Ein Blick in die ersten drei Jahrhunderte zeigt zum einen, wie sehr sich unsere heutige Zeit von der Antike unterscheidet, und auf der anderen Seite, wie sehr wir zugleich vor ähnlichen Fragen und Herausforderungen stehen wie die frühen Christen damals. (Seite 8 )
288 Seiten, Klappenbroschur
Verlag: Fontis Verlag, Basel 2025
ISBN-10: 3-03848-295-1
ISBN-13: 978-3-03848-295-6
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Mit dem Kreuzestod Christi war seine Lehre mitnichten am Ende, wie es seine Gegner erhofft hatten. Im Gegenteil - sie schickte sich an, zunächst das Römische Weltreich und dann die Welt zu erobern. Und das unter extrem widrigen Bedingungen - nicht wenige der ersten Christen bezahlten die Treue zu ihrem Glauben mit dem Leben.
Woher kam die ungeheure Anziehungskraft des jungen Christentums in den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten nach Jesu Tod? Wieso wuchs die Gemeinde ständig weiter, obwohl sie unter grausamer Verfolgung litt?
„Dieses Buch zeigt, wie die mutigen Glaubenszeugen der ersten Jahrhunderte ihren Weg fanden - und wie ihre Entschlossenheit, ihre Hoffnung und ihr Glaube uns heute inspirieren können.“ (Roland Werner, Klappentext)
Über den Autor
Roland Werner wurde 1957 geboren; er ist Sprachwissenschaftler, Theologe und seit 2016 Professor an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. Er ist Vorsitzender von proChrist e.V. und der Koalition für Evangelisation/Lausanner Bewegung Deutschland. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel veröffentlicht.
Meine Meinung
„Wenn etwas bei den frühen Christen zu bewundern ist, dann ihr Mut und ihre Entschlossenheit, gegen den Strom zu leben.“ (S. 19)
„Für die frühen Christen war klar: Ihr neugewonnener Glaube an Jesus erforderte auch ein neugestaltetes Leben gemäß dem Vorbild und der Lehre von Jesus.“ (S. 149)
Ist ein größerer Gegensatz als dieser zwischen den ersten Christen und den heutigen denkbar? Damals paßte man sein Leben an die Lehre Jesu an - heute paßt sich die Kirche an den modernen Zeitgeist an. Was wäre aus dem Christentum geworden, hätte es sich damals, in den ersten Jahren und Jahrhunderten, an den seinerzeitigen Zeitgeist angepaßt? Gäbe es das Christentum dann heute überhaupt noch? Die Antwort ist für meine Begriffe ziemlich eindeutig: nämlich nein. Man würde vielleicht, falls überhaupt, Relikte einer ehemaligen Sekte finden, aber viele Spuren hätte sie in der Geschichte nicht hinterlassen.
Was aber brachte die Christen der ersten Stunde dazu, so konsequent „gegen den Zeitgeist“ zu leben, daß sie bereit waren, sogar mit ihrem Leben dafür zu bezahlen? Was gab ihnen mitten in den Verfolgungen den Mut, die Sicherheit, die Stärke, ein so anderes Leben als die ganze damalige Umgebung zu führen? Schon beim kürzlichen Lesen von „Quo Vadis?“, in welchem die Christenverfolgungen unter Kaiser Nero einen großen Teil ausmachen, habe ich mir solche Fragen gestellt (was auch ein Grund war, dieses Buch hier zu lesen). In beiden Fällen fand sich im Text die selbe Antwort: weil es noch Augenzeugen gab.
In „Quo Vadis?“ tritt unter anderem Petrus auf und gibt Zeugnis von dem, was er mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen hat. In diesem Buch hier kommen Texte aus den ersten Jahrzehnten und Jahrhunderten, als es noch Augenzeugen der Geschehnisse um Jesus gab zu Wort und solche von Autoren, die noch selbst mit diesen Augenzeugen gesprochen hatten, also ein Zeugnis aus erster Hand erhalten haben.
Man kann sich heute vermutlich nicht vorstellen, was es heißt, wenn jemand sagt „ich habe Jesus an dem und dem Tag predigen hören“ oder „ich habe selbst gesehen, wie Jesus den Kreuzbalken trug und am Kreuz starb - und ein paar Tage später stand er lebendig vor mir“. Manche von ihnen hatten noch mit Menschen gesprochen, die Jesus von den Toten auferweckt hatte (vgl. z. B. S. 48). Das muß auf viele Menschen einen ungeheuren Eindruck gemacht haben, und zwar so stark, daß eine Bewegung, eine neue Religion entstand, die auch heute, rund zweitausend Jahre später, noch besteht. Ein so starker Eindruck, daß zahllose Menschen Martyrium und Tod auf sich nahmen, weil sie absolut sicher waren, daß das, was sie über Jesus gehört hatten, die reine Wahrheit ist.
Aber inzwischen sind so viele Jahrhunderte vergangen, ist so ein großer Abstand zu den Anfängen entstanden, daß man sich von den Wurzeln weit entfernt und darunter die Strahlkraft gelitten hat, was sich auch im Rückgang der Zahl der Gläubigen zeigt. Hier setzt der Autor an indem er auf die Anfänge verweist. Auf die seinerzeitigen Augenzeugen und die Botschaft von Jesus Christus in ihrer ursprünglichen Form.
Sehr „schön“ wird dabei in dem Buch auch deutlich, wie sehr sich die christliche Gemeinde (um den Begriff „Kirche“ zu vermeiden), je größer der Abstand zu Jesu Tod und Auferstehung wurde, verändert und langsam aber sicher von der ursprünglichen Form (und teilweise auch Botschaft) entfernt hat. Es entwickelten sich feste Strukturen und Hierarchien, die sich selbst manchmal wichtiger als die eigentlich dahinter stehende Botschaft nahmen - und wohl immer noch nehmen.
Werner greift auf die ältesten erhaltenen schriftlichen Überlieferungen zurück und zitiert auch längere Passagen daraus, um den Geist jener Tage neu zum Leben zu erwecken. Das gibt Gelegenheit, Informationen quasi direkt von den Zeitzeugen der Geschehnisse von vor zweitausend Jahren zu erhalten. So sprechen die damaligen Augenzeugen ungefiltert zu uns heutigen Menschen und lassen die hoffnungsvolle Kraft der christlichen Botschaft neu aufleuchten.
Mein Fazit
Ausgehend von Texten christlicher Autoren aus den ersten Jahrzehnten nach Jesu Tod und Himmelfahrt zeigt der Autor auf, worin die ungeheure und weltverändernde Strahlkraft der christlichen Botschaft besteht. Ein Strahlkraft, die heute vielfach unter mancherlei Schichten verborgen ist, aber vom Rückgriff auf die Anfänge wieder neu zum Leuchten gebracht werden kann.
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ASIN/ISBN: 3038482951 |