Hans Dieter Schreeb - Lilo Kaminski

  • Der Autor:
    Hans Dieter Schreeb, 1938 in Wiesbaden geboren und heute noch dort lebend, arbeitet seit 1963 als freier Autor.


    Zum Inhalt:
    Die Geschichte beginnt 1976 in Bayreuth, als Lilo Kaminski bei den Festspielen mit einem Herrn ins Gespräch kommt, der sie an ihre einzige große Liebe erinnert. Ihm erzählt sie in Rückblenden die Geschichte ihrer Zeit im polnischen Generalgouvernement 1941.


    Verheiratet mit einem Nazi der ersten Stunde lernt sie Rolf, ihren späteren Geliebten und ihre einzig große Liebe auf der Zugfahrt zu ihrem Mann kennen, der sich im Generalgouvernement Polen etabliert hat und nun seine Frau zu sich nachholt.


    Das Hörspiel erzählt von den Dingen, die Lilo während ihres Aufenthalts in Polen widerfahren.


    Meine Meinung:
    Ich hatte einen denkbar schlechten Einstieg in die Story. Ich konnte mir nun überhaupt nicht vorstellen, wie Lilo mit einem wildfremden Herrn derart intensiv ins Gespräch kommt, daß sie ihm gleich die Story ihres Lebens erzählen muß. Das hat mich eingangs sehr gestört. Auch die Vermutung, das habe sie getan, weil er sie so an ihre große Liebe Rolf erinnert, konnte mich nicht überzeugen.


    Auch die Erzählung empfand ich irgendwie zuerst als leierkastenmäßig. Also habe ich mich erst mal recht missmutig durch die erste von drei CDs gekämpft.


    Schließlich ist der Knoten aber geplatzt. Denn in Polen angekommen wird Lilo mit der Realität konfrontiert: sehr viele der Nazis benehmen sich wie kleine Könige, die Polen werden mir nichts Dir nichts enteignet und den Juden dort geht es schlechter als nur schlecht. Lilo ist entsetzt, feststellen zu müssen, daß auch ihr Mann einer dieser Kleinherrscher ist. Nach und nach bekommt sie auch immer mehr davon mit, wie die Nazis in diesem Land „herrschen“.


    Hier wird die stereotype Sprache Lilos zum Stilmittel: durch die anscheinende Teilnahmslosigkeit nehmen die Schrecken ihrer Erlebnisse nur noch mehr zu.


    Dabei verzichtet Lilo auch in der Rückschau auf jegliche Schuldanerkenntnisse oder Anzeichen von Reue und Sühne. Sie berichtet so, als würde sie von den Erlebnissen einer anderen Frau berichten. Mir kam das so vor wie „Sehenden Auges nichtssehend in die Katastrophe schliddern“.


    Alles in allem ein interessantes Hörbuch, das mit soliden deutschen Schauspielern wie z.B. Gedeon Burkhardt und Katy Karrenbauer besetzt wurde. Auch die Aufmachung lässt nichts zu wünschen übrig: im DVD-Format ist im Inlay eine Inhaltsangabe mit Kapitelübersicht, eine geschichtliche Info über die Zeit des Generalgouvernements und Kurzbiographien der Teilnehmer zu finden.


    „Schön“ kann man aufgrund der Thematik und Ereignisse ja wirklich nicht sagen, aber insgesamt war es gut.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)