Hier kann zu den Seiten 080 - 158 (bis Ende Teil I.) geschrieben werden.
'Wiedersehen in Rajasthan' - Seiten 080 - 158
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Gesa hat einen schwierigen Start in Indien. Sie gilt als „Kastenlose“ und gehört nirgendwo dazu, weder zu den Indern noch zu den Ausländern. Dazu lebt sie sehr isoliert und entsprechend unglücklich. Dazu trägt noch bei, dass Ravi alles Deutsche an ihr „entfernt“, ihr einen indischen Namen gibt, die Kleidung aus Deutschland wegwirft etc.
Er lässt sich auch bis zur letzten Sekunde Zeit, bis er ihr von Madhavi erzählt. Das macht ihn nicht unbedingt sympathisch. Überhaupt finde ich, dass er sich immer mehr zum Unsympathen entwickelt, nicht für sie einsteht, etc.

Interessant fand ich die immer wieder eingestreuten Passagen über seinen politisch engagierten Freund Aziz und auch, wie in Deutschland die Zeiten für Ausländer immer schwieriger werden.
Was mir sehr gut gefällt sind die so schönen und bunten Beschreibungen von Land und Leuten. Man hat sofort ein sehr farbenprächtiges Bild vor Augen.

Als Paula 1999 nach Indien kommt finde ich traurig, dass es wegen Übergriffen eigene Ladies Compartments in den Zügen gibt und viele Frauen immer etwas bei sich tragen, um sich wehren zu können. Leider hat sich da bis heute nicht viel geändert, man kann ja immer noch viel zu oft lesen, dass es zu Übergriffen auf Frauen kommt und diese auch heute noch viel zu oft nicht viel in der männerdominierten Gesellschaft zu melden haben.
Paula ist für mich schwierig zu greifen. In Puzzlestückchen kommt man ihr näher, erfährt von ihrer lieblosen Kindheit und dann auch, wie ihr später im Leben mit Max alles recht war. Warum macht sie sich klein, spielt ihre Erfolge herunter und hat im Privatleben keine eigene Meinung?
Der Tod von Paulas Mutter ist für sie, als wäre eine Last von ihr gefallen, als liebevoll hat sie die Mutter nie erlebt, immer das Gefühl gehabt, adoptiert zu sein und nie richtig zur Familie zu gehören.
Nach ihrer Rückkehr aus Indien hatte sie es durch ihre „Andersartigkeit“ schwer in der Schule. Es gab eine Szene, in der der Vater sie prügelt und die Mutter nur „nicht doch“ sagt, aber nicht eingreift. Schwierig, sehr schwierig.
Dort, wo einst die Khandals lebten, ist nun eine Schule. Sie will nun nach Tara und Amita suchen. Amita müsste – da sie dasselbe Alter hat wie Paula – ein spätes Nachzüglerkind von Gesa sein. Doch wer ist Tara? Ein weiteres Kind von ihr? Sie scheint der Dreh- und Angelpunkt des Zerwürfnisses zwischen Paulas Mutter und Gesa gewesen zu sein.

Mit Clara scheint sie sich zeitweise gut verstanden zu haben, aber warum änderte sich das? Irgendwo stand, an allem ist scheinbar Paula schuld, während Clara alles richtig machte. Ich verstehe das nicht, auch die Erklärung der Mutter, dass Oni sie ihr quasi „weggenommen“ hat, weil sie noch so jung war und Clara quasi ihr erstes „eigenes“ Kind war, kann mich nicht überzeugen.
Schön finde ich die Szenen, wie sich Gesa und Lakshmi-Bhai, die Dienerin, langsam einander annähern und voneinander lernen: Die eine die Sprache, die andere das Lesen. Ich denke, sie ist die Familie, die Gesa in Ravi nicht findet. Sie darf ja auch bei Ravis Eltern nicht mit am Tisch essen, mit Madhavi kommt sie auch nicht allzugut klar, wenig überraschend.
Und nein, ich bin auch nicht überrascht, dass sie keine Antworten auf ihre Briefe nach Hause bekommt. Ich bin mir sicher, dass Ravi diese ebenso verschwinden lässt wie eventuelle Post aus Deutschland an sie.

Dass Madhavi plötzlich weg ist, angeblich zu ihrer Familie zurück, erfüllt mich mit Mißtrauen.

Als sie mit Ravi nach Rathore zieht, scheint sich alles erst einmal zum Besseren zu entwickeln. Allein, mir fehlt der Glaube daran ...