Psychotraumata

  • Psychotraumata


    Primärärztliche Versorgung des seelisch erschütterten Patienten


    Nicht selten wird der Hausarzt mit psychischen Traumen oder den Folgen eines Traumas konfrontiert, häufig als erste Anlaufstelle konsultiert. Der Hausarzt ist meistens der erste Arzt, der Feststellungen trifft oder ins Vertrauen gezogen wird. Mag es hierzulande dabei seltener um Hunger, Krieg oder Naturkatastrophen gehen, so sind Depressionen, Mobbing, Stalking, Trauer, Trennung, Verlust oder sexuelle Gewalt im Alltag leider Erlebnisse von denen jeder Mensch im Laufe seines Berufs-oder Privatlebens mindestens einmal betroffen sein kann. Es sind häufig die weniger spektakulären Eindrücke, die wertvolle Hinweise geben. Sei es eine auffallende Tätowierung, die Frau, die sich nicht entkleiden mag, die Witwe, die jahrelang das unbenützte Bett des Verstorbenen mit Rosen schmückt.


    Wie kann und soll ein guter Hausarzt darauf reagieren? Was ist überhaupt ein Kindheitstrauma? Woran erkennt er, ob es sich um eine vorübergehende seelische Verstimmung handelt, die er behandeln und begleiten kann oder wann ein betroffener Patient unbedingt langfristige ambulante oder klinische Behandlung durch Fachärzte benötigt?


    Für viele psychische, psychosomatische und somatische Erkrankungen sollten rechtzeitig Weichen gestellt werden und auch für die Behandlung durch den Hausarzt ist es hilfreich, wenn er erkennt, inwieweit harmlos erscheinende Beschwerden psychisch bedingt sind.
    Es gibt schlimme Erlebnisse, die dank naturgegebener Selbstheilungskräfte innerhalb einer überschaubaren Zeit von einem grundsätzlich gesunden und stabilen Patienten überwunden werden und es gibt traumatische Belastungen, die sich als lebenslängliche Narben immer mal wieder melden, deren Grundverletzungen immer wieder neue Verletzungen nach sich ziehen können und die spezieller Behandlung bedürfen.


    Dann ist es unerlässlich, dass ein Hausarzt die Anzeichen kennt, eine zutreffende Diagnose stellen und entscheiden kann, was er für seine PatientInnen tun kann.
    Das Buch behandelt aber auch die Belastung für den Arzt selbst. Wie geht er mit eigenen Gefühlen um, was ist eine Re-Traumatisierung und was kann und muss er für sich selber tun, wenn er merkt, dass er an eigene psychische Grenzen stösst?


    Dieses Buch ist eine hilfreiche Lektüre. In einfacher verständlicher Sprache erklärt es Grundbegriffe, baut ein nachvollziehbares Fachwissen auf und erörtert Anzeichen, Begriffe, Merkmale und Umgangsweisen. Es ist ein Begleiter für ÄrztInnen und HelferInnen in unterschiedlichsten Bereichen‚ die in ihren Berufen täglich seelisch erschütterten Menschen begegnen. Ein unverzichtbares und übersichtliches Lesebuch und Nachschlagewerk.


    Dr. med. Luise Reddemann entwickelte als leitende Ärztin für psychotherapeutische und psychosomatische Medizin des Ev. Johanneskrankenhauses Bielefeld ein Konzept und gibt als Mitglied im Vorstand der Deutschen Akademie für Psychotraumatologie sowie wissenschaftliche Beirätin der Lindauer Psychotherapiewochen mit diesem Fachbuch ihr Wissen weiter.