Herausgeber : Eisele Verlag
Erscheinungstermin : 31. Juli 2025
Seitenzahl der Print-Ausgabe : 256 Seiten
ISBN-10 : 3961610916
ISBN-13 : 978-3961610914
Kurzbeschreibung:
Buchhändlerin Amanda hat ihre Routine: der Kaffee, den ihr Horst, der erste Sortimenter, zubereitet, die Bücher, die Abende mit Oma. Dass sie bald heiraten und Kinder kriegen soll, weil man 1965 in Bielefeld nicht gleichzeitig ein arbeitendes Fräulein und Gisberts Ehefrau sein kann, das ignoriert Amanda. Doch dann ergibt sich ihr die Möglichkeit, den Laden ihres Chefs Otto Angler zu übernehmen. Beim Aufbau ihrer eigenen modernen Buchhandlung stößt sie auf einige widerständige Herren, die sehr bald merken, dass sie die Intelligenz und den Mut der jungen Dame unterschätzt haben.
Über die Autorin:
Martina Bergmann wurde 1979 in Werther geboren, hat in Halle den Buchhandel kennengelernt und sich für Ausbildung und Studium über den Tellerrand gewagt. Nach Wanderjahren in Hamburg, Berlin und München war sie mit 30 wieder da. 2010 eröffnete sie in Borgholzhausen eine Buchhandlung und zog mit dieser 2023 nach Rietberg um, was immer noch in Ostwestfalen liegt. Denn schließlich ist es dort am schönsten. Das Fräulein Buchhändlerin ist nach verschiedenen Sachbüchern ihr zweiter Roman.
Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung sprach mich an, zudem habe ich auf Instagram eine Empfehlung meiner Lieblingsbuchhandlung für das Buch gesehen und so griff ich zu.
Wir springen in die 60er Jahre und landen in Bielefeld. Amanda arbeitet nach ihrer Ausbildung zur Buchhändlerin in der Buch- und Kunsthandlung von Otto Angler, die sie überhaupt erst dazu gebracht hat, diese Ausbildung zu machen. Zusammen mt Horst Brüsemeier, dem zehn Jahre älteren ersten Sortimenter, hat sie die Buchhandlung im Griff, denn der 70-jährige Otto Angler kümmert sich eher um den Kunstbereich und seine Stammkunden und ist ohnehin meistens abwesend.
Der Ton des Romans stammt ebenfalls aus den 60er Jahren, denn es werden oftmals aus der Mode gekommene Worte wie "flamboyant" benutzt oder von "Kriegsgewinnlern" gesprochen. Unverheiratete Frau jeglichen Alters waren "Fräuleins" und eine Frau durfte nur mit Einwilligung ihres Ehemanns arbeiten gehen.
Was auch eine große Rolle spielt, ist die Schilderung Bielefelds und der Ostwestfalen bzw. Bielefelder an sich. Denn "der gemeine Bielefelder" vermisst z.B. schnell den Regen, wenn er nicht fiel und hielt daran fest, dass der "Teutoburger Wald" wie früher "Ossning" genannt wird.
Überhaupt wird hier viel beschrieben und geschildert und wiederholt. Der Erzählstil ist langsam und ausführlich, was mich eher nervt, denn gerade Wiederholungen scheinen mir eine Belehrung des Lesers zu sein, dass er auch wirklich verstehen soll, was es z.B. mit Borgholzhausen auf sich hat und der Unterschied zwischen gewissen Wohngegenden sowie den vornehmen Leuten und den Alltagsmenschen. Die Geschichte kommt langsam ins Laufen, dafür muss man Geduld mitbringen.
Daneben sind jedoch liebenswerte Frauen an Amandas Seite, die Männer spielen oftmals eher eine Nebenrolle, meistens stören sie nur. So wie Jürgen Lindholm, der Amanda für seine Bertelsmannfiliale haben will. Oder Gisbert, ihr Dauerverlobter, der durch Abwesenheit glänzt, weil er doch erst sein Studium abschließen will, und nicht zuletzt die Bielefelder Herren, die meinen, dass eine Mittzwangzigjährige doch wohl kaum die Buchhandlung nach Otto Anglers Tod übernehmen kann.
Dagegen glänzen die Frauen, sei es Amandas Großmutter, die an Amanda glaubt und sie fördert, oder auch Frau Olschinksi, die Dame von Otto Angler, wie man vornehm eine Geliebte bezeichnt ohne Aussicht auf Verheiratung, die bei Gericht als Oberstaatsanwältin arbeitet. Im Bewusstsein von Horst und Amanda stand sie jedoch immer im Ansehen unter Otto Angler, da die beiden gar nicht wussten, was sie beruflich macht. Mein Liebling war jedoch Henriette, die Nachbarsfrau mit vier Kindern im Hinterhaus, bei der Horst ein "Mittagskind" ist und Amanda eine gute Freundin wird, direkt nach der ersten Begegnung.
Es geht um Anerkennung als Frau, als Zusammenhalt zwischen Frauen und natürlich auch um die Arbeit in einer Buchhandlung und in das Bertelsmann-Club-Prinzip. Diese Einblicke fand ich spannend. Gerade, wie Amanda weiß, was die Käufer wollen, sei es das Gotteslob oder Gesangbuch, weniger jedoch die modernen Autoren wie Christa Wolf oder Uwe Johnson oder sogar von französischen oder amerikanischen Autoren.
Für Leser, die Bielefeld kennen oder kennenlernen möchten, ist es bestimmt nochmal interessanter, denn die Stadt und Umgebung mit ihren Marken wie Bahlsen oder Hörmann ist ein Nebendarsteller.
Ich habe sehr gebraucht, um ins Buch zu kommen. Erst, als Otto Angler stirbt, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Doch letzendlich konnte mich das Buch nicht so recht für sich gewinnen. Amanda blieb mir fern.
Von mir wegen des Erzähltons und der distanzierten Beziehung zur Hauptfigur nur 7 Punkte.
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ASIN/ISBN: 3961610916 |