'Die Tochter des Schmieds' - Seiten 206 Mitte - Ende

  • Selim:
    Ist einleuchtend.
    Schade ist nur, dass Gül jetzt in Deutschland untergeht als eine "typische" Einwandererin in dem Bild, was jeder von "typisch" im Kopf hat.
    Selbst wenn sie vielleicht sogar "typisch" wäre.
    Ich finde aber, deine Vorgeschichte hat auch erhebliche Vorarbeit geleistet. Durch deine Art zu erzählen hast du Beschreibung und Erklärung gleichzeitig geliefert. Das hat - wie man hier wohl auch herauslesen konnte- ein tieferes Verständnis geweckt als jede Art von Migrantenliteratur es könnte. Darum könnte deine Version der "Migrantenliteratur" vielleicht gar nicht so eingeschränkt sein, wie du sie derzeit empfindest, solltest du Güls Deutschlandgeschichte doch noch erzählen.
    Aber es wäre nicht dasselbe. Teil zwei würde wohl Teil eins nicht immer als gelesen voraussetzen und damit in die Schublade gesteckt werden, die dir fern ist.

  • So, das Buch habe ich gelesen und es hat mir gut gefallen.
    Es würde mir aber auch gefallen, eine Fortsetzung zu lesen, wie sich Gül in Deutschland etabliert und wie es mit der ganzen Familie weitergeht.
    Aber man kann ja nicht alles haben. Werde mir auf jeden Fall noch andere Bücher von Selim Özdogan besorgen, wie "Trinkgeld vom Schicksal".

  • Ich finde, dass Gül heiratet, nur damit ihre Familie mehr zum Leben hat, damit ihre Schwestern zur Schule gehen können usw., daraus kann man sehen, wie viel ihr ihre Familie wirklich bedeutet. Immerhin wollte sie eigentlich noch gar nicht heiraten.


    Schmunzeln musste ich, als Gül, nachdem sie fast in den Brunnen gefallen war ihre Arbeit nachlässig erledigt hat. Ganz speziell bei diesem Absatz:


    Wenn ich sage, schäl die Äpfel, machst du gleich Mus aus ihnen, wenn ich sage, tu noch ein wenig Pfeffer ans Essen, machst du es so scharf, dass es niemand mehr essen mag, lasse ich dich waschen, scheuerst du die Hosen am Waschbrett durch. Ich schicke dich schon nicht mehr Holz holen, weil du dann in den Wald gehen würdest, statt in den Keller.


    Das Fuat ein Alkoholproblem hat, wird ja spätestens dann deutlich, als er Gül eine Ohrfeige haut. Aber wie schaut es mit Spielsucht aus? Eigentlich spielt er, laut seinen eigener Aussage ja nicht mehr. Wenn ich aber an die Textpassage auf Seite 296 oben denke, so stellt sich mir doch die Frage, ob er nicht vielleicht doch Spielsüchtig ist. Vielleicht getrieben von dem Neid, den er gegenüber all denen empfindet, die Geld haben, sich Autos leisten können, fließend Wasser haben usw?


    Auch wenn ich das Buch noch nicht beendet habe, kann ich jetzt schon sagen, dass es ein wunderbares Buch ist. Es hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht, dieses Werk zu lesen.


    Edit:
    Gestern abend habe ich das Buch beendet. Mir selber ging es zwar etwas schnell, im einen Augenblick steigt Gül gerade in den Zug ein und macht sich auf in Richtung Deutschland und im nächsten Augenblick sind Jahre vergangen und sie liegt im Sterben. Allerdings empfinde ich das nicht für ganz so schlimm, weil ja im Laufe des Buches eine Menge "Vorschauen" auf ihr Leben in Deutschland gezeigt wurden, so dass man sich den Rest zusammenreimen kann.

  • Ich habe das Buch auch beendet und fand es runherum richtig gut, auch, daß nur angerissen wurde, daß Gül auf dem Weg nach Deutschland war.
    Eines habe ich dennoch zu bemängeln - das ultimative Ende: das paßt in meinen Augen nicht ganz - das macht das Ende depressiver als es eigentlich zu sein scheint.

  • Hm...ich bin erst auf Seite 222, also kurz nach Güls Hochzeit.
    Was mir sehr gut gefällt: Gül erzählt jetzt endlich - ihren Schwestern, ihrem Ehemann - sie erzählt und verarbeitet damit. Deswegen geht es ihr besser, denk ich.


    Hab mir gerade Eure Kommentare durchgelesen - was mich wieder neugierig auf den Schluß des Buches gemacht hat.


    'Zu jeder möglichen und unmöglichen Zeit dieses Buch gelesen' ... jo, geht mir auch so. Als Märchen würde ich es allerdings nicht bezeichnen? :wow




    Na, mal schauen ... hoffentlich komme ich heute noch bis zum Schluß. Macht süchtig :-)

  • Zitat

    Original von Ikarus


    Na, mal schauen ... hoffentlich komme ich heute noch bis zum Schluß.


    Das würde ich mir niemals wünschen. Gute Bücher dürfen einfach nicht enden.

  • Zitat

    Original von Sterntaler


    Das würde ich mir niemals wünschen. Gute Bücher dürfen einfach nicht enden.


    Sterntaler :knuddel1


    Ich hab das Buch gerade fertig gelesen ... und - so bekloppt es sich anhören (lesen) mag - ich finde, es endet auch nicht! Anders kann ich es aber nicht ausdrücken. Schließlich bin ich nicht Selim o.ä. Autoren :-)


    Fantastisches Buch, sofort einer guten Freundin weiterempfohlen und Selim selbst noch ein sehr langes Leben gewünscht - aus, wie ich zugeben muß, sehr großem Egoismus ;-)


    :wave
    Ikarus

  • Den letzten Teil hab ich auch sehr zügig gelesen, zum einen, weil es flüssig zu lesen war, wie Gül sich entwickelt und zum anderen, weil ich darauf wartete, wie es ihr ergeht, wenn sie nach Deutschland kommt - blöder Klappentext :fetch


    Ich fand es sehr interessant, über das Leben einer Türkin zu lesen. Die Personen sind mir sehr nah gekommen, auch wenn nichts besonderes passiert ist, fand ich diese Schilderung der Lebensumstände spannend.


    Durch die Einschübe, die Güls Zukunft beschreiben (das fand ich ein klasse Stilmittel, so wurde ich auch bei der Stange gehalten), hat man gleichzeitig einen Ausblick auf den "fehlenden" Abschnitt erhalten.


    Merkwürdig fand ich den 3. Abschnitt. Zum ersten Mal eine Ich-Perspektive, und dann noch ziemlich zusammhanglos. Den musste ich zweimal lesen und hab das Buch dann sinnierend weggelegt.


    Das Buch hat mir gefallen, ohne Leserunde hätte ich es nicht gelesen, da ich bezweifelt habe, dass es mir zusagen könnte. Es ist anders als die Bücher, von denen ich gehört oder das ich gelesen habe. Ich fand es jedoch bereichernd.