Unheil über Oxford - Veronica Stallwood

  • Unheil über Oxford, Ein Kate-Ivory-Krimi, Veronica Stallwood, Originaltitel "Oxford Fall", Übersetzung Ulrike Werner-Richter, Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch-Gladbach, 2006, 350 Seiten, ISBN 3-404-15532-7, 7,95 €


    Über die Autorin (lt. Klappentext)


    Veronica Stallwood kam in London zur Welt, wurde im Ausland erzogen und lebte anschließend viele Jahre lang in Oxford. Während sie ihre Kinder aufzog, nahm sie zahlreiche unterschiedliche Jobs an und arbeitete danch in der berühmten Bodleian Library, der Oxforder Universitätsbibliothek, und in diversen College-Bibliotheken. Veronica Stallwood kennt die schönen alten Colleges mit ihren mittelalterlichen Bauten und malerischen Kaellen gut. Doch sie zeigt dem Leser, welche Abgründe hiner der friedlichen Fassade lauern.


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    Meine Meinung:
    „Unheil über Oxford“ ist der vierte Fall für die Krimi-Serienheldin Kate Ivory, im Original erschienen unter dem Titel „Oxford Fall“.


    Kate Ivory ist eine junge, gutaussehende Schriftstellerin historischer Romane, die der Leser schnell als sympathische und neugierige Frau mit kleinen Eigenheiten kennen lernt. Da sie gerade, wie so oft vor Eintreffen des nächsten Verlags-Schecks, einen finanziellen Engpaß hat, bewirbt sie sich am Bartlemas College für die Betreuung des literaturwissenschaftlichen Workshops „Genus und Genre“. Bereits auf dem Weg zum ersten Gespräch mit ihrer Ansprechpartnerin wird sie ungewollt in einen mysteriösen Mordfall verwickelt. Das Opfer Christopher Townsend begegnet ihr in einer flüchtigen Begegnung und bleibt ihr mit seinem Aussehen wie eine „griechische Gottheit“ im Gedächtnis haften. Wenige Augenblicke später wird er vom Gnadenturm des Colleges gestürzt. Aufgrund der Begegnung kurz zuvor bezweifelt Kate, dass er in Trunkenheit versehentlich vom College - Turm gefallen ist. Als Kate über einige weitere Auffälligkeiten stolpert und beginnt den Fall zu untersuchen, wird sie selbst zur Zielscheibe, lässt sich aber nicht davon abhalten, das Netz der Korruption hinter den College - Fassaden aufzudecken… In einem zweiten Handlungsstrang, der nicht von Beginn an verständlich wird, steht das Opfer Christopher Townsend wartend vor dem Eingang des Garten Edens und diskutiert mit dem Erzengel Zophiel. Der neugierige Cherubim interessiert sich dabei insbesondere für die psychologischen Hintergründe der Tat. Agierend wie ein Psychologe bringt er den Ermordeten dazu, zu erkennen, wie er durch sein eigenes Verhalten und Handeln die Tat letztlich selbst verursacht hat…


    „Unheil über Oxford“ hat eigentlich alle Zutaten für einen interessanten Krimi der eher beschaulichen Art: eine sympathische Protagonistin, einige skurrile Personen aus dem Umkreis des Opfers, ein interessanter Handlungsort mit dem geschichtsträchtigen Oxford, Humor und Sprachwitz, der sich insbesondere in den Zwiegesprächen zwischen Zophiel und dem Opfer offenbart, und gehaltvolle Zitate zu Beginn eines jeden Kapitels. Die Autorin hat offensichtlich ein gutes Gefühl für die Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen, die sie mit feinem Witz ausarbeitet, jedoch nicht karikiert. Dieser Witz unterscheidet Veronica Stallwoods Kriminalroman auch deutlich von denen Ann Grangers, die ähnlich angelegt sind.


    Leider ist bei mir der Funke dennoch nicht übergesprungen. Zum einen kommt die im Ganzen eher durchschnittliche Handlung über lange Strecken nicht in Gang, wobei das fehlende Tempo aber nicht durch Tiefgang kompensiert wird. Zum anderen blieben die Figuren für mich bis zum Ende blass und eher schablonenartig, insbesondere Kate ist stellenweise unglaubwürdig naiv. Die Atmosphäre des nebelverhangenen Oxfords kam bei mir nicht an, obwohl ich Oxford aus eigenem Erleben noch sehr gut in Erinnerung habe. Die Ermittlungen werden von der Protagonistin nicht logisch vorangetrieben, sondern sind eher das Ergebnis einer Sammlung zufällig gewonnener Erkenntnisse. Wer die Kriminalromane von Martha Grimes mag, wird „Unheil über Oxford“ hinsichtlich Witz und Logik sehr oberflächlich finden.


    „Unheil über Oxford“ ist ein routiniert geschriebener Krimi der beschaulichen Art (Cozy), wie wohl jeder Krimifreund schon etliche gelesen hat und auch immer mal wieder lesen wird, nette, aber durchschnittliche Unterhaltung ohne Tiefgang, die daher auch schnell wieder in Vergessenheit gerät. Daher werde ich mir auch kein weiteres Buch aus dieser Serie zulegen, sondern schaue mich lieber nach anderen Autoren um.

  • @ Beowulf


    da ich in der Sauna war und nichts anderes dabei hatte, habe ich es fertig gelesen... ich glaube ansonsten hätte ich es abgebrochen. Du kannst aber gerne testen, ob Du anderer Meinung bist, ich stelle es Dir gerne zur Verfügung... :grin

  • Dies Buch habe ich für kleines Geld aus der Grabbelkiste erstanden. Das Cover gefiel mir , die Inhaltsangabe ließ Gutes erwarten und ich liebe cozys.


    Nach 230 Seiten habe ich aber jetzt doch abgebrochen. Mit der Heldin kann ich nichts anfangen, sie sollte eigentlich eine charmante Lebenskünstlerin sein, ist es aber nicht. Wie Pelican werde ich mit ihr nicht richtig warm.


    Auch ansonsten kommt das Oxfordflair nicht rüber. Meilenweit entfernt von anderen Büchern , man denke nur an´Dorothy Sayers Aufruhr in Oxford.


    Warum das Mordopfer sich im Jenseits mit einem Engel am Tor zum Paradies unterhalten muss verschließt sich mir ebenfalls.


    Viele gute Ideen , nicht schlecht geschrieben, aber irgendwie keiner der guten Ansätze wirklich ausgereift.




    :waveKlio