Klappentext:
Leo, Grete, Alex und Jannis haben schon mal eines gemeinsam: Ihre Familien halten es einfach nicht mehr aus mit ihnen, weshalb sie auf eine Therapie-Camp-Tour geschickt worden sind. Die schwedischen Wälder sind zwar nicht gerade die Wüste, aber verbannt und verraten fühlen sie sich trotzdem. Alex hasst es, ohne ihre Freunde zu sein, aber wenn es sein muss, ist sie eben eine One-Girl-Gang. Perfektes Opfer ist Grete mit den schicken Klamotten, die garantiert das erste Mal von Mami weg ist. Für Jannis ist das Camp die letzte Chance. Also macht er genau das, was er immer macht, aber nie soll: Er schlägt um sich. Typen wie Jannis geht der introvertierte Leo normalerweise aus dem Weg, aber seit sie ihn in diesem bekloppten Camp auf kalten Digital-Entzug gesetzt haben, ist er selber kurz vorm Ausflippen.
Über die Autorin (Quellen: Wikipedia und Portrait im Buch):
Adriana Popescu (geboren 1980 in München) ist eine deutsche Schriftstellerin mit rumänischen Wurzeln. Sie studierte Literaturwissenschaften und schrieb fürs Fernsehen und diverse Magazine, ehe sie sich ganz dem Schreiben von Romanen zuwandte. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie nach mehreren Absagen im Selfpublishing, inzwischen werden ihre Bücher von verschiedenen Verlagen herausgebracht. Ihr Buch "Morgen irgendwo am Meer" wurde 2022 verfilmt und gewann 2023 beim Bremer Filmfest den Publikumspreis Bremer Film. Adriana Popescu, die auch unter mehreren Pseudonymen schreibt, lebt in Stuttgart.
Persönlicher Eindruck:
Die Geschichte wechselt kapitelweise die Sicht zwischen den vier Jugendlichen, für die der Kanu-Trip in Schweden der ungezählteste Versuch ist, mit dem ihr jeweiliges Umfeld ihren Problemen beikommen will. Gelegentlich werden Ansichten weiterer Handelnder eingestreut.
Die ersten Kapitel sind schwere Kost, weil die Jugendlichen unglaublich kaputt zu sein scheinen und jeden, der ihnen helfen will, mit Gewalt von sich wegstoßen. Gleichzeitig versuchen die Betreuer es mit Methoden, mit denen schon viele Pädagogen, Psychologen und Therapeuten vor ihnen gescheitert sind, mit Verständnis, das zumindest durch die Brille der Jugendlichen arg aufgesetzt wirkt. Zuletzt bekriegen die Jugendlichen sich auch untereinander, auch das macht es schwer, mit irgendeinem davon warm zu werden.
Erst nach und nach öffnen sich die Jugendlichen und offenbaren damit auch dem Leser, welchen Ballast sie wirklich mit sich herumschleppen. Stück für Stück wird erkennbar, dass die vermeintlichen Probleme die Wirkung sind, während die Ursachen viel tiefer liegen. Diese Wahrheiten machen die Jugendlichen nahbarer, und man drückt ihnen die Daumen, dass sie den Weg, auf den das Camp sie geführt hat, auf den sie sich ein Stück weit auch gegenseitig führen, erfolgreich fortsetzen können.
Adriana Popescu beschreibt den Findungsprozess glaubwürdig. Durch die gewählten Perspektiven kann der Leser keinen Wissensvorsprung erlangen, er kann bestenfalls ahnen, dass hinter dem Verhalten der vier mehr steckt als das, was von außen sichtbar wird. So ist er gezwungen, sich der Wahrheit mit den gleichen Hürden zu nähern wie die Protagonisten, teils auf Umwegen und mit überraschenden Rückschlägen.
Fazit:
Unbedingt lesenswert, wenn man bereit ist, einen mühsamen Weg zu sich selbst als Leser mitzugehen.
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ASIN/ISBN: 3570315363 |