Herausgeber: Eigenverlag (15. September 2025)
Taschenbuch: 388
ISBN10:
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ASIN/ISBN: 381929984X |
Kurzbeschreibung
Berlin 1933: Vier unzertrennliche Freunde aus dem Arbeiterbezirk Wedding kämpfen mit Armut, politischen Umbrüchen und der Ahnung, nicht von dieser Welt zu sein. Während einer in SA-Uniform marschiert, verliebt sich ein anderer in einen US-Journalisten und gerät in ein Netz aus Lügen, Liebe und Gefahr. Ein bewegender Roman über Freundschaft, queere Identität und den Zerfall einer Demokratie.
Autor
Orlando Stein kennt die Buchbranche aus verschiedenen Perspektiven. Er schreibt Gay Crime und MM Romance. Meist in Kombination. Sein Krimi "Bulle und Finn" wurde mit dem WSQ COMMUNITY AWARD 4 QUEER BOOKS in der Kategorie 1st Choice Award QUEER CRIME 2024 ausgezeichnet.
Rezension
Vor ziemlich genau einem Jahr hat mir Orlando Stein sein Manuskript geschickt, mit der Frage, ob ich mal drüberschauen will. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Reaktion: 1933? Berlin? Nazis? Joa, okay, dachte ich, klingt wichtig, aber nicht gerade nach etwas, das ich regelmäßig lese. Ein Jahr später halte ich nun das fertige Buch in der Hand, mit einer Danksagung, in der mein Name auftaucht. Das hatte ich als Blogger auch noch nicht so oft. Die Wahrheit ist, das Buch Die Musketiere vom Wedding hat mir ein Setting nähergebracht, das ich vorher viel zu lange ignoriert habe.
Worum geht’s? Um vier Jungs aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding, die seit ihrer Kindheit unzertrennlich sind. Willi, Emil, Joseph und Hans, beste Freunde, quasi Brüder. Sie teilen alles: Träume, Ängste, Kippen, das letzte Stück Brot. Die vier sind ein eingeschworenes Team. Doch 1933 ist nichts mehr wie früher. Die Nazis übernehmen die Macht, die Straßen werden gefährlicher, die Stimmung kippt. Und auch bei den Vieren fängt es an zu bröckeln.
Stein erzählt sicherlich keine einfache Geschichte. Es geht um Liebe, Verrat, um politische Überzeugungen und um Freundschaft, die hart an ihre Grenzen kommt. Es geht aber auch um Momente voller Wärme, Zusammenhalt und Nähe in einer der dunkelsten Zeiten der Welt.
Was mich auch beeindruckt hat: Wie viel Relevanz dieses Buch auch heute noch hat. Klar, es spielt 1933, aber man könnte es genauso gut in 2025 verorten. Die Themen sind dieselben. Rechte Hetze. Politische Radikalisierung. Menschen, die sich trauen, anders zu sein und dafür verfolgt werden. Es ist fast schon unheimlich, wie aktuell das alles wirkt.
Ich kann’s wirklich nur jedem ans Herz legen. Egal, ob queer oder nicht. Egal, ob du historisch interessiert bist oder nicht. Dieses Buch hat Herz. Es hat Haltung. Und es hat Tiefe. Es ist mutig, es ist warm, es ist schmerzhaft und schön zugleich. Für mich eins der stärksten Bücher, die ich als Blogger gelesen habe.
