Handlung:
Anne geht mit ihrem Mann, dem britischen Kolonialbeamten Alban, in den Fernen Osten, wo er als junger Distriktoffizier einen Außenposten übernehmen muss. Dank seines Organisationstalents steht Alban eine glänzende Karriere bevor. Seine Kollegen in der Provinzhauptstadt halten ihn allerdings für einen arroganten Schnösel und Schöngeist. Eines Tages wird eine Plantage in seinem Distrikt überfallen, und Alban bekommt die Chance sich zu bewähren. Doch er versagt. Anne hält zu ihm bis zu ihrer beider Rückkehr nach London...
Meine Meinung:
Es handelt sich eher um eine Hörerzählung als um ein Hörbuch, bestehend aus nur einer Kassette.
Sprecher: Manfred Seipold liest kernig und fesselnd. Er ist die ideale Wahl für diese Erzählung.
Eine Aufnahme des Westdeutschen Rundfunks, Köln, 1981.
Originaltitel: The Door of Opportunity, 1931
Der feinsinnige, intellektuelle Alban und seine tüchtige, charmante Frau Anne kehren nach einem Vorfall aus Daktar, Singapur nach London zurück. Alban wird nach einem Eingeborenenaufstand Feigheit vor dem Feind vorgeworfen. Maughams Themen sind die Kolonisation, stark aus englischer Sicht geprägt und das Verhalten der Besetzer. Albans "feiges" Verhalten bewirkt das Zusammenbrechen Annes Weltsicht. Sie hatte Alban auf einen Sockel gehoben, nun wendet sie sich enttäuscht ab, da ihr Ehrgefühl getroffen ist. Da sie außerdem in der Gesellschaft beliebt ist, leidet auch ihr Stellenwert durch Albans Fehler.
Für meinen Geschmack ist Alban ein ausgewogener Charakter, da er trotz herausragender Eigenschaften keine sozialen Verbindungen knüpfen kann. Dadurch wird er wohl auch beim ersten Fehler abserviert.
Dieses Verhalten prägt die Erzählung sowohl als Teil der Literatur des 19 Jahrhunderts, in der Männlichkeit und Ehre einen hohen Stellenwert hatten als auch als eine zeitgenössische Erzählung. Auch heutzutage wird Zivilcourage oft diskutiert. Somit ist Maugham vielleicht schon wieder modern.
Wie meist bei Maugham, vergleichbar auch mit Joseph Conrad, stehen nur die Weißen Protagonisten im Vordergrund, den "Eingeborenen" wird wenig Raum gestattet. Sie gehören zur gefährlich und wild, aber romantisch ausgestatteten Kulisse.
Maughams Charaktere sind originell geschaffen, seine Landschaftsbeschreibungen von Singapur und London sind gelungen gezeichnet. Die Dialoge sind bieder britisch und wirken deshalb so glaubhaft.
Maugham ist ein besonderer Autor. Bei seinen Romanen habe ich oft Vorbehalte.
Die kraftvolle Sprache und die spannenden Themen erhöhen die kleine Erzählung. Sie ist neben „Der Brief“ meine Lieblingserzählung von W.Somerset Maugham.
Zum Autor: (laut Wikipedia)
William Somerset Maugham (* 25. Januar 1874 in Paris; † 16. Dezember 1965 in Saint-Jean-Cap-Ferrat bei Nizza) war ein englischer Dramatiker, Schriftsteller, Arzt und Agent
William Somerset Maugham errang mit seinem Erstlingswerk "Liza Of Lambeth", veröffentlicht 1897, frühen literarischen Erfolg. In dem Roman verarbeitete Maugham Erfahrungen, die er als angehender Arzt in den Armenvierteln Londons gemacht hatte. Am Anfang experimentierte er mit Naturalismus und historischer Fiktion, und die meisten Kritiker meinen, diese Bücher seien nicht beeindruckend und klischeehaft. Seine "Stimme" entdeckte Maugham eher mit Theaterstücken, wie "The Circle", "Our Betters" und "The Constant Wife". Im frühen 20. Jahrhundert wurden gleichzeitig vier Theaterstücke von ihm in London aufgeführt. Seine Produktivität war erstaunlich: in der Regel brauchte er nur eine Woche, jeden Aufzug zu schreiben, und eine Woche, das Ganze zu revidieren.
Als Maughams bedeutendste Arbeit wird allgemein der Roman "Der Menschen Hörigkeit" (original: Of Human Bondage) angesehen, eine autobiographische Geschichte, deren Held, Philip Carey, wie Maugham als Waise bei seinem frömmlerischen Onkel aufwächst und durch einen Klumpfuß gehandicapt ist.
Anmerkung: William Somerset Maugham studierte Medizin in Heidelberg und London.
Weitere Romane und Erzählungen: Liza of Lambeth, Der Menschen Hörigkeit, Auf Messers Schneide, Der Brief, Die Villa, Der Bunte Schleier