Ein gutes Ende: der steinige Weg der Hedwig Courths-Mahler - Clara Bachmann

  • Interessante Romanbiografie über die Königin des Kitschs

    Die Romanbiografie „ein gutes Ende“ thematisiert vor allem das Leben der unehelich geborenen Hedwig Courths-Mahler, die bereits in jungen Jahren ganz genau weiß, was sie will (eine Arbeit finden, um sich selbst versorgen zu können) und vor allem was sie nicht will (wie ihre Mutter enden, die ihren Unterhalt mit Prostitution verdient und zu viel Alkohol trinkt). Sie ist ehrgeizig und will ihre Wissenslücken schließen, in dem sie viel liest und sich so weiterbildet. Dies findet sich in dem kunstvollen Buchcover mit der lesenden jungen Frau sehr passend wieder und gefällt mir sehr gut.

    In ihrer ersten Anstellung im Haus der Rumschöttel arbeitet Hedwig Mahler als Pflegekraft und Unterhalterin für die alte Hausherrin und ansonsten als Dienstmädchen. Da man mit ihr sehr zufrieden ist, hat sie freien Zugang zur Literatur und der Zeitschrift „Gartenlaube“. Als Hedwig ihre selbst geschriebene Geschichte ihrer Dienstherrin vorliest, verlangt diese ein „gutes Ende“ und kein realistisches. Dies nimmt sich Hedwig zu Herzen und verarbeitet in ihren Geschichten so ihre negativen realen Erfahrungen und träumt sich selbst das harte ungerechte Leben mit „einem guten Ende“ schön. Immer wieder erfahren wir – manchmal leider etwas oberflächlich – mehr über die soziale Ungerechtigkeit und vor allem die Chancenungleichheit gegenüber den Frauen im 19. Jahrhundert.

    Meine Meinung:

    Das Buch liest sich dank des flüssigen Schreibstils von Clara Bachmann „wie von selbst“. Es ist ein Pageturner und ich hatte stellenweise beim Lesen das Gefühl, dass das von Hedwig Courths-Mahler in ihren Romanen herbei geschworene „gute Ende“ auch in dieser Romanbiografie mit „weichgespülten“ Formulierungen bei schweren Themen Eingang gefunden hat. Der „steinige Weg“ hätte man teilweise dramaturgischer und deutlicher ausarbeiten können.

    Hedwigs Lebensgeschichte wird zwar chronologisch von 1881 bis 1906 erzählt, in welchem Jahr die Handlung gerade spielt, ist jedoch oft nicht direkt erkennbar, was mich bei einer Romanbiographie etwas gestört hat. Die einzelnen Kapiteln haben immer eine angenehme Leselänge.

    Ich habe vor allem ein Nachwort vermisst, in dem die Autorin erläutert, was historisch belegt ist bzw. was ihrer Fantasie entsprungen ist. Über einen historischen Stadtplan von Leipzig hätte ich mich auch gefreut, um die Laufwege der Protagonistin nachvollziehen zu können. Des Weiteren hätte ein Epilog mit einer kurzen Beantwortung der bis zum Schluss offenen Fragen nicht geschadet.

    Fazit:

    Ich fand die Lebensgeschichte der Königin des Kitsches sehr interessant und vergebe aufgrund der aufgeführten kleineren Defizite noch 4 Sterne.