Susanne Tägder – Die Farbe des Schattens

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  • Groth und Gerstacker gehen einen oft steinigen Weg


    Buchmeinung zu Susanne Tägder – »Die Farbe des Schattens«


    »Die Farbe des Schattens« ist ein Kriminalroman von Susanne Tägder, der 2025 bei Tropen erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Hauptkommissar Groth, der in der Nachwendezeit in Mecklenburg ermittelt.


    Zum Autor:

    Susanne Tägder, geboren 1968 in Heidelberg, hat in Deutschland und den USA studiert und arbeitete danach als Richterin in Karlsruhe. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Schweiz und in Kalifornien. Für ihre literarischen Texte wurde sie u. a. mit dem Walter-Serner Preis und dem Harder Literaturpreis ausgezeichnet.


    Zum Inhalt:

    Mecklenburg, 1992. Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, da erreicht Hauptkommissar Arno Groth ein Notruf: Im Mönkebergviertel, einer Plattenbausiedlung, verschwindet der elfjährige Matti Beck auf dem kurzen Weg zum Einkaufen spurlos. Aus der Suchaktion wird bald eine Mordermittlung.


    Meine Meinung:

    Wie schon im ersten Fall stehen eher die Figuren und ihre Geschichte im Mittelpunkt als der eigentliche Fall. Kommissar Groth wirkt auch diesmal angeschlagen, obwohl er vorsichtig Kontakte knüpft. Groth leitet eine Suchaktion nach einem verschwundenen Jungen, die zu einer Mordermittlung führt. Schnell rückt ein Obdachloser als Hauptverdächtiger in das Zentrum der Ermittlungen, aber Groth ist nicht überzeugt, zumal er einen Hinweis auf einen ähnlichen Fall in der Vorwendezeit erhält. Kollege Gerstacker ist wegen seiner Stasi-Vergangenheit aus dem Dienst entfernt worden, doch er kennt den alten Fall und er geniest das Vertrauen Groths. Groth überzeugt Gerstacker zu einer Zusammenarbeit und gemeinsam machen sie sich auf die Tätersuche.

    Das Buch wirkt unauffällig, leise und unspektakulär, und doch wurde ich mehr und mehr in den Bann der Geschichte gezogen. Meist wird die Geschichte aus der Perspektive des Hauptkommissars erzählt, aber einige Kapitel folgen einer jungen Frau, die als Taxifahrerin arbeitet. Oft geht es um Alltägliches, das ein Gefühl für die jeweilige Zeit und die betroffenen Personen erzeugt. Die meisten Figuren wirken angeschlagen und vom Leben gezeichnet. Viel Zeit steckt die Autorin in die Beschreibung des Lebensgefühls und der damaligen Zustände. Der angenehm zu lesende Schreibstil schildert unaufdringlich, aber dennoch präzise die Entwicklung der Ereignisse. Groth, die Taxifahrerin und der ostdeutsche Kollege wirken mit Abstrichen sympathisch, denn sie haben ihre Ecken und Kanten und sie haben jeweils etwas zu verdauen. Obwohl lange Zeit relativ wenig passiert, hat mich die Geschichte mehr und mehr fasziniert und gefesselt. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und die Ermittlungen können erfolgreich beendet werden.

    Der Reiz der Geschichte liegt vor allem in den Milieuschilderungen und den aussagekräftigen Figuren, die ihren Weg gehen, auch wenn am Ende nicht alle gewonnen haben. Groth ist ein reflektierender Mensch, der seine Schwächen erkennt, sich aber schwer tut, etwas dagegen zu tun.


    Fazit:

    Ein Kriminalfall, der oft wie eine Milieustudie wirkt, mich aber erneut mehr und mehr fesseln und begeistern konnte. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3608502734

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