Warum lesen wir?

  • Zitat

    Original von Mrs.Sparrow
    Ich vergleiche das Lesen immer mit Reisen. Leider ist es ja nicht möglich, einfach in ein anderes Zeitalter oder eine andere Welt zu reisen, deshalb mache ich das über meine Bücher. Dann versinke ich in dieser Welt und 'lerne' auf diese Art unterschiedliche Charaktere und Kulturen kennen, von denen viele mein Leben bereichern und mich wahrscheinlich auch ein Leben lang begleiten werden - wie gute Freunde. Ich finde, das ist eine unglaubliche Bereicherung...

    Ja, so geht es mir zum Teil auch... Man lernt durch Bücher andere Zeiten und Orte kennen, andere Menschen und Sitten, und, und, und... Vielleicht ist das Lesen ja auch ein kleines bißchen ein Ausgleich dafür, dass man vielleicht nicht ganz so viel von der Welt sieht...


    Die Frage, die sich mir gerade stellt ist die, ob es nicht auch gefährlich sein kann, ständig in diese 'fremden Welten' abzutauchen. Besteht nicht die Gefahr zum Teil nur 'fremde' Leben zu leben??? Ich weiß z.B. von mir, dass ich mich als Kind gerne hinter meinen Büchern versteckt habe. Ich habe damals lieber gelesen und habe fremde Geschichten erlebt, bevor ich raus gegangen bin, mit anderen Kindern gespielt und meine eigenen Geschichten erlebt habe...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Ich habe mit dem 7. Lebensjahr angefangen regelmässig meine Bücher zu lesen. Ich kenne es nicht anders - zur Not mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Ich war fasziniert von der Möglichkeit mich über anderer Leute Schicksale , ihren Abenteuern , ihren Leiden und ihren Freuden zu erfahren. Ich bin nie so weit gegangen, dass ich mich mit den Personen selbst identifiziert habe , wie ich es auch bei Filmen und deren Stars nie getan hab.
    Bücher gehören zu meinem Leben, wie die Musik. Ohne diese beiden Sachen wäre das Leben nur "halb" so lebenswert.

  • Warum ich lese?


    Ersteinmal ein kleiner Exkurs....


    Die Geschichte der Schrift beginnt mit Bildern. Durch Höhlenbilder und Felsmalereien drückte der Mensch seine Hoffnungen, Wünsche und Ängste aus - lange bevor der Mensch schreiben konnte. Es ist ein menschliches Grundbedürfnis sich mitzuteilen...es war/ist eine existentielle Notwendigkeit.
    Das älteste bekannte Schriftsystem der Welt, die etwa handgroße Keilschrift, entstand etwa 3100 v. Chr. in Mesopotamien ( = Zweistromland im heutigen Irak / Iran - Gebiet) und wurde in Ton geritzt.
    Die Schrift entstand im kulturellen Umfeld früherer Städte für die Verwaltung. Sie war zunächst eine reine "Buchhalterschrift" und keine Darstellung der gesprochenen Sprache.
    Das erste Alphabet , das nicht mehr aus Zeichen, sondern aus Buchstaben bestand, wurde von den Phiniziern erfunden. Einige Zeit danach, um etwa 500 v. Chr., entstand das griechische Alphabet. Dieses war vergleichbar mit dem phinizischen Alphabet, bestand aber nicht mehr nur aus Konsonanten, sondern auch aus Vokalen.


    Die Schrift ist die Wiedergabe der Sprache durch sichtbare fixierte Zeichen, die uns unabhängig vom gesprochenen Wort macht.
    Sie speichert Information und hält sich über längere Zeit verfügbar. Unsere heutige Buchstabenschrift steht am Ende einer Entwicklung, die um 3000 v. Chr., vor 5000 Jahren, mit Bildzeichen, Wort- und Silbenschriften begann.
    Jahrtausendelang war die Schrift fast die einzige Möglichkeit, Informationen über größere Entfernungen zu transportieren.
    Die Fähigkeiten des Lesens und Schreibens sind bis heute unabdingbar für das Funktionieren hochentwickelter Kulturen.


    Lesekompetenz ist die Primärkompetenz.
    Worte können entgegen von Bildern Informationen verdichten und abstrahieren.
    Es ist zudem eine physiologische Tatsache, dass das menschliche Gehirn mindestens drei Sekunden - etwa die Phase einer Gedichtzeile - braucht, um das sogenannte "Gegenwartsfenster" zu öffnen, also einen Zusammenhang komplex zu erfassen.


    Wissen ist an Worte gebunden.
    Bilder können Worte nicht ersetzen. Wissen ist nicht abbildbar.


    Lesen "ist die zentrale kulturelle Tätigkeit, die in unseren Genen nicht vorgesehen ist, aber durch unsere Gene möglich ist. Lesen macht uns als Wissende kompetent in der Welt um uns, und Lesen trägt dazu bei, die Welt in uns zu gestalten ... In der wohl einzigartigsten Kulturtätigkeit, die uns Menschen auszeichnet, dem Lesen, sammeln wir uns. Wir sind ganz bei uns, konzentrieren uns auf unsere eigenen Gedanken. Aber wir sammeln auch, indem wir Informationen aufnehmen, unser Wissen anreichern und strukturieren. Über das Lesen formen wir eine sich ausweitende gedankliche Landschaft, in der wir uns wissend bewegen können".


    Lesen heißt also auch: Sammeln und sich sammeln.


    Lesen als Dialog mit sich und der Welt. Der Leser arbeitet gleichsam an dem Buch mit, das er liest.
    "Beim Lesen lässt sich vortrefflich denken", sagt Leo Tolstoi.
    Nichts fördert so sehr das Denkvermögen und die Urteilskraft wie das Lesen. Lesen ist eine der wesentlichsten Voraussetzungen für Persönlichkeitsbildung. Lesen ist die Schlüsselqualifikation schlechthin.


    Lesen vermittelt Wissen und Werte, es bedeutet Welterfahrung, es erweitert den Horizont.


    Lesen fördert Phantasie und Kreativität, denn die Bilder zum Text werden nicht einfach geliefert und passiv konsumiert, sie müssen aus dem abstrakten Medium Schrift individuell und aktiv erzeugt werden.
    Lesen trainiert so die Geduld und die Konzentration und fördert das Urteilssvermögen. Lesen bedeutet Freiheit.


    So! Und nun könnt ihr mich noch einmal fragen warum ich lese. Gleichzeitig aber könntet ihr mich auch fragen, warum ich "spreche" resp. "schreibe" oder gar "zuhöre" oder weshalb ich überhaupt mit "offenen" Augen durch die Welt gehe........


    Und zum Schluss....Da sich in euren Beiträgen eure Lesemotivation fast ausschließlich auf Bücher beschränkt...ich zum Beispiel lese auch gerne Zeitungen (überregional), Zeitschriften...


    ;) Euer Primat Via

  • Och Via, die Erwähnung von Zeitung und Zeitschriften war mir einfach zu banal :grin


    Nein, im Ernst - ich lese natürlich jeden Morgen meine Zeitung und habe den Stern abonniert. - Mit den österreichischen Print-Medien kann ich mich auch nach 12 Jahren noch wenig anfreunden ;)

  • Das ist eine interessante und schwierige Frage.


    Ich lese seid ich denken kann und kann ohne Bücher nicht leben. Sie sind meine Drogen, sie sind mein Leben, meine größte Leideschaft.


    Warum?
    Ich kann es nicht sagen, warum ich süchtig bin. Ich finde es einfach schön mich in den Charakter einzufühlen, mit ihm zu leiden und in eine andere Zeit einzutauchen. Man kann soviel dabei lernen, wie über die Verhältnisse der damaligen Zeit oder die Geschichte des Menschen und man kann sich darin wieder finden.