Blinde Geister – Lina Schwenk

  • C.H.Beck, 2025

    191 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Olivia, die Tochter von Rita und Karl, kennt seit jeher die Angst der Erwachsenen vor einem erneuten Krieg, obwohl seit Jahren Frieden herrscht in Deutschland. Beharrlich überprüft Karl die Speisekammer auf Vorräte, und immer wieder sucht die Familie gemeinsam Zuflucht im Keller, wenn der Vater den Einfall der Russen fürchtet. Für Olivia und ihre Schwester Martha ist es ein Spiel, dem sie sich still fügen, auch weil sie längst wissen, dass den Eltern die Worte für Erklärungen fehlen und das Schweigen nur umso lauter wird, je mehr sie fragen. "Bald bin ich tot", denkt auch Olivia, als die Unruhe der Eltern schleichend zu ihrer eigenen wird. In ihrer ersten eigenen Wohnung fehlt Olivia der Keller – dieser kleine Schutzbunker ihrer Kindheit, der immerhin eins bedeutete: Familienzeit. Die langen Risse, die von den Eltern bis in ihre Generation reichen, erkennt sie erst, als sie später versucht, ihre eigene Tochter vor jenem Bedrohungsgefühl zu schützen. Doch dann kommt der Februar 2022, und das, was zuvor wie ein Phantom wirkte, wird plötzlich erschreckend real.


    Über die Autorin:

    Lina Schwenk, geboren 1988 in Bochum, arbeitete zunächst als Krankenschwester und in der medizinischen Flüchtlingshilfe. Anschließend studierte sie Medizin in Witten, St. Etienne und Cardiff und ist seither als Ärztin tätig. Mit einem Romanauszug aus «Blinde Geister» war sie 2022 Finalistin beim Open Mike, 2025 beim Alfred-Döblin-Preis. 2024 erhielt sie für das unveröffentlichte Manuskript den GWK-Förderpreis für Literatur. Der Roman ist außerdem auf der Shortlist für den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals 2025.


    Mein Eindruck:

    Ein Roman über eine Familie in drei Generationen, bei denen sich das Kriegstraum auswirkte.


    Rita und Karl, die den zweiten Weltkrieg überlebten und doch beschädigt sind, ziehen sich auch in der Nachkriegszimmer oft in den Keller zurück, weil die Angst vor den Angriff der Russen nicht vorbei ist. Das erleben ihre Kinder Olivia und Martha mit und Olivia wird auch als Erwachsene das ambivalente Gefühl zwischen Bedrohung und Sicherheit vermissen. Das führt sie sogar zeitweise in die Psychiatrie.


    Olivias Erzählstimme dominiert dann den Text. An ihren Ton muss man sich erst gewöhnen.


    Die Autorin verdeutlicht auch, das über Vergangenes nicht gesprochen wurde und Unklarheit zwischen den Generationen bleibt.

    Ein Angsttrauma, das sich durch die Generationen zieht.


    Da der Roman für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, hatte ich sprachlich mehr erwartet. Doch das Thema ist Wert erzählt zu werden.


    ASIN/ISBN: ‎3406837042