entstehungszeit und haben den Zeitgeist getroffen. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DMP7SQF3

    Aufgedeckte Geheimnisse


    Buchmeinung zu Stina Westerkamp – »Nachtflut«


    »Nachtflut« ist ein Kriminalroman von Stina Westerkamp, der 2025 bei Ullstein erschienen ist.


    Zum Autor:

    Stina Westerkamp ist das Pseudonym einer erfolgreichen Thrillerautorin. Schon während ihres Psychologiestudiums hat sie die Frage fasziniert, wie ein Mensch zum Mörder werden kann. Bis heute beschäftigt sie sich aus beruflichen Gründen mit der Psyche von Tätern und Opfern. Stina Westerkamp lebt mit ihrer Familie im Rheinland.


    Zum Inhalt:

    Die psychisch angeschlagene Elisa wird zusammen mit einem Nachbarpaar von einer schweren Sturmflut an ihr Dorf gefesselt. Parallel dazu brechen mehrere Schwerverbrecher aus ihrem Gefängnis aus und ihr Exmann Max, der beim THW aktiv ist, macht sich auf zur Rettung. Die Wege kreuzen sich im Haus der Nachbarn und alle müssen um ihr Überleben kämpfen.


    Meine Meinung:

    Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen und ich habe die atmosphärischen Schilderungen genossen. Die Hauptfigur Elisa ist schwer tablettensüchtig und wird von Panikattacken gebeutelt. Ihre Nachbarn hüten ein Geheimnis und die Spannungen zwischen dem Paar nehmen kontinuierlich zu. Paul gelingt mit einigen Schwerverbrechern der Ausbruch aus der JVA, der von einer Gewaltwelle geprägt ist. Paul versuchte mäßigend einzugreifen und war mir durchaus sympathisch. Max tritt als erfolgreicher Retter auf und wirkt ebenfalls sympathisch. Elisa war mir zu leidend dargestellt und konnte kaum Sympathiepunkte sammeln. Die Geschichte wird aus den Perspektiven von Elisa, Paul und Max erzählt. Alle Beteiligten hüten Geheimnisse und die Spannung steigt. Aufgelockert wird die aktuelle Schilderung durch Passagen aus dem Tagebuch einer weiblichen Person. Nach dem Deichbruch kulminieren die Ereignisse beim Zusammentreffen der fünf Personen im Haus der Nachbarn während der Sturmflut. Die Autorin spielt mit den Erwartungen des Lesers und hat einige Überraschungen parat. Dennoch ließ mein Lesevergnügen deutlich nach, weil die Figuren recht flach gezeichnet wirkten. Am Ende waren alle Geheimnisse offenbart und Vieles war anders als zunächst gedacht.


    Fazit:

    Meine Begeisterung für den Titel nahm zunehmend ab trotz einiger spannender Momente. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) uns spreche keine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CXHK7759

    Sehr unterhaltsam, aber warum diese Mutation zum Superhelden?


    Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Geheimnisvolles La Rochelle«


    »Geheimnisvolles La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2025 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für das Ermittlerteam um Commissaire Chevalier.


    Zum Autor:

    Jean-Claude Vinet ist das Pseudonym eines deutschen Autors von Kriminalromanen, den seine Liebe zu der wundervollen Region um La Rochelle am Atlantik dazu inspiriert hat, diese zum Schauplatz seiner neue Krimi-Reihe zu machen. Der Autor, der von sich behauptet, kein Land besser zu kennen als Frankreich, lebt mit seiner Familie in Trier.


    Zum Inhalt:

    Commissaire Chevalier und sein Team ermitteln diesmal in zwei Mordfällen im Umfeld verfeindeter Cognac-Hersteller. Die Familien der Toten verweigern die Zusammenarbeit mit der Polizei und spinnen Lügennetze.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich am Anfang sehr gut unterhalten. Ein spannender Kriminalfall, atmosphärische Beschreibungen von Land und Leuten, auflockernde Nebenhandlungen aus dem privaten Umfeld der Ermittler, ein angenehmer Schreibstil und schließlich ein paar lukullische Tipps. Insbesondere Commissaire Chevalier war mir mit seiner zurückhaltenden Art sehr sympathisch und seine Kompetenz war spürbar. Er versuchte jederzeit Fall und Familie gerecht zu werden und hatte ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und deren Probleme. Aber es gab auch Störungen des positiven Eindrucks durch das Wiedersehen mit einer Kommissarin, die Chevalier während der Polizeiausbildung sitzen gelassen hatte, und deren Versuche, ihre alte Liebe zurück zu gewinnen. Manche Figuren waren mir zu klischeehaft gezeichnet, haben mich aber wenig gestört im Gegensatz zum Showdown, der mir arg überzeichnet vorkam. Chevalier mutierte zu einem Superhelden, der eine ausweglose Situation mit mehr Glück als Verstand überlebte. Zweifelsohne waren die zugehörigen Sequenzen sehr spannend, aber realistische Polizeiarbeit war das nicht. Übrigens wurde der Fall vollständig und nachvollziehbar aufgelöst und ein Happy End beschloss diesen Fall.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman mit allen Zutaten, die eine gute Geschichte auszeichnen. Der Showdown veränderte den Charakter der Geschichte grundlegend und passte einfach nicht. So kann ich den Titel nur noch mit knappen vier von fünf Sternen (70 von 100 Punkten) bewerten. Empfehlen kann ich das Buch trotzdem, da mich die Geschichte bis zum Showdown sehr gut unterhalten hat.


    ASIN/ISBN: B0D253WN9T

    Die Suche nach den Vätern


    Buchmeinung zu C. S. Harris – »Die Ruinen von Northcott Abbey«


    »Die Ruinen von Northcott Abbey« ist ein Historischer Kriminalroman von C. S. Harris, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »When Falcons Fall« und ist 2016 erschienen. Dies ist der elfte Band in der Serie um Sebastian St. Cyr.


    Zum Autor:

    C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.


    Zum Inhalt:

    England, 1813. Sebastian reist in das scheinbar friedliche Dorf Ayleswick-on-Teme, um mehr über seine eigene Abstammung zu erfahren. Doch als die Leiche einer hübschen Witwe zusammen mit einer leeren Flasche Laudanum gefunden wird, bittet der unerfahrene Magistrat des Dorfes Sebastian St. Cyr um Hilfe. Schnell wird klar: Emma Chance hat sich nicht selbst das Leben genommen, doch alles weitere bleibt rätselhaft, denn Emma hat ihre wahre Identität und ihre Gründe, nach Ayleswick zu kommen, gut verborgen. Ist es Zufall, dass auch Lucien Bonaparte, Napoleons Bruder, sich gerade in dem kleinen Dorf aufhält?


    Meine Meinung:

    Vieles in diesem Roman ist anders als in den Vorgängerromanen. Sebastian und Hero sind diesmal weitgehend auf sich alleine gestellt, denn sie sind weit außerhalb Londons unterwegs. Sebastian hofft bei dieser Reise mehr über seinen Vater zu erfahren, als er es mit einem verdächtigen Todesfall einer jungen Frau zu tun bekommt. Zwar sind wieder Spione unterwegs, aber der umtriebige und mächtige Lord Jarvis spielt diesmal keine nennenswerte Rolle. So ist dieser Teil weitgehend ruhiger als üblich. Bei ihre Ermittlungen stellen Sebastian und Hero fest, dass auch das Opfer auf der Suche ach seinem Vater war. Mir hat dieser Plot sehr gut gefallen, auch weil Sebastian viel Zeit für seine Familie hat und so Zeit zum Atemholen bekommt. Die Untersuchungen im Mordfall bringen weitere Todesfälle von jungen Frauen ans Licht. Das Tempo legt deutlich zu und es kommt nach einigen überraschenden Wendungen zum Showdown mit dem Täter.

    Etliche Figuren sind komplex gestaltet und sind immer für eine Überraschung gut. Thematisiert werden neben dem enormen sozialen Gefälle auch die unrühmlichen Rollen von einigen Adligen und Klerikalen im Umgang mit ihren Untertanen.

    Auch dieser Fall ist faszinierend erzählt und durchgehend sehr spannend, auch wenn ruhige Sequenzen dominieren. Lange Zeit ist unklar, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln. Am Ende steht wieder ein nachvollziehbar gelöster Fall und die offene Frage nach Sebaszians Vater.

    Die historischen Elemente sind wieder eindrucksvoll eingebunden und die Atmosphäre des ländlichen Englands kommt zum Tragen. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd.


    Fazit:

    Dieser historische Kriminalroman hat mich wieder sehr gut unterhalten und hat mich mit seiner ruhigen Art überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DQR4CLJS

    Der Wandel in den Köpfen


    Buchmeinung zu Arno Frank – »Ginsterburg«


    »Ginsterburg« ist ein Roman von Arno Frank, der 2025 bei Klett-Cotta erschienen ist.


    Zum Autor:

    Arno Frank, geboren 1971, ist Publizist und arbeitet als freier Journalist vor allem für den SPIEGEL, die taz und den Deutschlandfunk. Er lebt in Wiesbaden.


    Zum Inhalt:

    Nach der Machtergreifung ist in Ginsterburg ein neuer Alltag eingekehrt. Manche Einwohner der kleinen Stadt leiden, andere profitieren – und die meisten versuchen, sich mit der neuen Ordnung zu arrangieren. Allmählich aber öffnet sich unter dem Alltag der Abgrund.


    Meine Meinung:

    Die Geschichte der Einwohner des fiktiven Städtchens Ginsterburg kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme (1935), während seiner Blütezeit (1940) und während des Untergangs (1945) wird in ruhigen bildhaften Tönen erzählt. Es gibt viele kleine Episoden, die für sich eher unscheinbar wirken. Lothar Sieber wird vom jungen Außenseiter zum hochdekorierten Jagdflieger, der seine eigenen Ansichten beibehält. Seine Freundin Gesine kommt über den BDM zum dortigen Gedankengut. Beeindruckend die Szene, als sie als Schaffnerin jüdische Mitfahrer der Straßenbahn verweist und stolz darauf ist. Der Journalist Eugen und die Bibliothekarin Merle finden eine Nische zum Überleben. Komplex ist die Figur des Blumenhändlers, der als Bürgermeister und Gauleiter mehr und mehr an seine Grenzen gerät, aber gleichzeitig versucht, es allen recht zu machen. Es gibt zahlreiche Verbindungen zwischen diesen Figuren und irgendwie schafft man eine weitgehend friedliche Form des Zusammenlebens.

    Die Geschichte ist nicht immer linear erzählt, und Alfie, der britische Bomberschütze, fällt von Beginn des Buches bis zum Ende von Himmel und lässt seinen Gedanken freien Raum. Die großen Verbrechen spielen kaum eine Rolle in dieser Geschichte. Der Leser spürt aber, wie sich die Ideologie einen Weg in die Köpfe der Menschen bahnt.

    Eingebunden in das Buch sind einige Originaldokumente, die den Wandel sehr gut widerspiegeln.


    Fazit:

    Mich hat diese Geschichte nur teilweise überzeugt, weil zu viele Figuren nur nebenher laufen. So erhält man zwar viele Facetten und Informationen, aber es entsteht kaum Bindung zum Personal. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Trotzdem spreche ich eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 360896648X

    Eine große Enttäuschung


    Buchmeinung zu Emily Rudolf – »Das Dinner«


    »Das Dinner« ist ein Kriminalroman von Emily Rudolf, der 2025 bei FISCHER Scherz erschienen ist.


    Zum Autor:

    Emily Rudolf, geboren 1998, ist freie Autorin. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend auf dem Land. Gefangen in der Idylle der Natur und dem Unbehagen vor dem, was dort womöglich lauerte, versteckte sie sich zunächst hinter den Buchdeckeln ihrer liebsten Romane, bis sie irgendwann selbst zu schreiben begann. Neben Studium und Job veröffentlichte sie ihre ersten Bücher und entschied sich 2022, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.


    Klappentext:

    Für ein Wiedersehen laden Jonathan und seine Verlobte Lotta die alte Freundesgruppe in ein abgelegenes Restaurant in der Eifel ein. Nur ein Platz bleibt leer: Vor fünf Jahren ist ihre Freundin Maria spurlos in der Nacht verschwunden. Um der alten Zeiten willen beginnen die Freunde ein Krimi-Dinner. Doch das Spiel verschmilzt rasch mit der Realität. Verstörende Erinnerungen kommen hoch und werfen Fragen auf: Wer lügt für seine Rolle, wer für sich selbst? Während draußen ein Sturm aufzieht, eskaliert das Spiel. Ist Maria noch am Leben? Oder sitzt ein Mörder mit am Tisch?


    Meine Meinung:

    Von diesem Buch hatte ich mir viel versprochen und der Einstieg war gelungen. Die Grundidee des Titels hat mit gefallen und mein Interesse geweckt. Die Figur Kiano fand ich sympathisch, während Tristan von Beginn an als Unsympath auftrat. Bald musste ich feststellen, das die drei übrigen angeblichen Freunde ähnliche Charakterzüge zeigten. Sprachlos machte mich das Frauenbild des Romans. Sex und Drogen waren die typischen Merkmale dieses Freundeskreises. Bald fragte ich mich, warum sich diese „Freunde“ erneut treffen sollten. Damit hatte die Geschichte für mich ein Glaubwürdigkeitsproblem, das nie behoben wurde. Die Geschichte wurde aus den Blickwinkeln der sechs Freunde während des Festivals beziehungsweise der fünf Überlebenden während des Dinners erzählt. Dies führte zu etlichen Wiederholungen, weil sich die Varianten nur in Nuancen unterschieden, wenn überhaupt. Trotz der vielen kurzen Kapitel blieben Spannung und Tempo eher gering. Die sprachliche Qualität fand ich enttäuschend. Gegen Ende wurde es etwas besser und der ein oder andere Twist war durchaus gelungen. Trotzdem war mein Lesevergnügen meist kaum vorhanden.


    Fazit:

    Dieser sogenannte Psychothriller war nahezu eine einzige Enttäuschung und konnte mich trotz weniger Lichtblicke in keiner Hinsicht überzeugen. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit knappen zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten). Ich kann das Buch nicht empfehlen.


    ASIN/ISBN: 3651025152

    Mit der Hauptfigur hatte ich mehr und mehr Probleme


    Buchmeinung zu Beate Maly – »Tod am Semmering«


    »Tod am Semmering« ist ein Kriminalroman von Beate Maly, der 2016 im Emons Verlag erschienen ist. Dies ist der erste Band der Reihe um die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und den Apotheker Anton Böck.


    Zum Autor:

    Beate Maly wurde 1970 in Wien geboren, wo sie bis heute mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt. Sie arbeitete zunächst als Kindergärtnerin und in der Frühförderung, bevor sie mit dem Schreiben begann. Neben Geschichten für Kinder und pädagogischen Fachbüchern schreibt sie historische Romane und historische Krimis.


    Zum Inhalt:

    Im malerischen Luftkurort Semmering findet 1922 ein Tangotanzkurs zu einem wohltätigen Zweck teil. Die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihr Begleiter Anton Böck dürfen vertretungsweise teilnehmen und müssen bald in einem Mordfall ermitteln.


    Meine Meinung:

    Das Buch hat mir zu Beginn aufgrund seiner atmosphärischen Beschreibungen, die auch den Zeitgeist widerspiegeln, gut gefallen. Die meisten Teilnehmer wirken unsympathisch und haben während des Krieges Schuld auf sich geladen. Dann stirbt ein Teilnehmer und die selbstbewusste und dominant auftretende Ernestine Kirsch macht sich auf die Tätersuche. Während ihr zurückhaltend wirkender Begleiter Aton Böck ein Sympathieträger ist, ging mir das dominante Auftreten von Ernestine Kirsch mehr und mehr auf die Nerven. Sie veränderte zudem Tatorte und ging große Risiken ein. Der Kriminalfall erwies sich als komplexer als zunächst gedacht, aber spannend wurde es selten. Nach einem passenden Showdown wurden alle Fragen nachvollziehbar geklärt. Die Geschichte wurde aus mehreren Perspektiven erzählt, aber das Erzähltempo war eher gering. Es gab ein paar humorvolle Einschübe, aber mein Lesevergnügen hielt sich wegen der Hauptfigur in Grenzen.


    Fazit:

    Der Auftakt zur Serie um Ernestine Kirsch konnte mich nur teilweise überzeugen und mein Lesevergnügen war beschränkt. So bewerte ich den Titel trotz des atmosphärischen Schreibstils mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung mag ich nicht geben.


    ASIN/ISBN: B01G5H88VY