Samuel W. Gailey wuchs in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias auf und lebt heute auf der abgelegenen Orcas Island. Seine Bücher wurden mit Steinbeck und Cormac McCarthy verglichen und von der NY Times, Publisher‘s Weekly, Kirkus, Esquire und anderen gelobt. Seine Geschichten sind faszinierende Studien der menschlichen Schicksale.
"Kaum blickte er in ihre großen blauen Augen, konnte er nicht mehr wegsehen. Sie hielten seinen Blick fest, aber das Funkeln darin war verschwunden, und an ihren langen Wimpern hingen feine Blutstropfen." (Buchauszug)
Wyalusing, eine Kleinstadt in Pennsylvania, wird mitten im Winter vom brutalen Mord an Mindy Knoll erschüttert. Danny Bedford seit seinem tragischen Unfall, bei dem er eine Hirnverletzung erlitt, geistig eingeschränkt, findet man in Mindys Trailer vor. Für Deputy Mike Sokowski und seinen Kumpel Carl ist es offensichtlich, dass Danny sie getötet hat. Gewalt und Verbrechen werden dieser eisigen Nacht folgen. Angesichts des drohenden Schneesturms müssen Sheriff Lester und State Trooper Bill Taggert gemeinsam handeln. Werden sie diesen Mord lösen und womöglich ein Lügengeflecht aufdecken? Eine Schneise an Gewalt, Tod und Verderben wird die beschauliche Kleinstadt für immer verändern.
Meine Meinung:
Für mich ist es das zweite Buch dieses Autors und es hat auch diesmal wieder seine ganz eigene Sprache. Aufgewachsen ist der Autor ebenfalls in einer Kleinstadt, wahrscheinlich ähnlich sogar wie Wyalusing. Von daher sind für mich seine Beschreibungen von Natur und speziell den Menschen durchaus realistisch. Der triste Alltag in dieser Kleinstadt scheint für viele der Charaktere zum Problem zu werden. So ist es kein Wunder, warum einige ihre Süchte mit Rauchen, Alkohol, Gewalt oder gar Drogen stillen. Allen voran Deputy Mike Sokowski, ein Alkoholiker und jähzorniger Mensch, der sich immer nimmt, was er haben will. Nebenbei betreibt er illegale Geschäfte, von denen sein Sheriff nichts ahnt. Überhaupt sind gute Jobs eher Mangelware, und so büffeln die meisten Bewohner im großen Schlachthaus der Stadt. Tatsächlich wollte Mindy gleich nach dem College verschwinden, nur ihrer Mutter zuliebe ist sie geblieben und arbeitet nun im Friedenshutten. Das Friedenshutten ist Dannys Lokal, bei dem er täglich frühstückt und seine beste Freundin Mindy besucht. Mindy ist die einzige, die nett und geduldig zu Danny ist. Beide haben am selben Tag Geburtstag und Danny hat ihr ein besonderes Geschenk geschnitzt. Das ist auch der Grund, warum er so spät noch zu ihrem Trailer kam. Also warum sollte ausgerechnet er seine beste Freundin töten? Dieser Krimi zeichnet neben dem Mordfall ein düsteres Bild von Amerikas Kleinstädten auf, bei denen vieles schiefläuft. Wyalusing liegt für mich recht idyllisch, umgeben von viel Natur und den umliegenden Wäldern. Das Buch selbst dominiert von den einzelnen Kapiteln, in denen wir Einblicke in die verschiedensten Charaktere bekommen. Dabei scheut sich der Autor nicht, sich eine extrem authentische, bildliche Sprache zunutze zu machen. Diese ist allerdings nicht immer jugendfrei und mitunter sogar schroff und überaus vulgär. Man muss sich schon mit dieser Art Sprache anfreunden, um sie gut zu finden. Beim ersten Mal hat sie mir weniger gefallen, doch diesmal konnte ich mich bis auf eine Szene relativ gut damit anfreunden. Anderseits sind es gerade diese Beschreibungen und die Sprache, die einen in dieses Buch und dem darin beschriebenen Milieu eintauchen lassen. Ebenso wie die Sprache hat der Autor ein Faible für Alkohol und individuelle Charaktere, wie Danny einer ist. Wer also kein Problem mit einer etwas anderen Art von Krimi und der unfeineren Seite Amerikas hat, der ist hier gut aufgehoben. Von mir gibt es 4 1/2 Sterne dafür.
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ASIN/ISBN: 3910918220 |