Herscht 07769 - László Krasznahorkai

  • Fischer Taschenbuch, 2025

    (Hardcover von 2021)

    416 Seiten


    Aus dem Ungarischen von Heike Flemming


    Kurzbeschreibung:

    Kana wäre eine vergessene Stadt irgendwo in Thüringen, hätte ihre abgelegene Trostlosigkeit nicht Neonazis angelockt. Die Einwohner betrachten sie mit Angst und Argwohn. Allein Florian Herscht meint, er habe Freunde auf beiden Seiten: ein hilfsbereiter Muskelprotz, der sich vor Tattoos fürchtet und glaubt, das Universum stürze demnächst ins Nichts. Um alle vor der vermeintlichen Katastrophe zu warnen, schreibt er Briefe an Frau Merkel, die ohne Antwort bleiben. Doch seine Unschuld macht ihn hellsichtig, und nur die Musik Bachs kann ihn trösten. Plötzlich tauchen am Waldrand Wölfe auf, die Apokalypse rückt tatsächlich näher…


    Über den Autor:

    1954 in Gyula/Ungarn geboren, gilt er als einer der innovativsten Schriftsteller Europas, dessen Romane »Satanstango« und »Melancholie des Widerstands« überall auf der Welt begeistert aufgenommen werden. Die internationale Beachtung begann jedoch 1993 in Deutschland mit dem SWR-Bestenliste-Preis für »Melancholie des Widerstands«. In den letzten Jahren erschienen die Erzählbände »Seiobo auf Erden« (Brücke-Berlin-Preis und Literaturpreis Leuk 2010) sowie »Die Welt voran« (2014). Für seinen Roman »Baron Wenckheims Rückkehr« (2018) wurde er mit dem National Book Award 2019 for Translated Literature ausgezeichnet. 2021 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie 2024 den spanischen Literaturpreis Prix Formentor. 2025 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Zuletzt erschienen der Roman »Herscht 07769« und der Erzählband »Im Wahn der Anderen«.


    Über die Übersetzerin:

    Heike Flemming studierte in Leipzig, Wien und Budapest, lebt als freischaffende Übersetzerin in Berlin und hat 2014 über den ungarischen Gegenwartsroman promoviert. Zu den von ihr übersetzten Autoren zählen Péter Esterházy, Imre Kertész, Szilárd Borbély und László Krasznahorkai. 2010 erhielt sie den Brücke-Berlin-Preis, 2014 den Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis. 2021 wurde sie mit dem Übersetzerpreis Ginkgo-Biloba für Lyrik 2021 sowie dem Hieronymusring der Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Stiftung ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:

    Laszlo Krasznahorkai hat den Literaturnobelpreis gewonnen und mit Herscht 07769 einen Roman mit nur einem endlosen Satz geschrieben. Kein Grund in Ehrfurcht zu erstarren, denn das Lesen ist eigentlich easy. Durch die suggestiv wirkende Form bleibt man immer im Fluss, auch wenn ich gelegentlich doch manchmal gedanklich Punkte gesetzt habe, stellvertretend.

    Das Motiv des Toren als Helden in der Literatur ist verbreitet. Der Parzival in diesem Roman ist Florian Herscht, ein junger gutherziger Mensch. Kräftig, aber doch oft ängstlich und naiv. Er lebt in Thüringen und arbeitet für seinen Boss, der ein cholerischer Mann mit rechter Tendenz ist. Krasznahorkai legt seine Figuren geschickt an. So erkennt Herscht die inneren Wunden des Bosses und daher bleibt er ihm treu.

    Unter den Bekannten ist auch die undurchschaubare Karin, die dem Boss zuarbeitet.


    Doch im letzten Drittel des Romans kommt es zu einer unerwarteten Wendung. Das Buch nimmt an Wucht zu und es kommt dann schließlich zwischen den entscheidenden Figuren Florian und Karin noch zu einem Satanstango.


    ASIN/ISBN: 359670393X