[Geschichte] Träumen

  • Ich habe im Moment das dringende Bedürftnis zu schreiben, um mir selbst zu beweisen, dass die Wörter noch kommen, deswegen werdet ihr in nächster Zeit öfter Gedichte und Geschichten von mir zu lesen bekommen. Um das Sprachliche geht es mir zwar, aber in erster Linie ist mir momentan das Inhaltliche wichtig, damit ich weiß, dass ich nicht nur noch Murks zustande bringe. Trotzdem sind sprachliche Kommentare gerne gelesen, auch negative!


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    Träumen


    Jul schloss leise die Türe zu ihrer Wohnung auf. Das Licht des Flures fiel in den dunklen Flur. Sie war allein. Seit gestern war sie wieder allein.
    Ihre Finger tasteten nach dem Lichtschalter an der rechten Wand, fanden ihn und legten ihn mit einem leisen Klicken um. Jul zog den Schlüssel ab und steckte ihn innen wieder ins Schloss, drehte ihn dreimal um, ehe sie ihre Handtasche abstellte und ins Wohnzimmer ging. Auch hier war es dunkel. Vollkommen dunkel. Nicht einmal ein kleines Lämpchen an einem Fernseher oder einer Stereoanlage blinkte. Sie hatte weder das eine noch das andere, weil beides sie bei ihrer Arbeit störte. Das hieß, wenn sie noch arbeiten könnte...
    Alles hatte vor drei Monaten begonnen. Seit sie ihn kennen gelernt hatte, hatte sie weniger geschrieben, hatte mehr Zeit mit ihm verbracht. Welch Zeitverschwendung. Zwei Monate später waren sie ein Paar geworden und sie... sie hatte das Schreiben fast ganz aufgegeben. Wenn überhaupt war vielleicht ein Satz pro Tag rumgekommen. Sie hatte einfach aufgehört, ihre Geschichten zu erleben, von ihnen zu träumen. Es hatte sie nicht sehr gestört, weil sie dachte, etwas sehr viel bedeutsameres als Träume gefunden zu haben. Liebe. Wie sehr sie geirrt hatte.
    Gestern hatte sie sein wahres Wesen erkannt. Wie sehr der Schein doch trügen kann. Er hatte ihr einen Menschen vorgespielt, den es nicht gab, und das über drei Monate hinweg. Es waren wenige Sätze gewesen, die dieses Bild zerstört hatten.
    Jul knipste ihre Schreibtischlampe an und ließ sich auf dem klobigen Holzstuhl sinken, der ihr jedes mal das Gefühl gab, sich im Mittelalter zu befinden. Genauso klobig war der Schreibtisch, aus dessen Tiefen sie nun einen Block herauskramte und auf die Platte legte. Aus einer Dose in der Ecke des Tisches nahm sie einen Füller, zog die Kappe ab, setzte ihn auf das Papier und... nichts. Es ging nicht mehr.
    Sie seufzte tragisch, legte den Füller wieder ab, lehnte sich zurück. Fast gewaltsam versuchte sie die Bilder heraufzubeschwören. Es blieb bei dem Versuch. Dafür kamen ihr Wörter in den Sinn, Wörter die sie gehört hatte und die in diesem Moment befreiend klangen. Schnell griff sie wieder nach dem Stift und schrieb sie auf:


    Ich sitze hier, vollkommen allein. Was hätte ich anders machen sollen? Was hätten wir anders machen sollen?
    Meine Freiheit starb, als du in mein Leben tratst. Nun, wo alles vorbei ist, muss ich mich selbst wieder finden. Ich darf mich nicht vor der Wahrheit verstecken, sondern meinen Weg finden.
    Ich musste dich für mich verlassen. Seit du gegangen bist, kann ich endlich wieder atmen. Vielleicht werde ich auch irgendwann wieder träumen können.


    Seufzend legte sie den Stift weg und betrachtete ihre Worte. War das alles, was sie zustande brachte?! Es war deprimierend... Jul beschloss schlafen zu gehen. Vielleicht würde die Welt Morgen schon anders aussehen.
    Als sie im Bett lag und die Lichtreflexe und Schatten an der Decke und den Wänden beobachtete fragte sie sich, ob es wohl jemals wieder so sein würde, wie vor diesen unglücksseligen drei Monaten. Ob sie jemals wieder träumen würde.


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    Ich, ohne Bücher, bin nicht ich.


    Bücher sind lebensnotwendig. Ohne Bücher existiere ich. Aber ich lebe nicht.

  • Hallo Ravannah,


    Ich bin zufällig bei Deiner Geschichte gelandet und da dachte ich mir, ich sage dazu paar Worte.


    Nun ja, die Meinung zum Inhalt ist immer so subjektiv und schwer rüberzubringen. Einer mag etwas, der andere nicht. Die Meinung eines einzelnen Lesers hat in der Regel wenig was zu bedeuten. Geschmäcker sind ja verschieden.


    Inhaltlich gesehen ist Deine Geschichte leider nicht ganz mein Ding.
    Ich habe die ganze Zeit eine Wendung erwartet, etwas, was meine Gefühle aufwühlen würde. Doch die Wendung kam nicht. Ich habe über eine Schriftstellerin gelesen, die wegen ihrem Freund das Schreiben aufgegeben hat, dann machte sie mit dem Freund Schluß, weil er sein "wahres Wesen" gezeigt hatte ... Nach meinem Geschmack ist das irgendwie zu wenig. Aber vielleicht ging es Dir gar nicht darum, Spannung aufzubringen.


    Am Anfang hast Du die Bewegungen von Jul sehr detailiert beschrieben, meiner Meinung nach zu detailiert. Rechte Wand, drei mal Schlüssel umdrehen ... Ich denke, weniger wäre mehr gewesen.


    In diesem Satz ist irgendetwas durcheinander: Das Licht des Flures fiel in den dunklen Flur.
    Welcher Flur war beleuchtet, wo fiel das Licht?


    Was mich in der Mitte noch etwas gestört hat:
    Da kommt zu oft das Wort "hatte", fast in jedem Satz. Allgemein kam mir die Geschichte zu passiv vor. Hm, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich spürte da keine Bewegung. Die Handlung stand irgendwie still.


    Aber das ist nur meine Meinung und es soll Dich auf gar keinen Fall irgendwie demotivieren. Denn was hat schon eine einzelne Meinung zu sagen? Es gibt Menschen, die mit SiFi nichts anfangen können, es gibt viele, die das Genre über alles mögen.


    In diesem Sinne:


    Schöner Gruß von der Pusteblume :wave