Die Fährte des Blinden - Glenda Noramly

  • OT: Havenstar (1999)
    aus dem Englischen von Michael Siefener
    Heyne-TB Science Fiction & Fantasy 06/9060
    2. Auflage 2000
    654 Seiten


    Wir sind in der Marktgrafschaft Malinwar, ein Land aus Chaos und Ordnung.
    Vom Schöpfer geschaffene Beständigkeit aus dem Chaos zur Zufriedenheit der Menschen, zum Mißfallen des Tilgers, Lord Carasma, den das Chaos ist sein Reich.
    Lord Carasma fand Wege das Beständige unbeständig zu machen, in die Ordnung wieder Chaos zu bringen.
    Jetzt gibt es nur noch 8 Stabilitäten, geschützt durch die Kantorei und den von ihr aufgestellten Regeln, die keine Veränderung dulden, den Veränderung dient dem Tilger.
    Das Land zwischen den Stabilitäten ist unberechenbar, permanenter unnatürlicher Veränderung unterworfen, durchkreuzt von Feldströmungen, die Menschen und Tiere verseuchen und zu mißgebildeten Ungebundenen machen kann, die nier mehr in einer Stabilität leben können..
    Auch Lord Carasma wohnt in den Feldströmungen und rekrutiert aus den Verseuchten seine Häscher und deren Schoßtiere.
    In solch einem Land bedarf es guter, aktueller Karten und Kartenmacher gehören zur Elite. Piers Kaylen ist einer der besten. Sein Sohn Borl, der nach den Regeln sein Nachfolger werden muß, hat dagegen kein Interesse daran, aber seine Tochter Keris dafür um so mehr. Nur kann sie nach den Regeln, nie Kartenmacherin werden.
    Als ihr Vater eines Tages auf einer seiner Vermessungsreisen getötet wird und ihr Bruder Borl das Haus zu einer Taverne machen will, sieht sie nur einen Ausweg: sie nimmt das für sie bestimmte Aussteuergeld, die Pferde ihres Vaters und dessen Kartenmachermaterial und flieht aus dieser Stabilität.
    Sie beschließt zu dem Rasthof zu reisen, in dem ihr Vater umgekommen ist. Das kann sie jedoch nur mit einem guten Führer.
    Und schon haben wir eine Gefährtengruppe
    Davron Storre, ihr Führer
    Bark, ein Ungebunderner und Davrons Assistent
    Der Regel-Kantor Potron Bittel
    Corrian, eine sechzig Jahre alte pfeifenrauchende und lose Reden führende Frau
    Meldor, ein Blinder
    Graval Hurg, ein äußerst ungeschickter Kaufmann
    Baraine von Valmair, ein gutausehender, arroganter Adeliger
    Fint Quinling, ein dürrer hohlbrüstiger, schmalschuldriger junger Mann mit einer Menge störender, nervöser Eigenarten
    und natürlich nicht zu vergessen Keris Kaylen, die Tochter des Kartenmachers.
    Diese Schar macht sich auf, das Unbeständige von der ersten Stabilität zur am weitesten entfernten, der Achten, zu durchqueren.


    Eigentlich bis hier her ein fast ganz normales Fantasy-Szenario.
    Aber was Glenda Noramly daraus auf den 650 Seiten macht zeugt von einer unbändigen, kontrollierten Phantasie.
    Keine Elfen, Trolle, Drachen, Zauberer, Zwerge oder sonstiges Tolkien-Zubehör.
    Nur Menschen und das, was das Unbeständige aus ihnen gemacht hat.
    Keiner der Gruppe ist vollkommen, jeder ist mehr und anders als es auf den ersten Blick schient. Auch wenn es manchmal heftig knirscht, greifen die einzelnen Fähigkeiten wie Zahnräder in einander, damit die Gruppe ihr Ziel erreicht, dass natürlich letztendlich nicht die achte Stabilität ist.
    Dazu herrlich herausgearbeitete Kritik an starren Lebensauffassungen und Religionen und eine wunderschöne, dramatische Love-Story (und das sagt ein Mann)


    Insgesamt ein Fantasy-Roman der Champions League für alle die, die etwas mehr erwarten als den x-ten Tolkien- oder Conan-Aufguss, daher


    8 von 10


    Leider ist der Roman OOP und bei amazon nur für Schweinegeld zu haben. Wer in bereits im Regal hat - LESEN, alle anderen Augen auf. Ich habe ihn 2003 vom Wühltisch.
    Von dem Cover-Bild sollte man sich nicht leiten lassen, denn es hat mit dem Roman aber auch nichts zu tun.


    Leider gibt es nur diesen einen Roman der Autorin auf Deutsch. Unter dem Namen Glenda Larkes hat sie nochw eitere Romane geschrieben, die aber nur auf englisch zu haben sind. Näheres auf der Autoren-webside.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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