Beiträge von claudi-1963

    Sylke Hörhold ist Autorin und Verlegerin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in der beschaulichen Idylle des Oberlausitzer Berglandes, wo auch meist ihre Krimis und Familiengeschichten spielen.

    Seit ihre Söhne erwachsen sind und ihr eigenes Zuhause haben, widmet sie sich, so oft es ihr ihre andere Berufung der Psychotherapie und Trauerbegleitung erlaubt, dem Schreiben.

    So entstehen spannende und psychologischer Geschichten, Krimis, Mystery und Familiengeschichten. Mit zwei anderen Autorinnen leitet sie den Neissuferverlag, bei dem ihre Romane als Taschenbücher verlegt sind.


    "Alle schlechten Eigenschaften entwickeln sich in der Familie. Das fängt mit Mord an und geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen." (Alfred Hitchcock)

    Franz Katz, Polizeipsychologe a. D., der sonst mit seiner Frau Luise das Nachbarschaftscafé „Café Katz" betreibt, muss sich von seinem letzten Erlebnis erholen. Indessen dreht Pflegetochter Amanda zusammen mit ihrem Ex-Mann in der historischen Bibliothek ein neues Video. Diesmal geht es um wichtige Briefe aus der Zeit Napoleons, die Professor Rochardt hier näher erörtern wird. Doch dann kommt alles anders. Beim Dreh des Videos erleidet der Professor einen tödlichen allergischen Schock. Durch die Konflikte des Ehepaars und der Affäre des Professors mit einer Studentin rückt Amanda ebenfalls unter Mordverdacht. Franz Katz versucht zusammen mit dem Team des Cafés Amandas Unschuld zu beweisen, selbst wenn die Indizien gegen sie schwerwiegend sind. Da außerdem die Briefe verschwunden sind, kommt der Verdacht auf, dass jemand hinter diesen her war. Zusammen mit KHK Lukas Reinhardt geht Franz Katz auf die Suche nach dem Mörder.


    Meine Meinung:

    Das bezaubernde Cover mit dem Blick aufs Dresdner Café hat mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Leider wurde ich dann enttäuscht. Einerseits hatte ich den Eindruck, als ob dies nicht der erste Krimi dieser Reihe ist. Was vor allem daran liegt, dass man viel zu wenig darüber erfährt, was Franz Katz in seinem letzten Fall zugestoßen ist. Dadurch war der Einstieg doch sehr holprig und blieb auch eine ganze Zeit lang so. Besonders mit den Protagonisten bin ich nie wirklich warm geworden, was sicher daran liegt, dass sie doch sehr oberflächlich blieben. In Sachen Spannung und Humor hinkte der Krimi ebenfalls weitestgehend hinterher. Die ganze Geschichte plätschert so dahin und vor allem den versprochenen Humor musste ich förmlich suchen. Die Geschichte selbst hätte durchaus spannend sein können mit den geheimnisvollen Briefen aus der Zeit Napoleons. Leider jedoch blieben es bei den intensiven Beschreibungen der Nebenhandlung, wodurch die eigentlichen Ermittlungen viel zu kurz kamen. Es gab wenig Überraschendes oder Wendungen, mit denen die Autorin das Ruder noch mal herumriss. Von Amada selbst und ihrer Ehe erfährt man ebenfalls nur das Nötigste, und vor allem das Café-Team blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Und selbst auf den Inhalt der Briefe ging man nie wirklich ein. Dazu kamen noch unnötige komplizierte Sätze und Fremdwörter, bei denen ich erst einmal nachschlagen musste, um überhaupt zu verstehen, was gemeint ist. Ich finde gerade ein Cosy-Crime lebt doch vom vielen Humor und einer gewissen Leichtigkeit. Das allerdings habe ich hier beides vermisst. Außerdem blieben am Ende noch einige Fragen offen. Wie zum Beispiel, wie auf einmal die Briefe wieder aufgetaucht sind. Gut gefallen hat mir das Personenregister gleich zu Beginn der Geschichte. Dagegen das Zitat vor jedem Kapitel hätte es für mich nicht gebraucht. Leider konnte mich dieser Krimi überhaupt nicht überzeugen und ich glaube kaum, dass ich einen weiteren Versuch wagen würde. Bedauerlicherweise gibt es dafür von mir nur 2 Sterne.


    ASIN/ISBN: B0DYK5W1YR

    Rashid Hamid wurde 1992 in Hamburg geboren, seine Eltern stammen aus Afghanistan. Nachdem er 2013 seine Ausbildung als Altenpfleger abgeschlossen hat, gründete er 2021 seinen eigenen Pflegedienst und teilte erste Videos von sich und seinen Klienten unter @pflege.smile bei Tiktok. Mittlerweile folgen ihm dort und bei Instagram jeweils über 800.000 Menschen. Rashid Hamid ist verheiratet und hat zwei Kinder.


    "Freunde sind Menschen, die dir nicht den Weg zeigen, sondern ihn einfach mit dir gehen. (Pinterest)

    Rashid Hamid ist inzwischen Deutschlands beliebtester Pfleger. Mit seiner Pflegestation "Pflege Smile" ist er besonders durch seine Videos im Internet bekannt geworden. Mit 16 Jahren macht Rashid Hamid ein Praktikum in der Altenpflege. Obwohl an seinem ersten Tag gleich eine Frau verstirbt, bleibt er dabei und beginnt eine Ausbildung zum Altenpfleger. Trotzdem die Pflege heutzutage kein gutes Image mehr hat, ist Rashid davon überzeugt, dass sein Beruf Spaß machen kann. Dass unter seinen Freunden inzwischen über 90-Jährige dabei sind, stört ihn gar nicht. Im Gegenteil, er findet: "Freundschaft kennt kein Alter." Dass seine Freunde inzwischen zu Stars in seiner Community wurden, dafür sorgten Rashid und seine Mitarbeiter. Mit viel Engagement, Fürsorge und Einfühlungsvermögen werden aus seinen Patienten Freunde fürs Leben. In seinem Buch gibt er uns Einblick in seine sechs bekanntesten Freunde. Da ist Oma Lotti, die immer ein Lächeln im Gesicht hat. Oma Lotti ist kürzlich erst von uns gegangen, was viele seiner User zu Tränen gerührt hat. Thorsten, der kein einfaches Leben hatte und mit einer anderen Lebensgeschichte aufwartet. Heiko gehört zu den jüngeren Patienten. Mit seiner MS-Erkrankung hat er ein schweres Schicksal zu tragen, und trotzdem nimmt er es meist mit viel Humor. Barbara trägt ihr Herz auf der Zunge und hält mit der Wahrheit nicht hinterm Berg. Dass sie dadurch so manches Mal aneckt, macht ihr nichts aus. Ulli ist eine der inspirierenden Frauen, die ich bisher erlebt habe. Ihre Ratschläge als Psychologin und später als Streetworkerin haben schon vielen Menschen sehr geholfen. Trotz ihrer schweren Krankheiten bleibt sie dem Leben positiv aufgeschlossen. Für Oma Edith ist Yama so etwas wie Rashid für Oma Lotti. Die beiden verstehen sich blind und Yama ist für sie die wichtigste Bezugsperson. Oma Edith hat sich vorgenommen, unbedingt die Hundert zu knacken. Mal abwarten, ob sie weitestgehend gesund bleibt, besonders nach ihrem Schlaganfall. Inzwischen sind in Rashids Community alle zu Stars geworden und viele User verfolgen regelmäßig seine Videos, die er postet. Von allen sechs Freunden gibt es einen kurzen Einblick in ihr Leben, dessen Vergangenheit und ein anschließendes kurzes Interview.


    Fazit:
    Wer mehr über die sechs bekanntesten Freunde aus Rahids Community erfahren möchte, der ist hier gut aufgehoben. Ich habe alle Eindrücke sehr genossen und bin begeistert, mit wie viel Herzblut er und seine Mitarbeiter ihre Arbeit leisten. Dass dabei sogar manches Mal die eigene Freizeit geopfert wird, um mit ihnen essen zu gehen, ins Kino oder auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, begeistert mich. Man merkt einfach, wieso Rashid seinen Beruf mit einer solchen Leidenschaft ausübt. Dadurch entwickeln sich mit der Zeit wahre Freundschaften, für die Alter keine Rolle spielt. Hier sollten sich manche Menschen ein Beispiel nehmen, denn ich glaube, alle Generationen lernen voneinander. Außerdem ist Fürsorge, Freundschaft und sich Zeit nehmen gerade für ältere Menschen wichtig. Von mir gibt es 5 Sterne für dieses Buch. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0DK64F1QK

    Adrian Langenscheid (geb. 1977) zählt zu Deutschlands erfolgreichsten True-Crime-Autoren. Seine sachlich erzählten Kurzgeschichten über reale Kriminalfälle entfalten gerade durch ihre Nüchternheit eine beklemmende emotionale Wucht. Mit Bestsellern wie True Crime Deutschland, True Crime USA oder True Crime Spanien begeistert er Leser*innen weltweit. Seine Bücher rangieren regelmäßig auf ganz oben in den True-Crime-Charts. Langenscheid lebt mit seiner Familie in Stuttgart.


    "Es ist nicht die Strafe, die das Verbrechen verhindert, sondern die Sicherheit, dass es entdeckt wird." (Cesare Beccaria)

    Der siebzehnte Band der True-Crime-Reihe von Bestsellerautor Adrian Langenscheid befasst sich dieses Mal mit den Verbrechen unter der Sonne Spaniens. Von Betrug, Entführung und Attentat bis hin zu Mord erhalten diese 14 Geschichten alles von realen Verbrechen aus diesem schönen Urlaubsland. "Operation Wasserlilie" handelt vom Verschwinden der 12-jährigen Adoptivtochter Asunta, die man später tot auffindet. Schnell stellt sich heraus, dass dahinter ein schreckliches Verbrechen steckt. In "Die Tragödie live im Fernsehen" geht es um die drei Freundinnen Miriam, Desirée und Toñi. Die Teenager wollten eigentlich zu einer Schülerparty in eine Disko im Nachbarort, kommen dort aber nie an. Bis heute gilt dieser Fall als ungelöst. "Der kleine Gott" handelt von einem Verbrechen an alten Menschen. Ein Pfleger, der meint, Gott spielen zu müssen. Wie es so weit kommen konnte, erfahren wir in dieser Geschichte. Bei "Gefangen im Abseits" wird ganz Spanien von der Entführung eines sehr bekannten Fußballstars erschüttert. Drei Täter kidnappen ihn, als er auf dem Weg zum Flughafen war, um seine Familie abzuholen. "Kein Entkommen auf Ebene 4", wo in der Calle Bertran im Stadtteil El Putxet mehrere schwere Verbrechen in einer maroden Tiefgarage stattfinden. Darunter eine Mutter von vier Kindern. "100 Meter" zu seinem Cousin werden für den 8-jährigen Gabriel zum Verhängnis. Diese und acht weitere Geschichten befinden sich in diesem Buch. Wobei mir einige wirklich an die Nieren gingen, vor allem wenn die Opfer Kinder gewesen sind oder die Verbrechen recht brutal waren. Mit viel Liebe zum Detail hat der Autor auch diesmal wieder jeden einzelnen Fall gut recherchiert, sodass wir oft sogar Einblicke in die Vergangenheit der Opfer und der Täter bekommen. Diese True-Crime-Reihe ist ein Muss für alle Fans von wahren Verbrechen. Ganz besonders, weil der Autor uns mitnimmt zu wahren Verbrechen in verschiedene Länder der Welt. Von mir gibt es dafür erneut 5 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0F5WFMWVB

    Als T.H. Campbell verschlägt es die Autorin Heidi Troi auf die britischen Inseln, die schon von Kindesbeinen an zu ihren Sehnsuchtsorten gehören. Ob Schottland, Irland, Wales oder England – T.H. Campbell hat die Regionen abseits der Hotspots für Touristen erlebt und es zieht sie immer wieder dorthin. Lesend, wandernd oder manchmal auch beruflich. Mit der Chronistin Sara Rattlebag reist sie zum ersten Mal schreibend nach Devon an die Jurassic Coast, die ihr von ihrer Wanderung über den South-West-Coast-Path in bleibender Erinnerung ist.


    "Unter der selbsterfüllenden Prophezeiung versteht man eine Annahme, die das eigene und das Verhalten anderer so beeinflusst, dass diese Annahme wahr wird." (Psycho. Beratung im Netz)

    Die englische Gemeinde Sidbury wird durch den Doppelmord des Ehepaars Beryl und Gordon Grime erschüttert. Wie sich herausstellt, wurden beide mit Rattengift getötet. Sara und der Krimiclub können es natürlich nicht lassen und nehmen sich mal wieder diesen Fall an. Und das, obwohl Sara eigentlich gerade genug mit Ziehtochter Annie zu tun hat, die ihre Mutter vermisst. Doch der Tod von Beryl und Gordon lässt niemanden kalt. Irgendwann erfährt Sara, dass beiden bei der Wahrsagerin ihr Tod vorausgesagt wurde. Was hat es mit dieser Wahrsagerin und ihrem auffälligen weißen Raben Albus auf sich? Ist alles nur eine Show von ihr oder kann diese Frau wirklich die Zukunft und den Tod prophezeien? Mysteriös wird es, als Sara ebenfalls keine gute Zukunft vorausgesagt wird.


    Meine Meinung:

    Das Cover ist wieder einmal passend zum Inhalt und durch die Flagge in der Ecke weiß man sofort, in welchem Land dieser Krimi spielt. Für mich ist es der vierte Band und ich liebe diese Reihe. Umso trauriger bin ich, dass dies vorerst der letzte Band sein soll. Mir gefällt besonders das gut ausgearbeitete Setting, bei dem man sofort das Gefühl hat, mitten in England zu sein. Was natürlich an ihrem schönen Cottage, den Teezusammenkünften oder Saras Vorliebe für Fudges liegt. Nebenbei erinnert mich die neugierige Miss Spinter ein wenig an Miss Marple und ihr Partner Bobby Bobby an zurückhaltenden Mister Stringer. Dadurch hat diese Reihe sowieso sofort mein Interesse geweckt. In diesem letzten Band bekommen wir es mit Giftmorden, Wahrsagerei, einem unheimlichen Albinoraben und einer Reise in die Vergangenheit zu tun. Ob dieser Rabe Prophezeiungen wirklich voraussagt, ist fraglich, gleichzeitig finde ich es schon etwas unheimlich. So ganz kann ich es nicht glauben, dass er dies wirklich kann. Gleichzeitig finde ich es toll, wie liebevoll Sara sich neben ihrem Bruder um Annie kümmert, deren Mutter im Gefängnis sitzt. Auch die Streiche ihres Vaters gegen Sara nehmen in diesem Band nicht ab und so muss Sara wieder einmal um ihr Cottage kämpfen. Außerdem bekommt Silly Old Joe wieder seinen Auftritt. Makaber ist es ja schon, dass man ihn wieder mal am Friedhof antrifft. Ich frage mich, ob er wirklich die Geister sieht, mit denen er redet. In diesem Buch gibt es außerdem reichlich Tote und es bleibt bis zum Ende hin offen, wer der eigentliche Täter ist. Dabei wechseln sich Spannung und Humor gut miteinander ab, sodass nie Langeweile aufkommt. Gut durchdacht sind aber auch die vielen Charaktere, die neben dem Krimiclub hier richtig gut very britisch dargestellt werden. Ich werde diese Reihe jedenfalls vermissen und kann nur jedem empfehlen, deshalb von mir 5 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0CZ7F3CTH

    Sonja Kindler wuchs in Blumberg im Südschwarzwald auf, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. 2008 begann sie mit dem Schreiben. 2019 erschien der erste Kriminalroman mit der Villinger Kommissarin Ines Sandner. „Schwarzwälder Treibjagd“ ist nun bereits der vierte Band ihrer spannenden Schwarzwald-Reihe, die inzwischen mit einer ansehnlichen Fangemeinde aufwarten kann.


    "Die größte Gefahr für unseren Planeten ist der Glaube, dass schon jemand anderes ihn retten wird." (Robert Swan)

    Auf der Kuppe des Fürstenbergs wird die Leiche eines 15-jährigen Mädchens gefunden. Als wenig später Kerstin Martin ihre Tochter Michaela als vermisst meldet, wird KHK Ines Sandner hellhörig. Ist sie gar ihr Opfer vom Fürstenberg? Was wollte die Jugendliche mitten in der Nacht dort in der dunklen Einöde und warum wurde sie erst jetzt von den Eltern vermisst? Klar ist, dass Michaela eine junge Umweltaktivistin war, die schon mehrmals auffällig wurde. Doch sie war auch hilfsbereit und hat als Babysitter bei einer Bauernfamilie ausgeholfen. Wer hätte also ein Interesse an ihrem Tod gehabt, oder war es gar doch ein Unfall gewesen? Ines Sandner und ihr Team laufen mit ihren Ermittlungen immer wieder ins Leere. Bis KK Peter Fuhrer endlich eine ganz neue Spur entdeckt, die ihnen eine neue Richtung gibt.


    Meine Meinung:

    Das Cover greift schon sehr schön die Thematik des Inhalts auf. Ich kenne alle Bücher dieser Reihe und habe sie bisher schätzen und lieben gelernt. Besonders das Ermittlerteam um Kriminalhauptkommissarin Ines Sandner gefällt mir dabei gut. In diesem Band geht es dieses Mal um sehr aktuelle Themen wie Umwelt, Klima, Windräder, Tierhaltung und wie die Politik damit umgeht. Zum einen geht es um den merkwürdigen Tod eines 15-jährigen Mädchens und einen fragwürdigen Jagdunfall eines Politikers bei einer Treibjagd. Haben diese Fälle gar irgendwie etwas miteinander zu tun? Zumindest war das tote Mädchen aktiv in einer Umweltaktivistengruppe gewesen. Trotzdem bleibt offen, was sie in jener kalten Nacht auf dem Fürstenberg wollte. Hat sie sich dort mit jemandem getroffen und es kam zum Streit? Eben so fragwürdig ist der Unfall von Landrat Thorsten Reimann. War es wirklich nur ein Jagdunfall oder haben wir es hier mit einem Attentat auf einen Politiker zu tun? Schließlich wirbt der Landrat aktiv für den Ausbau von Windparks. Leider verlaufen die Recherchen bisher immer in einer Sackgasse, was die Ermittlungen nicht gerade voranbringt. Ebenso ergeht es ihnen mit dem Jagdunfall, der erst so richtig interessant wird, als auch noch Reimanns Sohn verschwunden ist. Leider plätschern die beiden Fälle so ein bisschen vor sich hin und an Spannung fehlt es mir leider im Grunde fast permanent. Zumindest ist das meine Meinung, denn bisher hatten die Fälle um Ines Sandner immer recht viele Spannungsmomente und Überraschungen auf Lager. Doch die fehlen mir hier diesmal leider gänzlich. Erst ganz am Ende wartet die Autorin mit einer krassen Wendung und Auflösung auf, mit der ich so nicht gerechnet habe. Die Thematik selbst fand ich jedoch durchaus interessant und aktuell. Ebenso sind es der Schwarzwald als Setting und der leichte Humor, die mich erneut überzeugt haben. Schön fand ich, das Peter Fuhrer in diesem Buch viel mehr Raum bekommt und er scheint nun endgültig im Team angekommen zu sein. Der Spezialist für IT hängt sich auf seine ganz eigene Weise in den Fall ein. Ebenfalls pfiffig und speziell ist wieder einmal Ines Kollegin Emma Kleinschmidt. Erheiternd fand ich, als es mit ihrer riesigen Handtasche zu Problemen kommt. Lediglich was den Spannungsbogen anbelangt, fehlte es mir diesmal an Einfällen, und mitunter war es mir zu viel Privates rund um die Ermittler. Darum bekommt das Buch von mir nur 4 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3965551922

    Nina Ohlandt, ausgebildete Sprachlehrerin, arbeitete in vielen Berufen, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Nina Ohlandt starb im Dezember 2020. Ihre Krimireihe wird von Jan F. Wielpütz fortgesetzt, der als Verlagslektor Krimi- und Thrillerautoren betreute und – teils unter Pseudonym – mehrere Bücher veröffentlichte, die auf der SPIEGEL-Bestsellerliste standen.


    "Der Zorn ist ein Schreck, der zugleich die Kräfte zum Widerstand gegen das Übel schnell rege macht." (Immanuel Kant)

    Nach der Kündigung seines Polizeipostens in Friedrichstadt macht John Benthien zusammen mit Vater und Tochter Celine Ferien in seinem Kapitänshaus auf Sylt. Wie sich schnell herausstellt, ist ein neuer Nachbar eingezogen. Es ist der prominente Regisseur Max Moser, wie Celine ihnen mitteilt, der für Filmaufnahmen auf die Insel gekommen ist. Ein sehr eigenartiger Mensch, muss John kurz darauf feststellen. Noch merkwürdiger wird es, als John wenig später vor seiner Leiche steht. Jemand hat Max Moser mit einer Armbrust getötet. Ausgerechnet Kriminalrat Gödecke, der Urlaub auf der Insel macht, übernimmt die Ermittlungen und John darf ihm assistieren. Doch wer hätte einen Grund, Moser zu töten und warum? Die Spuren führen zu einem alten Cold Case Fall, der ausgerechnet gerade verfilmt werden soll. Wie sich schnell herausstellt, scheinen Freundschaft und Rivalität nahe beisammen zu sein.


    Meine Meinung:

    Im elften Band der John Benthien Reihe geht es diesmal um einen alten Cold Case Fall von Sylt. Der Fund eines kürzlich unbekannten Leichnams stellt sich nach einer Rekonstruktion am CT als Torbjörn Svensen heraus. Von dem 1986 vermissten Jungen fehlte bis heute jede Spur. Der Zeitrahmen passt zum Leichnam und es gibt sogar eine Fallakte. Doch von dieser fehlt jede Spur. Warum hat ein gewisser Max Moser in Johns Namen eine Akte ihres Toten angefordert, fragt sich Lilly Velasco. Überaus merkwürdig ist, dass ausgerechnet Kriminalrat Gödecke diesen Fall übernehmen wird. Wie sich schnell herausstellt, scheint es in der Kripo Flensburg mehrere Umstrukturierungen zu geben, von denen nicht nur er, sondern ebenfalls der Staatsanwalt und Sanna betroffen sind. Möchte Gödecke sich etwa mit diesem Fall profilieren und wird John überhaupt eine Chance auf seinen alten Posten bekommen? Zumindest wird er mit der Assistenz bei Gödecke alles dafür tun. Wie sich schnell herausstellt, gibt es mehrere Personen, die ein Motiv an Mosers Tod hätten. Allen voran einige Leute aus der Filmcrew. Jedoch stellt sich schnell heraus, dass Moser ein Geheimnis aus der Vergangenheit in sich trug. Und nicht nur das, auch sein Halbbruder, der Schauspieler Klaus Krieger, scheint mehr zu wissen. In verschiedenen Handlungssträngen und Personen nimmt uns der Autor in die Kriminalfälle aus der Vergangenheit und Gegenwart mit. Wie ich es bisher von dieser Reihe kenne, wartet der Autor wieder mit jeder Menge Wendungen auf, die diese beiden Fälle erst so richtig interessant machen. Gut gefallen mir nach wie vor die intensive Ermittlungsarbeit und die gute Zusammenarbeit des Ermittlerteams. Eine dieser Wendung davon hat mich allerdings sehr überrascht, weil ich damit nicht gerechnet habe. Ein wenig enttäuscht dagegen bin ich von John Benthien, dessen Charakter der Autor sehr zum Negativen verändert hat. So wurde aus dem anfänglich sympathischen Kommissar inzwischen ein Ermittler, der mitunter keinerlei Skrupel mehr kennt. Trotzdem gefällt mir an der Krimireihe immer noch das gute Team, welches durch Freundschaft und Zusammenhalt wohl wieder auf einem guten Weg ist. Diesmal war der Fall zwar etwas früher durchschaubar, als ich es sonst von der Reihe kenne. Trotzdem hat es mich gut unterhalten, weshalb ich dem Buch 4 Sterne und eine Empfehlung gebe. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3404193911

    Irene Hannon studierte Psychologie und Journalistik. Sie kündigte ihren Job bei einem Weltunternehmen, um sich dem Schreiben zu widmen. In ihrer Freizeit spielt sie in Gemeindemusicals mit und unternimmt Reisen. Die Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann in Missouri. http://www.irenehannon.com Instagram: irenehannonauthor Facebook: Irene Hannon


    "Nur wer das Spiel mit dem Feuer nicht beherrscht, verbrennt sich die Finger." (Oscar Wilde)

    Der pensionierte Brandermittler Les Kavanaugh kontaktiert seine ehemalige Kollegin Bri Tucker. Doch ehe sie den Termin wahrnehmen kann, wird Kavanaugh zur Unkenntlichkeit verbrannt in seinem Haus aufgefunden. Seine Tochter und Bri sind sich recht schnell sicher, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Allerdings, wie soll man einen Mord nachweisen, wenn der Täter sich so gut vorbereitet hat und man keine Spuren nachweisen kann? Gemeinsam mit dem ATF Agenten Marc Davis möchte sie dem Brand auf den Grund gehen. Schnell empfinden die beiden füreinander Sympathie. Allerdings nach ihrer letzten Partnerschaft ist Bri sehr zurückhaltend und vorsichtig geworden. Als sich eigenartige Unfälle in ihrem Leben häufen, steht Marc ihr mit Rat und Tat zur Seite. Obendrein kommen sie dem Rätsel von Kavanaughs Notiz langsam auf die Spur.


    Meine Meinung:

    Mehrere Brände mit Todesfolge stellen das Team der Brandermittler vor Rätsel. Das Les allerdings diese Brände weiter für sich heimlich verfolgt und zu lösen versucht, ahnt da noch niemand. Darum ist der Tod ihres ehemaligen Kollegen Les Kavanaugh für alle unbegreiflich. Gerade ihm, einem ehemaligen Brandermittler, sollten solche gravierenden Fehler unterlaufen sein? So wirft das Unglück viele Fragen auf, für die Bri unbedingt Antworten finden möchte. Sie und Les Tochter sind sich ziemlich sicher, jemand hat bei Les Tod nachgeholfen. Denn er wollte sich ja mit ihr noch ganz dringend treffen. Selbst der Notizzettel, den man in seinem Haus findet, erscheint mehr zu verwirren, statt dass er ihnen Antworten gibt. Auch gegenüber dem ATP-Agenten Marc Davis ist sie zu Beginn recht verhalten. Bri ist ein gebranntes Kind, was Arbeitskollegen anbelangt, und bleibt lieber erst einmal auf gewisse Distanz. Erst als jemand nach ihrem Leben trachtet, in dem er einen Unfall nach dem anderen inszeniert, wird sie gegenüber Marc offener. Ihre gemeinsame Zusammenarbeit gestaltet sich sehr gut, sie finden sogar einige Parallelen in ihrem Leben. So ist es kein Wunder, wenn aus Sympathie zunächst Zuneigung und später sogar Liebe wird. Leider konnte mich das Buch nicht vollständig überzeugen, da es doch recht viel Raum für die beiden Privatleben der Ermittler einnimmt. Hier kamen mir eindeutig die Spannung und Ermittlungen etwas zu kurz. Außerdem ist recht schnell klar, wer ein Interesse an den Bränden und an Kavanaughs Tod hatte. Dadurch wird bedauerlicherweise dem Buch ein Großteil der Spannung genommen. Trotzdem schafft die Autorin es am Ende noch, den Spannungsbogen nach oben zu steigern, mit einem schönen Showdown. Überzeugt hat mich ebenso der Glaube der beiden Ermittler. Allen voran die Thematik Vergebung, welche eine große Rolle im Leben der beiden Charaktere einnimmt. Diese realistischen Personen hat die Autorin sehr gut durchdacht. Besonders die sympathische Bri, für die neben ihrem Beruf, Familie und der Glaube überaus wichtig sind. Allerdings finde ich mitunter den Familienzusammenhalt der drei Geschwister etwas zu überspitzt dargestellt. Marc ist für mich der zweite Sympathieträger. Allein deshalb, weil er sich ganz uneigennützig um seine kranke Großmutter kümmert und auch sonst sehr zuvorkommend ist. Trotz allem ist es ein guter Serienauftakt, der sich hoffentlich noch steigern wird. Er konnte mich trotz der Unstimmigkeiten bestens unterhalten, weshalb ich 4 Sterne vergebe. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3963624353

    Marlen Gardner: Der Weg zur Schriftstellerei führte bei Marlen Gardner wie bei den meisten anderen Autoren über den klassischen Umweg. Nach Abitur und Studium der Verwaltungswissenschaften arbeitete sie viele Jahre in verschiedenen Banken - doch richtig glücklich wurde sie im Reich der Zahlen nie. Mehrere Reisen gaben genug Stoff für viele interessante Geschichten aus aller Welt - und so schreibt sie heute lieber Krimis und Thriller, als Kreditentscheidungen zu fällen.


    "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher." (Bertolt Brecht)

    Eigentlich will Eleonora Sophie (Ela) nur an einem Outdoor-Seminar, geleitet von Marie Chaubert, teilnehmen. Denn sie braucht dies dringend, um ihre Noten aufzubessern. Selbst wenn sie für dieses Studium gar keine Lust hat. Gemeinsam mit Tim, David und Marie wird sie ein paar Tage in einem französischen Chalet im Düsterwald verbringen. Doch dass sie wenig später bei einem Übungsausflug verschleppt wird und quälend lange Stunden ausharren muss, ahnt sie da noch nicht. Schließlich ist ihre Familie von Adel und reich. Ihr Vater wird sicher schnell das Lösegeld bezahlen, was die Täter fordern. Allerdings, als aus Stunden Tage werden, wird selbst Ela klar, dass hier etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht. Warum bezahlt ihr Vater nicht die zwei Millionen, die für ihn doch eine Kleinigkeit sein sollten? Wer sind die Täter und woher wussten sie, dass Ela hier im Düsterwald bei einem Seminar ist? Doch dann erfährt Ela eine Wahrheit, mit der sie zuvor nicht gerechnet hat und ihr Leben ist nicht mehr, wie es war.


    Meine Meinung:

    Welche Geschichte sich hinter diesem unscheinbaren Cover verbirgt, hatte ich zu Beginn so nicht erwartet. Der Schreibstil ist flüssig, spannend und gut zu lesen. Die verschiedenen Handlungsstränge wechseln im Laufe der Geschichte immer wieder. Dabei wartet auf mich recht schnell eine krasse Wendung, bei der Ela auf einmal in großer Gefahr schwebt. Denn dieses einfache Seminar wird für sie zur Hölle werden. Sie wird von unbekannten maskierten Leuten entführt, gefesselt und muss darauf warten, dass ihre Eltern Lösegeld bezahlen. Jedoch sind für ihren Vater zwei Millionen nicht gerade etwas, was er Entführern bezahlen möchte. Denn außer dass er eine Geliebte hat, für die er Geld braucht, hat er sich zudem bei einigen Geschäften verkalkuliert. Während Elas Vater noch immer mit sich ringt, ob er Lösegeld bezahlen soll, erfährt Elas Mutter von der Entführung. Natürlich will er sie, so schnell es geht wieder loswerden, um möglichst seine Geldprobleme zu vertuschen, doch sie bleibt standhaft. Diese Geschichte entwickelt sich derweil immer mehr zu einem Konflikt zwischen Elas Eltern, während sie selbst mit Todesängsten zu kämpfen hat. Dieser spannende Entführungsfall wird für mich immer rätselhafter. Verwundert bin ich ein wenig über die drei Begleiter. Warum sind sie gar nicht groß überrascht, weil Ela plötzlich nicht mehr da ist? Schockiert bin ich außerdem vom Verhalten ihrer Eltern. Für ihre Mutter scheinen ihre Kunstprojekte schon immer wichtiger zu sein als ihr eigenes Kind. Während der Vater das Geld nur so zum Fenster herausschmeißt, hat er neben Luxusautos sogar noch eine Geliebte, von der niemand weiß. Dass es allerdings so schlecht um ihr Vermögen steht, weiß er sehr gut vor seiner Frau zu verbergen. Insgesamt erscheint es für mich eine merkwürdige Familie zu sein. Doch dann kommt die ganze Wahrheit ans Licht und plötzlich ist das Leben ein völlig anders. Die Charaktere sind für mich außer Ela und Marie weitestgehend nicht gerade sympathisch dargestellt. Man hätte einigen davon durchaus noch etwas mehr Tiefe geben können. Das Setting selbst mit dem Chalet im Wald kann ich mir durchaus vorstellen. Ein völlig anderer Thriller erwartet hier den Leser. Niemals hätte ich gedacht, dass er mit so einer krassen Wendung aufwartet. Selbst wenn er am Ende eine ganz andere Linie verfolgt, als ich erwartet habe, bin ich doch positiv überrascht vom Ausgang. Zwar wird hier Spannung geboten und mit Ängsten gespielt, doch es bleibt weitestgehend unblutig. Ein Buch, dem ich gerne 4 1/2 Sterne gebe. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0CQTJWN93

    Nicole Stranzl wurde 1994 in Graz geboren. Ihren ersten Roman schrieb sie im Alter von 17 Jahren, die Veröffentlichung folgte, als sie 19 Jahre alt war. Nach ihrem Journalismus- und PR-Studium arbeitete sie hauptberuflich bei einer Pflegeagentur und nebenberuflich bei einem Webradio als Moderatorin. Seit April 2021 ist sie als Redakteurin bei der "Kleinen Zeitung" tätig. ie schreibt Thriller, Krimis und Romane. Besonders interessant sind für sie psychische Abgründe und Themen, die in der Öffentlichkeit als Tabu angesehen werden.


    "Rache entspringt immer einer schwachen Seele, die nicht imstande ist, Verletzungen zu ertragen." (François de La Rochefoucauld)

    An der Richtstätte im Galgenwald in Tannhausen hängt die Leiche der Prostituierten Gabiela Avram. Nachdem man zuerst von einem Suizid ausging, stellt sich schnell heraus, dass Gabi ermordet wurde. Gabi hatte kein einfaches Leben, nachdem sie mit siebzehn aus Rumänien nach Deutschland kam. Mit drei Kindern blieb ihr keine andere Wahl, als weiter in der Prostitution zu arbeiten. Für ihre Tochter Elisa, die Journalismus studiert hat, war dies schwer zu ertragen. Zwei Jahre ist es her, seit sie keinen Kontakt zur Mutter hatte. Jetzt macht sie sich Vorwürfe und will nicht glauben, dass ihre Mutter Suizid begangen hat. Leon Esposito und Richard Schantl vom LKA werden mit diesem Fall betraut. Doch Elisa vertraut den Polizisten nicht und ermittelt auf eigene Faust. Mehrere Verdächtige geraten ins Visier, da sie Verbindungen zum Galgenwald oder dem Bordell "Starship" haben. Ein Motiv hätte auch Gerry, Bordellbesitzer und ehemaliger Lebensgefährte von Gabi, mit dem sie zuvor Streit hatte.


    Meine Meinung:

    Eindrucksvoll ist das Cover, welches den realen Richtplatz in Tannhausen zeigt. Außerdem geht es mal wieder sehr geheimnisvoll in dem neuen Krimi von Nicole Stranzl zu. Ich durfte ja schon Bücher der Autorin lesen und bin immer wieder fasziniert von ihren vielfältigen Themen und interessanten Wendungen, die ihre Bücher nehmen. Sie sind zwar nicht immer einfach zu lesen, da sie oft bei ihren Charakteren hin- und herwechselt. Nur gut, dass bei den Kapiteln meist die Namen der bestimmten Charaktere angegeben sind. In kursiver Schrift kann ich dagegen die Gedanken des Täters verfolgen, was ich sehr interessant finde. So muss man also ganz bei der Sache sein, um diese Geschichte nachzuvollziehen. Gabi hat im Grunde ein gefährliches Leben geführt. Sie traf sich mit ihren Freiern nicht mehr im Bordell, sondern zu Hause. Dort wird sie dann auch von ihrem Täter überrascht und ermordet, wie sich wenig später herausstellt. Doch zuvor hatte sie Kontakt zu einem jungen Mädchen und zu der Hellseherin Josy. Was hat es mit diesem Mädchen auf sich und warum besuchte sie eine Hellseherin? Mit den beiden Ermittlern kommen weitere Charaktere dazu, die ihre ganz eigenen Probleme mitbringen. Leon macht sich Sorgen um seine jüngere, drogenabhängige Schwester, die vermisst wird. Richard dagegen hat noch immer an seiner Vergangenheit und dem Tod seines Bruders zu nagen. Selbst mit dem Galgenwald hat sich die Autorin hier ein sehr mystisches Setting ausgesucht. Diese Richtstätte im Galgenwald gibt es übrigens tatsächlich heute noch in Tannhausen. Hier wurden im 17. Jahrhundert Menschen für ihre schweren Straftaten hingerichtet. Eliza lässt der Tod der Mutter nicht mehr los und sie entdeckt einige Verdächtige, die ein Motiv hätten oder auffällig sind. Da wäre Gerry Gabis Ex-Mann und Bordellbesitzer, mit dem sie zuvor Streit hatte. Des Weiteren Influencer und Buchautor Flo, der sich extrem für die Richtstätte interessiert. Außerdem macht sich Elisa große Sorgen um ihre Schwester Marina, bei der sie häusliche Gewalt durch ihren Ehemann Simon vermutet. Als ein weiteres Opfer dazukommt, läuft den Ermittlern langsam die Zeit davon. Sie müssen schnell handeln, bevor es noch weitere Opfer gibt. Ein Krimi, der mich von Beginn an gefesselt, fasziniert und zusehends geheimnisvoller wurde. Dass die Geschichte am Ende noch so krasse Wendungen nimmt und es zu einem Showdown kommt, hätte ich mir ja denken können. Denn dies darf man fast immer bei dieser Autorin erwarten. Es hat mal wieder Spaß gemacht, diesen Krimi zu lesen. Ich kann ihn nur weiterempfehlen und gebe 5 Sterne dafür. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0DKZ4L2YN

    Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.


    "Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit." (Charles Dickens)

    Die 3-jährige Steffi wird in den 70er-Jahren zu der steirischen Bauernfamilie Kellerknecht vermittelt. Doch statt Liebe und Familie erleben die Pflegekinder dort nur geringe Liebe, spärliches Essen und harte Arbeit. Während ihre leiblichen Kinder verwöhnt sind, müssen die Pflegekinder die schwere Arbeit auf dem Bauernhof verrichten und dies sogar barfuß. Selbst die Fürsorge, die regelmäßig vorbeischaut, wird angelogen und bestochen. Sie verschließen sogar regelrecht Augen vor der Ungerechtigkeit, dessen die Kinder ausgeliefert sind. Steffi wird älter und damit interessant für den Bauern. Ein Mann, der seine Pflegekinder regelmäßig misshandelt und die Mädchen sogar missbraucht. Als die 15-jährige Steffi schwanger wird, kommt sie zu Nonnen, wo sie von Schwester Reinhildis innig umsorgt wird. Steffi möchte für ihr eigenes Kind eine liebevolle Mutter sein und kämpft für sie. Doch das Trauma der Vergangenheit holt sie immer wieder ein und versucht sie zu brechen.


    Meine Meinung:

    Das Cover und der Klappentext haben mich so berührt, dass ich unbedingt mehr erfahren will. Vor allem, weil Steffis Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Mich schockiert zudem, dass alles ja noch gar nicht so lange her ist. Die kleine Steffi erblickt im Juli 1972 das Licht der Welt. Ihre herzlose, kalte Mutter hat regelmäßig Affären mit anderen Männern. Da Steffi von einem Türken ist, stößt sie das Kind erst recht von sich. So kommt das kleine Mädchen erst in ein Heim und anschließend zur Pflegefamilie Kellerknecht. Keiner konnte ja ahnen, dass die Kinder dort ungerecht behandelt werden. Schließlich sind die Bauersleute gottesfürchtige Christen und selbst Eltern. Doch während ihre eigenen Kinder verwöhnt sind, müssen die Pflegekinder oft bis tief in die Nacht schuften. Dabei haben sie nur den kargen Dachboden zum Schlafen und eine Dusche mit kaltem Wasser im Keller. Die Kellerknechts nehmen nicht einmal Rücksicht, als man bei Steffi Asthma feststellt. Sie gerät sogar ein paar Mal fast in Lebensgefahr. Welche Macht der grobe und brutale Bauer allerdings wirklich hat, bekommt Steffi erst so richtig zu spüren, als sie älter ist. Gewalt, Missbrauch und Angst traumatisieren für immer ihr Leben. Immer wieder findet sie jemanden, bei dem sie ein wenig Liebe verspürt, wird dann allerdings enttäuscht. Es scheint sogar so, als ob es niemanden auf der Welt gibt, der sie wirklich liebt. Erst als die kleine Sarah nach der Entbindung in ihr Leben tritt, kämpft sie wie eine Löwin, damit sie ihr Kind behalten darf. Doch es ist ein Leben mit Rückschlägen und Ängsten, gezeichnet von viel zu wenig Liebe. Mich schockiert, weil Steffis Schicksal ja noch gar nicht so lange her ist. Dass eine Behörde wie die österreichische Fürsorge einfach die Augen verschließt, macht mich fassungslos. Warum wollten sie nicht sehen, wie Kinder verwahrlosen, abmagern und lieblos behandelt werden? Stattdessen machen sie später einer jungen Frau das Leben schwer. Obwohl die ihrem Kind all die Liebe schenkt, die sie selbst nie erhalten hat. Die Autorin nimmt uns mit in eine Kindheit, die man kaum ertragen kann. Dabei verschweigt sie sogar noch viele schlimme Ereignisse, um es den Lesern nicht zu schwer zu machen. Das Ende wird sogar beschönigt, wie ich im Nachwort erfahre. Fraglos ist diese Frau zu einer wahren Kämpferin herangewachsen, obwohl das Leben Steffi so zugesetzt hat. Eine Kämpferin, die nicht aufgibt. Trotz immer wiederkehrender Rückschläge nimmt sie ihr Leben an und findet sogar die Liebe. Steffis Schicksal steht für all die Kinder, die mit Lieblosigkeit, Gewalt und Missbrauch aufwachsen. Sehr detailliert beschreibt Hera Lind Steffis Kindheit, sodass ich mehr als einmal zum Taschentuch greife. Trotzdem haben wir lange nicht alles erfahren, wie ich im Nachwort lese. Ich kann es nur empfehlen und gebe 5 Sterne, aber man braucht starke Nerven dafür. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3426528371

    Gerd Schäfer ist ein "Eifeler Jung" und wohnt mit seiner Frau und seinen Kindern im Norden von Rheinland-Pfalz. 2016 hat er mit dem Schreiben begonnen und seinen humorvoll tiefgründigen Erstling "Mein kleiner Alien – Auf der Suche nach des Pudels Kern" veröffentlicht. In seinen Texten geht es meist um die Suche nach der eigenen inneren Harmonie und dem Versuch, sich das Leben so zu gestalten, dass man glücklich und zufrieden ist. Liebe, Hoffnung und Zuversicht dürfen dabei nicht fehlen. Neben seinen Büchern schreibt Gerd Schäfer Kurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien veröffentlich sind.
    Sina Land ist Coach für Menschen in außergewöhnlichen Lebenssituationen. Um neue Ideen in festgefahrenen Situationen drehen sich auch die Geschichten in ihren Romanen. Durch eine Krankheit kam sie weg vom Tanzen und Choreographieren hin zum Schreiben. Erst waren es Kinderbücher, die sich kreativ mit den Gefühlen der Kleinen auseinandergesetzt haben. Inzwischen sind es Geschichten für Erwachsene. Wer beim Lesen einen gewissen Tiefgang liebt und auch gerne ein wenig über seinen eigenen Tellerrand schaut, wird sich aufgehoben fühlen.


    "Zusammenhalt heißt gemeinsam durch die größten Unwetter zu ziehen. Ohne den anderen im Regen stehen zu lassen." (Facebook)

    In der psychiatrischen Klinik ReinGeist, die auf einer Insel stationiert ist, gibt es einen Umbruch. Ihr geliebter Anstaltsleiter Professor Sonnenberg ist eines Tages völlig unerwartet verschwunden. Stattdessen wird nun die Klinik durch den unsympathischen Dr. Wurmthaler geleitet, der sehr viel verändert. Es stört ihn, dass die Stationen nicht abschließbar sind. Abends müssen alle Insassen zu bestimmten Zeiten in ihren Zimmern sein. Und damit untereinander keine Unruhe herrscht, wird Abhilfe geschaffen. Alle Insassen werden ihren Fähigkeiten beraubt und ruhig gestellt. Für Gloria mit ihrem imaginären Riesenbobtail Waldemar ist klar, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Nur Pflegerin Miss Lollipop können sie trauen, sie ist den Insassen noch wohlgesonnen. Doch alleine kann sie nichts ausrichten, sie müssen unbedingt Opa Sonnenberg finden, um ihn wieder zurückzuholen. Zusammen machen sich die vier auf eine abenteuerliche Reise ins Ungewisse. Denn gemeinsam können sie ihr Ziel erreichen, da sind sie sich ganz sicher.


    Meine Meinung:

    Schon das bunte Cover mit dem Inselschloss macht einen auf diese Klinik neugierig. ReinGeist ist eine besondere Klinik, in der lauter psychisch labile Menschen untergebracht sind und jeder ist für sich individuell und einzigartig. Gottfried, der irgendwo in seiner Kindheit stecken geblieben ist und dem sein Kinderfahrrad sehr wichtig ist, mit dem er durch das Schloss fährt. Pharao Ramses fühlt sich zu Höherem berufen und glaubt, er wäre ein König und die anderen alle seine Untertanen. Weshalb er nun seines Thrones beraubt wird. Die quirlige Balletttänzerin Elvira braucht ständig Bewegung, womit sie insgeheim ein Trauma aus der Vergangenheit verdrängt. Doch nun werden ihre täglichen Übungen gestrichen. Die leicht aggressive Gloria mit ihrer dunklen Kleidung ist nicht gerade beliebt. Ohne ihren imaginären blauen Riesenbobtail Waldemar trifft man sie nie an. Pflegerin Rita von den Insassen wegen ihrer Lutscher, die sie verteilt, liebevoll Miss Lollipop genannt, ist die Enkelin von Opa Sonnenberg. Doch selbst sie ist außen vor, was ihren Großvater betrifft. Der neue Leiter Doktor Wurmthaler ist einer, der Dienst nach Vorschrift macht. Dadurch verbietet er nun alle Freiheiten, die sein Vorgänger zuließ. Ich fand schon "Villa Konfetti" von den beiden Autoren genial, mit einem maroden Kinderheim, bei dem es ebenfalls um Freundschaft, Zusammenhalt und ganz viel Humor ging. Ähnlich bekam da jede Person ihre ganz spezielle Rolle zugeschrieben. So spüre ich in diesem Buch erneut, wie viel Mühe, Einfälle und Fantasie hinter den einzelnen Charakteren stecken. Dabei finde ich nicht, dass man sich über psychisch kranke Patienten lustig macht. Im Gegenteil jeder wird so angenommen, wie er ist. Die einzelnen Stärken werden sogar durch die Gemeinschaft noch gefördert, sodass alle über sich hinauswachsen. Es zeigt sich hier wieder einmal, was man alles durch Zusammenhalt und Freundschaft bewältigen und leisten kann. Dabei sind die Dialoge und Gedanken der Insassen einfach genial, bezaubernd und humorvoll geschrieben. Die vier sind die Quintessenz dieser Klinik und Geschichte. Im Grunde ist dieses Buch eine Hommage an die Menschlichkeit. Sei sie auch noch so verrückt, sollte sie trotzdem ihren Platz in der Gesellschaft haben. Denn jeder Mensch hat ein Anrecht auf Leben und niemand sollte ihm dieses absprechen. Deshalb kann ich nur jedem dieses Buch empfehlen und gebe 5 Sterne dafür. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0DSTDYN36

    Fernando Aramburu wurde 1959 in San Sebastián im Baskenland geboren. Seit Mitte der achtziger Jahre lebt er in Hannover. Für seine Romane wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Premio Vargas Llosa, dem Premio Biblioteca Breve, dem Premio Euskadi und zuletzt, für «Patria», mit dem Premio Nacional de la Crítica, dem Premio Nacional de Narrativa und dem Premio Strega Europeo. «Patria» wurde als Serie für HBO verfilmt.


    "Die Trauer hört niemals auf, sie wird ein Teil unseres Lebens. Sie verändert sich und wir ändern uns mit ihr." (Pinterest)

    Jeden Donnerstag trifft man den alten Nicasio auf dem Friedhof an. Hier besucht er das Grab seines Enkels Nuco und er erzählt ihm, was die Woche über alles geschehen ist. Der 6-jährige Nuco wurde am 23. Oktober 1980 durch eine Propangasexplosion in seiner Schule getötet. Bei der Zerstörung des Erdgeschosses kommen weitere Kinder und drei Erwachsene ums Leben. Das Dorf Ortuella und ganz Spanien trauern mit den Familien mit. Alle Familienmitglieder stehen unter Schock und verarbeiten ihren Verlust anders. Während José Miguel seinen Sohn schnellstens vergessen möchte, lässt Mariaje das Unglück nicht mehr los. Für Großvater Nicasio lebt sein Enkel einfach weiter und er verschließt sich immer mehr in seine ganz eigene Welt. Als die Eltern eine neue Zukunft für sich planen, geschieht das nächste Unglück.


    Meine Meinung:

    Es ist der 23. Oktober 1980, als bei einer Gasexplosion in einer Schule im spanischen Ortuella fünfzig fünf- bis sechsjährige Schüler, zwei Lehrer und eine Köchin ums Leben kommen. Ortuella liegt im Baskenland, da, wo der Autor geboren und aufgewachsen ist. Deshalb nimmt er sehr wahrscheinlich dieses reale Ereignis zum Anlass, um dieses Buch zu schreiben. Ein wirklich schmerzhaftes Unglück für viele Familien aus diesem kleinen Dorf. Was will der Autor mit diesem Buch bezwecken? Sensationslust ist es schon mal nicht, denn er beschreibt alles sehr realistisch und einfühlsam. Er benutzt sogar eine fiktive Familie, um ja alle Ähnlichkeiten mit realen Personen auszuschließen. Den Titel "Der Junge" finde ich nicht so passend für dieses Buch, ich hätte da einen anderen gewählt. Denn in dieser Geschichte erfahren wir im Grunde am wenigsten über diesen Jungen. Sondern es geht eher um die unterschiedlichen Trauerprozesse seiner Familie und weniger um den Jungen selbst. Schön wäre es sicher, hätte man die Sicht mehrerer Familien und nicht nur einer miterlebt. Während Nucos Vater möglichst das Unglück und den Tod schnell vergessen und wieder in die Zukunft blicken möchte, bleibt für seine Frau eher die Zeit stehen. Nucos Großvater trifft dieses Unglück ebenfalls hart. Er hatte schon immer ein inniges Verhältnis zu seinem Enkel und versucht, ihn nun weiter am Leben zu erhalten. Dafür baut er sogar ganz realistisch Nucos Zimmer in seiner Wohnung nach, mit den Möbeln, die von den Eltern entsorgt werden. Außerdem besucht er ihn jede Woche auf dem Friedhof, möglichst ohne dass andere Trauernde dort sind, damit er sich ganz in Ruhe mit ihm unterhalten kann. Für die Einwohner dagegen ist er nur noch der Verrückte oder Schwachsinnige. Trotzdem der Autor seine Personen nicht gerade ausschmückt oder extrem beschreibt, sehe ich den alten Nicasio bildlich vor mir. Da ist ein Großvater, der seinen Enkel zur Schule bringt und nach seinem Tod sogar auf der Straße einen Jungen mitnimmt, weil er meint, es sei sein Enkel. Fast wird er dadurch sogar noch ungewollt zum Kindesentführer. Die Eltern dagegen blicken wieder hoffnungsvoll in die Zukunft, weil sie einen erneuten Kinderwunsch verspüren. Bis dann ein früh erahnendes Geheimnis zu einem weiteren Unglück führt. Mariajes muss schon sehr viel erdulden und auch wenn sie sich ins Leben zurückkämpft, bleiben am Ende für mich doch einige Fragen offen. Ich bin ein wenig hin- und hergerissen mit diesem Buch, vielleicht weil ich doch etwas mehr erwartet hatte. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die elf Zwischentexte, bei denen der Autor uns in seinen Schreibprozess mitnimmt. Mich jedenfalls hat diese Geschichte zwar bewegt, doch nicht so aufgewühlt, wie ich es sonst bei anderen Büchern mit realen Geschehnissen erlebe. Deshalb gibt es von mir gute 4 Sterne.


    ASIN/ISBN: 3498007386

    Stefan Zeh wurde 1991 in Stuttgart geboren und verfasste bereits als Kind Tagebücher und Kurzgeschichten. Seine ersten Werke waren Stuttgart-Krimis, die in seiner Heimatstadt spielen und neben präziser Ermittlungsarbeit immer ein schwieriges, gesellschaftliches Thema behandeln. Neben seiner Tätigkeit als Autor ist er leidenschaftlicher Gassigeher, liebt Spieleabende und verreist gerne in exotische Länder.


    "Je erfolgreicher einer lügt und je mehr Menschen er überzeugt, desto mehr Aussicht besteht, dass er am Ende an seine eigenen Lügen glaubt." (Hannah Arendt)

    Ein ungewöhnlicher Fall gibt dem Stuttgarter Ermittlerduo Martin Keller und Julia Beck Rätsel auf. Eine Mutter setzt einen verzweifelten Notruf ab. Darin behauptet sie, ihre neugeborene Tochter sei nach ihrem Autounfall entführt worden. Sie selbst war zum Zeitpunkt des Unfalls hochschwanger, wurde schwer verletzt und ihre älteste Tochter verstarb noch am Unfallort. Das klingt alles nach einer abenteuerlichen Anschuldigung. Besonders nachdem die Klinik den beiden Ermittlern bestätigt, dass die Frau gar nicht schwanger gewesen ist, sondern eine vorgetäuschte Schwangerschaft vorlag. Ist der Hilferuf von Nadja Raunfeld nur eine psychische Nachwirkung durch den Tod ihrer Tochter Hannah oder ist wirklich etwas Wahres an dieser Geschichte? Julia Beck schleust sich undercover als Patientin in die Klinik ein und entdeckt dort merkwürdige Vorgänge. Besonders ein verlassener Krankenhaustrakt hat es ihr angetan, der nur durch einen Aufzug erreichbar ist. Als von Nadja dann jede Spur fehlt, müssen die Ermittler schleunigst handeln.


    Meine Meinung:

    Dieser Kriminalfall fängt schon durchaus erschütternd an. Nicht nur, weil Nadja Raunfelds Tochter bei diesem Unfall verstarb. So glaubt sie wirklich, dass die Klinik ihr kürzlich entbundenes Kind entführt oder verschwinden hat lassen. Doch kann dies eine Klinik so einfach und was soll dann mit dem Kind geschehen sein? Genau mit diesen Fragen befasst sich die Stuttgarter Kripo. Für mich ist es mein erster Krimi dieses Stuttgarter Ermittlerteams. Der Anfang verspricht schon mal eine spannende Handlung. Gefährlich wird es außerdem, als sich Julia Beck in die Klinik einschleust. Der Schreibstil selbst ist locker, unterhaltsam und spannend, sodass ich das Buch kaum mehr weglegen kann. Die Ermittler fragen sich in diesem Fall sicherlich, wem sollen sie nun glauben? Hat die Mutter ihnen wirklich die Wahrheit gesagt oder stimmt die Geschichte, die Chefarzt Prof. Dr. Dietrich Kommissar Martin Keller erzählt? Haben wir es hier womöglich mit illegalem Kinderhandel zu tun oder steckt mehr dahinter? Weitere Tode und merkwürdige Behauptungen lassen die Ermittler allerdings dann doch stutzig werden, weshalb Julia dann undercover ermittelt. Was dann am Ende bei der Geschichte herauskommt, damit habe selbst ich nicht gerechnet. Mit den beiden Ermittlern hat der Autor sich zwei wirklich unterschiedliche Charaktere ausgedacht. Beide haben ihre Ecken und Kanten, doch vor allem ihre Stärken. Dabei ist Julia Beck eher die sympathische, ruhige und besonnene der beiden. Martin Keller hat da doch eher ein wenig cholerische Züge an sich und rastet darum schnell mal aus. Weitere Probleme bereitet Martin der erst kürzliche Verlust seines Partners, der unter tragischen Umständen ums Leben kam. Dies spürt man besonders in der Harmonie der beiden, die maßgeblich von Keller ausgeht. Er scheint sich mit Julia noch nicht so wohlzufühlen. Was ich gut nachvollziehen kann, im Anbetracht des Verlusts eines langjährigen Partners. Der Krimi selbst ist in zwei Zeitebenen geschrieben, bei dem mir zu Beginn noch nicht klar ist, worauf diese Geschichte hinausläuft. Dies wird mir erst ganz am Ende im vollen Umfang bewusst. Niemals hätte ich mit so vielen Wendungen und einem so überraschenden Ausgang gerechnet, die zudem beide Zeitebenen grandios ineinander einfließen lassen. Chapeau, hier hat sich der Autor eine wahrlich tolle Geschichte ausgedacht, die mich bis zum Ende gefesselt hat und der ich 5 Sterne gebe.:thumbup:


    ASIN/ISBN: B0DQVTF67R

    Geboren ist Mona Frick 1968 als Tochter einer deutschen Mutter und eines arabischen Vaters in Eschwege in Hessen. Seit ihrer Kindheit lebt sie mit Begeisterung in Stuttgart. Beim Südwestrundfunk sammelt sie seit 1999 Erfahrungen mit Geschichten und Hörspielen.


    "Das Leben in Rom ist wie ein ständiges Fest, voller Leidenschaft und Genuss." (Paolo Coelho)

    Die Einladung von Horst Bromstetters Nichte zu ihrer Hochzeit verschlägt die beiden in die italienische Hauptstadt Rom. Da bei dieser Einladung eine Gladiatorenente beigefügt war und Horst um den Fluch dieser Enten weiß, versteckt er sie schnell vor Erna. Es wird schon alles gut gehen, denkt er sich. Jedoch, am Tag der Hochzeit, verschwindet der Bräutigam kurz vor der Zeremonie. Wie es ausschaut, wurden sein Bodyguard und die Braut niedergeschlagen und er entführt. Horst sucht sich Rat bei seinem besten Freund, Oberkommissar a. D. Jürgen Schäfer. Allerdings sind diesem die Hände gebunden, liegt er doch nach einer Operation im Krankenhaus. Doch versucht er von dort aus, ihnen zu helfen, so gut es geht.


    Meine Meinung:

    Der zwölfte und letzte Fall für Kommissar Jürgen Schäfer und dem Ehepaar Bromstetter führt uns dieses Mal in die wundervolle Stadt Rom. Hier möchte Horsts Nichte heiraten und da sie die Einzige ist, die ihm nach dem Tod seiner Schwester geblieben ist, müssen sie dort auf alle Fälle hin. Skeptisch macht ihn nur die Gladiatorenente, die beigefügt war. Schließlich sind Enten seither kein gutes Omen für die Bromstetter gewesen, denn es gab dann immer eine Leiche. Der Bräutigam Stefano stammt aus einer wohlgesehenen Familie Roms, wobei er selbst sich wenig aus diesem Wohlstand macht. Da ist es natürlich naheliegend, dass man ausgerechnet ihn an seinem schönsten Tag entführt. Da sie keine Polizei einschalten sollen, liegt es nahe, dass Horst seinen Freund, Oberkommissar Schäfer um Rat fragt. Der schwäbische Kommissar, den ich nun seit 12 Kurzkrimis kenne, muss dieses Mal jedoch aus der Ferne ermitteln. Ich bin von diesem letzten Krimi positiv überrascht, vor allem über die ausführliche Vorgeschichte. Dadurch wird der Kriminalfall noch etwas persönlicher, als es sonst der Fall war. Die Geburt der drei Babys am selben Tag und die daraus resultierende Freundschaft werden dabei ebenfalls noch eine Rolle spielen. Zudem taucht mit Carabinieri Michele De Santis ein alter Bekannter von Schäfer und eine zusätzliche Überraschung auf. Dieser übernimmt die Ermittlungen in Stefanos Entführungsfall. Sehr ausführlich, interessant und bis zum Ende hin ungewiss fliegen die Seiten dieses Kurzkrimis nur so dahin. Zwar habe ich oft den Eindruck, wer der Täter sein könnte, doch dies stellt sich immer wieder als eine Finte heraus. Am Schluss bin ich dann schon positiv überrascht über den Ausgang. Natürlich darf der schwäbische Dialekt von unserem Urschwaben Jürgen Schäfer in diesem Krimi nicht fehlen, es ist quasi das Markenzeichen von ihm. Die Gladiatorenente auf dem Cover passt natürlich ausgezeichnet zur italienischen Hauptstadt und dem Kolosseum. Auch beim Beschreiben des Settings spüre ich, dass die Autorin direkt vor Ort in Rom recherchiert hat. Ob dies nun wirklich der letzte Fall für Jürgen Schäfer gewesen war, wird sich zeigen. Zumindest ist es der längste und ausführlichste, der von mir erneut 5 Sterne bekommt.:thumbup:


    ASIN/ISBN: B0DQ7GTZ37

    Christine Grän schrieb in den 70er-Jahren für den Bonner General Anzeiger, um danach in Botswana und Hongkong, Frankfurt, Bonn und München als Journalistin und Autorin zu arbeiten. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, unter anderem die Anna Marx-Krimis. Sie lebt heute in ihrer Geburtsstadt Graz.

    Marianne von Waldenfels ist Journalistin und Autorin. Nach ihrem Volontariat an der Axel­-Springer­-Akademie und Stationen bei Gruner & Jahr und ProSieben war sie viele Jahre stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift InStyle. Sie schrieb Sach- und Reisebücher und lebt und arbeitet in München.


    "Die 70er Jahre waren eine Zeit des Wandels, der Freiheit und des Fortschritts. Die Musik war berauschend, die Mode war kühn und die Menschen waren auf der Suche nach neuen Horizonten. Es war eine Ära der Liebe und des Friedens, in der Träume wahr wurden."

    April 1972:

    Bei ihrer nächtlichen Party in der Penthousewohnung stürzt die holländische Journalistin Nelie Hendriks von der Terrasse. Hat sie wirklich Selbstmord begangen oder wurde bei ihr nachgeholfen? Aber bringt sich eine Frau um und lässt ihr Kind alleine zurück? Zusammen mit ihrem Vorgesetzten, Polizeihauptkommissar Schulze, untersucht Kommissarin Clara Frings Nelies Tod. Dabei wird sie tatkräftig von ihrer Freundin Elfi Mayer, einer Journalistin bei der Bonner Zeitung, unterstützt. Die hat natürlich selbst das größte Interesse, eine gute Story zu ergattern. Verbissen bleibt Clara an ihrem ersten Fall, selbst nachdem die Akte geschlossen wird. Denn viel zu viele Ungereimtheiten geschehen rund um Nelies Tod. Doch wer war damals bei dieser Party alles dabei und hätte ein Interesse an Nelies Tod? In dem männerdominierten "Bonner Raumschiff" muss sie sich gegen Alt-Nazis, mächtige Männer aus der Politik und sogar Journalisten als Frau behaupten. Und auch in ihrem Privatleben gibt es nicht mehr viel zu lachen. Erst nach Willy Brandts Rücktritt kommt sie in ihrem Fall weiter voran.


    Meine Meinung:

    Ich hatte schon vermutet, dass mich bei diesem historischen Krimi relativ viel Politisches rund um die 70er Jahre erwartet. Allerdings habe ich nicht mit so vielen Einblicken in das Privatleben der Kommissarin Clara Frings gerechnet. Dadurch kommen meiner Meinung nach die Ermittlungen um ihren Tod etwas zu kurz. Überhaupt fand ich, ist dieses Buch eher ein politischer Gesellschaftsroman mit kriminellem Einfluss statt ein Krimi. Wer politisch allerdings an den 70er Jahren Interesse hat oder noch mehr erfahren möchte, der ist hier bestens aufgehoben. Allerdings war es mir an reiner Polizeiarbeit und Spannung dann doch etwas zu wenig. Dagegen erfahren wir viel über die politische Lage Bonns, Studentenproteste, RAF-Terrorismus und vor allem die schwere Lage der Frauen zu jener Zeit, die hier ausführlichst dargestellt wird. Damals gibt es noch keine Emanzipation, die Frauen sind in der Berufswelt eine Minderheit. Sie sind, wie man heute so schön sagt, das Heimchen am Herd. Ganz nach dem Motto aus diesem Buch: "Männer lieben Frauen, solange sie hübsch aussehen, hübsch daherreden und sich hübsch unterordnen." Clara Frings allerdings scheint da die Ausnahme zu sein. Sie hat es geschafft, als Kommissarin und darf nun ihren ersten Fall bearbeiten. Selbst wenn es ihrem Mann Hajo lieber wäre, dass sie ihr zweites Kind bekommt und wieder zu Hause bleibt. Jedoch will sie sich nicht mehr von einem Mann dirigieren lassen und verhütet heimlich. Genauso forsch geht sie in ihrem Beruf voran und das gegen jede Schwierigkeit vonseiten der starken Männerdomäne. Ich frage mich schon, warum damals ledige Frauen als Fräulein tituliert wurden. Nur gut, dass diese Anrede in den 70ern ebenfalls ihr Ende fand und die Frauen begannen, sich zu emanzipieren. Leider stelle ich mir unter einer hochspannenden Geschichte, wie der Klappentext bezeichnet, etwas anderes vor als dieses Buch. Von Bonn als Setting bekomme ich ebenfalls wenig zu spüren. Der Krimi könnte genauso gut in jeder anderen Stadt spielen. Lediglich weil damals Bonn noch Hauptstadt war, kann man es damit herleiten. Hervorragend dagegen sind die Recherchen der beiden Autorinnen über die damalige Zeit, die für mich allerdings nichts Neues war. Doch für jüngere Leser sind die Rückblicke in die Politik der 70er Jahre sicher interessant, nur sollte man keinen Krimi im herkömmlichen Sinne erwarten, sonst wird man enttäuscht. Darum bekommt dieses Buch von mir 3 Sterne.


    ASIN/ISBN: 342644688X

    Heidi Troi ist eine vielseitige Autorin, die sich nicht gern in Schubladen stecken lässt. Daher gibt es von ihr Krimis, Kinderbücher und Wohlfühlromane. Viele davon spielen dort, wo Heidi Troi aufgewachsen ist und jeden Stein kennt, nämlich in Südtirol.


    "Für die Liebe gibt es keinen Makel, keine Erniedrigung und keine Schande. Sie ist ein solches Licht, das alles erhellt, eine solche Wärme, die jedes Eis erhitzt, und eine solche Süßigkeit, die jede Bitternis benimmt." (Henry Fielding)

    In einem Chatverlauf finden Bunny und Blackpanther zueinander, allerdings soll es niemals zu einem Treffen zwischen ihnen kommen. Blackpanther ist Jason, ein Buchhalter, der durch seine dunkle Hautfarbe dem Mobbing eines Kollegen täglich ausgesetzt ist. Während Sina sich als Bunny hinter ihren vier Wänden auf Sylt versteckt. Eine Hasenscharte seit ihrer Geburt hat eine bleibende Narbe hinterlassen, für die sie sich nicht mal selbst im Spiegel betrachtet. So haben beide mit ihrem Aussehen und Erniedrigung zu kämpfen, ohne dass sie es ahnen. Nach neuen Vorkommnissen im Büro kündigt Jason, um im Berghotel seiner ehemaligen Kollegin Eva neu anzufangen. Zur selben Zeit bucht Sina ebenfalls im Hotel Liebelei, ohne dass sie es ahnt. Jasons Herzenswunsch geht im Berghotel in Erfüllung. Endlich mal kein Kollege, der ihn mobbt. Außerdem haben es ihm der Wasserfall und die schüchterne Sina angetan. Ob es ihr ebenso geht?


    Meine Meinung:

    Das Cover stellt wieder einmal recht authentisch dar, um was es in diesem Buch geht. Nämlich um zwei Menschen, die miteinander chatten, sehr unterschiedlich sind und dennoch irgendwie zusammengehören. Mobbing und Makel sind zwei Themen, die immer wieder zu Problemen unter Mitmenschen führen. Keine Frage, eigentlich leidet man selbst am meisten darunter, wenn man für seine Hautfarbe gepiesackt oder eine Narbe das eigene Gesicht entstellt. Dies ist auch nicht gerade förderlich für eine Beziehung, geschweige denn für Liebe. Doch der Mensch ist nicht gern alleine, er sucht seinen Deckel zum Topf genauso wie Bunny und Blackpanther, selbst wenn sie es noch nicht wissen. Der zweite Band der Reihe "Das kleine Berghotel am Wasserfall" führt uns erneut ins Hotel Liebelei in die Südtiroler Berge. Ein Hotel der ganz anderen Art. Hier werden die Gäste nach ihren Briefen ausgesucht, die sie zuvor schreiben müssen. Oma Rosi sucht dann die idealen Gäste aus, die zusammenpassen könnten, und der magische Wasserfall tut dann sein Übriges dazu. So ist es also keine Überraschung, dass es die beiden Chatpartner Bunny und Blackpanther ebenfalls dorthin verschlägt. Obwohl Jason ja eigentlich als Buchhalter dort seinen Job verrichtet und nicht als Gast. Mit viel Liebe zum Detail nimmt uns die Autorin mit zu Problemen, die auch heute noch extrem verbreitet sind. Nämlich soziale Ungerechtigkeit, Erniedrigung (Mobbing), welches fast immer schwache Menschen trifft, und der heutige Schönheitswahn, unter dem vor allem Menschen leiden, die mit Makeln behaftet sind. Themen, die sogar heute noch Betroffene bis in den Selbstmord treiben. Zum Glück ist dies bei unseren beiden Charakteren nicht der Fall, denn sie finden füreinander Verständnis. Verständnis, das heutzutage leider den meisten fehlt und sie es deshalb an Schwächeren auslassen. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen, da ich selbst seit der Kindheit Erniedrigung erdulden musste, und ich glaube, der Autorin erging es ähnlich. Umso schöner ist die romantische Liebesgeschichte, die sich daraus ergibt, auch wenn es immer wieder Aufs und Abs gibt. Natürlich gibt es einen solchen Wasserfall nicht wirklich, aber es wäre schon schön. Sehr liebevoll und herzlich sind nicht nur die beiden Protagonisten dargestellt worden, sondern auch die Hotelmitarbeiter. Das Einzige, was etwas unrealistisch auf mich wirkt, sind die inzwischen vielen Mitarbeiter für die wenigen Gäste. Trotzdem gebe ich gerne 5 Sterne für ein wenig Träumen. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0DS92Y48X

    Elisabeth Büchle hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wurde für ihre Arbeit schon mehrfach ausgezeichnet. Ihr Markenzeichen ist die Mischung aus gründlich recherchiertem historischen Hintergrund, abwechslungsreicher Handlung und einem guten Schuss Romantik. Sie ist verheiratet, Mutter von fünf Kindern und lebt im süddeutschen Raum.


    "Denn Gott nimmt die Schuld von mir, wenn ich etwas aufrichtig bereue, und versenkt sie in den Tiefen des Meeres. Dort, wo ist sie nie mehr hervorholen kann." (Buchauszug)

    Liliensee 1966: Nach ihrem Studium ist Bärbel nun wieder nach Vierbrücken zurückgekehrt, wo sie künftig als Lehrerin unterrichtet. Viel hat sie sich vorgenommen für den Unterricht und die Kinder. Allerdings lasten ein erneuter Vorfall und jenes Unglück aus der Kindheit schwer auf ihr. Diese Verunsicherung und Ängste sind es, die immer wieder die Hände nach ihr ausstrecken und sie in Panik versetzen. Und noch jemand anderes verunsichert sie, ihr Jugendfreund Ralf Vogel, der ebenfalls zurückgekehrt ist und nun als Tierarzt bei Ben mithilft. Die verschütteten Gefühle für Ralf kehren zurück, obwohl Bärbel weiß, dass sie niemals heiraten wird. Schließlich hat sie das den Bewohnern und Wohlgebern versprochen. Außerdem, welcher Mann will schon eine Frau mit einer Narbe im Gesicht? Ein herannahendes Herbstunwetter wird sie jedoch eines Besseren belehren.


    Meine Meinung:

    Der Blick auf den See mit den herbstlichen Blättern auf dem Cover ist passend für diese Geschichte. Wie immer bei der Autorin ist das Buch einfühlsam, lebendig und mitfühlend geschrieben. Und so kann ich mich sehr gut in die Charaktere hineinversetzen, die durch ihren starken Glauben geprägt sind. Jedoch hadert Bärbel trotzdem mit ihrem Schicksal bzw. dem Aussehen und der unschönen Narbe, die ihr Gesicht seit dem damaligen Unfall ziert. Was in ihrer Kindheit damals geschehen ist, das kann man in "Liv-Neuanfang mit Hindernissen" nachlesen. Welches quasi den Auftakt zur Liliensee-Reihe bildet, dass nun mit Band 4 das Ende ist. In diesen Büchern dreht sich alles um die Försterfamilie Vogel mit den Söhnen Robert, Georg, ihrer Cousine Ellen und Ralf. Dabei spielt natürlich Mutter Charlotte mit ihren Verkupplungsversuchen ebenfalls eine tragende Rolle. Sie meint es natürlich immer gut, wenn sie für ihre Söhne die richtige Frau aussucht. Dieses Buch spielt im Jahre 1966, was man eigentlich nur an dem Lehrerinnenzölibat merkt. Was allerdings schon 1951 abgeschafft wurde, wie die Autorin am Ende erklärt. Beim Hochwasser merkt man es ebenfalls, bei dem man natürlich nicht mit Handys Hilfe holen kann wie heutzutage. Da kann so ein Unwetter schon mal ganz anders ausarten und man ist mehr auf Hilfe angewiesen, als es heute der Fall ist. Dadurch spürt man hier eindeutig mehr Nachbarschaftshilfe, Familienzusammenhalt und Nächstenliebe. Was mich aber verwundert, ist, dass kaum jemand die beiden vermisst, weil sie vom Unwetter doch länger abgeschnitten sind. Köstlich amüsiert hat mich die Entwicklung des kleinen Horvart Joe Frazier, den Bärbel abgemagert im Schulhaus vorfindet. Mit ihm scheint das Eis bei Bärbel zu brechen, was sie für andere Menschen ein wenig unnahbar macht. Außerdem schenkt Ralf ihr genug Gottvertrauen und Liebe, um ihre Ängste und Panik zu überwinden. Ich finde es immer wieder schön zu sehen, wie die Autorin den Lesern aufzeigt, wie man einen Schicksalsschlag mit Glauben und Gebet überwinden kann. Sicher trifft das nicht mehr auf jeden zu. Doch ist es nicht auch heute noch so, dass wir bei schweren Schlägen noch immer Hilfe im Glauben suchen? Dass aus der quirligen, angstfreien Bärbel eine verkrampfte, ängstliche Lehrerin mit Panikattacken wurde, hat die Autorin hier sehr gut dargestellt. Mir gefällt es immer wieder, wie die Autorin den Lesern aufzeigt, wie man einen Schicksalsschlag mit Glauben und Gebet überwinden kann. Sicher trifft das nicht mehr auf jeden zu. Doch ist es nicht auch heute noch so, dass wir bei schweren Schlägen noch immer Hilfe im Glauben suchen? Dass aus der quirligen, angstfreien Bärbel eine verkrampfte, ängstliche Lehrerin mit Panikattacken wurde, hat die Autorin hier sehr gut dargestellt. Ralf dagegen wirkt auf mich noch immer erfrischend lebendig und junggeblieben, was sich auf Bärbel überträgt. Heiter geht es auch bei Johann zu, den Charlotte ebenfalls heimlich verkuppeln möchte. Doch dieser setzt zur Gegenwehr an und plötzlich hat selbst sie Skrupel. Ein Buch, das ich wieder wie alle die anderen Bücher von ihr verschlungen habe und dem ich 5 Sterne gebe. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3986950761

    Jennie Godfrey ist in Yorkshire geboren und aufgewachsen. Um sich ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen, hat sie ihren Job als Personalleiterin bei einem großen DAX-Unternehmen aufgegeben. ›Unser Buch der seltsamen Dinge‹ ist ihr erster Roman, der nach Erscheinen sofort auf Platz 3 der ›Sunday Times‹-Bestsellerliste eingestiegen ist.


    "Die Götter sind seltsam, sie bestrafen uns für das, was gut und menschlich in uns ist, genau so wie für das, was schlecht und böse ist." (Oscar Wilde)

    Es sind die 70er-Jahre, Margaret Thatcher regiert in Großbritannien und in Yorkshire treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Der sogenannte Yorkshire-Ripper mordet ähnlich wie sein Namensgeber Jack the Ripper Frauen. Die 12-jährige Miv hat deshalb Angst, von ihrer Freundin Sharon getrennt zu werden. Denn Mivs Vater erwägt es, mit seiner Familie wegzuziehen. Jedoch wäre es für Miv undenkbar, Sharon nicht mehr jeden Tag zu sehen. Besonders da sie sich zu Hause, nachdem ihre Mutter nicht mehr spricht und Tante Jean den Haushalt führt, nicht mehr wohlfühlt. Was wäre, wenn sie den Mörder finden und nicht mehr wegziehen müssten? Bei ihren täglichen Observationen schreiben sie Dinge in ein Notizbuch, die ihnen seltsam vorkommen. Doch wie sollen sie den Ripper finden, wenn nicht mal die Polizei dies schafft?


    Meine Meinung:

    Von 1975 bis 1980 versetzt der Yorkshire-Ripper die Menschen der Grafschaft in Angst und Schrecken. In dieser relativ kurzen Zeit werden 13 Frauen ermordet und 7 weitere schwer verletzt, wobei einige seiner Opfer Prostituierte waren. Im Januar 1981 wird der Mörder überraschend festgenommen, weil er ein Auto mit gefälschtem Nummernschild fuhr. Dieses Buch ist kein reiner Krimi, sondern hier geht es eher um eine Mädchenfreundschaft, die sich sogar noch um weitere Personen erweitert. Aber natürlich auch um die ganze Auswirkung eines Mörders auf die Anwohner Yorkshires. Für Miv ist klar, dass die Polizei viel zu wenig tut, um diesen Mörder zu finden. Während Sharon zunächst eher zurückhaltend und ängstlich ist, möchte sie ihre Freundin jedoch nicht enttäuschen. Zusammen beobachten sie die Menschen in ihrer Nachbarschaft und finden einige suspekte Dinge, die sie in ihr Notizbuch schreiben. Im Laufe des Lesens erscheint es, als ob jeder Geheimnisse und Lügen mit sich herumschleppt. Dem Mörder selbst begegnen sie nicht wirklich. Jedoch habe ich immer das Gefühl, als wären sie ihm sehr nah. Was sich jedoch intensiviert, ist ihre Freundschaft. Die einzelnen Kapitel werden aus der Sicht von Miv dargestellt, allerdings dringen wir außerdem in die Gedanken anderer Personen ein. Das Buch befasst sich mit weiteren Themen wie Rassismus, Mobbing, Missbrauch, häuslicher Gewalt, Verlust und Trauer. Dabei beschreibt sie die einzelnen Charaktere sehr authentisch, sodass man sich leicht in sie hineinversetzen kann. Miv und Sharon finde ich sehr mutig für ihr Alter. Ich glaube, ich hätte mich niemals getraut, in dem Alter auf Mördersuche zu gehen. Beeindruckend finde ich den pakistanischen Ladenbesitzer Omar und seinen Sohn Ishtiaq, denen es nicht nur wegen ihrer Religion, sondern vor allem wegen des Migrationshintergrunds schwer gemacht wird. Mir hat vor allem die Freundschaft zwischen Miv, Sharon und Ishtiaq, die sich hier entwickelt, sehr gut gefallen. Sie hat allerdings auch Auswirkungen auf die Freundschaft der beiden Mädchen. Außerdem finde ich das Setting und die Darstellung der politischen Lage Großbritanniens bemerkenswert. Man spürt sofort, dass die Autorin selbst in Yorkshire aufgewachsen ist. Ich fühle mich wirklich in die 70er-Jahre zurückversetzt, wo noch kein Smartphone oder Internet unser Leben bestimmen. Das Ende hat mich dann doch ein wenig überrascht und erschüttert und ich gebe dem Buch 4 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3423284331

    Kai Bliesener, geboren 1971 in Waiblingen, war als Kommunikationsexperte, Mediendesigner und Pressesprecher für verschiedene Verbände und Unternehmen tätig. Er arbeitet als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das Theaterhaus Stuttgart sowie als freiberuflicher Autor und Texter. Er lebt mit seiner Familie in Weinstadt.

    "Die Leute können dir sagen, dass du den Mund halten sollst, aber das hindert dich nicht daran, deine eigene Meinung zu haben." (Anne Frank)

    Stuttgart 1945: Im gefürchteten Stuttgarter Hotel Silber soll die neue Kriminalpolizei aufgebaut werden. Paul Kramer bewirbt sich dafür. Doch gleichzeitig muss er an einen Ort zurückkehren, an dem er wenige Tage vor Kriegsende von der Gestapo gefoltert wurde. Selbst nach Ende des Kriegs sind der Hass und die Ideologie des Nationalsozialismus allgegenwärtig. Es zeigt sich recht schnell, wer von seinen Kollegen noch immer auf welcher Seite steht. Besonders nachdem bei einer Razzia ein Jude per Kopfschuss getötet wurde. Paul soll nicht nur in dem Fall ermitteln, sondern außerdem den Tod von Vera Wallner aufklären. Dabei werden die Ermittlungen für ihn zur größten Gefahr.


    Meine Meinung:

    Nach seinem letzten Krimi aus den Fellbacher Weinbergen war ich schon sehr gespannt auf sein neustes Buch. Diesmal geht es in die Geschichte Stuttgarts ins Jahr 1945. Nachdem nun der Krieg zu Ende ist, suchen die Alliierten Bürger, mit denen man die neue Kriminalpolizei aufbauen möchte. Was natürlich nicht so einfach ist in einem Land, wo sich fast jeder zu Hitler und seinen Idealen bekennen musste. Für Paul, der seiner Folter und der Gestapo gerade noch mit dem Leben davonkam, ist es die Gelegenheit. Im Hotel Silber gibt es auch ein Wiedersehen mit seiner großen Liebe Hilde, dessen Vater ihn der Gestapo ausgeliefert hat. Jedoch ist es nicht einfach für die Kripo und Polizei, die zu Beginn noch ohne Waffen Streit und Unruhen schlichten müssen. Selbst als Stuttgarterin habe ich bisher nichts über das Hotel Silber gewusst, sodass ich überaus neugierig auf dieses Buch war. Das ehemalige Hotel wurde schon kurz vor dem Krieg zum Polizeipräsidium, bis es 1936 dann an die politische Polizei, die sogenannte Gestapo, überging. In den drei Verwahrzellen im Keller wurden viele Menschen inhaftiert und gefoltert, unter anderem der Politiker Kurt Schumacher sowie die Widerstandskämpferinnen Liselotte Hermann und Lina Haag. Wie viele Menschen in dieses Hotel hineingingen und nicht mehr herauskamen, ist mir nicht ersichtlich. Außerdem geht es um den Tod des jüdischen Bürgers Jakob Beerbaum, der bei einer Schwarzmarktrazzia getötet wird. Mit viel Liebe zum Detail nimmt uns der Autor in die Machenschaften der Gestapo und ihre extremen Foltermethoden mit und natürlich mit den Vorkommnissen, die anschließend bei der Kripo geschehen. Als großer Fan von realistischen Geschichtsereignissen ist dieser Krimi genau das Richtige für mich. Ich hätte nicht vermutet, dass vieles aus dem Buch nach wahren Begebenheiten entstammt. Das ist natürlich eine ganz andere Art von Krimi, wie man ihn sonst liest, hier fließt natürlich noch zusätzlich viel deutsche Geschichte mit hinein. Ermitteln unter schwersten Bedingungen kann man da nur sagen, und interessante Charaktere machen diesen Kriminalfall zu einem ganz bemerkenswerten Buch. Bei dem ich insbesondere mit Paul mitfiebere. Sehr detailliert und gefühlvoll zeigt uns der Autor, wie es Menschen erging, die mit Hitlers Regime nicht klarkamen oder einfach anders waren, wie Homosexuelle, Juden, Kommunisten, Roma oder Widerstandskämpfer. Ich jedenfalls kann den Krimi nur weiterempfehlen, besonders wenn man mehr über die Zeit vor und nach dem Krieg erfahren will. Von mir bekommt dieser Krimi 5 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 374082123X

    Martin Conrath ist in Neunkirchen geboren. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Schlagzeuger und tourte über 20 Jahre mit Bands und Ensembles durch Deutschland, bevor er sich dem Journalismus zuwandte und für verschiedene Zeitungen tätig war. Nebenbei arbeitete er als freier Schriftsteller und Personalvermittler und lehrte Journalismus, Stilistik und Kommunikation. Heute schreibt er Krimis und historische Romane und lebt in Düsseldorf.


    "Wer da will ein Bergmann sein, er muss ohne Angst und Pein in die Grube fahren und hingegen reich Metall aus der Erde schlagen. (histor. Bergmannsspruch)

    34 Jahre ist es her, als in der Zeche Ludwig zwölf Bergmänner verschüttet und nicht mehr gefunden wurden. Bei einer Routinekontrolle der Elektronik kommt es zum Wasserdurchbruch. Dabei werden Knochen gefunden, die auf "Das Wandernde Dutzend", wie man die vermissten Bergleute nennt, hinweisen. Allerdings werden nicht zwölf Skelette, sondern dreizehn geborgen. Wer ist der unbekannte Tote, der mit einem Kopfschuss getötet wurde? Werner Fleming, der bei dem Wassereinbruch verletzt und traumatisiert wird, gehört zu den damaligen Überlebenden. Kommissarin Elin Akay ermittelt und zieht die Forensikerin Jana Fäller als Beraterin hinzu, deren Vater ebenfalls ein Überlebender von damals war. Elin und Jana stoßen unter den überlebenden Bergmännern auf ein Geheimnis, das viel zu lange unter Gestein verschüttet war. Als das Opfer enthüllt wird, ist ihnen klar, dass einer der Bergmänner abgedrückt haben muss. Elin ist sicher, er wird es wieder tun, um nicht entdeckt zu werden.


    Meine Meinung:

    Ein stillgelegtes Bergwerk ist schon ein interessantes, aber auch unheimliches Setting für einen Kriminalfall. Doch gerade dies ist es, was mich neugierig auf dieses Buch macht. Ich lerne auch zu Beginn recht viel über die Zeche und die Arbeit der Bergleute. Recht schnell findet Kommissarin Elin Akay heraus, dass Rudolf Mergent mehrere Bergmänner um ihr Geld betrogen hat. Er hat ihnen eine Geldanlage schmackhaft gemacht, wo viele der Kumpels ihr hartverdientes Geld anlegten. Leider erwies sich diese Investition als Betrug und alle haben ihre Ersparnisse verloren. Kein Wunder, weshalb viele der Bergmänner nicht gut auf ihn zu sind. Heftig stell ich mir außerdem vor, wenn man wie Elin Akay unter Klaustrophobie leidet und ausgerechnet zu einem Tatort in ein Bergwerk einfahren muss. Da gehört schon wirklich viel Überwindung dazu, so einen Fall nicht lieber abzugeben. Doch da sie weiß, dass der Vater von Freundin Jana Fäller ebenfalls ein Bergmann war und sie noch immer eine gute Verbindung zu dessen Kumpels hat, zieht sie diese zur Beratung dazu. Allerdings hat Jana ganz andere Sorgen. Sie wird für den Tod eines Klienten von dessen Bruder beschuldigt. Jana ist sich nicht sicher, ob er auf Rache sinnt, zumindest scheint er sie zu stalken. Doch eines ist sicher. Entweder ist unter den sieben verbliebenen Bergleuten ein Schuldiger oder aber er lebte inzwischen nicht mehr. Anhand zweier Handlungsstränge, die in der Gegenwart und Vergangenheit spielen, erfahre ich als Leser, was damals wirklich geschehen ist. Leider wird mir in dem Buch doch zu viel über das Privatleben der Ermittler berichtet. Dies wiederum zieht für mich die Geschichte oft unnötig in die Länge. Auch die Ermittlungen werden dadurch etwas unrealistisch und weisen einige Schwächen auf. Zum Beispiel kann ich mir nicht vorstellen, dass die alten Kumpels von damals für eine Rettungsaktion in den Schacht einfahren. Geschweige denn, dass sie mal ebenso Geröll mit einfachen Mitteln entfernen. Dies finde ich dann schon etwas surreal und unrealistisch, diese Beschreibung. Ebenfalls unrealistisch finde ich den Journalisten, der die Ermittlungsarbeit der Polizei übernimmt. Zwar habe ich diese Geschichte gerne gelesen, schon alleine wegen des ungewöhnlichen Settings. Jedoch so richtig warm geworden bin ich noch nicht mit den Ermittlern. Ich hatte den Eindruck, als ob sich der Autor schwertut, in die weibliche Rolle einer Ermittlerin einzutauchen. Ich frage mich nur, warum tun sich das Autoren an, nur wegen der Frauenquote? Dann sollten sie es lieber lassen. Von mir bekommt das Buch 3 1/2 Sterne mit Luft nach oben.


    ASIN/ISBN: B0CZ838PBM