Der Maler der fließenden Welt - Kazuo Ishiguro

  • Titel: Der Maler der fließenden Welt (orig.: An artist of the floarting world)

    Autor: Kazuo Ishiguro

    Übersetzung: Hartmut Zahn

    Verlag: Heyne


    Inhalt:

    Buchbeschreibung von Amazon schrieb:

    In den 1930er-Jahren hat der Maler Masuji Ono seine Kunst in den Dienst der japanischen Expansionspolitik gestellt. Jetzt, nach dem Krieg, ist sein damaliger Patriotismus anrüchig geworden, und als seine Tochter heiraten will, wird seine politische Vergangenheit zur Belastung für die Familie. Seine Lebensbeichte offenbart ein heilloses Geflecht von Schuld und Irrtum und ist ein Läuterungsprozess, nach dem er nicht mehr derselbe sein wird wie zuvor. Kazuo Ishiguros eindringlicher, meisterhaft erzählter Roman über einen Künstler, der mit seiner Vergangenheit ringt, lässt das vom Krieg zerrüttete Japan der Nachkriegszeit wieder aufleben, ein Land im Umbruch, in dem verschiedene Lebensweisen um die Vorherrschaft kämpfen und ein Volk zwischen Tradition und Moderne nach einem neuen Lebenssinn sucht.

    Autor:

    Autoreninfo von Amazon schrieb:

    Kazuo Ishiguro, 1954 in Nagasaki geboren, kam 1960 nach London, wo er später Englisch und Philosophie studierte. 1989 erhielt er für seinen Weltbestseller »Was vom Tage übrigblieb«, der von James Ivory verfilmt wurde, den Booker Prize. Kazuo Ishiguros Werk wurde bisher in 50 Sprachen übersetzt. Er erhielt 2017 den Nobelpreis für Literatur. Der Autor lebt in London.

    Meinung:


    Kazuo Ishiguro habe ich durch eine Leserunde hier bei der Eule kennen gelernt, und bisher habe ich vier Werke von ihm in einer Leserunde erfahren, jedes mal hat mit die Diskussion wertvolle Infos gegeben, die mir das Erlebnis verschönert haben. Denn auch wenn Ishiguro teilweise sehr zugänglich schreiben kann, verbirgt sich bei ihm doch oft auch allerhand. Den Maler der fließenden Welt habe ich jedoch alleine gelesen. Vielleicht würde sich meine Meinung durch Diskussionen in einer Leserunde noch ändern?


    Wir begleiten Masuji Ono auf seinem Lebensweg, obwohl er am Anfang des Buches bereits im Ruhestand ist, und das Buch dreigeteilt 2 kurze Zeitsprünge in die Zukunft bereithält. Aber den Titel, der fließenden Welt, das hat Ishiguro meisterhaft umgesetzt. Wie in einem Gespräch fließt das Buch vor sich hin, es werden Rückblenden, Anekdoten, Gespräche wild vermischt. Das ist ein Genuss zu lesen, auch wenn ich hin und wieder Orientierungsschwierigkeiten hatte.


    Leider endet meine Begeisterung da dann aber. Im folgenden Text muss ich etwas spoilern, aber der Roman lebt nicht von Spannung, daher ist es denke ich in Ordnung auch ohne Spoiler-Tag. Sowohl bei meiner Ausgabe, als auch bei der verlinkten, steht etwas von einem Künstler, der mit seiner Vergangenheit ringt. Und dieses Ringen habe ich gar nicht wahrgenommen. Es wurden viele Erklärungen gefunden, warum er wie gehandelt hätte. Zugegeben, im ersten Teil beschimpft er noch jemanden, der seine Tätigkeit während des Faschismus klein redet und von Ono bestätigt haben will, dass er gegen seinen Willen gehandelt habe. Und später sagt Ono in einem wichtigen Gespräch, dass er falsch gehandelt habe. Aber: Das nehme ich ihm nicht ab. Ganz und gar nicht. Der gesamte Text, egal welche Anekdote, zeigt Ausflüchte. Und wo es darauf ankommt, dass die Verlobung seiner Tochter scheitert, kommt aus dem Nichts, ohne das es bei dem Gespräch bisher darum ging: Übrigens, damals, da habe ich falsch gehandelt. Selbst wenn Ono diesen Sinneswandel gehabt haben sollte, auch danach wird es für mich nicht nachvollziehbar herausgestellt. Es wirkte für mich wie der verzweifelte Versuch, die Familie des Verlobten in Spe zufrieden zu stellen. Und er hat damit ja auch Erfolg. Vielleicht liegt es daran, dass ich Feinheiten nicht erkenne, denn der gesamte Text lebt auch davon, dass nie wirklich gesagt wird, was gemeint wird.


    Das hat mich beim lesen geärgert. So sehr geärgert, dass das Buch auszieht und in den offenen Bücherschrank kommt. Da konnte auch die Sprache und der Einblick in die japanische Kultur nicht mithalten, das es den Ärger abgemildert hätte..


    Mein Leseeindruck nach dem ersten Teil im Lesewochenende, der sich nicht großartig geändert hat, fasst das auch gut zusammen:

    Es ist eine Ansicht über fehlenden Reflexion, früher war alles besser, dazu ein grauenhaftes Frauenbild. Alles eingebettet in eine Kultur, in der höflich umschrieben wird und wenig wirklich ausgesprochen wird.


    Absolut kein Wohlfühlbuch, aber interessant. Mir kommt immer mal wieder Bettina Storks in den Sinn mit dem großartigen Buch die Kinder von Beauvallon, da hier von deutscher Seite aus die fehlende Aufarbeitung und Kontinuität in bestimmten Positionen behandelt wird. Nur hat sie die Perspektive des Wiederstands und prangert die fehlende Aufarbeitung an, während Ishiguro die andere Perspektive gewählt hat.


    ASIN/ISBN: 3896677020