Like a complete unknown

  • Der Film beginnt mit Dylans Ankunft in New York und seinem Besuch beim schon schwer erkrankten Woody Guthrie, an dessen Krankenbett er Pete Seeger kennenlernt, der ihn bei sich aufnimmt, bis er bei seiner Freundin Suze - die im Film anders heisst - unterkommt und während ihrer Abwesenheit eine Affäre mit Joan Baez beginnt. Er klampft und schreibt Songs, und am Ende spielt er E-Gitarre beim Folkfestival und keiner hat ihn mehr lieb, außer ihm selber, aber das war schon vorher so.

    Dieser Film ist kein Biopic, wie es angekündigt wurde, es ist die Verfilmung seines Wikipedia-Artikels, unterlegt mit einigen Songs einer beliebigen “best of” oder "Greatest Hits” - Zusammenstellung, vor dem Hintergrund eines wunderschön fotografierten New York der 60er Jahre, hier sieht selbst der Dreck sauber aus, sofern man überhaupt welchen zu Gesicht bekommt.

    Eine Antwort, wer Dylan wirklich ist - oder besser zu verschiedenen Zeiten sein wollte - gibt es nicht, was auch nicht zu erwarten war. Aber auch wer Suze-mit -anderem-Namen war bleibt offen - ebensowenig erfahren wir über Joan Baez, außer das sie wunderschön aussieht und beim selberklampfen schön singt.

    Es fallen viele bekannte Namen, die Darsteller sehen denen, die sie verkörpern sogar hin und wieder etwas ähnlich, doch keine er Figuren wird in irgendeiner Form außerhalb ihrer Funktion erklärt, keiner unter den Darstellern - auch nicht der Hauptdarsteller - muss hier mehr tun als gut auszusehen, während er etwas sagt.

    Timothée Chalamet ist vermutlich ein wirklich guter Schauspieler, zeigen kann er es hier nicht, ein Umstand welchen ich eher der Regie zum Vorwurf mache denn diesem Schauspieler, der mit Sicherheit in der Lage gewesen wäre uns mehr zu zeigen als diese mainstreampublikumverträgliche Mischung aus Künstler und Arschloch. Auch wenn das New York der beginnenden 60er Jahre und der beginnende Folkboom unter beinahe so vielen Klischees begraben ist wie Dylan selber, sind Zeit und Ort trotzdem noch eine faszinierende Kulisse, vor welcher ein zerlumpter, obdachloser Folksänger versucht Fuss zu fassen. Und da man den echten Bob Dylan sowieso nicht kennt, hat man jede Freiheit einen zu erfinden, mit der Legende zu spielen, aus dem Überfluss der Quellen und Geschichten und Legenden etwas zu gestalten, das wenigstens den Versuch unternimmt sich der Legende zu nähern, sie zu verstehen, zu erklären und zu deuten.

    Nichts davon geschieht hier. Der Film ist harmlos und uninteressant - und schnell wieder vergessen, da Dylans Weg zum Erfolg ohne nennenswerte Probleme abläuft wie ein Uhrwerk. Er schreibt Songs, nimmt diese auf und vögelt zwei schöne Frauen, viel mehr passiert nicht.

    Und es gibt noch eine Enttäuschung! Obwohl an prominenter Stelle angekündigt, tritt Edward Norton in diesem Film nicht auf.

    Aber dafür werden wir Zeuge, wie Pete Seeger sich selber spielt - und in manchen Einstellungen, im richtigen Licht…..

    ….. sieht er ein bisschen aus wie Edward Norton.



    ASIN/ISBN: B0F4XKWHG6