'Mimosen in Hosen' - Seiten 143- 205

  • Heaven ,


    das zoffen war ein Scherz. Du weißt, wie das ist am PC, wenn die Stimme nicht mitrüberkommt und der Tonfall. Aber ich hatte ein Smily...


    Wüßte keine, mit der ich weniger gern zoffe.
    :knuddel1


    Aber Zähnchen hast Du auch!!!
    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Hazel
    Das ist doch einfach alles nur grauslich! Wer hat denn überhaupt damit angefangen, dass Frauen angeblich "weniger wert" sind und Männern "dienen" müssen?!


    Hi Hazel,


    Das ist die Frage! Mein Mann meint dazu immer, die Frauen sind selbst schuld, immerhin gehören zwei dazu, ein Unterdrücker und einer der sich unterdrücken lässt. Nur so einfach ist die Sache fürchte ich nicht.


    Die Patriarchate waren sicher nicht über Nacht da, sie sind langsam gewachsen. Einige Faktoren haben das sicher begünstigt, z.B (1) die Sesshaftwerdung vor 5.000-10.000 Jahren. Gibt es gemeinsamen Besitz, kann sich ein Paar nicht mehr so leicht trennen. Jäger und Sammler Paare gingen auseinander, wenn sie sich nicht mehr verstanden. Eine Partnerschaft musste nur so lange halten, bis das Kind von selbst mithalten konnte (also etwa vier Jahre). Danach konnten sich beide neu orientieren. Keine Möglichkeit für den Mann seine Frau zu irgend etwas zu zwingen, sie konnte entkommen, wenn es ihr nicht mehr passte. Der Neanderthaler hat seine Frau sicher nicht an den Haaren hinter sich hergezogen, das ist eine Interpretation heute lebender Patriarchen und Patriarchatsgeschädigter.


    Mit der Viehzucht erkannte der Mann erst, was für einen Beitrag er eigentlich zur Fortpflanzung leistet (2), bis dahin war der Zusammenhang nicht unbedingt klar. Liegt doch ein Zeitraum von 9 Monaten zwischen Zeugung und Geburt. Die Frau der Urzeit glat als die alleinige Herrin über die Wiedergeburt. Ein starker Mythos, der ihr ein hohes Ansehen in der Gesellschaft verlieh.


    Also war es dem frühen Ackerbauen darum zu tun nicht nur Feld- und Viehwirtschaft unter seine Kontrolle zu bringen sonder auch die Gebärfähigkeit der Frau. Die Frau geriet nun zusehends in Abhängigkeit, vor allem aus einem weiteren Grund (3). Kinder waren in der Jäger und Sammler Gesellschaft Ballast gewesen, der mitgeschleppt werden musste. Daher sah eine Frau darauf, dass sie nicht mehr Kinder bekam, als sie gerade nch tragen konnte - im Idealfall alle vier Jahre eines (heute noch lebende Jäger und Sammler Kulturen halten es noch so). Für den Ackerbauern hingegen ist Kinderreichtum eine Lebensversicherung. Nicht nur wird am Hof jede Hand gebraucht, im Alter können die Eltern auf Ausgedinge hoffen. Also wurde Kinderreichtum zum Statussymbol. Die Frau, die bislang alle vier Jahre ein Kind bekommen hatte und dadurch relativ mobil gewesen war, kam nun jedes Jahr "nieder" mit allen Konsequenzen gesundheitlicher Natur. Die Vorstellung vom "schwachen Geschlecht" mag hier seinen Ursprung haben.


    Die neue sesshafte Lebensweise brachte Probleme mit der Hygiene (4), Flöhe z.B. können sich nur bei jenen Tierarten verbreiten, die fixe Schlafplätze haben, weil die Floheier zu Boden fallen, dasselbe gilt für die meisten anderen Parasiten auch (Würmer). Die Sterblichkeit war enorm unter Kleinkindern und das forderte wieder die Gebärfähigkeit der Frauen, viele von ihnen erlebten wohl ihren Lebensabend nicht mehr.


    Im Trubel des unausgesetzten Geburten und Stillzeiten und Wochenbetten, mag so mancher Frau entgangen sein, dass die "Herrn der Schöpfung" inzwischen in aller Seelenruhe begannen die Gesellschaft nach ihrer Denkweise zu gestalten (5). Das war allen Übels Anfang.


    Was dann geschah sieht man heute noch, denn das Patriarchat blüht und gedeiht ja in den meisten Kulturen noch mit allen Konsequenzen. So ist es überall dort besonders scheußlich, wo nur Männer das Sagen haben. Überbevölkerung, Hungesnöte, Verletzungen und Missachtung der Menschenrechte findet man vor allem dort, wo Frauen in Knechtschaft und Abhängigkeit gehalten werden.


    Warum Frauen so lange zugesehen haben? Weil es erstens langsam und schleichend ging und zweitens weil Generation für Generation die immer abhängigere Rolle von den Müttern an die Töchter weitergegeben wurde. Da die Männer alle Ressourcen unter sich aufgeteilt hatten, mussten Mütter darauf achten, dass ihre Töchter für einen hochstehenden Mann (Höhe der Stellung im Patriarchat gleichbedeutend mit Menge der angehäuften Güter) gut genug sind. Das trieb dann die abartigsten Blüten, wie die Verstümmelung des weiblichen Genitale, als Zeichen unbedingter, sklavischer Treue.


    Ein Auskommen aus diesen "Traditionen" ist wenn überhaupt dann nur sehr langsam möglich. Das schafft eine einzige Generation gar nicht. Und dennoch ist es möglich. Europa hat sich vor etwa 100 Jahren auf den richtigen Weg gemacht. Wir Europäische Frauen profitieren ja schon in ganz unglaublicher Weise von den Errungenschaften der Frauenbewegung. Ein Forum wie dieses wäre vor 100 Jahren undenkbar gewesen (auch, wenn es das Internet schon gegeben hätte). Wir würden hier nicht über Geschlechterrollen diskutieren, sondern darüber ob es uns gelungen ist einen netten Mann zu finden und ob dieser mit unserer Gebärfreudigkeit und unserer Häuslichkeit zufrieden ist.


    Ich musste das Gottlob - so wie Du - nicht mehr erleben, insoferne bin ich tatsächlich in einer "heilen Welt" aufgewachsen. Aber in abgelegenen, ländlichen Gegenden und unter weniger gebildeten Menschen sieht das heute noch ganz anders aus. So erzählte mir eine Studienkollegin aus dem Burgenland, dass sie von den Kumpels ihres Lebensgefährten öffentlich beschimpft worden war, weil sie sich erdreistete alleine auszugehen, statt daheim auf ihn zu warten, während er - selbstverständlich alleine - mit seinen Kumpels auf Tour ging.


    Die tatsächliche Gleichberechtigung von Mann und Frau ist auch in Europa noch lange nicht hergestellt. Viel Überzeugungsarbeit muss noch geleistet werden.


    LG


    Barbara


  • Hallo magali,


    Genau das ist das Kernproblem. Wenn man die Welt aus den Augen des Mannes sieht, ist der Mann die Norm und die Frau abartig. Nach so vielen Jahrtausenden "männlicher Norm" ist es mir ein ausgesprochenes Bedürfnis einmal einen Blick auf den Menschen aus der weiblichen Perspektive zu riskieren. Natürlich erscheint aus dieser Sicht (der Frosch im Brunnen! siehe Heaven) die Frau die Norm zu sein, also das Gute, der Mann erscheint abartig.


    Was ich damit erreichen will ist, dass wir darüber nachdenken, warum das so ist. Mein sehnlichster Wunsch wäre, wenn es gelänge, Resekt vor der Andersaritgkeit zu bekommen und nicht mehr alles was abweicht von meinen persönlichen Normen als negativ zu bewerten.


    Das ist leider ein altes, allzu menschliches Leiden. Jedes Volk betrachtet sich als normal, die anderen sind, in Abhängigkeit von dem Grad an Verschiedenheit, weniger normal und damit automatisch schlechter. Die Buschmänner nennen sich selbst "San" was Mensch heißt, die anderen sind eben nicht "San". Im Englischen ist das wort für Mann "man" gleichbedeutend mit "Mensch" - "Menschheit". Mein Vater brachte mich darauf, dass wir eine männliche Sprache sprechen. Verstanden wird nur, worfür es einen Begriff gibt. Schon alleine deshalb wird das männliche Selbstverständnis noch lange vorherrschen.


    Ich finde es also durchaus legitim, wenn man das Pendel ein ganz klein wenig über das Ziel hinaus in Richtung Selbstverständnis der Frau ausschlagen lässt. Nur so als kleine Demonstration - was wäre wenn?


    Wir Frauen haben nämlich keine Lobby, wie Männer. Männer unterstützen einander in exklusiven Männervereinen, fördern das Vorankommen ihrer gleichgesinnten Geschlechtsgenossen. Frauen haben das nicht - noch lange nicht. Bei vielen habe ich den Eindruck sie können mit ihrer neuen Freiheit noch nichts anfangen (die jungen orientierungslosen Mädels, die Heaven anspricht). Sie trauen sich noch nicht zu ihre neuerworbenen Rechte umzusetzen. Für viele ist es immer noch einfacher die herrschende Männerkaste zu bestätigen und dafür die Schulter geklopft zu bekommen - ist ja auch schon was.


    Sich mit den Mächtigen anzulegen kann ungesund sein. Es ist aufreibend und kräftezehrend. Für viele ist es der Mühe nicht wert. Was hat die einzelne Frau davon, wenn sie gegen männliche Windmüheln kämpft und dann ihren Dämpfer vielleicht ausgerechnet von einer anderen Frau bekommt, die plötzlich wieder in ihre alten Ängste zurückfällt, es könnte ihr selbst schlecht egehen (sie könnte die Ressource Mann verlieren), wenn sie eine andere Frau fördert.


    Es wird noch eine Weile dauern bis Frauen begriffen haben, dass sie einander unterstützen können, ohne etwas zu verlieren. Aber das wird noch dauern. Die alten Ängste sitzen noch tief.


    MFG


    Barbara

  • homosapiens


    schöne Zusamemnfassung und schönes Schlußwort. Toll!
    Kann ich weitgehend unterschreiben
    :write :write :write


    Ich habe das Buch jetzt fertiggelesen, habe aber nich ein paar Einwände, Ergänzungen, Fragen, Probleme.


    Spannend fand ich die Untersuchungen über Depressionen und Selbstmord bei Männern. Ich habe vor vielen jahren mal eine kleine Studie dazu gelsen udn da wurde zudem festgesteltl, daß Männer, die einen Selbstmordversuch überleben, vom Pflegepersonal bei weitem schlechter behandelt werden als Frauen.
    Warum? Sie werden als Versager betrachtet, so absurd das klingt. Sie haben es nicht gechafft. Sie waren zu 'schwach'.
    Das heißt doch aber, wenn ich jetzt Euere Überlegungen dazu nehme, daß dieses Männersytem, das Helden-Raubaffen - Alphatier-Winner-System auch hier gegen Männer wirkt.


    Im Bereich Gefühle kommen wir nun zu den Frauen. Ihr zeigt das sehr schön, wie flexibel Frauen in diesem Bereich sind, zum Nutzen aller.
    Aber man kann das ja lernen, jedenfalls einen Teil davon. Ich fidne, Männer sollten davon erwerben, was imer erwerbbar ist.
    Ich wehre mich nämlich dagegen, daß von mir als Frau erwartet wird, daß ich die Rolle der Großen Mutter in allen Lebenslagen einnehme. Hüten, trösten, auffangen, welche Krise grad übner uns hereinbricht, wann immer ein Knie aufgeschlagen wurde, wo es laut wird, wo immer Müll zu beseitigen ist - Frau räumt auf. Sie ist ja sozial kompetent.
    Das ist für mich ein Punkt, an dem auch Frauen mal Grenzen ziehen müsssen.
    Es ist schwer, vor allem, wenn man wie ich zu Generation gehört, die strikt bürgerlich-weiblich erzogen ist. Defensiv, lieb, immer lächeln, immer abwiegeln - so erzieht man Verliererinnen. Denn das kostet Kraft, so natürlich kommt Frau das alles gar nicht.
    Frauen sprechen eher über ihre Depresionen, aber sie müssen sie ja auch irgendwoher haben.
    Die Flexibilität führt doch dazu, daß eine sich anpaßt an alles, auch wenn sie es eigentlich nicht will. Um des lieben Friedens Willen.
    Ja, denkste, um s e i n e s Freidens Willen, nicht um ihren.
    Brüche in der Biographie, weil stets die Bedürfnisse anderer wichtiger sind. Die anderen sind die Männer.


    :wave
    magali (in provozierender Stimmung)

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    K. Kraus


  • Hi magali,


    Ein weiterer Kern des Problems! Wenn ein ordentlicher und ein schlampiger Mensch (wurst welchen Geschlechts) meiteinander leben, wird der ordentliche mehr zu leiden haben, oder aufgeben und hinter dem anderen herzuräumen beginnen um des lieben Friedens willen.


    Was mit Frauen passiert, die allzusehr von ihrer Persönlichkeit aufgeben nur um einem Mann gefällig zu sein, ist eben das. Sie übernehmen alles, fühlen sich für alles verantwortlich, jonglieren mit doppelten und dreifachen Belastungen, bis sie irgendwann zusammenbrechen oder ausbrechen (80% der Scheiungen werden von Frauen eingereicht - das spricht Bände).


    Wir haben für unser zweites Buch "Wie Frauen Männer gegen ihren Willen glücklich machen" einen eigenen Fragebogen entworfen und als letztes baten wir die Partner (unabhängig von einander) anzugeben auf einer fünfteiligen Skala, wie glücklich sie in dieser Beziehung sind. Es stellte sich heraus, dass bei nicht mehr ganz glücklichen Paaren, die Frau immer um eine Stufe weniger angab als der Mann. Kreuzte der noch "eher glücklich" an, kreuzte sie "weder noch" an, enthielt sein Fragebogen ein "weder noch", gab sie "eher unglücklich" an.


    Das große Problem besteht sicher darin, dass Probleme, die man nicht sieht, nicht existieren. Also: wenn das Desiderat eine gute Beziehung zwischen Mann und Frau ist (das muss ja in Zeiten der Bürogamie nicht so sein) dann sollten beide Partner über das "so sein" des anderen Geschlechtes Bescheid wissen. Viele Missverständnisse würden dann zu klären sein.


    Dass der Mann hier eindeutlig mehr Nachholbedarf hat liegt auf der Hand. Erstens sind Frauen (von Natur und Erziehung aus) eher bereit sich und ihre Persönlichkeit zu hinterfragen, andere gelten zu lassen. Zweitens haben sie den besseren Zugang zu allen zwischenmenschlichen Bereichen (Verbalisierung von Gefühlen, Wahrnehmung von Gefühlen bei anderen, Rücksichtnahme auf Schwächere, verbale Konfliktbewältigung und und und). Und drittens haben Männer Frauen von Natur aus nötiger als umgekehrt (nicht allerdings wenn es nach den gesellschaftlichen Regeln des Patriarchats geht, das durch einen listigen Schachzug - Monopolisierung alle Ressourcen durch Männer - Frauen dazu zwingt um die "Ressource Mann" gegeneinander zu kämpfen). Männer können nur in einer fixen Beziehung zu einer Frau ihrer Vaterschaft sicher sein, Männer leben gesünder und länger in Beziehungen, sind ausgeglichener und sozial angepasster und und und.


    Aber Männer haben großes Glück, denn Frauen haben gar kein Interesse Gleiches mit Gleichem zu vergelten und sich nun - angetan mit der Bestätigung für ihre Meriten um die Gesellschaft - den Mann Untertan zu machen. Aufschlussreich für mich in vielen Diskussionen um dieses Buch, vor allem nach Vorträgen war, dass vor allem Frauen für Männer Partei ergreifen. Und das sind nicht Frauen, die Angst haben um den "Versorger Mann". Sondern selbständige, selbstdenkende Frauen. Das zeichnet sie aus in meinen Augen und bestätigt was ich vermutet habe, dass die Befreiung der Frauen einer Befreiung der Menschheit gleichkommt und daher sowohl Frauen als auch Männern nutzen wird.


    MLG
    Barbara

  • homosapiens


    Du schreibst hier, wie ja auch im Buch:


    Männer können nur in einer fixen Beziehung zu einer Frau ihrer Vaterschaft sicher sein.


    Ja.


    Nur: was bringt das den Frauen? Es setzt 'Vaterschaft' absolut.
    Und warum, bitte, ist die so wichtig? Das sind doch gesellschaftliche bedingte Setzungen.
    Im Kern geht es darum, daß der Nachwuchs gut versorgt wird. Das muß doch nicht unbedingt durch den biologischen Vater geschehen?
    Menschen sind nicht unbedingt monogam angelegt. Darüber sollte vielleicht mal geforscht werden, und zwar nicht mit dem Bild der bürgerlichen Ehe-Idylle vor Augen.


    Die Frauen setzen sich für Männer ein bei Diskussionen über Euer Buch? Na, sicher und warum nicht? Warum soll es keine Männer geben? Ich mag die auch, bloß die Art, wie sich aufführen, finde ich voll beschissen.



    Und ich habe einfach keine Lust, nur deshalb, weil ich als Frau 'sozial kompetent' bin, unablässig hinter denen herzurennen, ihnen die Windeln noch zu wechsenn, wenn sie über 30 sind, die Knie zu verpflastern, weil sie sich mal wieder mit dem Chef angelegt haben und mit mildem Lächeln Alka Seltzer zu verabreichen, bloß weil mal wieder ein 'Männerabend' anstand.


    Ihr führt Untersuchungen an, die zeigen, daß es für Männer gesünder ist, in stabilen Beziehungen zu leben. Dann schlagt Ihr argumentativ den Bogen zur Zweierbeziehung.
    Den Schluß ziehe ich nicht.
    Die Tatsachen sprechen ebenso dagegen. Häusliche Gewalt, die Unfähigkeit vieler Männer, ihre Frauen als einegenständiges Wesen zu betrachten. Die vielen Morde an Frauen, die sich trennen wollten.
    Das Patriarchat und die Sicherung der Besitzverhältnisse durch die strenge Hierarchisierung der Geschlechter l e b t von der stabilen Zweierbeziehung.
    Die Raubaffen haben Familien.
    Dutroux war verheiratet.
    Irgendwie vermisse ich den da den mildernden Einfluß der Ehefrau.


    Was mir fehlt im Buch, ist das Aufzeigen von Alternativen für den Mann. Also Beispiele für anderes als Raubaffen-Verhalten.
    Können Männer als Männer unter Männern sozial kompetent leben? Oder muß da immer die Frau als Mutter der Kompanie (im besten Fall) oder als Punching Ball (im schlimmsten) dazwischen?


    :wave
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • Hi magali,


    Ganz recht! Was bringt das den Frauen, wenn Männer sich ihrer Vaterschaft sicher sind? Also ist es eine paradoxes Phänomen, dass man Frauen unterstellt, sie hätten die Ehe nötiger als Männer, wo es doch eigentlich umgekehrt ist. Meine Schwester sagt an diesem Punkt gerne: Eigentlich müssten die Männer schreiend in die Ehe drängen. Und was passiert? Frauen wird eingeredet sie brauchen einen Partner. Da kann die Frauenbewegung noch so von Fischen und Fahrräder sprechen. Diese Vorstellung hält sich eisern fest in so manch finsterer Hirnkapsel.


    LG


    Barbara

  • Zitat

    Original von magali
    Es setzt 'Vaterschaft' absolut.
    Und warum, bitte, ist die so wichtig? Das sind doch gesellschaftliche bedingte Setzungen.
    Im Kern geht es darum, daß der Nachwuchs gut versorgt wird. Das muß doch nicht unbedingt durch den biologischen Vater geschehen?
    Menschen sind nicht unbedingt monogam angelegt. Darüber sollte vielleicht mal geforscht werden, und zwar nicht mit dem Bild der bürgerlichen Ehe-Idylle vor Augen.


    Darüber wir in der Tat geforscht. In Matriarchaten (die es auch auf unserem Planeten gibt) sind es die männlichen Verwandten der Mutter, welche die Vaterrolle für die Kinder übernehmen. Für die Kinder ist es gleichgültig, wer für sie sorgt und sie werden sich jenem betreuenden partner anschließen, egal ob blutsverwandt oder nicht.


    Nochmal: die Ehe nützt dem Mann, weil er (relativ) sicher sein kann, dass er in seine eigenen Kinder investiert. Für die Frau ist es gleichgültig. Ihr Kinder sind es in jedem Fall. Ob das Kind vom Gatten, vom Exgatten oder vom Briefträger ist, ist für sie ohne Belang.


    Die Natur hat keine fixen Bindungen vorgesehen, jedenfalls nicht auf Lebenszeit und dann auch nur in schwierigen Situationen. Diese sind nur schon lange nicht mehr gegeben (Bürogamie). Heute braucht eine Frau keinen mann mehr um Kinder zu haben und genau das spüren nicht die frauen, sondern die Männer, die außen vor bleiben und sher darunter leiden.


    Warum leibliche Eltern? Aus Bequemlichkeit. Für die Natur war es eben leichter die liebliche Mutter für die Obsorge zu verpflichten, sie mit Hormonen zu überschwemmen und sie auf den Säugling zu prägen. Den Mann auf Familie einzustimmen ging schon nicht mehr so leicht. Trotzdem ist es gelungen. Aber auch hier ist es leichter mit einem Mann, der sich in eine Familie eingebunden fühlt.


    Einen Mann dafür zu begfeistern einen fremden Säugling aufzuziehen ist sicher prinzipiell möglich, aber wenig wahrscheinlich. Die Statistik spricht Bände. Kinder haben eine 70fache Wahrscheinlichkeit von ihrem Stiefvater umgebracht zu werden denn von ihrem leiblichen Vater. Vom Blickwinkel der natürlichen Anlagen aus macht es also Sinn, den Vater des Kindes mit der Obsorge zu betrauen (oder jenen der sich dafür hält - um das geht es in Wirklichkeit).


    MLG


    Barbara

  • Zitat

    Original von magali

    Können Männer als Männer unter Männern sozial kompetent leben? Oder muß da immer die Frau als Mutter der Kompanie (im besten Fall) oder als Punching Ball (im schlimmsten) dazwischen?


    Na das möchte ich wohl meinen! Menschen können alles, wenn es ihnen wichtig genug erscheint. Es wurde von Natur aus auch nicht vorgesehen, dass wir fliegen, in die Tiefsee tauchen oder uns rascher fortbewegen als rund 25 km/h und trotzdem haben wir es geschafft, wir haben sogar unseren Planeten verlassen. Und da soll ein bisschen angepasstes Verhalten zu viel verlangt sein?


    Die Tatsache, dass Männer anders ausgestattet sind als Frauen heißt ja nur, dass sie mit anderen Problemen zu kämpfen haben auf dem Wege zum zivilisierten Menschen. Dass Männer auf dem Wege dorthin öfter eintgleisen liegt nicht nur daran, dass sie andere Anlagen besitzen, sondern dass sie sich als Herren über die Welt fühlen und es nicht als nötig erachten an sich zu arbeiten.


    Und das ist genau mein Kritkpunkt. Diese männliche Selbstverständlichkeit sollte langsam hinterfragt werden.


    Frauen können Männern helfen, wenn sie sich helfen lassen, aber es ist nicht deren Verpflichtung. Viele von uns tun es ja gerne (vor allem bei unseren Söhnen, aber auch bei den Partnern und Vätern). Das muss ja nicht immer gleich Kampf und Gezänk geben. Man kann darüber auch herzlich lachen! Wehret den Anfängen.


    LG


    Barbara

  • Zitat

    Original von magali
    Was mir fehlt im Buch, ist das Aufzeigen von Alternativen für den Mann.


    Diese Beispiele gibt es ja schon. Nur sollten sie auch wirklich als Beispiele dienen und nicht als "unmännlich" abgetan werden.


    Die zahllosen Väter, die ihre Kinder nicht im Stich lassen sondern sie gerne umsorgen, die ihre Ehefrauen nicht prügeln und vergewaltigen sondern einfühlsam und rücksichtsvoll sind und das sogar mit ihrer Männlichkeit vereinbaren können (!) Männer die Frauen als gleichberechtigte Wesen ansehen und nicht als Besitz oder Ware. Chefs, die nicht den "Chef" heraushängen lassen, sondern auf Teamgeist wertlegen und ihre Mitarbeiter nicht als Untergebene ansehen. Firmenbesitzer, denen die Expansion des Unternehmens weniger wichtig ist, als die Arbeitsplätze ihrer Angestellten. Politiker, die wirklich für die Menschen arbeiten, die sie gewählt haben und nicht nur in die eigenen Tasche wirtschaften. Sozialarbeiter, Entwicklungshelfer, Männer die nicht den eigenen Profit im Auge haben, die auch mal verteilen können, Robin Hoods, Ghandis, Christusse....eine endlose Liste


    Von diesen allen, darf es ruhig ein bisschen mehr sein und dafür könnte die Menscheint auf einen Gutteil der Raubaffen verzichten.


    LG


    Barbara

  • Ja, eben, die Beispiele meine ich und ich hätte sie hemmungslos in das Buch geschrieben.
    Das ist nämlich das Wichtige dran.
    Auch Schwule hätten eingehend diskutiert werden müssen, weil da auf diese Gruppe ganz interessante Wünsche und Träume projeziert werden.


    Die Schlußworte von ca. S. 210 bis 217 fand ich wieder ziemlich gut und zum größten Teil überzeugend.
    :anbet und :write



    Auf S. 211 ist eine Art Anschlußholperer in einem längeren Satz, aus dem sich ein Sinn ergibt, bei dem ich mich gestern abend beim Lesen zerwuzzelt hab!
    Höre:


    "Wer es schafft, ein zorniges Kleinkind dazu zu bringen, sich gegen anfänglichen erbitterten Widerstand ein warmes Jäckchen anzuziehen oder aufzuessen und ihm noch dazu..."
    Hier bezieht man unwillkürlich das 'aufessen' auf das Substantiv davor. Und das ist Jäckchen. :wow


    Macht für die zweite Auflage oder fürs TB vielleicht eher 'Teller leeressen' oder sowas daraus. Nicht daß Euch einer auch noch wegen Grausamkeit gegenüber Kleinkindern anklagt!


    Ich bedanke mich ganz herzlich für all die Zusatzinformationen, Deine Diskussionsbereitschaft und ja, auch für ein sehr kontroverses Buch!
    Ich habe den Kauf letztendlich doch nicht bereut.
    :anbet :anbet :anbet


    PS.: Ich hatte auch einen Raubaffen als Lehrstuhlinhaber vor meiner Nase. Der hat allerdings nicht geprügelt, er hat gesoffen. Für alle, die was werden wollten, hieß es, geschlechtsunabhängig (!!!), mitsaufen.
    Booze or perish, sozusagen.
    Ich habe mich für meine Leber entschieden... ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus