OT: Blackberry Wine
Kurzbeschreibung
Wein verzaubert. Zumindest wenn er in sich den Geschmack der Kindheit trägt: den Duft der Gärten oder die Süße der Obstwiese. Ein Schluck genügt, und Jay Mackintosh erinnert sich an seinen größten Kindheitswunsch: einen eigenen Garten.
Kurz entschlossen zieht er nach Frankreich in ein Dorf im Bordeaux. Der kleine Ort entpuppt sich als ein Wespennest voller Intrigen. Was nur haben alle gegen seine Nachbarin Marise, die allein ihre Tochter großzieht? Gern würde Jay der jungen Frau helfen. Marise allerdings scheint für ihn recht wenig übrig zu haben ...
Meine Meinung
Der Klappentext ist natürlich mal wieder Mist und erwähnt die wichtigsten Fakten nicht. Jay Mackintosh ist eigentlich ein Schriftsteller, der Anfang 20 mit der romantisch verklärten Niederschrift der Sommer seiner Kindheit einen großen Wurf gelandet hat - den Roman Jackapple Joe - und seitdem nichts mehr.
Zum Broterwerb schreibt er jetzt, Mitte 30, unter Pseudonym irgendwelche Schmöker, aber nichts mehr von Bedeutung - irgendwie scheint ihm da die "wahre" Kreativität abhanden gekommen zu sein.
Er lebt mit einer "taffen" Karrierefrau zusammen (unnötig zu erwähnen, daß beide ständig enttäuscht voneinander sind) und trinkt zuviel. Eines Tages erwischt er eine Flasche Wein aus dem Nachlass von Joe... der zentralen Figur seiner Jugend und dem Vorbild für seine Romanfigur Jackapple Joe.... und dieser Wein scheint es in sich zu haben.
Er beschließt spontan, sein unbefriedigendes Leben in England hinter sich zu lassen und sich in Frankreich in einem Kaff in der Einöde nierzulassen, um dort ungestört schreiben zu können. Dort wird er peu à peu in die Abgründe des Dorflebens hineingezogen... (ein Wespennest!)
Mehr verrate ich natürlich nicht über das Buch. Ihr sollt es ja selbst lesen - oder auch nicht ;-).
Teils hat es mir auch gut gefallen, die Autorin versteht es, dem inneren Auge gute Szenarien zu bieten. Im Roman wechseln sich Kapitel der Gegenwart mit Kapiteln, die in Jays Jugend spielen, ab. Da aber die Kapitel entsprechend überschrieben sind, weiß man stets, in welcher Zeit man sich befindet.
Die Autorin beschreibt Menschen und Orte sehr poetisch und auch leicht märchenhaft. Das ist ebenso gut wie schlecht, denn das Buch ist nicht ganz real zu sehen. So taucht z.B. Joe eines Tages vor Jay auf und es ist nie ganz klar, wie real oder imaginär diese Gestalt nun ist. Das sind allerdings auch m.E. die schwächsten Szenen des Buches.
Es ist zwar kein "Tatsachenroman", sondern aufgrund des Auftauchens von Joe eher ein wenig phantastisch? surreal? einzustufen, dennoch haben mich diese Szenen und Joes Dialoge mit Jay gestört. Das hätte meiner Meinung nach nicht in diesem Ausmaß stattfinden müssen.
Die Geschichte um Jay und seine Lebensgefährtin Kerry sowie um Jay und seine neue Heimat waren ganz gut erzählt - auf Joe hätte ich allerdings in dem Umfang gut und gerne verzichten können.
Daher fand ich das Buch auch nur mittelmäßig - es waren einfach zu viele Joe-Szenen in der Gegenwart dabei, die mich irgendwie angenervt haben.