Fragen an Peter Dempf

  • Bevor ich so richtig in den Roman gestartet bin, habe ich, neugierig wie ich bin, schon die ersten Fragen zur Romanverpackung:


    Mir gefallen die Illustrationen von Jan Balaz sehr gut.
    Auch das Umschlagmotiv "Weibliches Idealbildnis" von Sandro Botticelli finde ich sehr passend.
    Wie ist es dazu gekommen, dass diees Buch so reichlich und auf so hohen Niveau illustriert wurde?
    Das ist ja nicht gerade selbstverständlich.
    Gab es auch eine Autorenbeteiligung bei der Entscheidung über die Motive?


    Wirklich eine selten schöne Buchausgabe!



    Früher träumte ich insgeheim davon,
    ich könnte einmal alles zusammenfügen,
    eine Schlussstrich ziehen unter alles.
    Um am Ende sagen zu können:
    So war es, so ging es zu, dies ist die ganze Geschichte.
    Doch das wäre wider besseres Wissen.
    Wider besseres Wissen ist andererseits eine gute Art,
    niht aufzugeben.
    Wüssten wir es besser, gäben wir auf.


    Man hofft ja immer auf ein Wunder
    Hoffte man nicht, wäre man wohl kein Mensch.
    Und eine Art Mensch ist man wohl doch.

    Diese Zitate von Per Olov Enquist sind sehr treffend.


    Per Olov Enquist lese ich immer wieder sehr gerne. Er schreibt historische Stoffe auf einem außerordentlich hohen Niveau. Da ich aber nicht alle Bücher von ihm besitze, kann ich die Herkunft der Zitate nicht bestimmen.


    Aus welchen Büchen von Per Olov Enquist stammen diese Zeilen und gibt es einen besonderen Grund, warum diese dem Buch vorangestellt sind?

  • Das ist alles die Arbeit des Luebbe-teams. Ich habe nur zugestimmt, finde jedoch, man kann den Damen udn herren der Gestaltung die Arbeit durchaus überlassen.
    Unsere Bitte (Agent und Autor) war einfach, ein ansprechendenes Buch zu gestalten, das man gerne ansieht, das man gerne in die Hand nimmt und das auch dem Auge wohl tut.
    Dass dabei die Bilder der einzelnen Kapitel herausgekommen sind, fand ich grandios und habe natürlich zugestimmt.
    Achja, die Zitate sind zumeist auf Per Olov Enquist "Kapitän Nemos Bibliothek" entnommen.

  • Ich kann mir vorstellen, daß die Fakten als Grundlage für dieses Buch reichlich vorhanden waren. Wenn die Geschäftsbücher der Fugger aus jener Zeit noch existieren, kann man anhand der Kreditorenverzeichnisse deutlich ablesen, wer bei den Fuggern Kredite genommen hatte.


    Wenn man dann noch in etwas das Budget von Maximilians Reich kennt, weiß man, wie groß der mögliche Einfluß auf die Politik seitens der Fugger war.


    Zudem werden in der Kirche auch Aufzeichnungen geführt worden sein, wann die Fugger Geld gespendet haben. Auch über den Ablaßhandel werden schriftliche Aufzeichnungen existieren.


    ABER:
    Wie zeichnet man als Autor die Charaktereigenschaften?
    Sicherlich läßt sich anhand der Taten eines Menschen sein Charakter teilweise erschließen, aber nicht vollumfänglich.


    Ich frage das, weil Jakob Fugger so kühl in allen Belangen dargestellt wird. Vielleicht entsteht dieser Eindruck aber auch nur, weil über seine Gedankenwelt in ihrem Buch recht wenig beschrieben ist.


    So anders ist es bei Sibylla: Dort bekommt man als Leser tiefe Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle.


    Ist es so, daß man sich bei berühmten Personen als Autor eher scheut, ihnen Gedanken und Gefühle einzugeben, wenn man keine oder keine verläßlichen Quellen hat und sich daher eher auf die Fakten beschränkt?


    Gerade wenn die Zeit schon so lange zurückliegt und nicht auf Zeitzeugen, Interviews oder dergleichen zurückgreifen kann.


    Hat man als Autor vielleicht auch Bedenken, den fikitionalisierten Menschen unzutreffend abgebildet zu haben?

  • Die Frage ist doch recht umfangreich.
    Zuerst einmal war meine Zielperson Sibylla. Ihre Gedankenwelt und und ihre entwicklung lag mir am Herzen. Das heißt, ich habe mich als Autor auf diese eine Person konzentriert und mir immer überlegt, wie sie wohl (von mir ausgedacht) auf bestimmte Ereignisse reagieren könnte.
    Bei Jakob war das anders. Seine reaktionen kannte ich. Sie sind "Geschichte". Und jetzt hat mich der zwiespalt interessiert. Jakob ist ein "moderner" Mensch (das Dürer-Portät) zeigt ihn auch so, d.h. er handelt kühl nahc dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Sein Gefühlsleben ist tatsächlich verkümmert. Wenn das auffällt, umso besser. Ihn interessiert nur, welche Auswirkungen seine entscheidungen für sein geschäft haben, nicht, was sie sie für die Gesellschaft bedeuten.

  • Tut mir leid, die technik ist mir noch nciht ganz geläufig. Ich musste kurz unterbrechen - und da war es dann auch schon vorbei mit dem Text.
    Also noch einmal zu "Friderike" und ihrer Frage.
    Fugger ist nicht charakterarm dargestellt, sondern verarmt. Gerade in dieser Ahltung ragt er aus der gesellschaft seiner zeit heraus. Es ist das, was ihn tatsächlich von anderen Menschen des 16. Jhdts. unterscheidet. So stelle ich mir Leute wie einen Herrn "Ackermann" vor - eigentlich reif für eine Therapie - scherz beiseite.
    Natürlich schaut man, wie die Personen in anderen Bereichen reagiert haben udn stückelt sich so eine Persönlichkeit zusammen. Bei Jakob war das Ergebnis ein Ungewöhnliches. Nichts geschah ohne vorhergehende Überlegung. Es gab keine Handlung, die nicht weitergehende Folgen hatte - und ich vermute, dass diese geplant waren.
    Das hat mich zur Übrezeugung gebracht, dass Dürer mit seinem Porträt tatsächlich die Wahrheit abgebildet hat: einen menschen, der trotz seines untermeßlichen Reichtums im Grunde arm ist - an Gefühl.
    Wenn die Figur so wirkt, bin ich zufrieden.
    Wenn die Leser hier ein Defizit empfinden, ausgezeichnet.

  • Zitat

    Original von Peter Dempf
    Ihn interessiert nur, welche Auswirkungen seine entscheidungen für sein geschäft haben, nicht, was sie sie für die Gesellschaft bedeuten.


    Womit er wirklich ganz nah bei den modernen Top-Managern liegt!


    Ich finde diesen Menschen Jakob Fugger mit seinen Defiziten eigentlich hochinteressant. Daher nochmal die Frage: was reizte an Sibylla?

  • Mich reizteab sibylla vor allem die Tatsache, dass sie Fugger geheiratet hat, obwohl sie es nicht nötig hatte. Man vergisst, dass die Fugger aus einem unehrenhaften nBeruf, dem der Weber, stammten. Kein Augsburger Patriziergeschlecht hätte ohne ausdrückliche Zustimmung der Tochter eine solche Heirat befürwortet. Die Artzt am allerwenigsten, schließlich waren deren Mitglieder berits einmal Bürgermeister (stadtpfleger) gewesen und finanziell völlig unabhängig. Sibylla muss zugestimmt haben - und das war einfach faszinierend für mich. Was treibt eines der schönsten Mädchen der Stadt in dieser Zeit dazu, einen ausgesprochenen Junggesellen und Kauz zu heiraten. Das wollte ich wissen, nachdenken und nacherfahren.