Schreibwettbewerb Juli 2007 - Kommentare

  • Irgendwie funzt der Server grad nicht, naja, schreib ich hier halt was über meinen eigenen Text. :-)


    @ Voltaire: Leider ist das Gedicht nicht ganz so schlecht wie ich wollte, aber ich bin durchaus mit der Qualität zufrieden. :-)


    @ churchill: Auf den Titel bin ich gekommen, weil in einem Forum mal jemand über ein anderes Gedicht von mir geschrieben hatte, das sei mit Abstand das schlechteste Gedicht, dass er je in seinem Leben gelesen habe. :grin
    Und, nein, Google habe ich nicht bemüht, das war gar nicht nötig. :-)


    @ Seestern: Wo bitte sind da "unsaubere Reime"? :fetch :grin

  • Mit Urlaubsverspätung gepostet, aber vor dem Urlaub geschrieben :-) :


    Es gab diesmal nicht weniger gute Texte im Wettbewerb als in den anderen Monaten. Nur mehr schlechte.
    Leider ist es ein fataler Irrtum ist, dass jeder, der schreiben kann, meint, auch schreiben zu können. Nicht jeder, der auf einer Geige herumkratzt, ist ein Musiker. Aber wer sich dem Wettbewerb stellt, stellt sich auch der Kritik... :schlaeger ;-)


    Ich kommentiere diesmal in der Reihenfolge meiner persönlichen Rangliste:



    Texte, die Punkte verdient hätten:


    Krokodile
    Wieder mal eine Eulen- und Schreibgeschichte. Phantasievoll, szenisch gut gestaltet. Ich weiß zwar nicht, ob der Autor mit den Ohren wackeln kann, aber Dialoge schreiben, das kann er! (3 Punkte) :anbet


    Das Los der Lady Liberty
    Ich liebe innovative Metaphern, die funktionieren! Und die zum bloßen Symbol erstarrte Freiheit im Post-9-11-New-York ist ein wunderschönes Bild für die Paradoxie der Bushschen Politik zur "Verteidigung der freien Welt" durch Einschränkung der Menschen- und Freiheitsrechte.
    Ich bin begeistert. Werde für die Freiheit kämpfen! Umgehend! Gleich morgen fang ich damit an... ;-) (2 Punkte)


    Wolkenfängerin
    Wow. Sehr einfühlsam erzählte Geschichte einer Selbstauflösung.
    "Ich bin ganz ruhig, als man ihren Körper leer vorfindet" – ein toller Satz! Mir sind ein Tick zu viel Wolken im Text. :-) (1 Punkt)


    Marthaler
    Hinterhältig erzählt, das mit dem "Unfall" in den Bergen, das gefällt mir. Marthaler bringt also erst Susanne um die Ecke, dann seinen Sohn, damit sein Schwanz verpflichtungsfrei den Vergnügungen mit Olga nachgehen kann.
    Kann ein Mensch wirklich so herzlos sein? :gruebel
    (Wieso heißt Marthaler eigentlich Marthaler und die anderen Figuren werden alle beim Vornamen genannt?) (Platz 4)


    Pitbull und Pinguin
    Die Beleidigung des Rollstuhlfahrers finde ich geistig unter Bauchnabelhöhe. Damit verspielt der Prüfling bei mir gleich alle Sympathiepunkte.
    Gehe ich recth in der ANnahme, dass der Autor versucht, die letzten Monat in Toms Text so schnöde übergangenen Eulenautoren ein bisschen zu rehabilitieren? ;-)
    Literarisch sind die Assoziationen allerdings leider weder aus der Psychologie der Figur noch aus der Geschichte einleuchtend motiviert.
    Deshalb leider durchgefallen. :grin (Platz 5)




    Texte mit guten Ansätzen:


    Plagiat
    Die Idee gefällt mir. Ich möchte nicht wissen, wie viele Autoren vor Lesungen schon ähnliche Alpträume hatten... ;-)
    Allerdings:
    "Nicht nur sein schriftstellerisches Werk, nein, auch sein ganzes Leben, seine Person war plötzlich infrage gestellt.", " Das war das endgültige Ende, der absolute finale Todesstoß!"
    Ein bisschen arg dick aufgetragen, oder? Da müsste ja der Großteil der Unterhaltungsliteratur voller weißer Seiten sein... ;-)
    Und wieso sind beide Bücher leer, wenn nur das eine ein Plagiat ist, das andere aber anscheinend selbst geschrieben? Wieso ist niemandem der Unterschied im Stil der beiden Bücher aufgefallen? Wieso muss es überhaupt 2 Bücher geben? Mir gefiele es besser, wenn das Plagiat ein Erstlingswerk wäre, mit dem Frei über Nacht zum Bestsellerautor avanciert.
    (Und bitte bitte nicht die Überraschung der Geschichte, den Wendepunkt, schon im Titel verraten!)


    Über den Wolken
    Das fängt gut an, da wird eine Riesenspannung aufgebaut, man erwartet eine tolle Auflösung --- und dann kommt die Diagnose "Aviophobie". Da stürzt der Leser wie der Protagonist ins enttäuschend Banale. Schade.


    Einblicke
    Niedliche Geschichte. Aber dass Jungs, die alt genug sind, um allein in den Urlaub zu fahren und Kleinanzeigen zu studieren (und zudem mit großen Schwestern aufwachsen), noch nie ein nacktes weibliches Wesen gesehen haben, kommt mir in der heutigen Zeit ziemlich unwahrscheinlich vor... ;-)


    Das Cryo-System
    Hm. Eine Welt in 90 Jahren muss eine sehr fremde sein, die Einsamkeit des Zeitreisenden eine totale. Das will ich konkret erfahren. Die dargestellte Welt scheint mir aber leider eine sehr banal heutige: Flughäfen, Schaufenster, Speicherchips, Gummibänder und Hosentaschen. Gibsons "Neuromancer" und der Film "Demolition Man" (eine wunderbar ironische Version von Huxleys "Brave New World") sind da wesentlich phantasievoller!
    Genauso unkonkret bleiben die "schwerwiegenden" Taten. Alles bleibt zu abstrakt, als dass der Leser sich identifizieren kann mit dem Protagonisten. Deshalb können mich auch die Tochter und das Ende nicht rühren.


    Zuviel gewagt
    Dass es sich um ein Tier handelt, habe ich beim ersten Satz gemerkt. Ich hätte zuerst auf eine Maus getippt.
    Leider funktioniert die Geschichte weder als Fabel noch als psychologisch glaubwürdige Betrachtung aus Fliegensicht: "Verzweiflung" kommt im fliegischen Seelenrepertoire höchstwahrscheinlich nicht vor, das würde die Fähigkeit zu komplizierter Selbstreflexion voraussetzen. Die Kalender, Atlas, Thermometer und Vergleichsmöglichkeiten für andere Klimazonen dürften ihr kaum zugänglich sein. Außerdem frieren Fliegen nicht. Fliegen legen Eier und verschwinden und reden folglich nicht mit ihren Müttern. Fliegen besitzen keinen Magen. Wenn eine Fliege wüsste, was ein Fenster ist, würde sie nicht dagegenfliegen...


    Der Tiger und der Zauberer
    Eine Kindergeschichte. Nuja. Da tauscht ein Tiger seine Gitterstäbe gegen die Abhängigkeit von einem Menschen ein. Diese Deutung der Parabel ist wohl nicht beabsichtigt, aber erscheint mir die interessantere... ;-)


    Der Tod des Marat 2093
    Ehrlichgesagt: Ich versteh den Text nicht. Man erfährt nur Bruchstücke von Informationen, eher eine Skizze als eine Geschichte, das ist zu wenig für mich, um in den Text hineinzufinden, damit die Figuren mich berühren.


    Endlich
    "Dort steht er, der teure protzige Sarg aus Eiche mit den goldenen Beschlägen. In ihm liegt mein Mann. Alt, krank, ungeliebt und schon fast vergessen." – Wie gemein, einen kranken Mann in einen Sarg zu sperren und darin zu vergessen. Man sollte ihn doch wenigstens gelegentlich füttern... :lache
    Ich wünsche mir in dieser Geschichte mehr Raffinesse und Bosheit, ich will mehr über die Schandtaten des Typen erfahren, auch die Dame ist mir einfach zu harmlos und brav.
    "In mich hineingrinsend frage ich mich, ob er wohl je geahnt hat was seine Krankheit ausgelöst hat?" – die Pointe wird schon in der Mitte des Textes verraten. Schade. Diesen Satz würde ich an den Schluss setzen statt des " Endlich haben meine Bemühungen den gewünschten Erfolg gehabt."

  • Besser im Anfängerbereich aufgehoben als im Eulenwettbewerb:


    Freie Gesprächsrunde
    Das Thema hatten wir doch letzten Monat schon, nur in gut. ;-)


    Das Kinn
    Den Dialog kann ich mir gesprochen nicht vorstellen, "Das Aufblicken war eine runde Bewegung nach oben." Die Sprache scheint mir theatralisch und gestelzt. Nicht mein Fall.


    Nemo?
    Der Erzähler kann sich nicht entscheiden, ob er aus der Perspektive des Kindes, der Mutter oder des objektiven Betrachters erzählen soll. Entweder oder, so funktioniert es jedenfalls nicht. Auch der Titel suggeriert Unentschlossenheit. Und wer den Film nicht kennt, versteht die Geschichte nicht.


    Tagträume
    Hier geht es durcheinander mit den grammatischen Zeiten, mit Lacken kann man malen, aber zudecken damit ist schwierig, Betten in Gefängnissen pflegen sehr stabil zu sein, damit die Gefangenen nix Böses damit anstellen, über "den Pflasterstein" kann man stolpern, nicht schlendern, dass man wegen eines
    Bagatelldeliktes in Einzelhaft kommt ist unglaubwürdig, hier stimmt es hinten und vorne nicht, sorry.


    Freiheit
    Schreiben hat sicherlich einen therapeutischen Wert, das wurde ja schon wiederholt hier diskutiert, solche Texte sind aber in Tagebüchern vielleicht besser aufgehoben...


    Frei
    Die Satzzeichen wurden in diesem Text offenbar mit dem Pfefferstreuer verteilt.
    Auch sprachlich ist der Text nicht gut, die Bezüge stimmen oftmals nicht, die Grammatik ist Murx, die Formulierungen hauen daneben, der Titel ist alles andere als originell. Das ist nichtmal ein befriedigender Schüleraufsatz. Er kommt mir eher vor wie -- nichtmal eine Skizze, sondern Rohmaterial, aus dem vielleicht mal ein (belletristischer oder essayistischer) Text werden könnte. Sicherlich, wichtige Fragen, die den Autor offenbar beschäftigen, aber diese rohe ungeschälte Kartoffel, die er mir hier auf den Teller packt, mag ich partout nicht essen.


    Frei sein
    Ein "Gedicht" das mit einem Herz–Schmerz–Reim beginnt, oh jemine.
    Und dann reimt sich da "Welt" auf "zählt", "war" auf "Narr", "lassen" auf "lassen", da kräuseln sich mir die Fußnägel. Inhaltlich bleibt die Sache abstrakt und deshalb uninteressant. Der Titel ist auch nicht so wahnsinnig originell.


    Ungewolltes Leben
    "Sie möchte nur, dass alle sind still."
    Das ich auch hier gerne will.
    Die Reime mir zu passen nicht scheinen,
    das ist zum Weinen.
    Im Dunkeln rennen macht Müh, und Muh
    die Kuh. Klappe zu.