Zonen der Angst – Michael Roth

  • Über Leben und Leidenschaft in der Politik


    C.H.Beck, 2025

    302 Seiten


    Kurzbeschreibung;

    Der langjährige Außenpolitiker Michael Roth schreibt in radikaler Offenheit von den «Zonen der Angst» der Berufspolitik. Vom innerparteilichen Machtkampf. Den sozialen Medien und dem drohenden Shitstorm. Dem Pranger, weil man die Rituale und die Sprache der eigenen Bubble, Partei oder Peergroup infrage stellt. Dem falschen politischen Spiel mit gesellschaftlichen Ängsten. Darunter hat der Mensch Michael Roth immer stärker gelitten und seine psychische Erkrankung erst spät erkannt. Mit seinem Buch möchte er anderen Mut machen, sich den eigenen Ängsten zu stellen. Dabei schont er weder seine politischen Weggefährten noch sich selbst.


    Fast sein halbes Leben lang war Michael Roth Berufspolitiker, zuletzt als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Ein leidenschaftlicher Unterstützer der Ukraine, der seine Haltung gegenüber Russland früh überdacht hat und auch deshalb nicht nur in seiner eigenen Partei in der Kritik stand. Roth wuchs in schwierigen Verhältnissen im nordhessischen «Zonenrandgebiet» auf. Mit 28 zog er in den Bundestag ein. Er erlebte die erste rot-grüne Koalition im Bund, die Jahre der Großen Koalition und schließlich das jäh gescheiterte Experiment der Ampel. Nach fast 27 Jahren als direkt gewählter Abgeordneter und einer psychischen Erkrankung entschied er, seine politische Karriere zu beenden. Nun legt er eine sehr persönliche Geschichte über sein Leben in der Politik und mit der Angst vor: radikal offenherzig, analytisch klar und schonungslos selbstkritisch.


    Über den Autor:

    Michael Roth, geboren 1970, war fast drei Jahrzehnte lang direkt gewählter SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Von 2009 bis 2013 war er europapolitischer Sprecher seiner Bundestagsfraktion und Generalsekretär der hessischen SPD, von 2013 bis 2021 Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt. Als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag gehörte er seit Beginn des russischen Vernichtungskriegs zu den entschiedensten Unterstützern der Ukraine. Damit wurde er genauso einer breiten Öffentlichkeit bekannt wie als Streiter Israels und jüdischen Lebens. Nach der letzten Bundestagswahl hat Roth die Politik selbstbestimmt verlassen, zwei Jahre zuvor machte er seine mentale Erkrankung öffentlich.


    Mein Eindruck:

    Michael Roth ist ein Politiker, den ich und seine Positionen immer sehr geschätzt habe, der sich inzwischen aus der Politik zurückgezogen hat. In diesem Buch berichtet er schonungslos von den Härten des politischen Lebens, insbesondere wenn man wie Roth zu seinen Ansichten kompromisslos stand. Ein Beispiel ist sein entschlossener Einsatz für die Ukraine. Dafür war er in der eigenen Partei, der SPD, zum Teil nicht beliebt. Aber Roth war ein klarsichtiger Außenpolitiker. Auch zu Israels Recht auf Selbstverteidgung hat er eine klare Haltung.

    Das Buch liest sich gut, wenn auch eine Bitterkeit deutlich zu spüren ist.

    Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: ein psychische Erkrankung, die Depression. Nicht umsonst heißt das Buch Zonen der Angst.

    Ich schätze Michael Roth Offenheit, die wirklich etwas über die Politik in Deutschland aussagt.


    Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch von einem Mann, der für klare Worte und eine klare Haltung steht.


    ASIN/ISBN: 3406837816

  • Danke für die Rezi, das Buch will ich in absehbarer Zeit auch lesen.


    Michael Roth war, solange er im Bundestag war, der direkt gewählte Abgeordnete des hiesigen Wahlkreises (bei der letzten Bundestagswahl hat dann der Kandidat der CDU gewonnen). Michael Roth hat sich, das muß man neidlos und unabhängig von ggf. anderer politischer Grundüberzeugung anerkennen, Verdienste sowohl um Deutschland als auch um "seinen" hiesigen Wahlkreis erworben. Denn trotz seiner bundespolitischen Tätigkeit hat er sich stets auch sehr stark um den Wahlkreis gekümmert und viel für uns hier erreicht. In dieser Hinsicht ist es durchaus schade, daß er nicht mehr angetreten ist, und ein "er wird fehlen" ist in diesem Fall sicherlich keine leere Floskel.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")