Unsere Tage am Fluss - Karin Lindberg

  • Klappentext (Amazon):


    Deutschland, heute: Eine rätselhafte Botschaft im Nachlass ihrer Großmutter führt Elisa nach England auf das majestätische Rosewood Manor. Unter einem Vorwand beginnt sie dort zu arbeiten, um nach einem verschollenen Tagebuch zu suchen –, und trifft auf den reservierten Hausherrn Calam. Beide gehen sich anfangs aus dem Weg, bis Elisa erkennt, dass sie mehr mit Calam verbindet als gedacht. Bei ihren gemeinsamen Recherchen kommen sie sich näher und ihr Geheimnis lastet immer schwerer auf ihr. Als sie endlich das Tagebuch findet, droht alles zu zerbrechen …

    England, 1908: Harriett Lyndham führt ein Leben im goldenen Käfig. Ihre Ehe gleicht einer Fassade, hinter der sich nur noch Leere verbirgt. Doch dann kommt der charismatische Arzt Arthur Schelling nach Rosewood Manor – und zum ersten Mal seit Jahren fühlt Harriett wieder. Zwischen heimlichen Blicken und verbotenen Berührungen entflammt eine Leidenschaft, die beide in den Abgrund zu reißen droht. Denn Harrietts Ehemann ist nicht bereit, sie gehen zu lassen …



    Meine Rezension:


    Ein Tagebuch auf Rosewood Manor


    Investigativjournalistin Elisa aus Hamburg erlebt einen herben Rückschlag im Beruf und erfährt gleichzeitig aus dem Nachlass ihrer Großmutter, dass auf dem Anwesen Rosewood Manor im englischen Windsor ein Tagebuch verborgen sein soll mit wichtigen Aufzeichnungen. Was soll Elisa mit dieser Information anfangen? Wie es der Zufall will, sucht man für das Anwesen auf Rosewood Manor eine Haushaltshilfe, worauf sich die junge Frau kurzerhand bewirbt.


    In zwei Zeitebenen geht es abwechselnd im Jetzt und im Jahre 1908 unterhaltsam voran, zwei entschlossene Frauen stehen da wie dort im Mittelpunkt und haben ein deutliches Ziel vor Augen. Elisa will das Rätsel um das Tagebuch lösen und die darin enthaltenen Geheimnisse ergründen, während der Leser direkt in die Geschichte von Harriett im beginnenden 20. Jahrhundert eintauchen darf und hautnah miterlebt, wie diese nach dem Tod ihres Vaters mit einem deutlich älteren Earl verheiratet wird und keineswegs glücklich ist in dieser arrangierten Ehe. Behutsam entwickelt Karin Lindberg die beiden Handlungsstränge, setzt auf liebevolle Details und stellt dadurch rasch eine persönliche Nähe her zu den einzelnen Figuren. Insbesondere die Lebensumstände 1908 werden anschaulich herausgestrichen, die Abhängigkeit der Frau mehr als deutlich in Szene gesetzt. Der moderne Arzt Arthur Schelling gleicht einem Hoffnungsschimmer, der allerdings rasch wieder verglimmt, die Spannung spitzt sich nochmals deutlich zu.


    Ein wunderbarer Roman aus der bewährten Feder Karin Lindbergs, der alte Geheimnisse und zarte Liebe auf gekonnte Weise miteinander verknüpft und den Wert der Familie in den Mittelpunkt rückt. Mit Elisa auf den Spuren ihrer Ururgroßmutter zu wandeln hat mir großen Spaß bereitet, auch wenn so manche unschöne Szene dabei war. Aber Harriett und Elisa zeigen, wie man auch daraus Kraft schöpfen kann. Lesenswert!


    Titel Unsere Tage am Fluss

    Autor Karin Lindberg

    ASIN B0F2SYBQK3

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (347 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 12. August 2025

    Verlag Tinte & Feder


    ASIN/ISBN: B0F2SYBQK3

  • Der neue Roman von Karin Lindberg, deren Namen ich zwar schon länger kannte, aber noch nichts von ihr bis dato gelesen habe (was sich jetzt ändern soll), erschien bei Tinte & Feder, Luxembourg, 2025.


    Elisa hat ihren Job in den Sand gesetzt als Investigativjournalistin und weiß nicht, wie es weitergeht, als Leah, ihre Schwester, ein Foto und Unterlagen der Großmutter auf dem Dachboden findet: Sie schlägt Elisa vor, sich des merkwürdigen Fundes anzunehmen, zumal die verstorbene Großmutter ein Tagebuch erwähnt, das sich unter den Dielen eines Herrenhauses in England befindet und von Harriett Lynham geschrieben wurde. Da Elisa nichts zu verlieren hat, entdeckt sie, dass auf "Rosewood Manor", wo ein Nachfahre noch immer das Anwesen besitzt, gerade u.a. eine Housekeeperin sucht. Kurzerhand bewirbt sie sich, bekommt ein Vorstellungsgespräch mit dem kühlen und reservierten Hausherrn - und auch den begehrten Job. Nun kann sie in Ruhe nach dem Tagebuch suchen, was sich jedoch bei der Größe und Unkenntnis des Zimmers, wo es verborgen sein könnte, als wahre Mammutaufgabe herausstellen sollte.


    Harriett wollte eigentlich Medizin studieren, nach dem Tod des Vaters jedoch platzte dieser Traum und eine Ehe mit Edward Lynham wurde arrangiert, in der sie mehr als unglücklich ist: Trotz ihrer vierjährigen Ehe konnte sie ihrem Ehemann noch keinen Stammhalter schenken und Edward missachtet mehr und mehr seine Ehefrau, ohnehin zur Gewalt neigend und stellt sie gar bloß, wenn sich Besuch auf Rosewood Manor einfindet. Cresseda, die Mutter des unsympathischen und tyrannischen Earls, ist erkrankt und eines Tages kommt Dr. Arthur Schelling, der vollkommen andere Behandlungsmethoden an den Tag legt, die jedoch dem/der zu Behandelnden abverlangen, aktiv mitzuarbeiten...


    Für Harriett ist es schwer, mit dem netten Arzt in Kontakt zu kommen und mit ihm über seine Profession zu reden, an der sie sehr interessiert ist: Als sich die beiden zufällig am Fluss begegnen, wohin Harrietts Spaziergänge sie regelmäßig führen, kommen sie ins Gespräch und nach und nach entwickelt sich eine tiefe Verbindung, aus der Liebe erwächst. Aus Furcht vor ihrem Ehemann beschließen beide nach der Ballsaison, die Harriett noch für ihre Halbschwester Rose ausrichtet, zu fliehen. Doch jemand sollte diese Pläne durchkreuzen, der auf Rache sinnt...

    Viele Wendungen und Ereignisse, zuweilen romantischer, zuweilen dramatischer Natur, machen diesen flüssig und bildhaft geschriebenen Roman aus, die man gut nachvollziehen kann und die meisten Figuren sind sehr liebenswert; allen voran wohl Harriett und Arthur, Elisa und Calam, mit denen wir so manche Höhe und Tiefe durchschreiten, nachdem sich auch hier eine gefühlvolle und ehrliche Verbindung angebahnt hat.


    Der Roman beinhaltet zwei Zeiteibenen; die Gegenwart, in der Elisa und Calam agieren und die Zeit um 1908, als es für Frauen, die unglücklich verheiratet waren, denkbar schwer wenn nicht sogar unmöglich war, sich zu trennen. Das Tagebuch Harrietts hat die Autorin geschickt in die Handlung eingeflochten. Die Romanthemen sind vielfältig: Es geht um Familiengeheimnisse, um arrangierte Ehen und Standesdünkel, Gewalttätigkeit und Rechtlosigkeit von Frauen vor 100 Jahren; um Familienzusammenhalt und um die zeitlose Kraft der Liebe, die hier auch mit einer guten Prise Romantik und Atmosphäre daherkommt, jedoch nie schwülstig wird.


    Fazit:


    Ein atmosphärischer, romantischer Roman um ein Familiengeheimnis mit Tiefgang, der mit sympathischen Figuren aufwartet und den ich allen ans Herz legen kann, der die beschriebenen Themen gerne liest; besonders Fans von Familiengeheimnissen sollten hier zugreifen. Von mir gibt es gute 4* und eine Empfehlung.