Das Flüstern der Marsch - Katja Keweritsch

  • Klappentext (Amazon):


    Als Mona in der Marsch eintrifft, um den 80. Geburtstag ihres Opas Karl zu feiern, ist Oma Annemie spurlos verschwunden. Karl macht sich wenig Sorgen, Mona dafür umso mehr. Sie zieht zu ihrem Opa in das reetgedeckte Haus am Rand des kleinen Dorfs in den Weiten der Marsch, wo Monas Mutter Sabine gemeinsam mit den Zwillingsbrüdern Stefan und Sven aufgewachsen ist. Dass Annemie ein schmerzvolles Geheimnis birgt, das das Leben der ganzen Familie schon lange beeinflusst, ahnt niemand. Gemeinsam mit einem alten Freund aus Kindheitstagen macht Mona sich auf die Suche nach ihrer Oma. Im Laufe eines langen Sommers taucht sie tief ein in die Familiengeschichte und stößt auf falsche Erinnerungen und erschreckende Geschehnisse, von denen kaum jemand weiß. Denn Annemie hat alles dafür gegeben, das Schweigen aufrechtzuerhalten - damit niemand redet, in diesem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt.



    Meine Rezension:


    Frostige Familie


    Mona reist in die Marsch, da ihr Opa Karl seinen 80. Geburtstag feiert, aber, anders als sonst, steht nicht Oma Annemie in der Tür. Diese scheint spurlos verschwunden, dennoch misst Karl dieser Tatsache kaum Bedeutung bei. Die gesamte Familie bereitet die geplante Feier vor, so als wäre nichts geschehen. Lediglich Mona begibt sich auf die Suche und dabei viele Jahre zurück.


    Aus unterschiedlichen Blickwinkeln – bei Mona in der Ich-Form, bei anderen Personen aus neutraler Erzählersicht – wird diese bedrückende Geschichte erzählt. Zudem gibt es Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeitebenen, die besonders am Anfang verwirrend sind, denn die Zusammenhänge sind hier noch unklar. Speziell Freyas Bericht lässt sich sehr lange nicht in die Abfolge der Geschehnisse einordnen und lässt mich über viele Kapitel hin unschlüssig zurück. So findet der Leser einzelne Fragmente einer verstörenden Familiengeschichte vor, die sich nur langsam zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen. Dies und die große Zahl an Figuren sind wohl der Grund dafür, dass man kaum einer Person richtig nahe kommt, so als würde der Roman selbst die frostige Familie und ihre mangelnde Eintracht widerspiegeln. Erst spät kommt die Wende und berührende Szenen lassen den Funken überspringen. Das fulminante Ende kann leider über den eher schwierigen Anfang nicht ganz hinwegtäuschen.


    Vielerlei Gedanken zum Thema Frau flicht Katja Keweritsch in diesen Roman ein, spannt den Bogen von rechtlosen minderjährigen Müttern in den 1960er-Jahren über die Abhängigkeit vom Ehemann bis hin zur immer noch selbstverständlichen Doppelbelastung von berufstätigen Müttern in der heutigen Zeit. Auch den Einfluss früherer Generationen auf ihre Nachkommen arbeitet die Autorin geschickt heraus.


    Ein ruhiger Roman wie die Marsch, in der er angesiedelt ist, der viel Hintergründiges transportiert. Die Emotionen sind anfangs kühl, ja frostig und brauchen ihre Zeit, um sich zu entfalten. Zum Nachdenken scheint das Marschland wohl bestens geeignet zu sein.



    Titel Das Flüstern der Marsch

    Autor Katja Keweritsch

    ASIN B0F3FNXNGZ

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (384 Seiten)

    Erscheinungsdatum 5. September 2025

    Verlag Hoffmann und Campe


    ASIN/ISBN: B0F3FNXNGZ

  • Schicksal


    Das Flüstern der Marsch ist ein interessanter Roman von Katja Keweritsdch.

    Die Autorin lässt ihre Geschichte über drei Generationen laufen. Es beginnt 2024, als Mona an der Geburtstagsfeier ihres Gro0vaters teilnehmen will.. Der wird achtzig Jahre alt.

    Sie bemerkt, das ihre Gri0mutter verschwunden ist.Er benimmt sich ziemlich unbeteiligt, es könnte ja seinen Ruf als ehemaliger Bürgermeisterschaden könnte.

    Er war dominierend in der Familie. Seine Frau bekam jeden Monat das Geld zugeteilt.

    Dann gibt es Sprünge nach 2004, 1964 und 1994.

    Die Personen werden alle vom Schicksal gebeutelt.

    Wenn es keine richtige Liebe gibt, kann man sie auch nicht weitergeben.

    Die Autorin schreibt alles sehr gefühlvoll. Sie lässt uns auch an der Fauna in der Marsch Teilnehmen. Man bemerkt ihre Liebe zu der Gegend.

    Dieses Buch hat mich berührt und gefesselt.

  • Ich kannte von der Autorin bereits das Buch "Agnes geht", was mir gut gefallen hat, also griff ich gerne zu "Das Flüstern der Marsch", zumal mir auch die Romane von Romy Fölck gefielen, die ebenfalls in dieser Region angesiedelt sind.


    Das Buch wird abwechselnd aus dre Sicht von Mona, ihrer Großmutter Annemie, ihrer Tante Janne und einer weiteren Frau, Freya, geschildert, deren Beziehung zu den anderen Frauen zunächst unklar ist. Wir springen von der Gegenwart des Jahres 2024 zurück in die Vergangenheit bis in die 60er Jahre, als wir Annemie als junge Frau kennenlernen, frisch verliebt und tief enttäuscht, und arbeiten uns dann in Zeitsprüngen wieder in die Gegenwart, bis alle Erzählstränge dort ankommen.


    Mona, die in die Marsch angereist ist, um ihre Großeltern kurz vor der Feier zum 80. Geburtstag des Großvater Karls zu besuchen, findet ihren Großvater allein vor, ihre Großmutter ist verschwunden. Auch eine großangelegte Suche mittels Polizei und Befragung der Dorfbewohner und Freunde ihrer Oma Annemie bleibt erfolglos. Das scheint den Großvater kaum zu berühren.


    Ihre Tante Janne, die kaum alter als Mona ist, versucht dagegen alles, um die Feier perfekt zu machen in Vertretung von Annemie. Sie kümmert sich um ihre drei Kinder, während ihr Mann sich zwischen Beruf und Feuerwehr aufteilt und eher genervt ist, wenn es mal darum geht, väterliche Pflichten zu übernehmen.


    Und dann ist da noch Freya, deren Bruder sich das Leben genommen hat, deren Mutter an Krebs gestorben ist und deren Vater schweigt.


    Mir war lange unklar, was die einzelnen Erzählstränge miteinander zu tun haben. Und so recht konnte ich mit keiner der Frauen warm werden, mich störten die Sprünge der Erzählerinnen und vielleicht lag es auch daran, dass ich Mühe hatte, Janne und Freya zu unterscheiden. Zudem sind alle Perspektiven außer Monas in der dritten Person geschrieben.


    Irgendwann sprang jedoch der Funke über und ich ahnte, was gewesen sein könnte und worauf der Roman hinaus wollte. Doch am Ende muss ich leider sagen, dass dieser Nervfaktor überwog, in die Irre geführt zu werden und mit keiner der Frauen so recht Kontakt zu bekommen. Einer der Erzählstränge war für mich sogar überflüssig, ohne ihn hätte mir nichts gefehlt.


    Die Autorin bringt einige Themen hoch, sei es, die Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern in den 60er Jahren, was sich oftmals bis in die Gegenwart zieht. Die Hilflosigkeit schwangerer Frauen, ob es in den 60er Jahren vor der Volljährigkeit war oder aber auch in der Gegenwart, wenn der Partner vielleicht nicht der richtige ist. Der Umgang mit Abtreibung wird geschildert, ebenso wie Erziehung der Kinder. Vor allem aber der mangelnde Familienzusammenhalt, wenn die Chemie nicht stimmt und wenn man nicht miteinander reden kann.


    Zwischendurch lesen wir von der Fauna und Flora der Marsch, was anschaulich war, es am Ende aber nicht rausreißt.


    Von mir 6 Punkte


    ASIN/ISBN: B0F3FNXNGZ