Überreste – Daryll Delgado

  • Kröner Verlag, 2025

    288 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Tacloban, Leyte, Philippinen. Der Super-Taifun Haiyan, der »perfekte Sturm«, hat die Insel heimgesucht. Ann kehrt nach 20 Jahren im Auftrag einer NGO in ihre Heimatstadt zurück – und wird überrollt von Kindheitserinnerungen, denen sie inmitten der Trümmer auf den Grund zu gehen versucht: einem großen, düsteren Familiengeheimnis, Gruselgeschichten von einer Bestie, die umgeht in Tacloban, Menschen, die plötzlich in ihr Leben traten und ebenso schnell wieder verschwanden. Gleichzeitig widmet sie sich der Aufgabe, in der völlig zerstörten Stadt nach jenen Fragmenten zu forschen, die vom Leben der Menschen übrigbleiben, wenn ihre Existenz fast vollständig vernichtet wird: ihren Erinnerungen. Mitreißend, alltagsnah, ungewöhnlich authentisch: Es fühlt sich an wie mittendrin. Mittendrin in der Klima-Katastrophe, dort, wo sie schon längst da ist. Mittendrin in einer Kindheit in der Diktatur, zwischen Licht und Schatten, Wahrheit und Lüge, ganz oben und ganz unten, wo nicht einmal die eigenen Lieben sind, was sie scheinen. Mittendrin in der Realität der Überlebenden: Sieben in die Handlung eingewobene Original-Interviews gehen unter die Haut, indem sie erst richtig fassbar machen, was der Taifun für die Menschen bedeutet: den Schmerz und den Verlust, aber auch die Hoffnung auf ein – vielleicht besseres – Leben danach.


    Über die Autorin:

    Daryll Delgado, aufgewachsen in Tacloban, lebt mit ihrem Mann in Quezon City. Für ihre Belletristik gewann sie den ›Manila Critics Circle/Philippines National Book Award‹ und war Finalistin für den ›Madrigal-Gonzales First Book Award 2013‹. Daryll Delgado gewann Schreibaufenthalte in verschiedenen Ländern und arbeitete, nach Abschlüssen in Journalismus und vergleichender ­Literaturwissenschaft, als Dozentin an verschiedenen Universitäten der Philippinen. Derzeit ist sie für eine internationale NGO in Südostasien tätig.


    Über die Übersetzerin:

    Gabriele Haefs ist eine der bekanntesten Übersetzerinnen Deutschlands (u. a. von Jostein Gaarder, Camilla Grebe, Anne Holt, Máirtín Ó Cadhain). Auszeichnungen u. a.: Gustav-Heinemann-Friedenspreis, Sonderpreis des Dt. Jugendliteraturpreises für ihr übersetzerisches Gesamtwerk, Königlich-Norwegischer Verdienstorden.


    Mein Eindruck:

    Überreste ist ein Roman der philippinischen Autorin DDaryll Delgado, der über den Zustand der Insel Leyte nach den Verwüstungen des Taifun Haiyan im Jahr 2013 erzählt.

    Die Hauptfigur Ann reist im Auftrag einer NGO in ihre alte Heimatstadt Tacloban, um Zeugenberichte zu sammeln. Diese sind, offenbar authentisch, immer wieder in den Romantext eingestreut.

    Immer wieder sind auch Wörter oder Sätze in der philippinischen Sprache Waray eingestreut. Das vermittelt zusätzlich ein Gefühl für die Umgebung.


    Ann wird bei ihrer Ankunft von Erinnerungen an ihre Kindheit und Familie überwältigt. Sie verbindet ihren Auftrag dann auch mit dem Suchen der verschwundenen Tochter eines Bekannten.

    Obwohl Ann aus der Gegend stammt, spürt sie auch einen sozialen Unterschied. Obwohl sie helfen will, schützt sie das Privilegierte und das haben die meisten Menschen hier nicht. Damit werden Klassenunterschiede deutlich und nicht jeder teilt Anns Auffassung. Ann merkt, dass es Grenzen für sie gibt und gerät in eine innere Krise.


    Es ist ein reichhaltiges, nicht immer einfaches Buch, das einen intensiven Eindruck der Philippinen vermittelt.


    ASIN/ISBN: 3520630036