Dossier K Eine Ermittlung von Imre Kertesz

  • Klappentext: Imre Kertesz gilt als einer der großen künstlerischen und denkerischen Deuter der Welt nach Auschwitz. Sein Werk wird meist autobiografisch gelesen, doch ist es zugleich notwendig komponiert nach den Gesetzen von Stil, Vorstellungskraft, Fiktion. Wie steht es mit seinem Leben in Verbindung? Unter welchen Bedingungen, in welchen Lebenszusammenhängen ist es entstanden? Mit "Dossier K." legt Kertesz seine Autobiografie vor. Es ist eine Selbstbefragung im Dienste ästhetischer und historischer Wahrhaftigkeit, ein platonischer Dialog, den der Autor mit sich selbst führt. Sie erschließt nicht nur die intimen Zusammenhänge von Leben und Werk mitsamt ihren poetologischen Voraussetzungen, sondern ist, im besten Sinne des Wortes, Zeitzeugenschaft - von Kertesz' familären Wurzeln in der versunkenen jüdischen Kultur Vorkriegsungarns über die Schrecken des Nationalsozialismus bis hin zu jenem Leben zwischen stalinistischen Schauprozessen, Aufstand und Diktatur, das Kertesz im Budapest des Kalten Krieges führen mußte.



    Meine Meinung:Imre Kertesz neues Buch ist wieder ein Meisterwerk.
    In einem ungewöhnlichen Stil von Frage und Antwort spielt Kertesz mit einer Mischung aus Interview, Autobiographie und Roman, indem wie immer in seinen Büchern die Wirklichkeit den Stoff liefert und Kertesz ihn fiktioniert.
    Tatsächlich ist es Kertesz selbst, der alle Fragen stellt und so sein Leben und seine Bücher intensiv prüft und hinterfragt.


    Es ist Hilfreich für den Leser, wenn er Kertesz Werk kennt, mindestens „Roman eines Schicksalslosen“ sollte man gelesen und von seinem Roman „Fiasko“ gehört haben, da diese eine große Rolle spielen, aber deren Handlung und besondere Stile natürlich nicht nochmals ausführlich erläutert werden. Kertesz nutzt seine Bücher in überwiegend chronologischer Reihenfolge, um an ihnen die Stationen seines Lebens und die Umstände darzustellen.


    Trotzdem ist das Buch nicht schwer, sondern flüssig und spannend zu lesen.
    Sehr interessant ist es, Kertesz von seinen literarischen Leseerfahrungen zu lesen, z.B. die große Wirkung, die Thomas Mann oder Albert Camus auf ihn hatten und seine Nähe zu Kafka und Thomas Bernhard.
    Auch Auschwitz wird wieder thamtisiert. Ebenso die Diktatur in Ungarn und die Auswirkungen auf die Veröffentlichungsgeschichte seiner Bücher.


    Durch das Thematisieren der bisherigen Bücher, bekomme ich Lust, einige, zumindest teilweise, noch mal zu lesen, Insbesondere die Englische Flagge, da ich und sicherlich geht es auch anderen so, durch Dossier K neue Aspekte zu Kertesz Bücher entdecke.


    Durch den Stil wirkt Kertesz Buch besonders eindringlich und die Stärke und Witz des Autors entfaltet eine große Wirkung. Ein starkes Buch, das nach einmaligen Lesen für mich noch nicht erledigt ist.


    Sehr empfehlenswert. 10 von 10 Punkten.



    Über den Autor
    Imre Kertész, am 9. November 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald befreit. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Journalist, seit 1953 dann als freier Schriftsteller und Übersetzer in Budapest. Mit seinem «Roman eines Schicksallosen», 1975 in Ungarn veröffentlicht, gelangte er nach der europäischen Wende zu weltweitem Ruhm. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.


    Deutsche Ausgaben der Werke:
    Kaddisch für ein nicht geborenes Kind
    Galeerentagebuch
    Protokoll
    Roman eines Schicksalslosen
    Ich – ein anderer
    Fiasko
    Die englische Flagge
    Eine Gedankenlang Stille, bevor das Erschießungskommando neu lädt
    Der Spurensucher
    Die exilierte Sprache
    Liquidation

    Detektivgeschichte


    ASIN/ISBN: 3498035304

  • Es ist beileibe keine normale Autobiographie die der ungarische Autor Imre Kertesz hier vorlegt. Gut gewählt ist zudem der Untertitel „Eine Ermittlung“. Bei dieser Autobiographie handelt es sich um die Summe der Gespräche, die Kertesz mit seinem Freund und Lektor Zoltan Hafner geführt hat. Hafner beschränkt sich dabei nicht auf die Rolle des Stichwortgebers, nein, er bringt sich und seine Ansichten sehr offensiv mit ein. Ein sehr interessanter und intensiver Dialog, ein Kertesz der sich der eigenen Vergangenheit stellt, auch wenn sie für ihn durchaus sehr schmerzhaft gewesen ist.


    Imre Kertesz wurde 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und dann 1945 in Buchenwald befreit. 2002 erhielt Kertesz den Nobelpreis für Literatur, nicht zuletzt für seinen „Roman eines Schicksallosen“.


    Ein sehr interessantes und lesenswertes Buch, bringt es uns doch unter anderem auch das literarische Ungarn während der stalinistischen Ära näher.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.