Die Buchliebhaberin - Tom Petsinis

  • Titel der Originalausgabe: "The Twelfth Dialogue"


    btb Taschenbuch, Goldmann Verlag
    447 Seiten


    Autor
    Tom Petsinis wurde 1953 in Griechenland geboren und wuchs in Australien auf. Er studierte Mathematik an der Universität Melbourne, entdeckte aber schon früh seine Liebe zur Literatur. Seine Romane, Theaterstücke und Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt. Petsinis lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Melbourne.


    Inhalt
    Sonya liebt Bücher über alles, und als sie eine Erbschaft macht, kündigt sie ihren Job als Lehrerin und erfüllt sich ihren Lebenstraum: In der australischen Stadt, in der sie lebt, eröffnet sie eine kleine Buchhandlung mit offenem Kamin, bequemen Sesseln und vielen Regalen voller antiquarischer Schätze.
    Sonyas mangelnder Geschäftssinn und die beginnende Rezession lassen die Geschäfte immer schlechter gehen, doch Sonya findet Trost in den überraschenden und geheimnisvollen Briefen, die sie vor ihrer Tür findet: Es sind Dialoge zwischen Schriftstellern, Dichtern und Philosophen, die offensichtlich nur für sie bestimmt sind, und deren Verfasser sie gut zu kennen scheint. Fasziniert von den geistreichen Disputen über Moral, Kunst, Wahrheit und nicht zuletzt Liebe, setzt sie alles daran, den Menschen kennen zu lernen, der ihr diese Briefe schreibt. Unter dem Einfluß der Worte von Kafka und Hemingway, Marx und Moses, Rimbaud und Verlaine, Umberto Eco und Jorge Borges beginnt sie, den mysteriösen Autor zu lieben. Doch als er sich zu erkennen gibt, ist alles anders als erwartet.


    Meine Meinung
    An dem Buch hat mich zweierlei fasziniert. Zum einen Sonyas Liebe zu den Büchern, ihr Umgang mit ihnen und ihre Art zu sie zu lesen. Ihre Gedanken dazu sind zugleich neu und bekannt. Die zweite Faszination liegt in den Dialogen. Jeweils zwei bekannte Persönlichkeiten diskutieren Themen, welche ihr jeweiliges Leben bestimmen. So sprechen Marx und Moses über den Glauben an Gott und den Glauben an den Kommunismus. Diese Dialoge sind mit der Geschichte Sonyas verwoben und doch eigenständig.
    Einzig nicht so schön ist das Ende, welches meiner Meinung nach deutlich zu überzogen ist.
    Dennoch kann ich das Buch jedem empfehlen, der Interesse und Spaß an philosophisch und weltanschlaulichen Themen hat und Lust, sich über das Buch hinaus mit diesen Fragen zu beschäftigen. Und die Liebe zu Büchern vereint uns hier wohl alle... :wave

  • Ein wunderbares Buch, in dem sich jeder Buchliebhaber auch selbst wieder findet. Der Umgang mit Büchern, das Glücksgefühl beim Lesen oder auch nur, wenn man eine schöne Ausgabe eines Buches in Händen hält und darin blättern kann.
    Die Dialoge dazwischen fand ich sehr interessant und obwohl ich normalerweise um philosophisch anmutende Bücher eher einen Bogen mache, haben sich mich nicht gelangweilt.


    Einzig der Schluss hat mich auch etwas enttäuscht. Merkwürdig und überzogen und vor allem paßte es einfach nicht zum Buch. Schade, aber in Anbetracht des restlichen Buches, ändert das nichts daran, dass es mir sehr gut gefallen hat.


    Schönstes Zitat für mich aus dem Buch über Bücher:


    "Umgeben von den Objekten ihrer Begierde, gab es nun keinen Grund mehr, das Glück woanders zu suchen."


    Viele Grüße
    Shirat

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Ich kann mich den beiden Rezis nicht bzw. nur teilweise anschließen. Ich habe mich die ganze Woche durch dieses Buch hindurchgequält, nachdem ich es vor Monaten nach knapp einem Fünftel Lektüre schon einmal vorübergehend entnervt beiseite gelegt hatte. :-( Ich bin mehr als enttäuscht, vor allem, weil mich Cover, Titel und Idee sehr angesprochen hatten.


    Vielleicht bin ich zu blond oder grundsätzlich zu unphilosophisch veranlangt - aber ich fand manche der Dialoge zäh und trocken. Die Sätze sind z.T. nur an mir vorbeigerauscht, ohne dass ich einen Zugang dazu gefunden hatte. Petsinis Stil (bzw. die Übersetzung) war mir überwiegend zu schwurbelig, zu gekünstelt literarisch-philosophisch. Der Roman ist zu kopflastig, und Figuren und Emotionen blieben für mich dabei komplett auf der Strecke.
    Klar: es gibt lichte Momente - einzelne wunderschöne Sätze und Passagen, kluge und wahre Gedanken über das Schreiben und das Lesen. Doch in der Mehrheit strotzt das Buch von negativen Klischees über SChriftsteller und Bücherwürmer (= alle weltfremd und lebensuntüchtig). Das hat mich geärgert! :fetch


    Bei der Schilderung Sonyas hatte ich oft Audrey Tautou als "Amélie" vor Augen, doch fehlte mir dabei deren Zauber und Charme. Sonya ist äusserst naiv und passiv, erregte in mir mehr Mitleid denn Sympathie. Theo fand ich furchtbar, das verrückte, vampirische Genie, das sich in dieser Rolle so richtig suhlt. Auf mich wirkte dieses Buch so unglaublich deprimierend und bin froh, dass ich es nicht im Winter gelesen habe - mir hat es doch sehr auf die Stimmung geschlagen. Und der Schluß ist zwar gut geschrieben, aber ziemlich daneben und hat mich unbefriedigt zurückgelassen.


    Ich bereue die Lektüre nicht, aber ich kann dieses Buch höchstens einem absoluten Philosophie-Freak empfehlen. Ich selbst werde sicher kein Buch des Autors mehr in die Hand nehmen. :-(